Theorie der Informatik Einleitung. Theorie der Informatik Basisfunktionen und Einsetzung Primitive Rekursion. 14.

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Transkript:

Theorie der Informatik 16. April 2014 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Theorie der Informatik 14. primitive Rekursion und µ-rekursion 14.1 Einleitung 14.2 Basisfunktionen und Einsetzung Malte Helmert Gabriele Röger 14.3 Primitive Rekursion Universität Basel 16. April 2014 14.4 µ-rekursion 14.5 Zusammenhänge 14.6 Zusammenfassung M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 1 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 2 / 36 Überblick: Vorlesung Überblick: Berechenbarkeitstheorie Vorlesungsteile I. Logik II. Automatentheorie und formale Sprachen III. Berechenbarkeitstheorie IV. Komplexitätstheorie III. Berechenbarkeitstheorie 12. Turing-Berechenbarkeit 13. LOOP-, WHILE- und GOTO-Berechenbarkeit 14. primitive Rekursion und µ-rekursion 15. Ackermannfunktion 16. Entscheidbarkeit, Reduktionen, Halteproblem 17. Postsches Korrespondenzproblem Unentscheidbare Grammatik-Probleme Gödelscher Satz und diophantische Gleichungen M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 3 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 4 / 36

Nachlesen 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Einleitung Literatur zu diesem Vorlesungskapitel Theoretische Informatik - kurz gefasst von Uwe Schöning (5. Auflage) Kapitel 2.4 14.1 Einleitung M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 5 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 6 / 36 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Einleitung Formale Berechnungsmodelle: primitive und µ-rekursion 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Einleitung primitive Rekursion: Grundidee Formale Berechnungsmodelle Turingmaschinen LOOP-, WHILE-, GOTO-Programme primitiv rekursive Funktionen, µ-rekursive Funktionen In diesem Kapitel lernen wir zwei Berechnungskonzepte kennen, die von Turingmaschinen und imperativen Programmiersprachen grundverschieden sind, da sie keine Zuweisungen oder Wertveränderungen kennen: primitiv rekursive Funktionen µ-rekursive Funktionen Primitive Rekursion und µ-rekursion sind Berechnungsmodelle für Funktionen über (ein oder mehreren) natürlichen Zahlen, die auf folgender Grundidee aufbauen: einige einfache Basisfunktionen werden als berechenbar vorausgesetzt (sind nach Definition ) berechenbar aus diesen Funktionen kann man nach gewissen Konstruktionsregeln neue Funktionen zusammenbauen M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 7 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 8 / 36

14. primitive Rekursion und µ-rekursion Basisfunktionen und Einsetzung 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Basisfunktionen und Einsetzung Basisfunktionen 14.2 Basisfunktionen und Einsetzung Definition (Basisfunktionen) Die Basisfunktionen sind die folgenden Funktionen in N k 0 N 0: konstante Nullfunktion null : N 0 N 0 : null(x) = 0 für alle x N 0 Nachfolgerfunktion succ : N 0 N 0 : succ(x) = x + 1 für alle x N 0 Projektionsfunktionen π i j : Ni 0 N 0 für alle i 1, 1 j i: π i j (x 1,..., x i ) = x j für alle x 1,..., x i N 0 (schliesst insbesondere Identitätsfunktion ein) M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 9 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 10 / 36 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Basisfunktionen und Einsetzung Einsetzungsschema 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Basisfunktionen und Einsetzung Einsetzung: Beispiele Erinnerung: f (x 1,..., x k ) = h(g 1(x 1,..., x k ),..., g i(x 1,..., x k )) Definition (Einsetzungsschema) Die Funktion f : N k 0 N 0 entsteht durch das Einsetzungsschema (durch Einsetzung, durch Komposition) aus den Funktionen h : N i 0 N 0, g 1,..., g i : N k 0 N 0, wenn gilt: f (x 1,..., x k ) = h(g 1 (x 1,..., x k ),..., g i (x 1,..., x k )) Beispiel (Einsetzung) 1. Betrachte f 1 : N 0 N 0 mit f 1 (x) = 1 für alle n N 0. f 1 entsteht durch Einsetzung aus succ und null, da f 1 (x) = succ(null(x)) für alle x N 0. Einsetzungsregel mit k = 1, i = 1, h = succ, g 1 = null. für alle x 1,..., x k N 0. M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 11 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 12 / 36

14. primitive Rekursion und µ-rekursion Basisfunktionen und Einsetzung Einsetzung: Beispiele 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Basisfunktionen und Einsetzung Einsetzung: Beispiele Erinnerung: f (x 1,..., x k ) = h(g 1(x 1,..., x k ),..., g i(x 1,..., x k )) Beispiel (Einsetzung) 2. Betrachte f 2 : N 2 0 N 0 mit f 2 (x, y) = y + 1 für alle n N 0. f 2 entsteht durch Einsetzung aus succ und π 2 2, da f 2 (x, y) = succ(π 2 2 (x, y)) für alle x, y N 0. Einsetzungsregel mit k =?, i =?, h =?, g... =? Erinnerung: f (x 1,..., x k ) = h(g 1(x 1,..., x k ),..., g i(x 1,..., x k )) Beispiel (Einsetzung) 3. Sei r : N 3 0 N 0. Betrachte die Funktion f 3 : N 4 0 N 0 mit f 3 (a, b, c, d) = r(c, c, b). f 3 entsteht durch Einsetzung aus r und den Projektionsfunktionen, da f (a, b, c, d) = r(π3 4(a, b, c, d), π4 3 (a, b, c, d), π4 2 (a, b, c, d)). Einsetzungsregel mit k =?, i =?, h =?, g... =? Einsetzung und Projektion erlauben generell Vertauschung und Wiederholung von Argumenten. M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 13 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 14 / 36 Primitives Rekursionsschema 14.3 Primitive Rekursion Definition (primitives Rekursionsschema) Seien g : N k 0 N 0 und h : N k+2 0 N 0. Die Funktion f : N k+1 0 N 0 entsteht durch das primitive Rekursionsschema (durch primitive Rekursion) aus g und h, wenn gilt: f (0, x 1,..., x k ) = g(x 1,..., x k ) f (n + 1, x 1,..., x k ) = h(f (n, x 1,..., x k ), n, x 1,..., x k ) für alle n, x 1,..., x k N 0. Beispiel k = 1: f (0, x) = g(x) f (n + 1, x) = h(f (n, x), n, x) M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 15 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 16 / 36

Primitive Rekursion: Beispiele Primitive Rekursion: Beispiele Erinnerung primitive Rekursion mit k = 1: f (0, x) = g(x) f (n + 1, x) = h(f (n, x), n, x) Beispiel (primitive Rekursion) 1. Sei g(a) = a und h(a, b, c) = a + 1. Welche Funktion entsteht mit primitivem Rekursionsschema aus g und h? f (0, x) = g(x) = x f (1, x) = h(f (0, x), 0, x) = h(x, 0, x) = x + 1 f (2, x) = h(f (1, x), 1, x) = h(x + 1, 1, x) = (x + 1) + 1 = x + 2 f (3, x) = h(f (2, x), 2, x) = h(x + 2, 2, x) = (x + 2) + 1 = x + 3... f (a, b) = a + b Erinnerung primitive Rekursion mit k = 1: f (0, x) = g(x) f (n + 1, x) = h(f (n, x), n, x) Beispiel (primitive Rekursion) 2. Sei g(a) = 0 und h(a, b, c) = a + c. Welche Funktion entsteht mit dem primitiven Rekursionsschema aus g und h? M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 17 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 18 / 36 Primitive Rekursion: Beispiele Primitiv rekursive Funktionen Erinnerung primitive Rekursion mit k = 1: f (0, x) = g(x) f (n + 1, x) = h(f (n, x), n, x) Beispiel (primitive Rekursion) 3. Sei g(a) = 0 und h(a, b, c) = b. Welche Funktion entsteht mit dem primitiven Rekursionsschema aus g und h? f (0, x) = g(x) = 0 f (1, x) = h(f (0, x), 0, x) = 0 f (2, x) = h(f (1, x), 1, x) = 1 f (3, x) = h(f (2, x), 2, x) = 2... f (a, b) = max(a 1, 0) mit Projektion und Einsetzung: modifizierte Vorgängerfunktion Definition (primitiv rekursive Funktion) Die Menge der primitiv rekursiven Funktionen (PRFs) ist induktiv durch endliche Anwendung der folgenden Regeln definiert: 1 Jede Basisfunktion ist eine PRF. 2 Funktionen, die durch das Einsetzungsschema aus PRFs gewonnen werden können, sind PRFs. 3 Funktionen, die durch das primitive Rekursionsschema aus PRFs gewonnen werden können, sind PRFs. Anmerkung: primitiv rekursive Funktionen sind immer total. (Warum?) M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 19 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 20 / 36

Primitiv rekursive Funktionen: Beispiele Und jetzt? Beispiel Die folgenden Funktionen sind PRFs: succ(x) = x + 1 ( Basisfunktion) add(x, y) = x + y ( gezeigt) mul(x, y) = x y ( gezeigt) pred(x) = max(x 1, 0) ( gezeigt) sub(x, y) = max(x y, 0) ( Hausaufgaben) binom 2 (x) = ( x 2) ( Hausaufgaben) Notation: im Folgenden schreiben wir x y für die modifizierte Subtraktion sub(x, y) (also z. B. pred(x) = x 1). Hat das denn irgend etwas mit den vorigen Kapiteln zu tun? Noch etwas Geduld! M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 21 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 22 / 36 µ-operator 14.4 µ-rekursion Definition (µ-operator) Sei f : N k+1 0 N 0 mit k 1. Die Funktion µf : N k 0 N 0 ist definiert durch (µf )(x 1,..., x k ) = min{n N 0 f (n, x 1,..., x k ) = 0 und für alle m < n ist f (m, x 1,..., x k ) definiert} Falls die zu minimierende Menge leer ist, ist (µf )(x 1,..., x k ) undefiniert. µ heisst µ-operator. M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 23 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 24 / 36

µ-operator: Beispiele µ-operator: Beispiele Erinnerung µf : (µf )(x 1,..., x k ) = min{n N 0 f (n, x 1,..., x k ) = 0 und für alle m < n ist f (m, x 1,..., x k ) definiert} wenn f total: (µf )(x 1,..., x k ) = min{n N 0 f (n, x 1,..., x k ) = 0} Beispiel (µ-operator) 1. Sei f (a, b, c) = b (a c) Welche Funktion ist µf? Erinnerung µf : (µf )(x 1,..., x k ) = min{n N 0 f (n, x 1,..., x k ) = 0 und für alle m < n ist f (m, x 1,..., x k ) definiert} wenn f total: (µf )(x 1,..., x k ) = min{n N 0 f (n, x 1,..., x k ) = 0} Beispiel (µ-operator) 2. Sei f (a, b) = b (a a) Welche Funktion ist µf? (µf )(x 1, x 2 ) = min{n N 0 f (n, x 1, x 2 ) = 0} = min{n N 0 x 1 (n x 2 ) = 0} 0 wenn x 1 = 0 = undefiniert wenn x 1 0, x 2 = 0 sonst x 1 x 2 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 25 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 26 / 36 µ-operator: Beispiele µ-rekursive Funktionen Erinnerung µf : (µf )(x 1,..., x k ) = min{n N 0 f (n, x 1,..., x k ) = 0 und für alle m < n ist f (m, x 1,..., x k ) definiert} wenn f total: (µf )(x 1,..., x k ) = min{n N 0 f (n, x 1,..., x k ) = 0} Beispiel (µ-operator) 3. Sei f (a, b) = (b (a a)) + ((a a) b). Welche Funktion ist µf? Definition (µ-rekursive Funktion) Die Menge der µ-rekursiven Funktionen (µrfs) ist induktiv durch endliche Anwendung der folgenden Regeln definiert: 1 Jede Basisfunktion ist eine µrf. 2 Funktionen, die durch das Einsetzungsschema aus µrfs gewonnen werden können, sind µrfs. 3 Funktionen, die durch das primitive Rekursionsschema aus µrfs gewonnen werden können, sind µrfs. 4 Funktionen, die durch den µ-operator aus µrfs gewonnen werden können, sind µrfs. M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 27 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 28 / 36

14. primitive Rekursion und µ-rekursion Zusammenhänge 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Zusammenhänge Kodierung und Dekodierung 14.5 Zusammenhänge Betrachte die Funktion encode : N 2 0 N 0 mit: ( ) x + y + 1 encode(x, y) := + x 2 encode ist PRF encode ist bijektiv (ohne Beweis) x = 0 x = 1 x = 2 x = 3 x = 4 y = 0 0 2 5 9 14 y = 1 1 4 8 13 19 y = 2 3 7 12 18 25 y = 3 6 11 17 24 32 y = 4 10 16 23 31 40 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 29 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 30 / 36 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Zusammenhänge Kodierung und Dekodierung 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Zusammenhänge Verhältnis zu anderen Berechnungsmodellen Betrachte die Umkehrfunktionen decode 1 : N 0 N 0 und decode 2 : N 0 N 0 von encode : decode 1 (encode(x, y)) = x decode 2 (encode(x, y)) = y decode 1 und decode 2 sind PRFs (ohne Beweis) Satz 1 Jede primitiv rekursive Funktion ist LOOP-berechenbar. 2 Jede LOOP-berechenbare Funktion ist primitiv rekursiv. 3 Jede µ-rekursive Funktion ist WHILE-berechenbar. 4 Jede WHILE-berechenbare Funktion ist µ-rekursiv. Beweis. 1.+2.: Tafel 3.+4.: ohne Beweis M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 31 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 32 / 36

14. primitive Rekursion und µ-rekursion Zusammenfassung 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Zusammenfassung Kapitel-Zusammenfassung 14.6 Zusammenfassung Idee: baue komplexe Funktionen aus Basisfunktionen und Bauregeln zusammen. Basisfunktionen (B): konstante Nullfunktion Nachfolgerfunktion Projektionsfunktionen Bauregeln: Einsetzungsschema (E) primitives Rekursionsschema (P) µ-operator (µ) primitiv rekursive Funktionen (PRFs): gebaut aus (B) + (E) + (P) µ-rekursive Funktionen (µrfs): gebaut aus (B) + (E) + (P) + (µ) M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 33 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 34 / 36 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Zusammenfassung Übersicht Berechnungsformalismen 14. primitive Rekursion und µ-rekursion Zusammenfassung Übersicht Berechnungsformalismen Folgerung Sei f : N k 0 N 0 eine partielle Funktion. Die folgenden Aussagen sind äquivalent: f ist Turing-berechenbar. f ist WHILE-berechenbar. f ist GOTO-berechenbar. f ist µ-rekursiv. Folgerung Sei f : N k 0 N 0 eine partielle Funktion. Die folgenden Aussagen sind äquivalent: f ist LOOP-berechenbar. f ist primitiv rekursiv. Ferner gilt: Jede LOOP-berechenbare Funktion/primitiv rekursive Funktion ist Turing-/WHILE-/GOTO-berechenbar/µ-rekursiv. Die Umkehrung gilt im Allgemeinen nicht. M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 35 / 36 M. Helmert, G. Röger (Univ. Basel) Theorie 16. April 2014 36 / 36