Dividendenfonds: Die Saison ist eröffnet Die Börse ist in Spendierlaune: 25 Milliarden Euro an Dividenden zahlen allein die 30 Dax-Unternehmen. Weltweit gibt es Geldgeschenke. DAS INVESTMENT erklärt die Spielregeln des alljährlichen Spektakels, präsentiert bewährte Dividendenfonds und stellt neue Produkte vor. Grüne Papageien aus Knetgummi und übergewichtige Menschen in bunter Badekleidung: Der 1999 gegründeten Mobilcom-Tochter Freenet waren jahrelang alle Werbe-Mittel recht, um die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden zu erregen. Normal ist das nicht, verkündete der Internetund Mobilfunkanbieter aus Büdelsdorf, der dem damaligen Monopolisten Telekom Konkurrenz machen wollte. Heute steht das einstige Enfant terrible wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit diesmal allerdings vornehmlich bei Analysten. Wir wollen 2011 mindestens 80 Cent Dividende zahlen, teilte Freenet-Chef Christoph Vilanek Ende 2010 mit. Das wäre exakt viermal so viel wie im Vorjahr und entspräche beim aktuellen Kurs von 8,17 Euro (Stichtag: 25. Februar) einer Dividendenrendite von 9,8 Prozent. 25 Milliarden Euro für Aktionäre Ein Extrembeispiel, aber kein Einzelfall. Ob BMW, Volkswagen, Siemens oder die Deutsche Bank: Allein von den 30 Dax-Unternehmen werden 24 in diesem Jahr voraussichtlich die Dividende erhöhen. Insgesamt 25 Milliarden Euro sollen im Frühjahr 2011 an die Aktionäre der Dax-Konzerne fließen: Das sind rund 5 Milliarden mehr als im Vorjahr und fast so viel wie 2008, als Deutschlands Firmen-Elite für das Boomjahr 2007 insgesamt 27,5 Milliarden Euro ausschüttete. Noch interessanter als die absolute Höhe der Ausschüttungen ist für Investoren die Dividendenrendite, die sich aus der Dividende im Verhältnis zum Aktienkurs errechnet. Je höher sie ausfällt, desto größer der Zusatzertrag für den Anleger. Eine hohe Dividendenrendite deutet zudem auf eine günstige Bewertung hin, was die Aktien weniger anfällig für Kursverluste macht.
Das Zinsniveau für festverzinsliche Wertpapiere hingegen steckt gerade in einem Tief. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg bieten 68 der 500 US-Konzerne im amerikanischen Aktienindex S&P 500 eine höhere Dividendenrendite als der durchschnittliche Zins für US-Staatsanleihen. Ganz ähnlich sieht es in Europa aus. Eine Analyse der Investmentbank Goldman Sachs Ende 2010 ergab, dass die Dividendenrendite von rund einem Drittel der im Stoxx Europe 600 vertretenen Unternehmen höher ist als deren Anleihenzinsen. Im langjährigen Durchschnitt gilt dies immerhin für 10 Prozent der Aktien aus dem Stoxx Europe 600. Ein weiterer Vorteil dividendenstarker Papiere ist das überschaubare Risiko. Schließlich leisten Dividenden einen hohen Beitrag zum Gesamtertrag einer Aktie Experten schätzen ihn auf ein Drittel bis ein Viertel der gesamten Aktienrendite. Bei stagnierenden oder leicht fallenden Kursen federn die Dividenden die Verluste ab. Darüber hinaus stehen hinter Dividendenaktien meist substanzstarke Unternehmen aus defensiven Branchen wie Telekommunikation oder Energieversorgung. Diese Titel schwanken üblicherweise weniger stark, da sie nicht so abhängig vom Konjunkturverlauf sind wie etwa Konsumgüterhersteller. Ein Rechenbeispiel: Hätte es 1970 schon ein Indexprodukt auf den MSCI Europa gegeben, wären
einschließlich aller Dividenden aus einer Anlage von 100 Euro bis Ende 2010 trotz Finanzkrise 5.126 Euro geworden. Ohne Dividende wäre es mit 1.169 Euro weniger als ein Viertel gewesen. Doch nicht nur der reine Zinseszins sorgt für Rendite. In Deutschland etwa hat der Div-Dax, der die 15 dividendenstärksten Titel des Dax enthält, den Gesamt-Dax (inklusive Wiederanlage der Ausschüttungen) in den vergangenen zehn Jahren um rund 45 Prozentpunkte überholt. Institutionelle Investoren wie Versicherungsgesellschaften und Pensionsfonds haben die Zeichen der Zeit erkannt. Dividendenaktien sind für uns seit Sommer 2010 interessant geworden, erklärt Hans-Jörg Schreiweis, Leiter Kapitalanlagen und Vermögensverwaltung der Nürnberger Versicherungsgruppe. Knapp ein Fünftel ihrer Aktienanlagen hält die Nürnberger in dividendenstarken Titeln sowie in aktiven und passiven Dividendenfonds. Noch mehr Wert auf die Dividendenerträge legt Swiss Life: Dividendenaktien und -ETFs machen beim größten Schweizer Lebensversicherer rund ein Viertel des Aktienportfolios aus. Kursrisiken beachten Auch Michael Fuxa schwört auf Titel wie Deutsche Telekom und Eon, bei denen die Dividendenrendite über der Rendite entsprechender Unternehmensanleihen liegt. Die hohe Dividendenrendite darf aber nicht über Kursrisiken hinwegtäuschen, warnt der Abteilungsleiter Wertpapiere bei der Versicherungsgesellschaft Universa. Deshalb sollten Investoren auch auf ein stabiles Geschäftsmodell, leistungsstarkes Top-Management, zuverlässige Erträge und stabile Finanzen achten. Top-Fonds von DWS und DJE Wer Bilanzen nicht zu seiner Lieblingslektüre zählt, kann auch Anteile von Dividendenfonds kaufen und damit die Entscheidung für einzelne Werte Experten übertragen. Eine Möglichkeit, die zunehmend auch institutionelle Investoren nutzen. Die Präferenzen sind dabei eindeutig. Wir haben dieses Jahr den DWS Top Dividende ins Portfolio genommen und gleich mit 4 Prozent gewichtet, erklärt Dirk Rathjen, Leiter Investment bei Skandia. Darüber hinaus verwenden wir den DJE Dividende & Substanz, der asienlastiger ist, im Underlying unserer Garantiefonds SEG 20XX mit 10 Prozent. Auch die anderen befragten professionellen Investoren bezeichnen die beiden Fonds als ihre Favoriten. Zu Recht, legten sie doch in den vergangenen fünf Jahren trotz Finanzkrise zwischen knapp 20 und mehr als 27 Prozent zu und ließen damit die globale und die europäische Konkurrenz weit hinter sich. Bei der Auswahl der größten Aktienpositionen findet DWS-Manager Thomas Schüssler viele Werte, die einem auf den ersten Blick gar nicht in den Sinn kommen würden auch jenseits der bekannten Indizes wie Dax oder Euro Stoxx, beschreibt Nürnberger-Anlagechef Schreiweis die
Vorzüge seines Favoriten. Besonders gut gefallen ihm dabei der große Anteil der US-Werte, der bei knapp 30 Prozent liegt, sowie die globalen Pharma-Unternehmen wie Novartis und Roche, die zu den Top-Positionen gehören. Neben der Dividendenrendite spielen für Schüssler auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis, die Ausschüttungsquote, das Gewinnwachstum und der Vorsteuergewinn eine wichtige Rolle. Bei der Aktienauswahl konzentriert er sich daher zum einen auf Unternehmen, die im internationalen Vergleich die höchste Dividende zahlen. Zum anderen sucht er Firmen, deren Ausschüttungen nur einen geringen Teil des Gewinns ausmachen und zugleich über dem Branchendurchschnitt liegen. Das Unternehmen hat dann größere finanzielle Puffer und die Möglichkeit, weiter ein solides Wachstum zu finanzieren, sagt Schüssler. Zudem fokussiert er sich auf das Dividendenwachstum über die letzten drei bis fünf Jahre. Ähnlich geht Jan Ehrhardt vor, Manager des DJE Dividende & Substanz. Auch der Sohn des DJE-Gründers Jens Ehrhardt achtet auf die Gewinnperspektive des Unternehmens und die Nachhaltigkeit des Dividendenwachstums. Diese Strategie machte sich vor allem in der Finanzkrise bezahlt, als viele Dividendenfonds traditionell hohe Beträge ausschüttende Finanzwerte unter ihren Top-Portfolio-Positionen hatten. Trotz der sehr lukrativen Dividendenrenditen von bis zu 7 Prozent trennten sich sowohl Schüssler als auch Ehrhardt rechtzeitig von entsprechenden Titeln, da sie die Gewinnfantasie für ausgereizt hielten. Was die Wertentwicklung auf Fünf-Jahres-Sicht betrifft, bleiben die beiden Fonds hinter zwei Asien-Produkten dem HSBC Asia Pacific ex Japan Equity High Dividend und dem Schroder Asian Equity Yield zurück. Sie legten seit Februar 2006 rund 47 beziehungsweise 30 Prozent zu. Auf Drei-Jahres-Sicht schafften es neben diesen beiden auch die Asien-Fonds ING Asia Pacific High Dividend, Henderson Asian Dividend Income und Allianz RCM High Dividend Asia Pacific auf die vorderen Plätze. Ein Grund für das gute Abschneiden der Asien-Fonds liegt darin, dass sie während der Krise am wenigsten unter den Kurseinbrüchen bei den Finanzwerten gelitten haben. Außerdem beobachten Experten in den Schwellenländern im Allgemeinen und in Asien im Besonderen einen Anstieg der Dividendenrendite sowie der Anzahl der ausschüttenden Firmen.
Powered by TCPDF (www.tcpdf.org) Auch am Branchenriesen DWS gehen die Entwicklungen in den Schwellenmärkten nicht vorbei. So legte die Deutsche-Bank-Tochter Anfang des Jahres den Schwellenmarkt-Fonds DWS Dividende Emerging Markets Direkt 2015 auf. Fondsmanager Jens Labusch kauft Schwellenländer-Aktien mit einer hohen Dividendenrendite. Zudem wendet er hauseigene Analysen an, um Marktstellung, Geschäftsmodell, Bilanz, Einnahmen und Gewinnwachstum zu prüfen. Zusatzerträge erzielt Labusch, indem er Optionen verkauft. Bei diesen Geschäften bietet er Aktien aus dem Portfolio einem Partner auf Termin zu einem bestimmten Preis zum Kauf an. Dafür kassiert er eine Prämie, die ins Fondsvermögen fließt. Am 31. Juli 2015 löst DWS den Fonds wieder auf. Berenberg bleibt in Deutschland Wer lieber in Deutschland bleiben möchte, kann einen Blick auf den ebenfalls neu aufgelegten Berenberg-Deutschland Dividenden Plus-Universal werfen. Dessen Manager Tom Wede und sein Team konzentrieren sich auf deutsche Qualitätsaktien, die sich durch solide Bilanzen, überdurchschnittliche Ertragskraft und attraktive Dividenden auszeichnen. Darüber hinaus setzen die Manager ebenfalls eine Optionsstrategie ein. Im Bereich internationale Dividendenfonds kam im August vergangenen Jahres der Deka-Dividendenstrategie auf den deutschen Markt. Manager Thomas Meier setzt auf Firmen aus der ganzen Welt, die nachhaltig attraktive Ausschüttungen bieten. Dieser Artikel erschien am 30.03.2011 unter folgendem Link: http://www.dasinvestment.com/dividendenfonds-die-saison-ist-eroeffnet/