Individualität am Arbeitsplatz

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Transkript:

Individualität am Arbeitsplatz Chancen und Grenzen des staatlichen Unterstützungssystems in Deutschland zur beruflichen Eingliederung von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt Michael Herbst Individualität am Arbeitsplatz 1

Was Sie über mich wissen sollten, ist dass ich segregierte, integrierte und inklusive Bildungsstationen durchlaufen habe, und trotzdem hier stehe. dass meine Bildungs- und Berufsbiografie verzögert waren und nicht eben geradlinig verliefen. dass ich mich u.a. auch "Fachberater für EDV-Anwendung und Organisation nennen darf. dass ich seit 20 Jahren Vorgesetzter auch von Schwerbehinderten bin. dass ich mich zwölf Jahre lang vertieft mit der beruflichen Eingliederung Schwerbehinderter befasste. dass ich mich nun u.a. mit inklusiver Organisationsentwicklung auseinandersetze. Individualität am Arbeitsplatz 2

Die vier Säulen des Unterstützungssystems 1. Säule: Eingliederungszuschüsse Abhängig von Schwere der Vermittlungshemmnisse Laufzeit des Arbeitsvertrages Anteil der schwerbehinderten Beschäftigten beim Arbeitgeber Geboten werden gesetzlich Bis zu 70 % der Gehaltskosten im ersten Jahr (evtl. plus Sonderprogramme) Dann jeweils 10 % weniger im zweiten und im dritten Jahr Ein viertes Jahr "Nachbeschäftigungszeit" In der Praxis hängt die Förderung vom Füllstand der Reha-Kassen ab bestimmt die Förderpriorität sich an der letzten Zielvereinbarung Individualität am Arbeitsplatz 3

Die vier Säulen des Unterstützungssystems 2. Säule: beeinträchtigungsspezifische Arbeitsmittel Hilfsmittel gerne - Gebrauchsgegenstände wenn nötig - Eigenheimförderung vielleicht Individualität am Arbeitsplatz 4

Die vier Säulen des Unterstützungssystems 3. Säule: Beeinträchtigungsspezifische Infrastrukturmaßnahmen Von der Rampe über blendfreie Beleuchtung bis zum Schreibtisch für die Arbeitsplatzassistenz Mit öffentlicher Unterstützung ins Anlagevermögen des Arbeitgebers Individualität am Arbeitsplatz 5

Die vier Säulen des Unterstützungssystems 4. Säule: Arbeitsplatzassistenz im nötigen Umfang Kann-Vorschrift bei Arbeitgeberantrag / Rechtsanspruch bei Antrag des Schwerbehinderten Kernfrage: Was ist notwendig? Spielarten: Minderleistungsausgleich an den Arbeitgeber Budgetabtretung an den Arbeitgeber Privatrechtlicher Vertrag mit Dienstleister Selbst organisierte Arbeitsplatzassistenz Individualität am Arbeitsplatz 6

Das Unterstützungssystem positiv betrachtet Das System ist solvent Das System ist bezogen auf den Schwerbehinderten umfassend Das System verlangt Begründungen Das System sucht nach Verhältnismäßigkeit Individualität am Arbeitsplatz 7

Die Staatenprüfung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention Player: Bundes- und Ländererregierungen Staatenprüfungsausschuss Monitoring-Stelle zur Umsetzung der Konvention Zivilgesellschaft 1. Initialer Staatenreport / "Schattenbericht" der Zivilgesellschaft 2. Treffen zwischen Prüfungsausschuss und Staatendelegation / Treffen Prüfungsausschuss/Zivilgesellschaft 3. Fragenliste des Prüfungsausschusses 4. Schriftliche Beantwortung der Fragenliste durch den Staat / Kommentierung durch die Zivilgesellschaft 5. Konstruktiver Dialog zwischen Prüfungsausschuss und Staatendelegation / Vorab Anhörung der Zivilgesellschaft durch den Prüfungsausschuss 6. Zusammenfassende Beobachtungen (und Empfehlungen) des Prüfungsausschusses Individualität am Arbeitsplatz 8

Die Staatenprüfung Deutschlands Geschützte Werkstätten Fragen: Wieviel verdienen die Menschen dort? Warum sinken die Zahlen der dort Beschäftigten nicht? Wie viele WfbM-Beschäftigte schaffen den Sprung in den regulären Arbeitsmarkt? Antworten: 200 Euro monatlich + Grundsicherung, Bemessung für Rentenanspruch sind 2.300 Euro monatlich * Die Zuweisungszahlen sinken, aber die Verweildauer steigt * Wenn der Beschäftigte es verlangt, muss die Werkstatt nach einem Außenarbeitsplatz suchen. * Werkstätten müssen besser werden, es gibt Integrationsfirmen und man denkt über ein Budget für Arbeit nach. Individualität am Arbeitsplatz 9

Die Staatenprüfung Deutschlands Privatwirtschaft Fragen: Wie macht die Bundesregierung Druck auf sie, was die Einstellung Schwerbehinderter angeht? Wie schaut es mit der Erfüllung der Pflichtquote aus? Wie entwickelt sich die Erwerbslosigkeit Schwerbehinderter? Antworten: Es gibt spezielle Förderprogramme. Man arbeitet mit den Kammern und den Tarifpartnern zusammen und die Unternehmen kümmern sich zunehmend selbst um das Thema. * Die Bundesregierung übererfüllt die Beschäftigungsquote, beim BMAS ist mehr als jeder 10te Schwerbehindert. * In den letzten Jahren gab es 100.000 neue Jobs für Schwerbehinderte, die Erwerbslosenquote blieb aber nahezu unverändert. Individualität am Arbeitsplatz 10

Die Staatenprüfung Deutschlands Barrierefreiheit Fragen: Sind Arbeitsplätze blinder Juristen durch nicht barrierefreie elektronische Übermittlungswege gefährdet? Wie wird der Zugang Behinderter zu Hochschulen sichergestellt? Wird in der beruflichen Eingliederung nicht zu viel auf Integration statt auf Inklusion gesetzt? Antworten: Die Novelle des Gerichtsverfassungsgesetzes soll 2018 barrierefreie Übermittlungswege vorsehen. * Ein Hochschulrahmengesetz regelt Nachteilsausgleiche, die von den Bundesländern dann gewährleistet werden müssen. * Das Unterstützungssystem ist historisch gewachsen und orientiert sich am Individuum. Individualität am Arbeitsplatz 11

Das Unterstützungssystem kritisch betrachtet Das System ist in der Praxis zu schwerfällig Das System ist von den Zuständigkeiten her ineffektiv Das System ist zu sehr auf Broterwerb und zu wenig auf Erfahrung durch Beschäftigung ausgelegt Das System fördert inklusive Organisationsentwicklung von Arbeitgebern nicht Individualität am Arbeitsplatz 12

Inklusive Organisationsentwicklung Ein Prozess der niemals endet der von innen nach außen verläuft der von mangelnder Phantasie zu etwaigen Anforderungen gebeutelt ist Individualität am Arbeitsplatz 13

Inklusive IT-Infrastruktur Eine Frage von Qualitätsmanagement und -sicherung der Kollegialität der Arbeitseffektivität der Kundenfreundlichkeit Individualität am Arbeitsplatz 14