Netzwerke als Motoren der Schulentwicklung Prof. Dr. Jörg Ramseger & Dipl.-Psych. Rubina Vock Kick-off zur Arbeit des Berliner Schulnetzwerkes, 03.11.2010 1
Überblick 1. Innovationen im Bereich Schule 2. Netzwerktheorien 3. Was ist prima(r)forscher? 4. Das Netzwerk prima(r)forscher? 5. Chancen und Herausforderungen der Arbeit im Netzwerk 6. Fazit für Netzwerkarbeit im Bereich Ganztagsschule Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 2
Warum kooperieren? Kooperation kostet Zeit und macht Arbeit! Gibt es ein gemeinsames Leiden? Gibt es Hoffnung auf Erleichterung der täglichen Arbeit durch Kooperation? Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 3
Erkenntnisse der aktuellen Innovationsforschung Nachhaltige Veränderungen werden nur in Wissensgenerierenden Gemeinschaften erzeugt in lernenden Organisationen nach: SENGE, Peter E./ SCHARMER, Claus Otto: Von Learning Organization zu Learning Communities. In: PIERER, Heinrich v./ OETINGER, Bolko v.: Wie kommt das Neue in die Welt? Hamburg: Reinbek 1999, S. 153 4
Noch eine Erkenntnis aus dem gleichen Buch: Es hat sich in der Innovationsforschung auch gezeigt, dass nachhaltige Veränderungen immer auf ein Zusammenwirken von drei Handlungsfeldern angewiesen sind: auf die Praktiker an der Basis, deren Erfahrungen von den Entscheidern in den Systemen allerdings regelmäßig viel zu gering geschätzt werden; auf Wissenschaft und Forschung, die jedoch ohne engen Kontakt zur Praxis wirkungslos bleiben; und auf die Kompetenzentwicklungsteams, also die Fortbildungsnetze, die zwischen Wissenschaft und Praxis vermitteln und beide mit einander ins Gespräch bringen wie hier heute bei dieser Tagung. Lernnetzwerke sind also im Idealfall immer Aktionsbündnisse von Praktikern, Wissenschaftlern und Systementwicklern. Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 5
Merkmale der Netzwerkarbeit Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 6
Internationale Akademie Merkmale von sozialen Netzwerken Soziale Netzwerke sind personenbezogene Beziehungsgeflechte Unterscheidung von privaten, strategischen und Innovationsnetzwerken 4 Hauptmerkmale von Netzwerken (Czerwanski, 2003): Netzwerke brauchen einen inneren Zusammenhalt (Leitidee, gemeinsames Interesse/Ziel) Netzwerke sind personenorientiert Netzwerke beruhen i.d.r. auf Freiwilligkeit Entscheidender Grundsatz der Netzwerkarbeit ist das Tauschprinzip Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 7
Funktionen der Netzwerkarbeit Netzwerkarbeit im schulischen Kontext ist eine projektbezogene Zusammenarbeit Netzwerkarbeit bedeutet, Fähigkeiten zusammenbringen, um gemeinsam leichter Ziele zu erreichen. (Kulmer, 2001) Schulische Netzwerke sind Unterstützungssysteme auf Gegenseitigkeit. (Czerwanski, 2003) Netzwerkarbeit als kokonstruktive Zusammenarbeit (Netzwerke als Labore für Entwicklungsideen) Netzwerkarbeit als Chance, eingeschliffene Routinen und subjektive Theorien zu erkennen und einer Veränderung zugänglich zu machen Beispiele: Schulen im Team, SINUS, prima(r)forscher Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 8
prima(r)forscher Lernen im Grundschulnetzwerk Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 9
Die Ziele von prima(r)forscher Kooperation der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und der Deutsche Telekom Stiftung prima(r)forscher unterstützt ausgewählte Grundschulen dabei, ein naturwissenschaftliches Profil zu entwickeln und forschendes Lernen im Schulalltag zu verankern. Schul- und Unterrichtsentwicklung auf drei Ebenen: - Forschend-entdeckendes Lernen fördern - Professionalisierung der Pädagog/innen - Naturwissenschaftliche Profilbildung der Schulen Bottom-up-Prinzip: Keine festen Vorgaben, sondern Entwicklung individueller Konzepte, die aus den je eigenen Bedingungen und Zielvorstellungen der Schulen erwachsen Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 10
Die Akteure in prima(r)forscher Pilotphase: je 4 Pilotschulen in 3 Bundesländern - Regionale Netzwerktreffen - Überregionale Netzwerktreffen Transferphase: 2-3 Partnerschulen pro Pilotschule - Arbeit in Schulbündnissen - Regionale Qualitätsnetzwerke Pro Bundesland eine Moderatorin Ministerien der Länder Beirat Evaluation Pilotschulen Moderatorin Partnerschulen Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 11
Chancen der Arbeit in Netzwerken Erfahrungs- und Wissensaustausch: - Austausch von Praxis- und Prozesswissen - Pädagog/innen sind Experten und Fragende zugleich - Verfolgung ähnlicher Ziele - Bereicherung durch Unterschiedlichkeit - Förderung der (Selbst-)Reflexion Gemeinsame Fortbildungen - Lernen durch gemeinsame Diskussionen Motivation - Zusammen an einem Strang ziehen, Schwierigkeiten und Herausforderungen gemeinsam angehen - Sich gegenseitig Mut machen Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 12
Bedingungen für eine erfolgreiche Arbeit im Netzwerk Zeit, räumliche Nähe Unterstützung durch die Schulleitung Steuergruppe als Bindeglied (Kollegium ins Boot holen) Unterstützung bei der Netzwerkbildung sowie Schul- und Unterrichtsentwicklung durch Moderation Ziele kommunizieren ohne auf Flexibilität zu verzichten Raum für eigene Schwerpunkte der beteiligten Akteure lassen Vertrauensvolle Basis schaffen Raum für informellen/emotionalen Austausch lassen Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 13
Und was sagen die Pädagog/innen? Mit dem Netzwerk, das ist wirklich wichtig, denn es ist ja oft so, dass man so für sich arbeitet. Kontroverse Diskussionen bringen uns dazu, unsere Position und Ziele immer mal wieder gemeinsam zu reflektieren. prima(r)forscher gibt uns eine äußere Struktur, die uns hilft, an unserem Vorhaben dran zu bleiben. "Ich glaube, dass es ein wichtiger Baustein ist, diese Bündnisarbeit. Sonst versandet das, hat weniger Verbindlichkeit." Ich finde es immer sehr schön, wenn man von irgendeinem Inhalt ausgehen kann, bei diesen Bündnistreffen, man hat was, was man gemeinsam tut und alles, was man dann noch gemeinsam austauscht, schließt sich da an, so dass man wirklich was hat, was alle gemeinsam lernen oder machen. Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 14
Kooperationen gestalten Die gemeinsame Verantwortung kann nur in institutionalisierten Dialogen realisiert werden. Hierfür sind wöchentliche Teamsitzungen unabdingbar. Die Zeit dafür ist grundsätzlich vorhanden! Für die Effizienz dieser Dialoge sind alle Beteiligten selber verantwortlich. Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 15
Die Entwicklungsziele des Berliner Bildungsprogramms für die offene Ganztagsgrundschule 16
Entwicklungsziele mit Bezug auf die Kooperation im Team und mit den außerschulischen Partnern Es gibt wöchentliche Besprechungszeiten für diese Kleinteams, die im Wochenarbeitsplan der Lehrerinnen und Lehrer ebenso verbindlich verankert sind wie bei den Erzieherinnen und Erziehern. Lehrerinnen, Sonderpädagoginnen und Erzieherinnen besuchen Fortbildungsveranstaltungen gemeinsam. Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 17
Entwicklungsziele mit Bezug auf die Kooperation im Team und mit den außerschulischen Partnern Die individuellen Zeiten für die Herstellung und Pflege von Kooperationsbeziehungen sind im Dienstplan berücksichtigt. Es gibt regelmäßige gemeinsame Planungssitzungen mit den außerschulischen Kooperationspartnern. Es gibt Kooperationsverträge mit den außerschulischen Partnern. Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 18
Offene Fragen Welche Motivation gibt es und wer motiviert wen? Wer definiert die Ziele? Gibt es einen Konsens über die Ziele oder nur unverbindliche Texte? Woran erkennen Sie, dass Sie Ihre Ziele erreicht haben? Was sind Ihre Erfolgskriterien? Was sind Ihre Belohnungen? Wer belohnt wen womit? Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 19
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Projektgruppe prima(r)forscher in der Internationalen Akademie für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie an der Freien Universität Berlin Habelschwerdter Allee 45 14195 Berlin Tel.: 030-838 55 408 Fax: 030-838 55 413 E-Mail: evaluation@primarforscher.fu-berlin.de www.ina.fu-berlin.de Leser/Mey/Mruck/Ramseger/Vock, 2010 20