Messverfahren. Entnahme von Proben für die Blutgasanalyse

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Transkript:

Kapitel 3 Messverfahren Entnahme von Proben für die Blutproben für die BGA werden in heparinisierten Spritzen oder Kapillaren entnommen (Heparin ist sauer: nur ganz geringe Mengen verwenden!) Luftblasen müssen sicher ausgeschlossen werden, um Messwertverfälschungen zu vermeiden. Wenn keine unmittelbare Analyse möglich ist, werden die Proben in Eiswasser gekühlt, um fortbestehende Stoffwechselprozesse in den Blutzellen zu minimieren. Temperaturveränderungen (Fieber, Hypothermie, lagerungsbedingt) sind bei der Auswertung zu berücksichtigen: Die Löslichkeit von Gasen in Flüssigkeiten nimmt bei sinkender Temperatur zu, deshalb fällt auch der entsprechende Partialdruck ab. Pro Grad Abkühlung sinkt z.b. der pco 2 um 4,5%; entsprechend steigt der ph-wert um 0,015 Einheiten an. Geeignete Entnahmeorte sind Arterien (z.b. A. radialis, A. femoralis), zentral-venöse Katheter (Einschränkung auf den Blutstrom vor allem aus der oberen Körperhälfte), oder Pulmonaliskatheter (nur hierüber ist gemischt-venöses Blut zu gewinnen). Insbesondere bei Säuglingen und Kinder werden oft hyperämisierte Körperteile wie Ohrläppchen, Fingerbeere oder Ferse punktiert. Die Ergebnisse sind in der Regel klinisch gut verwendbar; das Blut darf aber keinesfalls aus dem Gewebe gepresst werden, sondern muss frei in die Kapillare fließen. Peripher-venöses Blut ist wegen zu starker Abhängigkeit von der lokalen Perfusion für n nicht zu verwerten. 1

Messung des po 2 Der po 2 wird meist mit der sog. Clark schen Elektrode bestimmt. An die Kathode diffundierender O 2 wird reduziert; die dadurch induzierte Spannungsänderung im Stromkreis ist direkt proportional dem O 2 -Partialdruck. Die zwischen Anode und Kathode anliegende Arbeitsspannung muss so groß sein (600-800 mv), dass alle diffundierten O 2 - Moleküle reduziert werden können: O 2 + H 2 O + 2 e - H 2 O 2 + 2 OH - Messung der so 2 Für das Online-Monitoring mit Hilfe der Pulsoxymetrie beschränkt man sich auf zwei Wellenlängen im roten und infraroten Bereich des Lichtes. Die verschiedenen Hb-Derivate unterscheiden sich durch Ihre Fähigkeit, Licht unterschiedlicher Wellenlängen zu absorbieren. Im Mehrkanaloxymeter kann man deshalb die einzelnen Komponenten getrennt bestimmen. 2

Pulsoxymetrie (1) Basisabsorption Pulsanteil Der Pulsanteil der Absorption repräsentiert nur das arterielle Blut; er beträgt ca. 3% der Gesamt- Absorption. Die Absorptionsamplituden bei den beiden Mess- Wellenlängen unterscheiden sich in Abhängigkeit von der Sauerstoffsättigung. Die Algorithmen zur Berechnung der so 2 aus der Amplitudendifferenz sind gerätespezifisch. Pulsoxymetrie (2) Wichtige Unterscheidung: Fraktionelle Sättigung des Mehrkanaloxymeters so 2 = [HbO 2 ] / ([HbO 2 ] + [Hb] + [CO-Hb] + [Met-Hb]) 100 Funktionelle Sättigung des Pulsoxymeters so 2 = [HbO 2 ] / ([HbO 2 ] + [Hb]) 100 Mögliche Artefakte: Bewegungen, z.b. Kältezittern geringe Blutdruckamplitude, z.b. Hypotonie periphere Durchblutungsstörungen Farbstoffe, z.b. Bilirubin; Infrarotstrahler 3

Messung des pco 2 Die sog. Severinghaus-CO 2 - Sonde ist eine modifizierte ph- Elektrode. An der für H + durchlässigen Glasmembran bildet sich eine ph-abhängige Spannung aus. Durch die Kunststoffmembran diffundierende CO 2 -Moleküle verändern den ph-wert der Bikarbonatlösung. Die dadurch ausgelöste Spannungsänderung ist proportional dem pco 2. Kapnometrie Sidestream-Messung vom Patienten IR-Lampe mit Monochromator, 4.3 µm Messkammer Vakuumpumpe Wellenlänge (µm) Probenfluss ca. 150 ml/min Wasserabscheider Referenzkammer mit CO 2 -Absorber Detektor Signal zum Monitor 4

Kapnographie alveolares Plateau pco 2 (mm Hg) Anstieg ETCO 2 pco2 (Vol.%) Inspiration Exspiration Gasfluss (l/min) 5