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Transkript:

BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 20/10954 20. Wahlperiode 28.02.14 Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Dennis Thering (CDU) vom 20.02.14 und Antwort des Senats Betr.: Legionellengefahr durch Verdunstungskühlanlagen in Hamburg Die im Wasser lebenden Bakterien vom Typ Legionella pneumophila wurden erstmals 1976 entdeckt und sind heutzutage besser unter dem Begriff Legionellen bekannt. Beim Menschen können Legionellen zum Ausbruch des Pontiac-Fiebers und der Legionellenpneumonie ( Legionärskrankheit ) führen. Während das Pontiac-Fieber beim Menschen vergleichsweise glimpflich verläuft und grippeähnliche Symptome hervorruft, die nach maximal zwölf Tagen spontan abklingen, stellt die Legionärskrankheit durch eine symptomatisch schwere Lungenentzündung und eine Sterblichkeitsrate von 7 15 Prozent eine ernst zu nehmende Gefahr für die Menschen auch in unserer Stadt dar. Schätzungen gehen von jährlich 15.000 bis 30.000 durch Legionellen hervorgerufene Lungenentzündungen bundesweit aus, wobei in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen erfolgte Infektionen hier nicht einmal miteingerechnet werden. Zu den besonders stark gefährdeten Risikogruppen zählen ältere Menschen, Extremsportler wie Triathleten, Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, einer Lungenerkrankung oder einer Nierenfunktionsstörung und Raucher. Als Hauptübertragungsweg gelten fein in der Luft verteilte und mit Legionellen verunreinigte Wassertröpfchen, sogenannte Aerosole, die vom Menschen eingeatmet werden. Neben Wasserinstallationssystemen in Gebäuden und Schwimmbädern kann es vor allem durch sogenannte Verdunstungskühlanlagen zur Bildung und Verbreitung legionellenhaltiger Aerosole kommen. Diese Anlagen kommen in vielen großen Gebäuden vor und dienen der Abführung überschüssiger Wärme aus Vorgängen verschiedener Art. So kommen Verdunstungskühlanlagen beispielsweise in Hotels, Kranken- und Warenhäusern oder Industrie- und Gewerbebetrieben zum Einsatz. Es besteht dabei die Gefahr, dass sich Legionellen in der Umgebungsluft ausbreiten und Menschen erkranken. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) schätzt die Zahl der in Deutschland eingesetzten Verdunstungskühlanlagen auf über 1 Million Stück. Viele davon sind auch in Hamburg im Einsatz. Wie groß das von Verdunstungskühlanlagen ausgehende Gefährdungspotenzial wirklich ist, hat ein Legionellenausbruch in der Stadt Warstein in Nordrhein-Westfalen im Sommer 2013 gezeigt, als 165 Menschen durch Legionellen erkrankten, drei davon tödlich. Wie das Umweltbundesamt bestätigt hat, bestand die Infektionsquelle in der Verdunstungskühlanlage eines Industriebetriebes. Dieser hatte für sein Kühlsystem Wasser aus einem nahe gelegenen Fluss entnommen, das bereits deutlich mit Legionellen kontaminiert war. Diese Verunreinigung wird auf die Einleitung der warmen und nährstoffreichen Abwässer der Warsteiner Brauerei und die nicht ausreichende Dekontamination durch ein kommunales Klärwerk zurückgeführt.

Drucksache 20/10954 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg 20. Wahlperiode Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat: 1. Wie hat sich die Fallzahl der Legionellenerkrankungen ( Legionellose ) seit 2008 bis zum Jahresende 2013 in Hamburg entwickelt? (Bitte nach Jahren aufschlüsseln und die Zahl der Todesfälle mit angeben.) Wie bewertet der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde diese Entwicklung? In nachfolgender Tabelle ist in den ersten beiden Spalten die Anzahl der gemeldeten Legionellen-Nachweise für die Jahre 2008 bis 2013 sowie die Anzahl der von den Gesundheitsämtern übermittelten Todesfälle angegeben. In den beiden letzten Spalten ist die Inzidenz (Anzahl der Erkrankungen bezogen auf 100.000 Einwohner) in Hamburg in Bezug zu dem Bundesdurchschnitt dargestellt. Die Legionellose-Inzidenz in Hamburg lag damit bis auf 2012 immer unterhalb des Bundesdurchschnitts, 2012 leicht darüber. Fälle Verstorben Inzidenz Bundesdurchschnitt Hamburg Inzidenz 2008 4 0 0,64 0,23 2009 10 1 0,61 0,39 2010 10 1 0,85 0,39 2011 19 1 0,79 0,72 2012 20 1 0,80 0,89 2013 15 0 1,13 0,83 2. Wie bewertet der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde das von Verdunstungskühlanlagen ausgehende Gesundheitsrisiko für die Menschen in Hamburg? Soweit Verdunstungskühlanlagen nach den geltenden technischen Standards und Empfehlungen (siehe Antwort zu 7.) betrieben werden, wird das Gesundheitsrisiko von der zuständigen Behörde als gering bewertet. 3. Kann der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde für Hamburg Fälle wie in Warstein ausschließen, bei denen Dutzende Menschen erkranken oder sogar ums Leben kommen? Wenn ja, wie? Wenn nein, durch welche Maßnahmen und Konzepte zur Gefahrenabwehr und Vorsorge versucht der Senat, das Risiko solcher Massenerkrankungen zu minimieren? Verdunstungskühlanlagen können unter bestimmten Umständen durch die Emissionen von legionellenhaltigen Wassertröpfchen (Aerosolen) durch das Einatmen beim Menschen eine Legionellose verursachen. Da der Eintrag von einzelnen Legionellen in das Wassersystem nicht verhindert werden kann, ist ein vollständiger Ausschluss jeglicher Risiken nicht möglich. Vielmehr kommt der Vermeidung des Legionellenwachstums in der Anlage und der Minimierung des Aerosolaustrags aus der Anlage eine zentrale Rolle zur Vermeidung des Gesundheitsrisikos zu. Der Senat hat daher dem Antrag des Landes Nordrhein-Westfalen zur Entschließung des Bundesrates zur Notwendigkeit immissionsschutzrechtlicher Regelungen der Anforderungen an Errichtung und Betrieb von Verdunstungskühlanlagen zugestimmt. Er unterstützt das Vorhaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, eine gesetzliche Regelung in Form einer Verordnung zum Bundes- Immissionsschutzgesetzes einzuführen. 4. Verdunstungskühlanlagen in öffentlichen Einrichtungen und Gebäuden: a. In wie vielen Gebäuden beziehungsweise Immobilien, die sich im Eigentum der Freien und Hansestadt Hamburg befinden, werden Verdunstungskühlanlagen betrieben? Um was für Einrichtungen handelt es sich jeweils? 2

Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg 20. Wahlperiode Drucksache 20/10954 b. Wurden alle Verdunstungskühlanlagen in öffentlichen Gebäuden bis zum 31. Dezember 2013 untersucht? Sofern es sich bei Verdunstungskühlanlagen um nicht genehmigungsbedürftige Anlagen im Sinne des BImSchG handelt, sind diese weder genehmigungs- noch anzeigebedürftig, sie werden nur anlassbezogen überwacht. Es liegen daher der zuständigen Behörde keine Informationen über die Anzahl oder die Aufstellungsorte derartiger Anlagen vor. c. In wie vielen und welchen Fällen wurde der technische Maßnahmenwert für Legionellen überschritten? Bestand durch diese Überschreitung eine Gesundheitsgefährdung für die Bürgerinnen und Bürger? d. Welche Maßnahmen wurden bei Überschreitung des technischen Maßnahmenwerts für Legionellen jeweils ergriffen? Da die Anlagen nicht der Trinkwasserverordnung unterliegen, besteht weder die dort normierte Untersuchungspflicht bis zum 31. Dezember 2013 noch der in der Trinkwasserverordnung festgelegte technische Maßnahmenwert für Legionellen. 5. Verdunstungskühlanlagen in privaten und/oder privatwirtschaftlichen Gebäuden und Einrichtungen: a. In wie vielen privaten und/oder privatwirtschaftlichen Gebäuden beziehungsweise Einrichtungen in Hamburg werden Verdunstungskühlanlagen betrieben? Um was für Einrichtungen handelt es sich jeweils? (Gegebenenfalls bitte einen Schätzwert angeben.) b. Wurden alle Verdunstungskühlanlagen in privaten und/oder privatwirtschaftlichen Gebäuden beziehungsweise Einrichtungen in Hamburg bis zum 31. Dezember 2013 untersucht? Siehe Antwort zu 4. a. und 4. b. Dem Bezirksamt Altona ist eine Anlage bekannt, in der die Konzentration von 100 Legionellen/100 ml im Kühlwasser überschritten wurde. Es wurden die Vorgaben der VDI 3808, 6022 und 6023 zur Beurteilung der Anlage herangezogen. Maßnahmen zur Absenkung der Legionellenkonzentration waren hier unter anderem Einsatz eines Biozides, Änderung der Fahrweise der Anlage, Vermeidung von Stagnationszeiten, Intensivierung der Wartung der Anlage und Filterwechsel. Die Anlage ist nunmehr seit mehr als drei Jahren ohne Legionellenbefund. c. In wie vielen und welchen Fällen wurde der technische Maßnahmenwert für Legionellen überschritten? Bestand durch diese Überschreitung eine Gesundheitsgefährdung für die Bürgerinnen und Bürger? d. Welche Maßnahmen wurden bei Überschreitung des technischen Maßnahmenwerts für Legionellen jeweils ergriffen? Siehe Antwort auf 4. c. und 4. d. Vom Bezirksamt Wandsbek wurden bei einer Eigenüberwachung in einem Krankenhaus in einem Fall bei einer Verdunstungsanlage für eine Klimaanlage Legionellen festgestellt. Sofort nach Bekanntwerden des Ergebnisses wurde die Anlage abgeschaltet. Meldungen über Erkrankungen gingen nicht ein. Die Anlage wurde abgeschaltet, desinfiziert, neu untersucht und nach negativem Ergebnis wieder für kurze Zeit in Betrieb genommen. Die Anlage ist heute außer Betrieb. 6. Welche Stellen sind in Hamburg für die Kontrolle von Verdunstungskühlanlagen auf einen möglichen Legionellenbefall zuständig und wie viele Personen werden dort jeweils für die entsprechenden Kontrollen eingesetzt? 3

Drucksache 20/10954 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg 20. Wahlperiode Verdunstungskühlanlagen unterliegen dem Anwendungsbereich des BImSchG. Von daher sind die Immissionsschutzbehörden für die Kontrolle von Verdunstungskühlanlagen zuständig (bei nach BImSchG genehmigungsbedürftigen Anlagen ist dies die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), bei nicht genehmigungsbedürftigen Anlagen das zuständige Bezirksamt). Da bei nicht genehmigungsbedürftigen Anlagen keine Regelkontrollen vorgesehen sind (siehe Antwort zu 4. a. und 4. b.), kann die Anzahl der Personen, die sich in Bezirksämtern speziell mit der Kontrolle von Verdunstungskühlanlagen befassen, nicht angegeben werden. Die Überwachung von Verdunstungskühlanlagen, die Nebenanlage einer immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftigen Anlage sind, stellt nur einen kleinen Ausschnitt aus der insgesamt wahrzunehmenden Überwachungstätigkeit der BSU dar. Darüber hinaus machen diese Nebenanlagen erfahrungsgemäß nur einen sehr kleinen Anteil an der Gesamtmenge Hamburger Verdunstungskühlanlagen aus. Die Anzahl der Personen, die entsprechende Kontrollen durchführen, kann daher für die BSU ebenfalls nicht beziffert werden. 7. Welche verbindlichen Regelungen für die Errichtung und den Betrieb von Verdunstungskühlanlagen gibt es aktuell? Wie bewertet der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde die Wirksamkeit dieser Regelungen in Hamburg? Es gibt für den Betrieb solcher Kühlanlagen technische Normen, wie zum Beispiel das VDMA-Einheitsblatt 24649 Hinweise und Empfehlungen zum wirksamen und sicheren Betrieb von Verdunstungskühlanlagen. Gesetzliche Regelungen gibt es diesbezüglich bisher nicht, sie werden aber angestrebt (siehe Antwort zu 9.). 8. Inwiefern werden die bereits existierenden verbindlichen Regelungen für die Errichtung und den Betrieb von Verdunstungskühlanlagen in Hamburg eingehalten? Verbindliche Regelungen für die Errichtung und den Betrieb von Verdunstungskühlanlagen liegen bislang nicht vor. Bis zum Vorliegen einer speziellen gesetzlichen Norm können für eine Beurteilung von Verdunstungskühlanlagen (Hygiene und Wasserqualität) die VDI-Regelwerke 3808, 6022 und 6023 hilfsweise herangezogen werden. Überdies sind im VDMA-Einheitsblatt 24649 vom Fachverband Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate ausführliche Informationen zum wirksamen und sicheren Betrieb von Verdunstungskühlanlagen zusammengestellt. Im Übrigen siehe Antworten zu 2. und zu 3. 9. Welche konkreten Regelungen zu industriellen Verdunstungskühlanlagen strebt der Hamburger Senat mit der Unterstützung des nordrheinwestfälischen Entschließungsantrags im Deutschen Bundesrat an? Der Senat unterstützt die Schaffung einer Bundesverordnung mit verbindlichen Regelungen für die Errichtung und den Betrieb von industriellen Verdunstungskühlanlagen auf Grundlage des BImSchG, um der Verbreitung von Legionellen über Aerosole, die von solchen Verdunstungskühlanlagen ausgehen können, vorbeugend entgegenzuwirken (siehe hierzu Antwort zu 3.). Die Verordnung soll Anforderungen an die Errichtung, Wartung und Überwachung der Anlagen enthalten. 10. Laut des Vorworts der Bundesregierung in der Bundestagsdrucksache 18/67 aus dem November 2013 wurde für das Jahresende 2013 der Entwurf ( Gründruck ) einer von der Kommission zur Reinhaltung der Luft zu formulierenden technischen Richtlinie zu Hygieneanforderungen an Verdunstungskühlanlagen erwartet. Liegt dieser Gründruck mittlerweile vor? Wenn ja, bitte im Original beifügen und wie bewertet der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde diesen? Zu wann ist mit dem Weißdruck zu rechnen? Die VDI-Richtlinie 2047, Teil 2 liegt seit Januar 2014 als Gründruck vor. Die Einspruchsfrist endet am 30. Juni 2014. Erst danach ist mit der Herausgabe des Weißdrucks zu rechnen. Aus urheberrechtlichen Gründen darf die zuständige Behörde 4

Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg 20. Wahlperiode Drucksache 20/10954 keine Kopie der VDI-Richtlinie zur Verfügung stellen. Im Übrigen hat sich der Senat hiermit nicht befasst. 11. Laut der Antwort der Bundesregierung auf die Fragen 2. und 3. der Bundestagsdrucksache 18/67 hat das zuständige Umweltministerium in Nordrhein-Westfalen nach den Vorkommnissen in Warstein ein Monitoringprogramm für Kläranlagen durchgeführt, um besondere Risikoszenarien zu identifizieren. Liegen die Ergebnisse des Monitoringprogramms mittlerweile vor? Wenn ja, wie lauten diese und leitet der Senat beziehungsweise die zuständige Behörde daraus einen Handlungsbedarf für Hamburg ab? Der zuständigen Behörde liegen die Ergebnisse des oben genannten Monitorings bisher nicht vor. Demzufolge sind hierzu keine Aussagen möglich. 5