DJHT 2014 Berlin. Das Ausland als Lebens- und Lernort Interkulturelles Lernen als Ressource für individualpädagogische Betreuung

Ähnliche Dokumente
Das Ausland als Lebens- und Lernort Interkulturelles Lernen und Individualpädagogik im Ausland. Eine Expertise. Prof. Willy Klawe

1. Oberstufen Praktikum

1. Berufliche Identität/Selbstverständnis und professionelle Perspektiven weiterentwickeln ENTWURF. Ausbildungsplan Fachakademie für Sozialpädagogik

Bindung schaffen in der IndividualPädagogik

1. Berufliche Identität/Selbstverständnis und professionelle Perspektiven weiterentwickeln. Inhalte ENTWURF

5. Grundlegende Arbeitsprinzipien

Beurteilung nach dem lernfeld- und kompetenzorientierten Lehrplan Name der Praktikantin/ des Praktikanten:

Lokale Integrationsprozesse gestaltenvon Erfahrungen anderer profitieren.

Ausbildung von staatlich anerkannten Erziehern und Erzieherinnen an Fachschulen für Sozialpädagogik

Beurteilung nach dem lernfeld- und kompetenzorientierten Lehrplan

Unser Bild vom Menschen

Qualifizierte Rückführung

Lehren und Lernen im internationalen Austausch - Impulsreferat

Die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements für eine gelingende Integration

Praxissemester in unserem Mutter-Kind-Haus

Vorlage für eine individuelle Lernzielvereinbarung im Modul zur Erlangung der staatlichen Anerkennung

Interkulturelle Elternarbeit. Donnerstag, Uhr Uhr Referentin: Julia Fübbeker, HÖB Papenburg

Kindertageseinrichtungen auf dem Weg

Forum 1: Kompetenzmuster der Absolventinnen

Ehrenamtsförderung mit System

Mindeststandards. der Freiwilligendienste für Jugendliche und Junge Erwachsene in Hessen. in der Landesarbeitsgemeinschaft Freiwilligendienste Hessen

Praxis für Beratung. Gib mir die Hand und entdecke mit mir die Welt. Ihrem Wohlergehen verpflichtet

Eine Einrichtung des Evang. Luth. Dekanatsbezirkes München

Pädagogisches Institut für Elementarpädagogik Stuttgart (PIEKS)

WAS IST MIT ARMUTSSENSIBLEM HANDELN

Förderung der Medienkompetenzen: Ist der Peer-Ansatz zweckmässig?

Kompetenzfeststellung und Kompetenzentwicklung

PÄDAGOGISCHES KONZEPT

Positionspapier zur inklusiven Bildung und Erziehung im Eigenbetrieb Kindergärten NordOst

Überblick. Alles Wachsen ist Veränderung. JOHN BOWLBY. Bindung und Beziehung. Basel, 10.September 2013

Der neue Lehrplan Fachschule Sozialpädagogik. Vorstellung des neuen Lehrplans NRW in Sachsen-Anhalt Juni 2014

Nähe und Distanz als Herausforderungen professioneller Beziehungsgestaltung

3. Transferforum. Fachforum: Eltern und Inklusion

Christophorus Jugendwerk. Ein Konzept des Christophorus- Jugendwerk Oberrimsingen

Entwickelt und erarbeitet von Trägern der Freien und Öffentlichen Jugendhilfe im Bezirk

Warum soziale Kompetenz heute so wichtig ist

Anforderungen an die Professionalität des Bildungspersonals im Übergang von der Schule in die Arbeitswelt

Bildung ab Geburt?! Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung

im Freiwilligen Sozialen Jahr ( FSJ )

Lebenswelten junger Menschen auf der Flucht. Manuel Wenda

Akquise und Kompetenzprofil für Fachkräfte in der stationären Erziehungshilfe. Sicht einer Einrichtungsleiterin

Mütterliche Bindungserfahrung und Beziehungsqualität zum eigenen Kind

Anforderungen an die Professionalität des Bildungspersonals im Übergang von der Schule in die Arbeitswelt

Hurrelmann: Entwicklungsaufgaben in drei Lebensphasen

Frühe Förderung - was ist das?

Leitbild. Katholische Gesamtkirchengemeinde Ellwangen Philipp-Jeningen-Platz 2 Telefon: 07961/

Was ist interkulturelles Lernen?

Auf dem Weg zu neuen Ufern Den Übergang in die Grundschule seelisch gesund meistern

NEUE QUALIFIKATIONSANFORDERUNGEN IN DER PFLEGE Qualifikationen und Technologien der Zukunft

Bildungsfelder. Bildungsfelder. Bildungsfelder. Bildungsfelder. Kommunikationsfreudige und medienkompetente Kinder. Starke Kinder

Pädagogische Leitziele

Die Arbeit in Mutter-Kind-Einrichtungen: Eine fachliche und persönliche Herausforderung

Leitbild. Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund. Grundsätze Leistungen Kompetenzen Organisation Personal Kooperation Führung

Leitbild der Kita St. Elisabeth

Jugendhilfe. Betreuungsstelle Wuppertal Hammerstein

Interkulturelles Kooperationsmanagement in der Entwicklungszusammenarbeit

Ich kann nur jedem Interessenten raten, solch ein Praktikum zu nutzen und den Schritt ins Ungewisse zu wagen. Eine bessere Chance, den persönlichen

Die Gestaltung des Übergang Schule-Beruf und Berufsorientierung als Herausforderung für das Bildungspersonal

Beurteilung im Sozialpädagogischen Seminar 1

Jugendwohnen im Rahmen von Jugendsozialarbeit

Praxis - Spotlight 3 Modellprojekt Mo.Ki Marte Meo Videounterstützung für traumabsierte MüCer mit Kindern bis zum ersten Lebensjahr

Das heißt für uns: Grundlagen unserer Arbeit sind. der christliche Glaube. und das biblische Bild vom Menschen.

3. infans-steg- Kongress am 19. Mai 2017 in BAD KROZINGEN Beziehung gestalten Bildungsprozesse sichern


Kleine Kinder im Heim Herausforderungen für den stationären Alltag

Ein Projekt des Hessischen Jugendrings im Rahmen des Aktionsprogramms Stärkung der Partizipation und Teilhabe von Jugendlichen mit

Interkulturelle Kompetenz

Stationäre Drogentherapie Bindungsorientierte Behandlungsansätze für Eltern und Kind. Udo Röser Therapiedorf Villa Lilly, Bad Schwalbach

Verbindung von Forschung und Praxis

Forum Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung NRW. LAAW-Projekt Nachhaltigkeit entdecken - Zugänge & Formate entwickeln

Fachschule für Sozialpädagogik

DAIA-Jahrestagung Impulsreferat zu Bedingungen und Erträgen des Auslandsstudiums

8. Fachforum. Forum 1 Migrantinnen und häusliche Gewalt Leistungsspektrum und kultursensible Kooperationsmöglichkeiten

Der neue ORS im Überblick. Hintergründe zum neuen ORS

Leitperspektive Berufliche Orientierung. Berufs- und Studienorientierung im Bildungsplan 2016

1. Die Herausforderung: Ein neues Qualitätsverständnis. 2. Die Idee: Interne Qualitätsentwicklung. 4. Das Verfahren: 30 Minuten für mehr Qualität

Wehrfritz Erlebnistage 28. Oktober Herzlich willkommen! Doris Rauscher

Mindeststandards für die Zertifizierung der Weiterbildungen

Leitbild. Kindergarten Winzeln. für Kinder, Eltern, Team und Träger

Kompetenzen zur Übergangsgestaltung: ein neues Profil pädagogischer Fachkräfte

LEITBILD DER JUGENDARBEIT REGENSDORF

Leitbild der kath. Kindertagesstätte St. Martin, Ruppertsberg

Formatbeispiel für eine Informationsveranstaltung zum Praktikum in Frankreich

2. Selbstbild und Rolle klar(e) Haltung zeigen Zusammenarbeit mit Eltern Problemverhalten in Fähigkeiten verwandeln 8

Schulkooperationen in Grenzräumen Grenzüberschreitende Schulkooperationen

Weiterbildung für Approbierte PP/KJP. Zusatzbezeichnung Systemische Therapie. Baustein. Theorie

Materialien für die interne Evaluation zum Berliner Bildungsprogramm

AWO pro:mensch. Kinder betreuen. Familien beraten.

Prof. Dr. Iris Beck, Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker

KOMPIK Kompetenzen und Interessen von Kindern IFP-Projektgruppe KOMPIK Toni Mayr, Christina Bauer & Martin Krause

Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen

Demokratie von Anfang an Beteiligung in Kita und Schule!

Diplomkurs Berufsbildnerinnen und Berufsbildner in Lehrbetrieben der Inselgruppe Bern

fortbildung Mentor/-in für Werkstatt-Kitas Weiterbildungsreihe 2016 / 2017 Caritasverband für die Diözese Münster e.v.

Kompetenzfeststellung Übergang Schule - Beruf

WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG DES PROJEKTS. Evaluationskonzept

Die fachpraktische Ausbildung im Fachbereich Sozialwesen. Aufgaben und Ziele der fachpraktischen Ausbildung

A U S B I L D U N G S P L A N

Erfahrungen mit dem QER im ReBUZ Ost. Workshop Qualitätsentwicklung in der Bildungsberatung Bremen,

Transkript:

DJHT 2014 Berlin Das Ausland als Lebens- und Lernort Interkulturelles Lernen als Ressource für individualpädagogische Betreuung Eine (pädagogische) Expertise Prof. Willy Klawe Dr. Thomas Heckner www.hiip-hamburg.de

Struktur: 1. Fragestellung 2. Wirkungen interkultureller Begegnungen und Auslandsaufenthalte 3. Theoretische Befunde 4. Konsequenzen für die pädagogische Gestaltung individualpädagogischer Betreuungen im Ausland

Struktur: 1. Fragestellung 2. Wirkungen interkultureller Begegnungen und Auslandsaufenthalte 3. Theoretische Befunde 4. Konsequenzen für die pädagogische Gestaltung individualpädagogischer Betreuungen im Ausland

Individualpädagogik hat die Ressourcen des Lebens- und Lernortes Ausland bislang weitgehend ignoriert.

Bisherige Funktionen des Standortes Ausland Zeitliche und räumliche Distanz zum Herkunftsmilieu Weglaufsperre (Lorenz) durch fremde Umgebung Zwang in die Beziehung Pädagogische Provinz

Interkulturelles Lernen kann individualpädagogische Betreuung in vielerlei Hinsicht produktiv ergänzen und die intendierten personalen Veränderungs- und sozialen Lernprozesse beschleunigen und unterstützen.

Struktur: 1. Fragestellung 2. Wirkungen interkultureller Begegnungen und Auslandsaufenthalte 3. Theoretische Befunde 4. Konsequenzen für die pädagogische Gestaltung individualpädagogischer Betreuungen im Ausland

Wirkungen von Auslandsaufenthalten 1. Internationaler Jugendaustausch Selbstbezogene Eigenschaften und Kompetenzen (62,9 %) Interkulturelles Lernen (62,3%) Beziehungen zum Gastland (59,7%) Erlernen der Fremdsprache (52,0%) Soziale Kompetenz (51,8%) Offenheit, Flexibilität, Gelassenheit (51,0%) Selbsterkenntnis (29 %).

Wirkungen von Auslandsaufenthalten 1. Internationaler Jugendaustausch 48% der Befragten können durch die Begegnung besser unbekannte Situationen bewältigen, 50% sind offener gegenüber fremden Menschen geworden und ebenfalls 50% haben gelernt, sich aktiv in einer Gruppe einzubringen 57% konnten vertieftes Wissen über andere Kulturen gewinnen und bei 51% der Befragten fällt es heute leichter, das Verhalten von Menschen aus anderen Kulturen zu verstehen. Aus: Thomas 2012,S. 97

Wirkungen von Auslandsaufenthalten 2. Workcamps Lernfelder: Ressourcenaktivierung Kompetenzerweiterung Partizipation Grenzerfahrungen Angstregulation Selbstdarstellung und Selbstreflexion Selbstwirksamkeit

Wirkungen von Auslandsaufenthalten 3. Auslandspraktika Wirkungen: Selbstvertrauen (70 %) Fremdsprachenkompetenz (66%) Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen (65%) Kompetenzen auf Unvorhergesehenes adäquat zu reagieren (65%)

Wirkungen von Auslandsaufenthalten 3. Auslandspraktika Die stärksten Effekte sind für die Kompetenzfelder Fähigkeit neue Aufgaben zu übernehmen (40% sehr hoher und 23% hoher Nutzen), Fähigkeit fremde Kulturen kennen zu lernen (40% sehr hoher und 24% hoher Nutzen), Mit Menschen umzugehen (39% sehr hoher und 27% hoher Nutzen) sowie die Anpassungsfähigkeit (27% sehr hoher und 28% hoher Nutzen) festzustellen. Zitiert nach Wirtschaft und Sozialforschung (2007) Analyse der Wirkungen von LEONARDO DA VINCI Mobilitätsmaßnahmen. S. 50

Wirkungen von Auslandsaufenthalten Fazit Empirische Befunde belegen eindrucksvoll einen Zuwachs sozialer Kompetenz durch Kontaktaufbau und Empathie in ungewohnten Kontexten, Rollendistanz, (Meta-) Kommunikation Zuwachs personaler Kompetenz durch Selbststeuerungsfähigkeit in sprachlich fremder Umgebung, Lernbereitschaft, Ambiguitätstoleranz Zuwachs fachlicher Kompetenz durch Anwendung von Kenntnissen in anderskulturellen Bildungstraditionen Zuwachs methodischer Kompetenz durch Umgang mit kulturell unterschiedlichen Problemlöse- und Organisationsformen, Entscheidungsfähigkeit Vgl. Ang-Stein 2012

Struktur: 1. Fragestellung 2. Wirkungen interkultureller Begegnungen und Auslandsaufenthalte 3. Theoretische Befunde 4. Konsequenzen für die pädagogische Gestaltung individualpädagogischer Betreuungen im Ausland

Theoretische Befunde Vom Hänschen klein und anderen, die auszogen Humanwissenschaftliche Aspekte Neurobiologie Bindungstheorie Entwicklungspsychologie Eine Frage von (Erziehungs-/Beziehungs-)Macht

Angewandte Neurobiologie: Was noch frisch und jung an Jahren Das geht jetzt auf Wanderschaft, Um was Neues zu erfahren, Keck zu proben seine Kraft. Bleib nicht sitzen in dem Nest, Reisen ist das Allerbest! (Volksweise aus dem 18. Jahrhundert)

Zentrale Aspekte aus der Neurobiologie Reifung und Erfahrung Plastizität neuronaler Muster (Dekonstruktion und Erneuerung) Mitgestalter der eigenen Entwicklung Bedeutung kognitiver Prozesse Rolle erwachsener Begleiter

Merkmale sichere Bindungsrepräsentanz Innere Gewissheiten und Vertrauen: Freiheit, Sicherheit, Geborgenheit Exploration von Umwelt und eigenen Fähigkeiten Eingestehen von Schwächen und Schwierigkeiten Sinnhaftigkeit des Lebens, auch nach Misserfolgen

Bindungsmuster junger Menschen in stationärer HzE 71 % unsicher ambivalent oder desorganisiert - und 25 % unsicher vermeidend gebunden Jugendliche als (kritische) Mitgestalter ihrer Zukunft

Sichere Bindungsmuster als Ziel und als Weg (1) Plastizität der in den frühen Lebensjahren erworbenen inneren Arbeitsmodelle Produktive Verunsicherung Längerfristig angelegte Bearbeitung komplexer bedeutungsvoller Herausforderungen, die möglichst selbstwirksam bewältigt werden können

Sichere Bindungsmuster als Ziel und als Weg (2) Zugewandte, feinfühlige, verlässlich verfügbare Unterstützung Kompensation unzureichender Regulierungsfähigkeit und Orientierung des Handelns an den Kriterien sicherer Bindung Bedeutung der erworbenen Kompetenzen als Übergangsobjekte (Sprache, interkulturelle Kompetenz, Schulabschluss, berufsnahe Erfahrungen)

Entwicklungspsychologische Perspektive (1) Jugendliches Verhalten als auf Entwicklungsaufgaben bezogenes Bewältigungshandeln Positive Konnotation statt Stigma Nutzung der Veränderungsdynamik des sozialen Übergangs vom Jugend- zum Erwachsenenalter

Entwicklungspsychologische Perspektive (2) Akzeptanz, Motivation, Begeisterung Ermöglichung eines partizipativen Umgangs im Rahmen eines Machtgefälles Zustimmung und soziale Unterstützung Soziale Anschlussfähigkeit, Nachhaltigkeit (Übergangsobjekt)

Schlussfolgerungen für Individualpäd. im Ausland (1) Ziel ist die Änderung innerer Arbeitsmodelle Konzeptionelle Ausrichtung an den Kriterien eines sicheren Bindungsverhaltens Qualifizierte Beratung und Begleitung der Pädagogen im Prozess

Schlussfolgerungen für Individualpäd. im Ausland (2) Bearbeitung entwicklungsphasentypischer Herausforderungen Akzentuierung der Bildungsperspektive (Sprache, interkulturelle Kompetenzen, Schulabschluss, berufliche Qualifikation) Kompetenzen als Übergangsobjekt mit sozialer Anschlussfähigkeit

Struktur: 1. Fragestellung 2. Wirkungen interkultureller Begegnungen und Auslandsaufenthalte 3. Theoretische Befunde 4. Konsequenzen für die pädagogische Gestaltung individualpädagogischer Betreuungen im Ausland

Individualpädagogische Betreuung und Interkulturelles Lernen Keine Parallelwelten Keine Konkurrenz Kein Restluxus sondern Verschränkung und professionelle pädagogische Gestaltung

Schlüsselsituationen oder kompetenzen Vorbereitung Ankommen und Kontakt Betreuung als sicherer Ort Kulturvermittlung Sprachkompetenzen Begegnung mit Peers und Soziale Netzwerke Kulturelle Konflikte/Mediation Schule, Ausbildung und Anerkennung von Auslandserfahrungen Transfer und Rückkehr Professionelle Qualifikation und Qualitätssicherung

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 1.Vorbereitung Orientierung an den Interessen und Fähigkeiten des Jugendlichen (vgl. Lernzonenmodell) Auseinandersetzung mit den eigenen kulturellen Prägungen (biografische Methoden, Interviews zu Selbst- und Fremdbild der Deutschen, Filme u.ä Vorbereitung auf das Fremde (z.b. Kulturstandards) Expeditionen ins Unbekannte (spielerische Forschungsreise, Recherche: (Google Earth, Google Street View, soziale Netzwerke usw.)

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 1.Vorbereitung setzt voraus, dass der/die BetreuerIn auch über entsprechende methodische Kompetenzen und vor allem die Bereitschaft verfügt, die Vorbereitungsphase nicht nur zum Beziehungsaufbau zu nutzen, sondern darüber hinaus als anregende Bildungsveranstaltung erfahrungsorientiert zu gestalten; dass die Vorbereitung als integraler Bestandteil der Maßnahme angesehen und finanziert wird.

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 2. Ankommen und Kontakt Interesse und Neugier, den in der Vorbereitung erarbeiteten Fragen nachzugehen Überprüfung der Vorabinformationen durch (angeleitete) Erkundungen vor Ort Veränderung der Betreuerrolle als ausschließlicher Kulturmittler (Lernunterstützer, Erfahrungsförderer, Netzwerker) Jugendlicher als aktives Subjekt (Selbstwirksamkeit) Stärker partizipative Ausrichtung der Betreuung

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 3. Betreuung als sicherer Ort : Rahmenbedingungen und Alltagsregeln Sichere Orte sind (also) Orte, an denen sich die Anforderungen an den jeweiligen Ressourcen und Einschränkungen des Einzelnen orientieren. (Scherwath/Friedrichs 2012, S.72) Merkmale: Alltagsorientierung Selbstwirksamkeit Partizipation Transparenz und Vorhersehbarkeit Verbindliche Regeln und Konsequenzen Hohe Verbindlichkeit/Verläßlichkeit Gezielte Ansprache interkultureller Aspekte

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 3. Betreuung als sicherer Ort : Rahmenbedingungen und Alltagsregeln Aktivitäten: die systematische Reflexion interkultureller Erfahrungen im Alltag; die Formulierung von Aufgaben und Aufträgen an den Jugendlichen, die von ihm mit großer Wahrscheinlichkeit zu bewältigen sind; die Herstellung von Kontakten und die Schaffung von Erfahrungsfeldern und Situationen, die interkulturelles Lernen ermöglichen; konkrete praktische Unterstützung im Alltag und die Vermittlung von Erklärungs- und Handlungswissen im interkulturellen Kontext

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 4. Kulturvermittlung: Strukturierung der Lern- und Erfahrungsprozesse Aktivitäten: Vielfalt an Möglichkeitsstrukturen und Erfahrungsräumen schaffen Chancen für Begegnung und Auseinandersetzung mit Fremdem und Ungewohntem bieten Differenzerfahrungen als Auslöser nutzen Produktive Balance zwischen pädagogisch inszenierten Erfahrungsfeldern und Freiräumen für selbst organisiertes informelles Lernen herstellen

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 4. Kulturvermittlung: Strukturierung der Lern- und Erfahrungsprozesse Bedingungen Vorbehaltlose Annahme mit Möglichkeit von Rückzug und Schutz Eingespielte und tragfähige Rituale für Metakommunikation und Reflexion Unterstützung durch gute Vernetzung vor Ort, sprachliche und interkulturelle Kompetenzen der BetreuerInnen und systematische Kuturvermittlung

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 6. Begegnung mit Peers und Soziale Netzwerke Aktivitäten: Begegnungen mit Gleichaltrigen ermöglichen und fördern, dabei viel Raum für informelle Kontakte und deren Ausgestaltung lassen Einstieg u.u. über gemeinsame Interessen (Sport, Musik, Film) Vor Ort ein Netzwerk von Patenschaften und Tandems organisieren, um Kulturstandards zu erkunden /überprüfen

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 6. Begegnung mit Peers und Soziale Netzwerke Arbeitsprinzip der Normalisierung wo immer möglich normale Alltagskontakte (Besuch der Regelschule, Sport im Verein, Besuch eines Jugendzentrums) nutzen formelle und informelle Kontakte entsprechend den individuellen Bedürfnissen und Entwicklungserfordernissen des/der Jugendlichen angemessen ausbalancieren; soziale Kontakte entsprechend zwischen der Beziehung zur BetreuerIn, zu Gleichaltrigen und sozialen Netzwerkpartnern verteilen und damit individuelle Wahlmöglichkeiten bieten und dabei viele kulturübergreifende Kontakte und interkulturelle Erfahrungen ermöglichen

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 8. Schule, Ausbildung und Anerkennung von Auslandserfahrungen Aus der Perspektive interkulturellen Lernens ist wo und wann immer es realistisch und möglich ist der Besuch einer Regel- schule oder eines Praktikums- oder einer Ausbildungsstelle außerhalb der Projektstelle anzustreben; nicht nur, weil dies ein Höchstmaß an Inklusion und Normalisierung des Alltages für den Jugendlichen bedeutet, hier bieten sich auch viele Möglichkeiten nicht inszenierter interkultureller Begegnungen und des Kennen- lernens unterschiedlichster Aspekte der Gastkultur. Expertise 2013, S. 144

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 8. Schule, Ausbildung und Anerkennung von Auslandserfahrungen Im Ausland erworbene interkulturelle Kompetenzen, die mit einem Auslandsaufenthalt verbundene Erweiterung des Erfahrungshorizonts sowie eine weiter entwickelte Selbständigkeit werden von Ausbildungsbetrieben hoch geschätzt und erhöhen signifikant die Vermittlungschance auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Solche Erfahrungen sind mit einem bereits vorhandenen, anerkannten Zertifizierungssystem auch offziell zertifizierbar.

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 10. Professionelle Qualifikation, interkulturelle Kompetenzen und Qualitätssicherung (Strukturbedingungen) A. Allgemeine pädagogische Kompetenzen Neben soliden pädagogischen, methodischen und rechtlichen Grundqualifikationen sollten BetreuerInnen über eine überzeugende personale Präsenz; eine lebenswelt- und ressourcenorientierte Haltung; Grundkenntnisse systemischen Denkens; Kenntnisse der Entwicklungsphasen und erfordernisse im Jugendalter: eine ausgeprägte Flexibilität im Umgang mit wechselnden Situationen und Herausforderungen; hohe Beratungs- und Methodenkompetenz im Umgang mit der Zielgruppe; Grundkenntnisse in Konfliktmanagement und Mediation; sichere Handlungskompetenzen im Umgang mit Belastungen und Stress verfügen

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 10. Professionelle Qualifikation, interkulturelle Kompetenzen und Qualitätssicherung (Strukturbedingungen) B. Vernetzung des Projektstandortes im Hinblick auf die Unterstützungsressourcen, die der Träger in Form von Koordination, fachlicher Beratung, Fortbildung, Supervision oder Krisenmanagement zur Verfügung stellt; die Kooperation mit Fachdiensten, Gesundheits- und Bildungssystem sowie Dienststellen vor Ort und in Deutschland; die Kontakte zu Nachbarschaft und Menschen im Wohnumfeld des Projektes; die Kontakte und Zusammenarbeit mit Eltern oder anderen wichtigen Schlüsselpersonen aus dem Herkunftsmilieu des betreuten Jugendlichen.

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 10. Professionelle Qualifikation, interkulturelle Kompetenzen und Qualitätssicherung (Strukturbedingungen) C. (Inter-)Kulturelle Kenntnisse über Kulturstandards in Deutschland, Kulturstandards im Gastland, Kulturstandards des Herkunftslandes (bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund und wenn relevant) methodische Instrumente zur Gestaltung und Reflexion interkultureller Erfahrungen, alltagspraktische Aspekte in Gastland.

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 10. Professionelle Qualifikation, interkulturelle Kompetenzen und Qualitätssicherung (Strukturbedingungen) D. Netzwerkkenntnisse und -kompetenz Gezielte, systematische institutionelle Netzwerkarbeit setzt voraus, dass ich eine gute Kenntnis über vor Ort bereits bestehende institutionelle Netzwerke und deren Unterstützungspotenziale habe; über eigene Kontakte und Zugänge zu diesen Netzwerkpartnern verfüge; den Netzwerkpartnern selbst etwas anzubieten habe; Zeitressourcen in Netzwerkkontakte und pflege investiere.

Schlüsselsituationen oder kompetenzen 10. Professionelle Qualifikation, interkulturelle Kompetenzen und Qualitätssicherung (Strukturbedingungen) E. Institutionelle Absicherung Interkulturelle Konzeptionsentwicklung und Öffnung Interkulturelle Grundqualifikation aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Auslandsstandorten Trägereigene interkulturelle Fachkraft Regelmäßiges Monitoring und Evaluation

Herzlichen Dank für Ihr Durchhaltevermögen und Ihr Interesse! Weitere Informationen: www.hiip-hamburg.de