Kinder lernen immer. Folie Nr PD Dr. phil. habil. Marion Grein

Ähnliche Dokumente
Wie lernt das Gehirn?

Neurobiologische Grundlagen des Lernens Phasierung und Handlungsorientierung

Lernen aus neurobiologischer Perspektive

Das Gehirn des Schülers ist der Arbeitsplatz seines Lehrers M. Spitzer

Beste Freunde. das Lehrwerk für Jugendliche. Neurodidaktische Ansätze in Beste Freunde. 18. Hueber Konferenz Folie Nr

Gerhard Roth Fühlen, Denken, Handeln

Wie wir die Erkenntnisse der Gehirnforschung für mehr Kreativität und innovative Ideen nutzen können.

Denken, Lernen, Vergessen? Was Pädagogik von Hirnforschung lernen kann

Einstieg: Drogen und Glück

Lernen und Motivation

Denken, Lernen, Vergessen? Was Pädagogik von Hirnforschung lernen kann. Dipl.-Päd. Kajsa Johansson Systemische Therapeutin

Was Babys bei der Geburt mitbringen 17. Gehirnentwicklung nach der Geburt 18. Sensible Phasen 21

Netzwerktreffen. Give me Oberschule Dresden Thomas Lorenz 128.Oberschule Dresden

Gliederung Sind Veränderungen machbar?

Lust und Frust beim Lernen

Neurobiologie in der Personalentwicklung

Konstruktivistische Didaktik Übergänge von alten zu neuen Lehr-/Lernmodellen

Verhalten beginnt im Gehirn. Wie entsteht unser Bewusstsein? Nehmen und Geben Wie stark ist unser Egoismus?

$ % $ &' " %& '& "( ) "% *! % + - $#../0# # & (

GERHARD ROTH. ENERGIEWENDE ERFORDERT BEWUSSTSEINSWANDEL Anmerkungen aus Sicht der Hirnforschung Teil 1: Einführung

Grenzen setzen (Thomas Grüner 1 )

Kognition und Lernen

2. Lernen aus neurobiologischer Perspektive

OLYMPIAZENTRUM SÜDSTADT. IMSB-Austria 1

UNSER GEHIRN VERSTEHEN

Pädagogischer Einsatz von Lernprogrammen im Unterricht in der Grundschule

Wie Vertrauen im Gehirn entsteht

Neurobiologische Erkenntnisse im Zusammenhang mit einem kompetenzorientierten Unterricht. Barbara Gerhards

selbst ständig lernen Neurowissenschaftliche Grundlagen des Lernens

Normale Entwicklung. Neurobiologische Erkenntnisse über die Entwicklung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Zunahme der Körpergröße

Workshop C Gedächtnis und Plastizität des Gehirns

V wenn das Kind seine Muttersprache gut beherrscht. V wenn das Kind früh in eine Spielgruppe geht, wo die

Das hochbegabte ehirn Gehirn Dr. Dominik Gyseler 21.. Mai Mai

Biologische und kulturelle Grundlagen des Sprachenlernens

Präsentation von Susanne Flükiger, Stabsstelle Pädagogik, Kanton Solothurn. PP Medienanlass

Alkoholabhängigkeit und Depression im Licht der Hirnforschung

IMPULehrerSchülerEltern IMPULeitbildSozialcurriculumErziehungspartnerschaft

7+1 Erkenntnisse 7+1. der modernen Gehirnforschung für das Bildungsmanagement. Idee. Kreativität. Lernen. Gehirn. Ausbildung.

Korte, Das Gehirn der digital Natives : Wie die neuen Medien das Gehirn (nicht) verändern

GERHARD ROTH INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN HABEN WIR EINE WAHL?

Wissen. Positiv lernen Erfrischende Erkenntnisse aus der Gehirnforschung

Einführung Was brauchen Eltern, damit eine sichere Bindung gelingt?

Visuelles Bewusstsein und unbewusste Wahrnehmung. Thomas Schmidt Justus-Liebig-Universität Gießen Abteilung Allgemeine Psychologie 1

Wissen. Demenz Was ist das?

1 Einleitung Erster Teil: Theoretischer Hintergrund Warum Mathematik? - Bedeutung des Faches Mathematik... 14

Lernen ja, aber wie?

Negative somatische Marker Solche Marker sind als Alarmsignale zu verstehen und mahnen zur Vorsicht.

Lernen aus neurobiologischer Perspektive

Themenübersicht. Folie 1

Denken Lernen - Vergessen

Lernerautonomie und selbst gesteuertes fremdsprachliches Lernen

Wie unser Gehirn lernt:

Einmal das Leben schenken ist nicht genug. Was wir zu einem erfüllten Leben unserer Kinder beitragen können

Pubertät eine spannende Zeit

Berufslehre bewältigen mit AD(H)S

Wie unterstütze ich mein Kind bei schulischen Arbeiten? Wie viel Selbstständigkeit braucht ein Kind?

Veränderungen der kognitiven. Leistungen

Psychische Bedürfnisse Hirnforschung Wohlbefinden

Frühkindliche Bildung. In der offenen Kinder- und Jugendarbeit

Sprachsensibler Umgang mit Kindern, Jugendlichen und Eltern. Buchert/Enzinger FEZ

Behandle Menschen so, wie sie sein könnten und du hilfst ihnen das zu werden, was sie sein können. (Goethe)

Wie wir im Sport und durch den Sport die mentale Stärke unserer Kinder fördern. Dr. Monika Niederstätter

Tagung: Gehirngerechte Arbeitswelt Workshop 2B. Gehirn und Lernen. ao. Univ-Prof. Dr. Richard Fortmüller RICHARD FORTMÜLLER 1

Wenn der Druck steigt. Körperliche und seelische Auswirkungen des Leistungsdrucks in der Schule auf Kinder und Jugendliche

Ein Einblick in die Neurodidaktik. Referat von Bernadette Barmeyer

Physiologische Komponente. Erlebenskomponente

20. April Persönlichkeit-Entwicklung

Functional consequences of perceiving facial expressions of emotion without awareness

Alternative Methoden

Nachhaltigkeit des Lernens aus neurobiologischer Sicht

Hausaufgaben?!Wer braucht die überhaupt? Ulrike Hund 1

Synaptische Übertragung und Neurotransmitter

Zeit für Veränderung: Gehirnentwicklung im Jugendalter

10 Gebote für gehirngerechtes Lehren und Lernen. Werner Groh, Bildungsberater

Das Baby verstehen. das Handbuch zum Elternkurs für Hebammen. von Angelika Gregor und Manfred Cierpka

Grundlagen des Lernens Lernen im Alter

Motivation im Unterricht

Konflikt und die adaptive Regulation kognitiver Kontrolle

Sprungbrett Institut für Potenzialentfaltung

Resilienz. Was macht Kinder stark? Dagmar Feldt, Ärztin für Kinder und Jugendpsychiatrie, Klein Nordseer Str. 5a, Felde

Der Schatz der frühen Jahre: Wie Kinder lernen

Wie funktioniert Glück?

3., überarbeitete und aktualisierte Auflage

brainbus 2013 Konfusion im Kopf Posten Pubertät Was passiert mit Kindern während der Pubertät?

Bestimmungsfaktoren des Konsumentenverhaltens

Suchtgedächtnis. Selbsthilfethemennachmittag FSHG 23.April Bezirksverband Potsdam e.v.

Natürliche Mehrsprachigkeit

Wie funktioniert unser Gehirn? Wie lernt der Mensch?

Förderung der Selbstregulationsfähigkeit durch Bewegung, Spiel und Sport

Wie wichtig sind sichere Beziehungen? Über Kompetenz und Verletzlichkeit von Kleinkindern

Herzlich willkommen zum Elternabend Stärke statt Macht

Dirk Konnertz & Christiane Sauer. Lernspaß fit in 30 Minuten

Mo 16:15-17:45 NZ 42 Schweizer, K. Einführung: Psychologie für Pädagogen - Entwicklung und Lernen in sozialen Kontexten

Inhaltsverzeichnis. Übungsverzeichnis Seite 10. Einleitung: Was ist Selbstfürsorge? Seite 12. Kapitel 1: Belastung und Stress Seite 16

Widerstände und Konflikte in Veränderungsprozessen

Was unser Baby sagen will

New World. Englisch lernen mit New World. Informationen für die Eltern. English as a second foreign language Pupil s Book Units 1

What works best?: Hatties Synthese der empirischen Forschung zur Unterrichtsqualität

Stress und seine Folgen

2. Übung: Emotionen - Gefühle

Transkript:

Vortrag und Diskussionsgrundlage Folie Nr. 1

Unser Fahrplan Wie funktioniert Lernen im Allgemeinen? Welche Rolle spielt das limbische System? Welche Rolle spielen also Emotionen für den Lernprozess? Was sagt die Emotionsforschung zu Biligualität und Mehrsprachigkeit Ihre konkrete Fragen Folie Nr. 2

Lernen = Aufbau von Neuronenpopulationen oder neuronalen Netzwerken Ca. 100 Milliarden Neuronen; 1 Neuron bis zu 10.000 synaptische Verbindungen. Folie Nr. 3

Noch im Mutterleib entwickeln sich die 100 Milliarden Neuronen Ersten Hälfte der Schwangerschaft: pro Minute etwa 500.000 Neuronen Sprachrezeption beginnt im letzten Drittel der Schwangerschaft Babys im Alter zwischen 2 und 9 Monaten: Können alle Laute (Phoneme) der Sprachen der Welt hören und unterscheiden eine Fähigkeit, die sie bald schon wieder sukzessive verlieren. Gehirn von 250g auf 750g im ersten Lebensjahr (1400g Erwachsener) -> Geschlecht Folie Nr. 4

Alles Wissen (auch Erfahrungen) wird im Gehirn als neuronales Netzwerk gespeichert Beim Kind gibt es zunächst sehr viele Netzwerke, die jedoch weniger fest sind als bei Erwachsenen Zu- und erneute Abnahme der Vernetzungen (Petermann 2004: 91) Folie Nr. 5

Die Weiterleitung von neuen Impulsen ( Wissen ) erfolgt von Neuron zu Neuron über die Nervenbahnen an deren Enden sich Synapsen befinden. Ein Neuron kann bis zu 10.000 synaptische Verbindungen haben! Neuron Zellkern Nervenbahn (Axon) mit Myelinhülle Synapsen zur Weitergabe ans nächste Neuron Folie Nr. 6

Synapse: Bedeutende Rolle der Neuronen(größe) und der Neurotransmitter Elektrischer Impuls Neurotransmitter Lernen wird durch den richtigen, individuumsabhängigen Neurotransmitter- Cocktail unterstützt -> Empathie des Lehrers Folie Nr. 7

Acetylcholin: Aufmerksamkeit, bessere Speicherung (Erwachsene: max. 30 Min, Kinder: je nach Alter ca. 15 Minuten) Dopamin: (Neugierde, Konzentration, Handlungsbereitschaft): -> ausgewogen Dopamin (durch Lob z.b.): bessere Speicherleistung -> Motivation; [endogene Opioide] Noradrenalin: (Wachheit, Aufmerksamkeit, Reaktionsbereitschaft): richtige Menge -> gutes Lernen (Eustress), zu viel -> kein Lernen (black out) Folie Nr. 8

Stress empfinden Beispiel Ball Auch Kinder sind Individuen und ein und dieselbe Methode gefällt dem einen und dem anderen nicht! DIE Methode gibt es also nicht! Empathie Methodenvielfalt Folie Nr. 9

Zusammenfassung: Lernen ist also die immer wieder erneute Verbindung zwischen Neuronen durch die Synapsen. Wenn Sie heute 20 Minuten Klavierspielen üben, bilden sich neue neuronale Verkettungen, die wir beobachten können Wenn Sie die nächste Woche nicht erneut Klavier spielen, sind die Verknüpfungen wieder weg! Ihre eigene Muttersprache können Sie nach 10 Jahren der Nicht-Aktivierung komplett verlieren! Etwas einmal falsch Gelerntes prägt sich nur ein, wenn Sie es immer wieder aktivieren. Das Gehirn lernt dabei immer, wenn der Reiz als relevant empfunden wird! Folie Nr. 10

Reiz kommt, limbisches System prüft ob relevant Limbisches System Cortex Subkortikaler Bereich Wenn relevant, erste schwache neuronale Verknüpfung Andockung an vorhandenem Wissen -> Veränderung der neuronalen Struktur Festigung durch Wiederholung, Mehrkanaligkeit, Emotionen Erwachsene: Nicht andockbare Vokabel: 20x wahrnehmen, 80mal anwenden Andere Wissensbestände abhängig von Interesse Folie Nr. 11

Das limbisches System (u.a. Hippocampus, Amygdala) ist das Zentrum für bewusste und unbewusste Emotionen Jeder Reiz wird hier emotional bewertet! Limbisches System Quelle: nach Spektrum der Wissenschaften Nicht-funktionierendes limbisches System: Auslöser von ADHS Folie Nr. 12

Limbisches System (Amygdala und Hippocampus) Neuigkeits- und Emotionsdetektor: Information andockbar an vorhandenes Wissen? JA/NEIN Information relevant/spannend/gewinnbringend/positive Emotionen des Lehrers? JA/NEIN (vgl. vor allem G. Roth) Bekannt? Andockbar? Spannend? -> Interesse Belohnung? Lob? Lohnt es sich, das zu lernen? Lehrende motiviert? vertrauenswürdig Folie Nr. 13

Emotionen und Motivation in Kurzfassung Positive Emotionen schütten Dopamin aus -> dies setzt bei Verstärkung (z.b. durch feedback, Lob, Anerkennung, Wertschätzung, aber auch Relevanz des Lernstoffs) endogene Opioide frei ( körpereigenes Opium, Endorphine) Weiterer Neurotransmitter/Hormon ist Oxytocin ( Bindungshormon -> Empathie) Dopamin: ich will mehr wissen/lernen (Handlungsbereitschaft, Aufmerksamkeit) Endogene Opioide: es macht Spaß, mehr zu lernen (Lebensfreude, Ich-Gefühl) Oxytocin: der Lehrende ist sympathisch (Vertrauen) Dopamin, endogene Opioide und Oxytocin zusammen sind die Grundlage der Motivation Positive Emotionen sind der Grundstein des Lernens Folie Nr. 14

Lernen ohne positive Emotionen möglich? JA (sinnfreies Pauken, Zwang) ABER: Wenn ein Lernstoff z.b. auf der Grundlage von negativen Emotionen (z.b. Strafe) eingepaukt wurden, bilden sich ebenfalls neuronale Netzwerke aus. Mit dem Abrufen dieser Informationen wird jedoch dauerhaft folgendes mit abgerufen: fehlende Kreativität, fehlende Eigeninitiative und keinerlei Leidenschaft für das Themengebiet -> ein vertieftes Eintauchen ist nur wenigen möglich Besonders frappierend: der Kreativitätsverlust durch den fehlenden Spaß am Lernen Zu viel an negativen Emotionen: Auslöser von Depressionen Was brauchen die meisten Kinder? Erkennen der Relevanz, Lob, Akzeptanz, Liebe aber auch Regeln -> Ausnahmezustand Pubertät! Folie Nr. 15

Zwischenzusammenfassung 1) Neurotransmitter müssen ausgeglichen sein, also weder zu hoch, noch zu niedrig (Dopaminmangel -> Depression; Dopaminüberschuss -> Schizophrenie) 2) Unterschiedliche Aktionen rufen bei Menschen unterschiedliche Reaktionen hervor 3) Grundprinzip: Akzeptanz -> Motivation -> Lernerfolg vs. Ablehnen -> Distress -> Lernblockade 4) Messungen der Regionen die aktiv sind -> EEG Wo findet Aktivität statt? Freude -> u.a. präfrontaler Cortex, links Verarbeitung des Belohnungsreizes und Aktivierungsbereiche bekannt Meine Mitarbeiterin EEG in Kombination mit Eyetracker Bsp. Musik Folie Nr. 16

Aktives Areal: Parietaler Cortex Funktion: Räumliche Wahrnehmung Aktives Areal: Frontallappen Funktion: bewusste Entscheidungsprozesse Aktives Areal: Okzipitaler Cortex Funktion: Sehzentrum aktiv (Bilder) Aktives Areal: Insula Funktion: negative Emotionen -> Unwohlsein Aktives Areal: Präfrontaler Cortex Funktion: Regulation emotionaler Prozesse Präfrontaler Cortex -> Negative Emotionen: rechts (blau) Positive Emotionen: links (gelb) Folie Nr. 17

Exkurs Pubertät Chaoszeit Pubertät (vgl. Dorn et al 2006, Susman 2010) Melatonin lange wach und es fällt schwer früh aufzustehen 50% der synaptischen Verbindungen werden gelöst und im Präfrontalen Cortex neu aufgebaut -> Umstrukturierung des präfrontalen Cortex -> Kontrollzentrum für Emotionen entsteht erst, bis dahin nur das limbische System -> Gefühlschaos (launisch, gereizt, himmelhochjauchzend) Präfrontaler Cortex Sitz der geistigen Reife Kurzfristige Belohnungsreize wichtig, Zentrum für langfristige Planen entsteht erst mit der Umstrukturierung Problem: man kann mit Relevanz wenig überzeugen Folie Nr. 18

Exkurs: Bilingualität & Mehrsprachigkeit Eltern sollten mit ihren Kindern immer nur in der Sprache sprechen, mit der sie sich emotional verbunden fühlen! Aufforderung an Deutsche mit Migrationshintergrund zuhause Deutsch zu sprechen ist gefährlich für die emotionale Entwicklung des Kindes! Kinder, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen haben große Vorteile gegenüber monolingual aufwachsenden Kindern; das Gehirn ist keinesfalls überfordert, aber es muss feste Regelungen geben, z.b. ein Elternteil eine Sprache. 7000 Sprachen stehen 200 Staaten gegenüber. Über 60% der Weltbevölkerung ist mehrsprachig, d.h. die Mehrheit der Menschen lebt in mehrsprachigen Gesellschaften und die Einsprachigkeit ist lediglich ein Ausnahmefall (vgl. Wei 2000) Mehrsprachige haben ein besseres metasprachliches Bewusstsein Mehrsprachige sind meist kreativer Mehrsprachige lernen leichter eine neue Sprache und sind in zwei Kulturen zuhause Mehrsprachigkeit zögert Altersdemenz hinaus Folie Nr. 19

Kurzwiederholung: Emotionen Nach Hüther: Neugier & Begeisterung für den Lernstoff wecken oder unterstützen + Motivation / Emotion + Abwechslungsreichtum + Kreatives Spielerisches + Bewegung / Ernährung Folie Nr. 20

Die eine Methode des Unterrichtens gibt es nicht! Grobe Gliederung der Lernstile im Zwiebelmodell nach Curry (1987) Instruktionale Präferenz Präferenz bei der Informationsverarbeitung Persönlichkeits- bezogene Präferenz Lernstile (learning styles) werden in der deutschen Forschung seltener thematisiert und zuweilen mit Lerntypen gleichgesetzt. Grundprinzip: Wird entgegen dem eigenen Lernstil vorgegangen, steigt der Stresslevel (-> Noradrenalin) Folie Nr. 21

Auswahl von Lernstil-Typen (als Kontinuum zu verstehen) z.b. kognitiv (analytisch vs. funktional): Regeln (z.b. Grammatik, Physik. Mathematik) müssen vorgegeben sein vs. Selbst entdeckend Meine Lösung soll korrekt sein vs. Hauptsache, man versteht, was ich meine z.b. exekutiv Ich möchte jede Aufgabe im KB/AB erarbeiten vs. Man kann Aufgaben weglassen Ich möchte jedes Wort/jeden Weg verstehen vs. Man kann das Meiste aus dem Kontext erschließen z.b. sozial Ich bevorzuge Einzelarbeit vs. Ich arbeite lieber mit Partner/Gruppe Folie Nr. 22

Ich möchte immer korrigiert werden vs. Korrektur verletzt mein Gesicht Lehrender sollte Autorität haben vs. Lehrender sollte ein guter Freund sein Ich möchte viele Tests haben vs. Tests demotivieren mich Mit Aktivitäten lernt man am besten vs. Aktivitäten machen mich nervös Spiele sind das A und O des Lernens vs. Spiele sind Zeitvergeudung Obwohl man also weiß, dass das Andocken von Reizen am besten durch Aktivitäten (Handlungsorientierung, Lernerautonomie -> höherer Sauerstoffgehalt, in der Regel bessere Speicherleistung) vollzogen wird, kann die Handlungs- und Produktionsorientierung auch kontraproduktiv sein.

Studie John Hattie: Was macht guten Unterricht aus? (50.000 Einzelstudien) - Empathische Lehrkräfte, die ihre Freude am Unterrichten deutlich zeigen - Direktes motivierendes feedback für die Lernenden - Angenehmes Lernklima - Akzeptanz, dass Lernende anders lernen ( nicht jeder mag Spiele - folgt) - Wertschätzung der Schülerindividuen - Methoden- und Sozialformenvielfalt Zentral aber auch: Liebe, Anerkennung, Begeisterung, aber auch Regeln in der Familie -> notwendig zur Ausbildung von Empathie bei Kindern Folie Nr. 24

Neue bzw. alte Auffassung von Methodenkompetenz Man sollte als Lehrender nicht nur möglichst viele verschiedene Methoden kennen, sondern sie zielgerichtet im richtigen Moment einsetzen können. Hier hilft das bereits ältere Konzept nach David Hunt (1976) Reading Flexing Eine Gruppe oder eine Situation im Kurs so erfassen können (verbale und nonverbale Kommunikation), dass man auf den momentanen Zustand und die Bedürfnisse der KT schließen kann. Flexibel auf die signalisierten Bedürfnisse der Gruppe reagieren (evtl. auch zu Lasten des eigenen Konzepts) Folie Nr. 25

Zusammenfassung Limbisches System Fehlende Emotionen & fehlende Begeisterung Folie Nr. 26

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Ihre Fragen? Folie Nr. 27

Grein, Marion: (2013): Neurodidaktische Grundlagen für Sprachkursleitende. Ismaning Hueber. Herrmann, Christoph; Fiebach, Christian: Gehirn und Sprache, FFM 2005 Hüther, Gerald: Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn. Göttingen 2001 Roth, Gerhard: Aus Sicht des Gehirns, FM 2009 Roth, Gerhard: Wie einzigartig ist der Mensch? Die lange Evolution der Gehirne und des Geistes. Heidelberg 2010. Roth, Gerhard: Bildung braucht Persönlichkeit. Wie Lernen gelingt. Stuttgart 2011 Sambanis, Michaela: Fremdsprachenunterricht und Neurowissenschaften. Narr Studienbücher 2013 Hunt, David: Teachers adaptation: reading and flexig to students. Toronto: Ontario Institute fur Studies in Eduaction. Perani, D. & Abutalebi, J. : The neural basis of first and second language processing. Curr Opin Neurobiol. 2005 Apr;15(2):202-6. Jing Liu: L1 Use in L2 Vocabulary Learning: Facilitator or Barrier. International Education Studies 2008: 2: 1. Baur, Rupprecht & Kis, Marta (2002), Lehrerausbildung in Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache. Fremdsprache Lehren und Lernen (FLuL) 31, 123-150. Oomen-Welke, Ingelore, Deutsch und andere Sprachen im Vergleich. In: Ahrenholz & Oomen-Welke (Hrsg.) (2008), 33-48. Gass, Susan and Alison Mackey (eds.), (2012). The Routledge Handbook of Second Language Acquisition, (pp. 247-267, Kapitel 15). New York: Routledge Folie Nr. 28