executive summary. REGIONALE WERTSCHÖPFUNGS- UND BESCHÄFTIGUNGSEFFEKTE DER GASTEINER BERGBAHNEN AG MCI TOURISMUS Günther Lehar Hubert Siller Innsbruck, Jänner 2015 1
REGIONALE WERTSCHÖPFUNGS- UND BESCHÄFTI-GUNGSEFFEKTE DER GASTEINER BERGBAHNEN AG in der wintersaison 2012/13 sowie abschätz-ung vorgegebener szenarien. 1. QUELLENLAGE Die vorliegende Expertise baut hinsichtlich einiger Kennzahlen auf den westösterreichischen Teil einer Studie der Manova GmbH Wertschöpfung durch österreichische Seilbahnunternehmungen Winter 2012 / 13 auf. Es handelt sich konkret um die Tagesausgaben der verschiedenen Seilbahn Nutzerkategorien Tagesgäste, Nächtigungsgäste und Saisonkartenbesitzer. Auch die für die Berechnung der Nettoumsätze benötigte durchschnittliche Belastung der Bruttoumsätze mit indirekten Steuern (Mehrwertsteuer, NOVA) nach Ausgabenkategorien wurde aus der Manovastudie entnommen. Die verwendeten Wertschöpfungsquoten stammen aus der österreichischen Wirtschaftsstatistik (Verwendungsrechnung der Input Output Analyse, Strukturund Leistungsstatistik). Die Zahl der Ersteintritte in den Wintersaisonen 2012 / 13 bzw. 2013 / 14 als Äquivalent für die Summe der täglichen Schifahrer wurde direkt von der Gasteiner Bergbahnen AG bekanntgegeben. 2. WERTSCHÖPTUNGSBEGRIFF Der Begriff Wertschöpfung kann als Summe der Bruttoeinkommen aus Löhnen und Gehältern, Gewinnen (Betriebsüberschüssen), Zinsen und Dividenden in Bezug auf ein/ e/ n bestimmte/ s/ n Land / Region / Wirtschaftszweig definiert werden. Die häufig verwendete Präzisierung Bruttowertschöpfung beruht darauf, dass häufig der Werteverzehr im Zuge des Produktionsprozesses bei Gebäuden, Anlagen und Maschinen (betriebwirtschaftlich: die Abschreibungen) mangels Daten nicht berücksichtigt werden kann. Die Bruttowertschöpfung des Tourismus kann aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung VGR nicht unmittelbar abgeleitet werden, weil Tourismus als nachfrageorientierter Wirtschaftszweig in den verschiedensten institutionellen Wirtschaftsbereichen der VGR enthalten ist. Es gibt jedoch kaum Wirtschaftszweige, die ausschließlich von touristischer Nachfrage leben. Auch das Hotelund Gaststättengewerbe oder die Seilbahnwirtschaft als eine der am stärksten auf die Befriedigung touristischer Bedürfnisse ausgerichteten Wirtschaftszweige erzielen einen Teil ihrer Wertschöpfung aus der Nachfrage der einheimischen Bevölkerung in ihrer gewohnten Umgebung. Im Tourismus ist es üblich geworden, neben der direkten Bruttowertschöpfung auch die indirekte Bruttowertschöpfung auszuweisen. Unter indirekter Bruttowertschöpfung des Tourismus wird hierbei jene Wertschöpfung verstanden, die von den Vorlieferungs und Vorleistungsbetrieben an die Tourismuswirtschaft erzielt wird. Diese Vorgangsweise ist insofern berechtigt, als sich, wie kaum in einem anderen Wirtschaftszweig, diese Vorlieferungs und leistungsbetriebe wie beispielsweise Erdbeweger, Baufirmen, Zimmerer, Tischler, Lebensmittelgroßhändler, Metzger, 2
etc. meist in enger räumlicher Nähe zu den Endnachfragebetrieben Hotels, Seilbahnen befinden. So kann durch den zusätzlichen Ausweis der indirekten Wertschöpfung die regionalwirtschaftliche Befruchtungswirkung bzw. die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für eine Region besser untermauert werden. In praxi kann die Bruttowertschöpfung von oben nach unten gerechnet werden, indem man nach Ermittlung der touristischen Umsätze die Bruttowertschöpfung mittels sog. Wertschöpfungsquoten errechnet. Wertschöpfungsquoten geben an, wieviel Prozent der Umsätze (bzw. des Produktionswertes) eines Wirtschaftsbereichs im Branchendurchschnitt zu Bruttowertschöpfung werden. Für den Wintertourismus können die Seilbahnen als unerlässliche Vorbedingung betrachtet werden, ohne deren Existenz auch die Wertschöpfung der anderen touristischen Dienstleistungsunternehmen überwiegend nicht möglich wäre. Entsprechend ist es legitim, unter die regionalen Wertschöpfungseffekte der Seilbahnen sowohl die direkte und indirekte Wertschöpfung der Seilbahnen als auch die direkte und indirekte Wertschöpfung der übrigen Tourismusunternehmen zu subsummieren. Als mengenmäßige Basis werden hierbei allerdings korrekter Weise die Erstgastzutritte (Skier Days) herangezogen, um nicht schifahrende Winterurlauber von den Berechnungen auszusondern. Zusammengefasst ergaben sich damit folgende Fragen: 1) Wie hoch ist die DIREKTE BRUTTOWERTSCHÖPFUNG der Gasteiner Bergbahnen AG? 2) Wie hoch ist die INDIREKTE BRUTTOWERTSCHÖPFUNG der Gasteiner Bergbahnen AG? 3) Wie hoch ist die von den Seilbahnnutzern ausgelöste DIREKTE BRUTTOWERTSCHÖPFUNG in den anderen Tourismusbranchen? 4) Wie hoch ist die von den Seilbahnnutzern ausgelöste INDIREKTE BRUTTO WERTSCHÖPFUNG in den anderen Tourismusbranchen? 5) Wie hoch sind die von den Gasteiner Bergbahnen direkt und indirekt generierten ARBEITSPLATZ EFFEKTE? 3
3. ERGEBNISSE UND ERLÄUTERUNGEN ZU DEN EINZELNEN BERECHNUNGSSCHRITTEN 3.1 DIREKTE BRUTTOWERTSCHÖPFUNG der Gasteiner Bergbahnen AG: Ausgangspunkt für die Berechnung sind die Erstgastzutritte, die von den Seilbahnen der Region mit 869.401 bekanntgegeben wurden (Wintersaison 2012/13). Diese Erstgastzutritte verteilen sich zu etwa 15% auf Tagesausflügler, zu 78% auf Urlaubsgäste und zu 7% auf Saisonkartenbesitzer. Multipliziert mit den jeweiligen durchschnittlichen Tagesausgaben für Seilbahnbenützung (36 Tagesausflügler; 26 Urlauber und 17 Saisonkartenbesitzer) ergibt sich insgesamt ein Nettoumsatz der Seilbahnen in der Wintersaison in der Höhe von 21,2 Mio. Multipliziert mit einer durchschnittlichen Wertschöpfungsquote von 62% errechnet sich daraus eine auf die Seilbahnwirtschaft entfallende direkte Bruttowertschöpfung in der Höhe von 13,1 Mio. 3.2 INDIREKTE BRUTTOWERTSCHÖPFUNG der Gasteiner Bergbahnen AG Als Differenz zwischen Nettoumsatz der Seilbahnen (21,2 Mio ) und Bruttowertschöpfung der Seilbahnen (13,1 Mio ) ergibt sich ein Betrag von 8,1 Mio. als Umsatz sämtlicher Vorlieferungsund leistungsbetriebe an die Seilbahnwirtschaft. Multipliziert mit einer durchschnittlichen Wertschöpfungsquote von 31,7 % errechnet sich daraus eine indirekte Bruttowertschöpfung von 2,6 Mio. Dieser Betrag betrifft nur die erste Vorleistungsstufe, also z.b. Wartungsarbeiten an Seilbahnanlagen. Die zweite (z. B. Werkzeugeinkauf des Seilbahnmechanikers) und alle weiteren Vorleistungsstufen werden nicht erfasst. 3.3 DIREKTE BRUTTOWERTSCHÖPFUNG der anderen Tourismusbranchen Zieht man von den durchschnittlichen Gesamt Tagesausgaben der einzelnen Nutzergruppen Tagesausflügler = 112, Urlaubsgäste = 147,6, Saisonkartenbesitzer = 104,9, die für die Seilbahnbeförderung ausgegebenen Beträge (siehe oben) ab, so ergibt sich, multipliziert mit den Ersteintritt Summe der einzelnen Nutzerkategorien, ein Bruttoumsatz in der 4
Höhe von 83,3 Mio. und ein Nettoumsatz von 68,9 Mio.. Hieraus errechnet sich bei Zugrundelegung einer Wertschöpfungsquote von 41,9 % eine direkte Bruttowertschöpfung aller Tourismusbranchen ohne die Seilbahnen in der Höhe von 28,9 Mio. 3.4 INDIREKTE BRUTTOWERTSCHÖPFUNG in den anderen Tourismusbranchen Als Differenz zwischen Nettoumsatz aller Tourismusbranchen ohne Seilbahnen (68,9 Mio ) und der Bruttowertschöpfung dieser Tourismusbranchen (28,9 Mio ) ergibt sich ein Betrag von 40,1 Mio. als Umsatz sämtlicher Vorlieferungs und leistungsbetriebe an alle Tourismusbranchen außerhalb der Seilbahnwirtschaft. Multipliziert mit einer durchschnittlichen Wertschöpfungsquote von 31,7 % errechnet sich daraus eine indirekte Bruttowertschöpfung von 12,7 Mio. Dieser Betrag betrifft wiederum nur die erste Vorleistungsstufe, also z.b. Lebensmittellieferungen an die Hotellerie. Die zweite Vorleistungsstufe, z. B. Belieferung des Lebensmittelgroßhandels durch einen Gemüsebauern und alle weiteren Vorleistungsstufen werden nicht erfasst. 3.5 Gesamtbetrag der von den Gasteiner Bergbahnen ausgelösten BRUTTOWERTSCHÖPFUNG Summiert man die angeführten direkten und indirekten Wertschöpfungseffekte auf, so ergibt sich ein Gesamtbetrag von 57,3 Mio.. Hiervon werden 42 Mio als direkte Bruttowertschöpfung unmittelbar im Gasteinertal wirksam, die rd. 15,3 Mio indirekte Wertschöpfung können regional nicht eindeutig zugeordnet werden, verbleiben aber zu etwa 90% in Österreich. 5
2,6 Mio 12,7 Mio 13,1 Mio Direkte Wertschöpfung Seilbahnen 13,1 Mio 28,9 Mio Indirekte Wertschöpfung Seilbahnen 2,6 Mio Direkte Wertschöpfung sonstige Branchen 28,9 Mio Indirekte Wertschöpfung sonstige Branchen 12,7 Mio 3.6 Schätzung der von Gasteiner Bergbahnen generierten Arbeitsplatze in allen übrigen Branchen (ARBEITSPLATZEFFEKTE) Dividiert man die Summe aus den direkten Wertschöpfungseffekte der anderen touristischen Branchen (= außerhalb der Seilbahnwirtschaft) und sämtlichen indirekten Wertschöpfungseffekte durch die durchschnittliche Bruttowertschöpfung pro Arbeitsplatz*, so bewirkt die so ermittelte Gesamtwertschöpfung von 44,1 Mio. insgesamt 1430 Arbeitsplätze, von denen rd. 940 sicher (=weil direkte Wertschöpfung) in der Region anfallen. * Voll und Teilzeitarbeitsplätze 4. BEWERTUNG EINZELNER SZENARIEN Seitens der Gasteiner Bergbahnen wird davon ausgegangen, dass es bei einer Nicht Investition im Bereich der Schlossalmbahnen mittelfristig zu einem 15% Rückgang bei Nächtigungen im Tal sowie Eintritten und Umsätzen der Seilbahnen kommt. Durch die geplanten Investitionen in der Höhe von 80 Mio wird andererseits mittelfristig eine Steigerung bei Nächtigungen im Tal sowie bei den Eintritten und Umsätzen der Bergbahnen um 10% erwartet. Sieht man die beiden Szenarien als worst und bestcase am Ende einer 5 bis 7 jährigen Beobachtungsperiode, scheinen sie aus fachlicher Sicht nicht überhöht und sollen daher zum Ausgangspunkt entsprechender szenarienhafter Betrachtungen genommen werden: 6
Tab. 1: Wertschöpfungsszenarien bei Beibehaltung des Status quo (Wintersaison 2012/13) und bei Durchführung der Modernisierungsinvestitionen im Bereich der Schlossalmbahnen Diff. zur Wintersaison 2012/13 in Szenario in Mio Wertschöpfungskategorien Mio 15% +10% 15% + 10% Direkte BWS Seilbahnen 11,2 14,5 2,0 +1,3 Direkte BWS sonstige Branchen 24,6 31,9 4,3 +3,0 Indirekte BWS Seilbahnen 2,2 2,8 0,4 +0,3 Indirekte BWS sonstige Branchen 10,8 14,0 1,9 +1,3 Total 48,7 63,1 8,5 +5,9 Quelle: Eigene Berechnungen Tabelle 1 fasst die Berechnungen zusammen: Demnach käme es unter der Annahme eines 15% igen Rückgangs der skier days am Ende einer 5 bis 7 jährigen Beobachtungsperiode im Verhältnis zur Wintersaison 2012 / 13 bei Beibehaltung des Status quo zu einem Rückgang der Gesamtwertschöpfung um rd. 8,5 Mio, wovon 6,3 Mio als direkte Bruttowertschöpfung der gesamten Tourismuswirtschaft (inkl. Seilbahnen) im Gasteiner Tal wirksam würden. Umgekehrt käme es bei Realisierung der geplanten Investitionen unter der Annahme eines 10% igen Anstiegs der skier days am Ende einer 5 bis 7 jährigen Beobachtungsperiode zu einem Wertschöpfungszuwachs von insgesamt 5,9 Mio, wovon wiederum rd. 4,3 Mio unmittelbar im Gasteiner Tal als direkte Bruttowertschöpfung anfielen. Tab. 2: Beschäftigungsszenarien bei Beibehaltung des Status quo (Wintersaison 2012/13) und bei Durchführung der Modernisierungsinvestitionen im Bereich der Schlossalmbahnen Zahl der Arbeitsplätze Diff. zur Wintersaison 2012/13 Ausgangssituation 15% +10% 15% + 10% Arbeitsplätze insgesamt 1.219 1.578 211 +147 davon in Region 798 1.033 138 +96 Quelle: Eigene Berechnungen Nach Tabelle 2 käme es unter der Annahme eines 15% igen Rückgangs der skier days im Verhältnis zur Wintersaison 2012 / 13 bei Beibehaltung des Status quo zu einem mittelfristigen Rückgang der Zahl der Arbeitsplätze insgesamt um ca. 210, wovon ca. 140 direkt die Arbeitsplätze im Gasteiner Tal beträfen. Umgekehrt käme es bei Realisierung der geplanten Investitionen unter der Annahme eines 10% igen Anstiegs der skier days zu einem Zuwachs von Arbeitsplätzen um rd. 150 (rechnerisch exakt: 147), wovon rd. 100 Arbeitsplätze (rechnerisch exakt) unmittelbar im Gasteiner Tal anfielen. * Voll und Teilzeitarbeitsplätze 7
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