www.frunol-delicia.com Zulassungssituation bei Rodentiziden aus Sicht der Industrie 26.06.2012 Rolf Barten, Dipl.-Ing. Agr. Historie Forschungs- und Entwicklungsbericht: Verbesserte Methode der Überwachung und Bekämpfung der Feldmaus Dr. H. Wieland, 1983 1978 Schäden durch Feldmäuse in der DDR von 100 Mio. M, Behandlungsfläche damals 600.000 ha Anfang der 80-ger Jahre hauptsächlich Einsatz von Chlorphacinon- Köder neben Spritzmittel auf Basis von z. B. Methamidophos, Parathion-methyl, Endosulfan Gefährdung von Wild- und Nutztieren (Fasan, Muffelwild, Schwarzwild, Hase, Haustierarten) durch Chlorphacinon-Köder wurde als gering eingestuft (Wildbiologie der DDR) Chlorphacinon Köder sind ausschließlich auf Flächen mit Bewuchs einzusetzen, eine Depotanlage im Freiland ist grundsätzlich untersagt, Köder eignet sich nicht für Baubeköderung 1
Historie Zulassung Ratron Feldmausköder in Deutschland Seit den 70-ger Jahren in Deutschland unter verschiedenen Namen zugelassen: Delicia Chlorphacinon Köder, Ratron Feldmausköder, Lepit, Casit Wiederzulassung 1994 von Ratron Feldmausköder (Streuen) für 10 Jahre Genehmigungen 18.1 in Forst, Futter- u. Zuckerrübe, Futterleguminosen, Hülsengemüse, Zierpflanzenbau, Kartoffel, Mais, Raps, Gemüsebau, Weinrebe in 2001-2002 Termin zur Erneuerung der Zulassung 2004 (Antrag 30.11.2003) Zwischenzeitlich 6 Verlängerungsbescheide bis zur Zulassung, Erteilung der Zulassung Ausbringung in Köderstationen am 02.03.2007 Historie Zulassung Ratron Feldmausköder in Deutschland Positive Bewertung Streuen BBA (heute JKI) 24.02.2006 Positive Bewertung Streuen BfR 04.01.2006 Positive Bewertung durch den Sachverständigen Ausschuss in Juni 2006 Negative Bewertung Streuen UBA 28.02.2007 Zulassungsbescheid 02.03.2007 (Köderstation) + Streuen Nichtkulturland zur Verkehrssicherung, kurz vor Ende der Chlorphacinon-Zulassung der EU in 2007 Essential Use Zulassung der EU für Chlorphacinon bis 2010 Mitte 2010 Auslauf der Zulassung Ratron Feldmausköder 2
Historie 11.2 Gefahr im Verzug (heute 12.3.3 Genehmigung für Notfallsituation) 1. Antragsstellung 10.08.2007, Antrag wird genehmigt 04.09.2007 21.09.2007 Fund toter Hasen, 6 auf einen Streich, krimineller Akt!!! 10.10.2007 Information der Länder durch BVL und Aussetzung von 11.2 in Sachsen-Anhalt durch Landesregierung Versuch der Aufhebung der Aussetzung von 11.2 durch Ministerin MLU im Oktober 2007, nach kriminaltechnischer Untersuchung im Nov.; aber keine Zustimmung durch Ref. Naturschutz am 20.11.2007 2. Antragstellung 13.02.2008, Antrag wird abgelehnt 17.04.2008 Fachgespräch zu Bekämpfungsstrategien bei Feldmäusen am 24.02.2008: 95 % der Anwesenden sind für Streuen von Ratron Feldmausködern (alle PSD, JKI, BfR, Bauernverbände, Industrie) da u. a. bis heute nach 40 Jahren kein negatives Problem aufgetreten ist, Herr Nolting empfiehlt 11.2 3. Antragstellung 25.05.2012 durch TLL, Antrag wird abgelehnt 07.06.2012 Feldmäuse Befalls- und Behandlungsflächen Keine 2 % der Landwirtschaftlichen Fläche werden gegen Feldmäuse behandelt Landwirtschaftliche Fläche in Deutschland Fläche* Mäusebefall** Mäusebefall Behandelte Fläche *** in % in '000 ha in '000 ha in '000 ha in % in '000 ha in % 2007 in starken Jahren "2007" in schlechten Jahren "2006" mit Rodentiziden Ackerland 11877 600 5,1 Getreide + Körnermais 6880 Kartoffeln 275 Zuckerrüben 403 Hülsenfrüchte 109 Raps/Rübsen 1548 Grün-/Silomais 1471 Brachen 648 Dauergrünland 4874 185 3,8 Obstanlagen 65 18 25,0 Baumschulen 21 Rebland 97 Sonstige 19 Total 16953 803 4,7 280 1,7 50 0,29 * Statistisches Bundesamt Land- und Fortswirtschaft, Fischerei "Fachserie 3, Bodennutzung der Betriebe" 2008 ** Marktbefragung Produkt & Markt 1999/2000 "Schädlingsbekämpfung indoor/outdoor" *** abgeleitet aus verkauften Rodentiziden im Markt 3
Volkswirtschaftliche Verluste durch Feldmäuse im Ackerbau Ertragsverluste ohne Feldmausbekämpfung am Beispiel von Weizen: Gesamtbefallsfläche: 600.000 ha, Weizenpreis 17.01.2011: 252 /t Kultur Anbaufläche in ha Ertrag in dt Preis / dt in Verlust in % Verlust in dt/ha Gesamtverluste in dt Gesamtverlust in Weizen 600.000 75 25 20 15 9.000.000 225.000.000 Mäusebefall LK Saalekreis 2007 Feldmausmanagement Wirtschaftlichkeit 80 % Befall durch Feldmäuse in Ackerbaukulturen im LK Saalekreis Betriebsflächen Kultur Kulturfläche gesamt in ha (Anzahl der Betriebe:9) Befall in ha gesamt in ha extrem stark Rand Gesamtbefall Befall in % bedrohte Fläche 07/08 13217 Raps 1914 386 728 28 1142 60 1749 Weizen 4584 1749 2006 420 4175 91 3810 Gerste 1667 470 739 0 1209 72 1714 Total 8165 2605 3473 448 6529 80 7273 finanzieller Verlust 2007: 3.408.957 entspricht 468 pro ha Betriebsfläche Herr Fischer, Bauernverband Merseburg 4
350 300 250 200 150 100 50 0 Feldmausmanagement Behandlungsflächen gegen Nager in 000 ha Der Befall mit Feldmäuse scheint kontimuierlich zuzunehmen Gradation 200 1998 1999 75 Gradation 40 110 50 2000 2001 2002 2003 20 Gradation 130 320 Entwicklung der Behandlungsflächen 2004 2005 2006 50 400 280 Eingeschränkte Behandlung 80 2007 2008 2009 20 80 2010 2011 130 Feldmausmanagement Bodenbearbeitung Schlussfolgerungen bei der Behandlung von Feldmäusen Starkbefall mit mehr als 30 50 bewohnten Bauten/ha: 20-25 cm tiefe Pflugfurche sowie Einsatz eines Rodentizids Mittlere Befall mit 5 30 bewohnten Bauten/ha: Flache Pflugfurche (15-20 cm) oder Grubbern auf 20-25 cm sowie Einsatz eines Rodentizids Weniger als 5 Bauten/ha: Tiefenreduzierte pfluglose Bodenbearbeitung Dr. Jan Rücknagel, Uni Halle 2008 5
Gesetzliche Bestimmungen Richtlinie... der Kommission... zur Änderung der Richtlinie 91/414/EWG... zwecks Aufnahme des Wirkstoffs... Wirkstoff Zeitpunkt Inkrafttreten Befristung Nominale Konzentration Anwendung Köderstation Veröffentlichung der Eintragung Wirkstoff Zinkphosphid 02.12.2010 01.05.2011 30.04.2021 8-30 g/kg Köderstationen spezielle Stellen Ratron Giftweizen Wirkstoff: 25g/kg Zinkphosphid 6
Ratron Gift-Linsen Wirkstoff: 8g/kg Zinkphosphid Ratron Gift-Linsen = Neue Köderform Ratron Giftweizen Möglichkeit der Bekämpfung Einsatz von Rodentizide - verdeckte Ausbringung Arbeitsleistung bei mittlerem Befall: ca. 1,5 ha/ak und Tag Prof. Dr. G. Lauenstein 7
Ratron Gift-Linsen Möglichkeit der Ausbringung Ratron Gift-Linsen Möglichkeit der Ausbringung 8
Wirksamkeit Wirksamkeitsversuche gegen Feldmäuse Produkt Zahl der Versuche Anwendung Wirkungsgrad in % Ratron Feldmausköder 9 Streuen 81 Ratron Giftweizen 6 Loch 71 Ratrom Gift-Linsen 4 Streuen 89 7 Loch 68 3 Köderstation 75 Frassaktivität von Feldmäusen an Köderstationen mit Ratron Feldmausköder Köderboxen gefüllt mit je 50 Gramm Köderbox 02.10.2007 04.10.2007 05.10.2007 09.10.2007 1 50 50 50 50 2 50 20 50 50 3 50 25 50 50 4 50 2,5 10 50 5 50 25 50 50 6 50 50 50 50 7 50 2,5 12,5 50 8 50 50 50 50 9 50 50 50 50 10 50 2,5 50 50 11 50 50 50 50 12 50 50 50 50 gefr. Köder 0 (600) 377,5 522,5 600 Gefressene Menge in % 62,9 % 87,1 % 100,0 % W. Dahlbender, Oppenheim 9
Meldungen über PS-Mittel Vergiftungen Wirbeltiere Totenfall bei Tieren: Meldungen an die Biologische Bundesanstalt 1988-2003 Jahr Totenfall Wirkstoff Art des Mittels Vergiftungs- Umstand Art Anzahl nachweis 1989 Fasan 7 Zinkphosphid Rodentizid sicher Fehlanwendung 1996 Gans 1 Zinkphosphid - sicher unbekannt 1997 Hühner 4 Zinkphosphid - sicher unbekannt 1998 Hund 1 Zinkphosphid? sicher unbekannt 1999 Huhn 1 Zinkphosphid? sicher unbekannt 1999 Hund 1 Zinkphosphid? sicher unbekannt 1988-2003 15 Zinkphosphid sicher s. o. 1988-2003 0 Chlorphacinon 1988-2003 1233 andere PSM sicher Frevel BBA, Braunschweig Toxizität rodentizider Wirkstoffe (LD 50 ; ALD mg/kg) Chlorophacinone Brodifacoum Endosulfan Feldmaus 1.1-6.4 0.22 ~ 8-16 Hamster 120 0.22 18 Hase 1 3 0.22 ~ 18.5 Fasan 142 0.28 ~ 70 Sekundär Toxizität Möglich? Signifikant Unbekannt Repellenz Nein Nein Signifikant Ecotoxicological Laboratory, Fácánkert, Ungarn 10
Attraktivität von Ratron Gift-Linsen bei Vögeln Attraktivität von Ratron Gift-Linsen bei der Aufnahme durch Vögeln Folierenversuche (Futterangebot ohne Beschränkung) Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3 Versuche 1-3 01.03.2006 04.04.2006 08.08.2006 Taube Wachtel Durchschnitt Aufgenommene Nahrung in % Ungefärbter geschälter Weizen 89 99,5 94,25 Ratron Gift-Linsen 11 0,5 5,75 Gefärbter geschälter Weizen 95 97,5 96,25 Ratron Gift-Linsen 5 2,5 3,75 frunol delicia, Unna Feldmausbekämpfung Zusammenfassung Feldmauspopulationen treten auf landwirtschaftlichen Flächen in allen Regionen kurzfristig immer häufiger (2 4 Jahre) massenhaft als Kalamitäten auf Volkswirtschaftliche Verluste/Schäden sind/werden riesig Keine neuen rodentiziden Wirkstoffe zur Feldmausbekämpfung für die nahe Zukunft erwartet Seit 2011 nur Zinkphosphid haltige Köder zugelassen Nur flächendeckende Feldmausbekämpfung sinnvoll Sinnvolle Alternativen neben den Pflanzenschutzmitteln zur Feldmausbekämpfung z. Zt. und in näherer Zukunft nicht erkennbar Von der vorhandenen Fläche muss ein optimaler Ertrag erwirtschaftet und nicht von Feldmäusen gefressen werden Rolf Rolf Barten, Usingen 11
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 12