Sprache und Inklusion als Chance?!

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Transkript:

Ulrich Stitzinger Stephan Sallat Ulrike Lüdtke (Hrsg.) Sprache und Inklusion als Chance?! Expertise und Innovation für Kita, Schule und Praxis

Sprachheilpädagogik aktuell Beiträge für Schule, Kindergarten, therapeutische Praxis Band 2 Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik e. V.

Ulrich Stitzinger Stephan Sallat Ulrike Lüdtke (Hrsg.) Sprache und Inklusion als Chance?! Expertise und Innovation für Kita, Schule und Praxis Schulz- Kirchner Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Besuchen Sie uns im Internet: www.schulz-kirchner.de 1. Auflage 2016 ISBN 978-3-8248-1200-4 eisbn 978-3-8248-9983-8 Alle Rechte vorbehalten Schulz-Kirchner Verlag GmbH, 2016 Mollweg 2, D-65510 Idstein Vertretungsberechtigte Geschäftsführer: Dr. Ullrich Schulz-Kirchner, Nicole Haberkamm Umschlagfoto: Wavebreak Media Fotolia.com Druck und Bindung: medienhaus Plump GmbH, Rolandsecker Weg 33, 53619 Rheinbreitbach Printed in Germany Die Informationen in diesem Buch sind von den Herausgebern und dem Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Herausgeber bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ( 53 UrhG) ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar ( 106 ff UrhG). Das gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigungen, Übersetzungen, Verwendung von Abbildungen und Tabellen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung oder Verarbeitung in elektronischen Systemen. Eine Nutzung über den privaten Gebrauch hinaus ist grundsätzlich kostenpflichtig. Anfrage über: info@schulz-kirchner.de

Editorial Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Sprache und Inklusion ist für alle Beteiligten Lehrerinnen und Lehrer, Therapeutinnen und Therapeuten, pädagogische Fachkräfte, Personen in der Bildungsund Gesundheitspolitik und allen voran für Kinder verschiedenster Altersstufen und deren Eltern eine herausfordernde Kombination, denn es besteht die durchgängige Aufgabe, sprachlich-kommunikative Lernbarrieren für alle Kinder und Jugendlichen abzubauen sowie entsprechende Fördermöglichkeiten in der Verknüpfung mit dem jeweiligen Bildungsgegenstand wirksam zu initiieren. Vor diesem Hintergrund werden neu angepasste Konzepte für die Sprachheilpädagogik und Sprachtherapie sowohl mit spezifischen Expertisen in allen Bereichen sprachlich-kommunikativer Beeinträchtigungen als auch im Rahmen interdisziplinärer und interprofessioneller Kooperation notwendig. Grund genug, sich diesem Thema auf dem 32. Bundeskongress der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs) im September 2016 zu widmen. Lange wurde debattiert, gerungen und beraten, ob die zuweilen kontroversen Bereiche Sprache und Inklusion im Kongressthema mit einem und, einem oder, einem trotz oder einem durch verbunden werden sollten, und ob am Ende ein?, ein! oder ein. stehen sollte. Ebenso waren wir uns zunächst uneinig, wie dieses Spannungsfeld zwischen Sprache und Inklusion zu bewerten sei als Untergang der klassischen Sprachheilpädagogik, als unvermeidliches Übel, mit dem man sich arrangieren muss und kann, oder als moderne Variante höchster sprachpädagogischer und sprachdidaktischer Professionalität. Letzlich haben wir uns unisono für das Motto Sprache und Inklusion als Chance?! entschieden eine offene, plurale, innovative und international anschlussfähige Kongressausrichtung, für die der kooperierende Lehrstuhl Sprach-Pädagogik und -Therapie an der Leibniz Universität Hannover seit Jahren steht. Wir freuen uns deshalb, dass in diesem interdisziplinären Sammelband viele verschiedene Beiträge das Thema Sprache und Inklusion als Chance?! in unterschiedlichen Schwerpunkten aus theoretischen und praktischen Perspektiven beleuchten. So wird nach den einführenden und orientierenden Überblicksbeiträgen zur Thematik Sprache und Inklusion im anschließenden ersten Schwerpunkt Interventionen bei sprachlichen und schriftsprachlichen Inhalten der Frage nachgegangen, wie bei Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen auf verschiedenen sprachlichkommunikativen Produktions- und Verarbeitungsebenen die Ziele der (schrift-) sprachlichen Bildung in inklusiven pädagogischen und therapeutischen Kontexten erreicht werden können.

Editorial Im zweiten Schwerpunkt Interventionen bei mathematischen Inhalten werden Möglichkeiten vorgestellt, wie mathematische Einsichten Kindern und Jugendlichen mit expressiven und rezeptiven Beeinträchtigungen der Sprache und Kommunikation in inklusiven Settings erfolgreich vermittelt und Selbst-Lernmechanismen angeregt werden können. Ferner setzen sich die Beiträge im dritten Schwerpunkt Interventionen im Kontext von Mehrsprachigkeit und Interkulturalität eingehend mit den Bedingungen einer zunehmend sprachlich-kulturellen Heterogenität in Schule, Kita und sprachtherapeutischer Praxis auseinander. Überdies werden in einem weiteren Schwerpunkt aktuelle Antworten zur Diagnostik sprachlich-kommunikativer Entwicklungsbereiche für inklusive Settings gegeben und schließlich im letzten Teil des Bandes konkrete Umsetzungen von der Praxis für die Praxis in der Perspektive sprachlicher und kultureller Vielfalt aufgezeigt. Als Herausgeberteam danken wir herzlich den Autorinnen und Autoren für ihre inspirierenden Beiträge und insbesondere Julia Wendel sowie der eventlab GmbH in Leipzig und dem Schulz-Kircher Verlag für die redaktionelle Unterstützung. Und wir hoffen, mit dieser gebündelten Expertise dazu beitragen zu können, dass Fachwissenschaft, Fachpersonal und Fachverband gemeinsam diese Herausforderung zum Wohle aller Beteiligten meistern und wir später einmal sagen können: Wir haben diese Chance nicht vertan, sondern genutzt! Ulrich Stitzinger Stephan Sallat Ulrike M. Lüdtke Hannover, im August 2016

Inhalt SPRACHE UND INKLUSION ÜBERGREIFENDE PERSPEKTIVEN AUF CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN Ulrich Stitzinger, Stephan Sallat Sprache und Inklusion als Chance?! Herausforderungen für den Förderschwerpunkt Sprache... 17 Marianne Nolte Sprache und Sprachverstehen in mathematischen Lernprozessen aus einer mathematikdidaktischen Perspektive... 37 Pascale Engel de Abreu Herausforderung Mehrsprachigkeit und Sprachentwicklung... 45 Manfred Grohnfeldt Inklusion zwischen Anspruch und Wirklichkeit... 59 INTERVENTIONEN BEI SPRACHLICHEN UND SCHRIFTSPRACHLICHEN INHALTEN FOKUS: ORGANISATION UND KOOPERATION IN INKLUSIVEN SPRACHLICHEN BILDUNGSKONTEXTEN Ulrich Stitzinger, Kirsten Diehl, Annegret Gäbel, Ulrike Kopp Sprachlich-kommunikative Unterstützung im inklusiven Unterricht (Wie) kann das gelingen?... 69 Christian W. Glück, Anja Theisel, Markus Spreer Rahmenbedingungen inklusiver Beschulung: Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt Ki.SSES- Proluba... 83

Inhalt Henrike Petzold, Anja Fengler Praxis des Gemeinsamen Unterrichts von Schülerinnen und Schülern mit Förderschwerpunkt Sprache an sächsischen Grundschulen... 87 Barbara Kohl, Stefanie Brors Teamteaching konkret Eine Sprachheilpädagogin und eine Grundschulpädagogin berichten von ihren Erfahrungen... 95 Anselm Bajus, Susanne Witte, Ulrike Oberesch, Nicole Ehnert Sprachstörungen im Vorschulalter intensiv und interdisziplinär behandeln : Erfolge eines frühzeitigen interdisziplinären Förder- und Behandlungssettings als Voraussetzung für weitgehende Inklusion im Schulalter... 99 Gudrun Hagge Sprachförderung in der Kita: Organisation der vorschulischen Sprachförderung durch die Sternschule Förderzentrum Sprache... 113 INTERVENTIONEN BEI SPRACHLICHEN UND SCHRIFTSPRACHLICHEN INHALTEN FOKUS: PRAGMATIK UND KOMMUNIKATION, NARRATION UND GANZHEITLICH MUSIKALISCHE ANSÄTZE Stephan Sallat, Markus Spreer, Grit Franke, Franziska Schlamp-Diekmann Pragmatisch-kommunikative Störungen Herausforderungen für Sprachheilpädagogik und Sprachtherapie in Schule und Berufsbildung... 119 Anja Schröder, Nitza-Katz-Bernstein, Anke Lengning, Uta Quasthoff, Laura Polke, Juliane Stude Erfassung und Förderung der interaktiven Erzählfähigkeiten von Kindern mit sprachlichem Förderbedarf... 131 Wilma Schönauer-Schneider, Karin Reber Quietsch, Quatsch, Matsch: Prototypische Unterrichtskontexte zur Förderung von Sprachkompetenz... 145

Inhalt INTERVENTIONEN BEI SPRACHLICHEN UND SCHRIFTSPRACHLICHEN INHALTEN FOKUS: SEMANTIK UND LEXIK Kim Schick, Andreas Mayer, Martina Weitz Unterrichtsintegrierte Förderung lexikalischer Fähigkeiten am Beispiel des Englischunterrichts... 155 Ellen Bastians Wer weiß was? Wow! Wortschatz! Fach/Wortschatz-Lernstrategie-Training (FWLT) Ein Beispiel zur Adaption des Konzepts Wortschatzsammler für die Sekundarstufe I... 169 Melanie Jester Hast Du Angst, Kind? Mentale Begriffe im Symbolspiel von Vorschulkindern mit und ohne spezifische Sprachentwicklungsstörungen (SSES)... 177 INTERVENTIONEN BEI SPRACHLICHEN UND SCHRIFTSPRACHLICHEN INHALTEN FOKUS: MORPHOLOGIE UND SYNTAX Tanja Ulrich Grammatische Fähigkeiten deutschsprachiger Kinder zwischen vier und neun Jahren mit Fokus auf dem Kasuserwerb... 185 Margit Berg, Hubertus Hatz, Bettina Janke Produktive und rezeptive Grammatikentwicklung von Kindern mit SSES von der Einschulung bis zum Ende der 2. Klasse Ergebnisse aus der Ki.SSES-Studie... 193

Inhalt INTERVENTIONEN BEI SPRACHLICHEN UND SCHRIFTSPRACHLICHEN INHALTEN FOKUS: PHONETIK UND PHONOLOGIE, SCHRIFTSPRACHERWERB UND LITERACY Reinhard Kargl, Christian Purgstaller Morphematische Bewusstheit Eine große Chance für die Förderung der Schriftsprache... 201 Michael Kalmár Und täglich grüßt das Murmeltier: Phonotaktische Regeln der deutschen Sprache (seit 25 Jahren) im Erstschriftspracherwerb noch immer weitgehend unbeachtet... 209 Tanja Jungmann, Ulrike Morawiak, Julia Böhm Alltagsintegrierte Sprach- und Literacy-Förderung Konzept und Wirksamkeitsforschung im Rahmen des KOMPASS-Projektes... 215 Christiane Miosga Zum Einfluss digitaler Medien auf das Lesen und die Literacy-Entwicklung... 223 Anke Buschmann, Bettina Multhauf Heidelberger Elterntraining zum Umgang mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (HET LRS): Konzept und Evaluation... 231 INTERVENTIONEN BEI MATHEMATISCHEN INHALTEN Anja Schröder, Alexander Röhm, Monika London, Nadine Elstrodt Mathematisches Lernen unter besonderer Berücksichtigung der zentralen Einflussfaktoren Sprache und Arbeitsgedächtnis... 241 Margit Berg, Stephan Sallat, Susanne Ullrich, Birgit Werner Inklusiver Mathematikunterricht als sprach- und kommunikationssensibler Fachunterricht. Empirische Befunde und konzeptionelle Überlegungen... 255

Inhalt Andreas Mayer Sprachliche Lernbarrieren beim Erwerb mathematischer Kompetenzen... 269 Heiko Seiffert Lernbarrieren beim Fachwortlernen zum Beispiel Mathematik... 279 Rebecca Klose Mathematische Begriffsbildung von bilingual unterrichteten Schülerinnen und Schülern... 287 Tanja Jungmann, Andrea Schulz, Julia Böhm, Katja Koch Alltagsintegrierte Förderung früher mathematischer Kompetenzen Konzept und Ergebnisse des KOMPASS-Projektes... 293 INTERVENTIONEN IM KONTEXT VON MEHRSPRACHIGKEIT UND INTERKULTURALITÄT Solveig Chilla, Inge Holler-Zittlau, Carla Sack, Susanne van Minnen Kinder mit Fluchterfahrung als sprachpädagogische Aufgabe... 303 Ellen Bastians Sprachförderung mit Qualitätsanspruch in der Inklusion!? Konzept und Umsetzung an der 11. Gesamtschule Köln-Mülheim im Rahmen von QuisS (Qualität in sprachheterogenen Schulen)... 317 Christina Haupt Inklusion von Roma-Schülerinnen und Schülern: (Wie) Können Sprachtherapie und Sprachheilpädagogik unterstützen?... 325 Yvonne Adler Ergebnisse und Bedingungen früher Förderung des Zweitspracherwerbs nach dem KomMig-Modell... 333

Inhalt Katja Schmidt Zweitspracherwerb im bilingualen Kindergarten: auch für Kinder mit sprachlichen Beeinträchtigungen?... 341 Ulla Licandro Die Analyse narrativer Fähigkeiten von ein- und mehrsprachigen Kindern... 349 Anja Starke Selektiver Mutismus bei mehrsprachigen Kindern Welchen Einfluss haben Deutschkompetenzen, Ängstlichkeit und kulturelle Unterschiede auf die Entwicklung des Schweigens?... 355 Anke Buschmann Heidelberger Elterntraining zur Förderung von Mehrsprachigkeit: Alltagsintegrierte Sprachförderung zuhause... 363 DIAGNOSTIK SPRACHLICH-KOMMUNIKATIVER ENTWICKLUNGSBEREICHE FÜR INKLUSIVE SETTINGS Kathrin Mahlau Screening grammatischer Fähigkeiten für die 2. Klasse (SGF 2) ein Gruppenverfahren zur Feststellung der sprachlichen Fähigkeiten für Kinder zweiter Klassen... 373 Hans-Joachim Motsch ESGRAF 4-8: Grammatiktest für 4-8jährige Kinder. Diagnostik als unverzichtbare Voraussetzung vor Interventionen... 381 Katja Johanssen, Jens Kramer, Julia Lukaschyk Deutscher Mutismus Test (DMT-KoMut) aus der Praxis, für die Praxis... 387 Anja Starke, Katja Subellok Schüchtern oder selektiv mutistisch? DortMuS-Schule ein Fragebogen für Lehrkräfte im Primarbereich... 395

Inhalt Lilli Wagner Sprachstandsdiagnostik bei ein- und mehrsprachigen Kindern im inklusiven Kontext mit dem Screening der kindlichen Sprachentwicklung SCREENIKS... 401 VON DER PRAXIS FÜR DIE PRAXIS IN DER PERSPEKTIVE SPRACHLICHER UND KULTURELLER VIELFALT Sabine Hirler Tanz durch das Tor der Sinne Wahrnehmungs- und Sprachförderung durch Rhythmik und Musik... 411 Michèle Lorang, Marc Schmidt Kontrastoptimierung Sprachtherapie mit mehrsprachigen Kindern... 425 Marianne Wiedenmann Ein Sprachprojekt für neu zugewanderte Jugendliche in dem ScienceCenter FrankfurtRheinMain EXPERIMINTA... 435 Matthias Jöde Akustische Optimierung im Klassenzimmer... 445 Index... 455 Autorenverzeichnis... 461

Sprache und Inklusion Übergreifende Perspektiven auf Chancen und Herausforderungen

Ulrich Stitzinger, Stephan Sallat Sprache und Inklusion als Chance?! Herausforderungen für den Förderschwerpunkt Sprache 1 Problemaufriss Das Bildungssystem ist im Zuge der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (Convention on the Rights of Persons with Disabilities, United Nations, 2006) aktuell großen Veränderungen unterworfen. Die Realisierung inklusiver Bildungsangebote ist dabei eine Herausforderung für die Handlungsakteure aus allgemeiner Pädagogik, Sonder- und Heilpädagogik und zunehmend aus dem medizinischtherapeutischen Bereich. Es gilt, in regionaler interdisziplinärer Kooperation Angebote und Hilfen für alle Kinder und Jugendlichen bereitzustellen, die ihnen die besten Entwicklungsmöglichkeiten und damit Teilhabe und Partizipation bieten. Die Ausgestaltung der Kooperationen ist dabei wesentlich vom Förderbedarf der Kinder und Jugendlichen in Kita, Schule und Praxis abhängig. Sprachlicher Förderbedarf ist grundsätzlich abzugrenzen von einem Förderbedarf im Bereich Lernen oder geistige Entwicklung. Schülerinnen und Schüler mit primärem sprachlichen Förderbedarf können bei geeigneter Unterstützung weitestgehend die gleichen Bildungsziele und Abschlüsse wie Lernende ohne sonderpädagogischen Förderbedarf verfolgen und erreichen (Sallat & Spreer, 2014). Allerdings können sprachliche Beeinträchtigungen auch bei anderen primären Förderbedarfen wie etwa Hören, Lern- und Leistungsverhalten, emotionale und soziale Entwicklung, geistige Entwicklung, körperliche und motorische Entwicklung auftreten, die ebenso besondere Fördermaßnahmen erfordern (Lüdtke & Stitzinger, 2015). Die Sprachheilpädagogik muss deshalb in der Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen Konzepte für die inklusive Arbeit entwickeln, die sich am jeweiligen sprachlich-kommunikativen Förderbedarf der Kinder und Jugendlichen orientieren. Die hohe Bedeutung sprachlicher und kommunikativer Fähigkeiten für Bildungs- und Lernprozesse verlangt dabei nach Lösungen, die über punktuelle, stundenweise Unterstützungsangebote hinausgehen. So werden in diesem Beitrag die Herausforderungen und Notwendigkeiten für die inklusive Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf im Bereich der Sprache und Kommunikation in einem breiten Überblick dargestellt. Zunächst werden 17

Ulrich Stitzinger, Stephan Sallat die Zusammenhänge von Sprache mit und in Bildungsprozessen erörtert und anschließend Perspektiven für die Analyse der individuellen Ressourcen und Problemlagen von Kindern Jugendlichen mit sprachlich-kommunikativem Förderbedarf diskutiert. Zum Abschluss des Beitrages werden daraus Rückschlüsse und Empfehlungen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit als Einstieg in das Thema Sprache und Inklusion gezogen. 2 Bildungsrelevanz von Sprache Begriffsklärungen Die Teilhabe an Bildung ist eng mit sprachlich-kommunikativen Kompetenzen verknüpft. Kinder mit geringen Fähigkeiten im Bereich Sprache und Kommunikation zum Schuleintritt, egal ob infolge einer Sprachentwicklungsstörung oder mangelnder Deutschkenntnisse, tragen ein erhöhtes Risiko für Bildungsmisserfolg (Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2014; Hasselhorn & Sallat, 2014). Spätestens mit dem Übergang zur Schule werden sprachlich-kommunikative Kompetenzen für den Schriftspracherwerb, für den Erwerb mathematischer Einsichten sowie für weitere Lernprozesse vorausgesetzt. Sprache erfährt dabei eine besondere Bedeutung, da sie sowohl Lerngegenstand (Fachsprache, Schriftsprache, Fremdsprache) als auch Medium und Wissensträger ist. Die sprachlich-kommunikativen Anforderungen im schulischen Bereich sind daher sehr vielfältig und verändern sich im Schulverlauf. Infolge von Sprach- und Kommunikationsstörungen zeigen sich störungsspezifisch unterschiedliche Beeinträchtigungen bei der Bewältigung sprachlich-kommunikativer Anforderungen in Bildungskontexten (Sallat & Schönauer-Schneider, 2015). Um die Bedeutung von Sprache in inklusiven Bildungskontexten darstellen und eine Einschätzung von Chancen vornehmen zu können, die dann als Grundlage für Ableitungen in Bezug auf die Expertise der in diesem Bereich arbeitenden Fachpersonen dienen können, ist eine einführende Begriffsklärung notwendig. Daher werden im Folgenden die Unterschiede von Sprache als Bildungssprache, Fachsprache, Schriftsprache und Fremdsprache mit dem jeweiligen Bezug zu Kindern und Jugendlichen mit sprachlich-kommunikativem Förder- und Unterstützungsbedarf beschrieben sowie die Relevanz von Sprache als Medium erörtert. 2.1 Bildungssprache Wissen wird mit Hilfe von Sprache vermittelt. Die dabei verwendete Sprache wird als Bildungssprache bezeichnet. Bildungssprache ist als sprachliches Register zu verstehen, das in schulischen und weiterführenden Bildungseinrichtungen Anwendung findet bzw. erwartet wird und das sich meist von außerschulisch gebrauchten Soziolekten in Peergroup, Familie oder kultureller Gruppe unterscheidet (Gogolin & Lan- 18