Prof. Dr. Christoph Gröpl Presse- und Rundfunkrecht Universität des Saarlandes

Ähnliche Dokumente
Prof. Dr. Christoph Gröpl Presse- und Rundfunkrecht Universität des Saarlandes

Medienspezifischer Grundrechtsschutz der elektronischen Presse

Medien- und Arbeitsrecht

Der Rechtsrahmen der elektronischen Presse

Spannungsfeld. Regelungsbedarf. Regelungsrahmen. Anwendungsbereich. Prof. Dr. Christoph Gröpl Presse- u. Rundfunkrecht Universität des Saarlandes

Studiengang HBK/TU Braunschweig MEDIENWISSENSCHAFTEN

IT- und Computerrecht: CompR

Aktuelle Probleme der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

IT- und Computerrecht: CompR

Zuständigkeiten von Bund, Ländern und der EU im Medienund Telekommunikationsrecht

Gesetzliche Rahmenbedingungen der Telemedizin in Deutschland

Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM), Abt. II Direktor: Prof. Dr. Bernd Holznagel, LL.M.

Prof. Dr. Christoph Gröpl. Vorlesung Staatsrecht II (Grundrechte)

IT- und Computerrecht: CompR

Die Haftung der Internet Provider nach dem Telemediengesetz

Prof. Dr. Christoph Gröpl Presse- u. Rundfunkrecht Privater Rundfunk: Zulassung Präventivkontrolle Gegenstand 20 I 1 RStV

Landesrecht: Landesanstalten Arbeitsgemeinschaft. der öffentlichrechtlichen. Landesrecht: Rundfunkanstalten. Mehrländeranstalten. Deutschlands (ARD)

Medienrecht: zivilrechtlicher Unterlassungsanspruch

Grundlagen der Web-Entwicklung INF3172

FREY RECHTSANWÄLTE. Strategische Beratung Rechtsmanagement

Medienrecht 5. Teil. Die stürmische Entwicklung der neuen Medien in den 90er Jahre erforderte rechtliche Regelungen

Das neue Telemediengesetz - TMG. 5. Jahreskonferenz des FFD Forum für Datenschutz Datenschutztage April 2007, Wiesbaden. Dr.

Vorlesung Telekommunikationsrecht. Telemedienrecht

Prof. Dr. Christoph Gröpl Presse- u. Rundfunkrecht Gegendarstellung Funktion Schutz des Betroffenen Geschichte Abschaffung der staatlichen Zensur

Medienrecht und Medienmärkte

Medienrecht 3. Teil. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kontrollierte sich selbst. Internet und Mediendienste waren separat geregelt

Schwerpunktbereich 5. Deutsches und internationales Informations- und Medienrecht. So nicht: IMM ( irgendwas mit Medien )

Prof. Dr. Christoph Gröpl. Vorlesung Staatsrecht II (Grundrechte)

Prof. Dr. Christoph Gröpl Presse- u. Rundfunkrecht Universität des Saarlandes

Datenschutzgerechte Website-Gestaltung. rechtliche Aspekte. Dr. Klaus Globig, Stv. LfD Europäischer Datenschutztag Folie 1

Grundlagen des Datenschutzes und der IT-Sicherheit (4) Vorlesung im Sommersemester 2005 von Bernhard C. Witt

Presserecht. 5., neubearbeitete und erweiterte Auflage

Multimedia im Fernsehen

Medienrecht 5. Teil. Problem: Wer hat die Gesetzgebungskompetenz?

Kleine Anfrage. des Abg. Gotthardt (CDU) vom betreffend Sorgfaltspflicht in Medien-/Pressegesetzen und Antwort

insbesondere im Internet.

Medienrecht I Rundfunkrecht. Dr. Mark D. Cole. Studiengang HBK/TU Braunschweig MEDIENWISSENSCHAFTEN

R. Arnold (Hrsg.): Fragen des Internetrechts. Europarechtliche und rechtsvergleichende Aspekte. Regensburg * * *

Medienrecht 4. Teil. definiert in fast allen Landespressegesetzen (Ausnahme Thüringen): alle Arten von Druckwerken

Zugelassene Hilfsmittel Vorlesungsabschlussklausuren im Schwerpunktbereich;

Warum Medienethik? Abgrenzung Ethik - Recht:

Rechtliche Bedingungen des Bewegtbildmarktes Die Regulierung von Rundfunk und Telemedien

Rechtsprobleme bei der Verwaltung von Nachlässen

Datenschutz in Telemedien / Sozialen Netzwerken

wesentliche Rechtsgrundlage für Webseiten, Newsletter, Foren etc.: insbesondere: Informationspflichten ( 5,6) und Datenschutz ( 11 ff.

Inhaltsverzeichnis. Teil 1: Einführung. Teil 2: Problemstellung. Vorwort... V. Abkürzungsverzeichnis... XV

Rechtliche Probleme einer Inhaltsbeschränkung im Internet

Artikel 5 Grundgesetz [Meinungsfreiheit]

Medienrecht und Schule

Rundfunk im vereinten Deutschland (ab 1990)

Gesetzliche Anforderungen an (Werbe-) s Übersicht über die Änderungen nach TMG RA Gerd M. Fuchs

TELEMEDIEN UND IHR RECHTLICHER RAHMEN

internetrecht einführung Wintersemester 2012/2013 dr. cornelius renner

Rundfunkrecht III. Dr. Christopher Wolf

Prof. Dr. Christoph Gröpl Vorlesung Staatsrecht I Universität des Saarlandes

Kinder und Jugendliche als Zielobjekte der Werbung

Professor Dr. Peter Krebs

Juristische Kurz-Lehrbücher. Medienrecht. von Prof. Dr. Jens Petersen. 2. Auflage

Influencer Law

Verantwortlichkeit und Haftung von Providern

Abkürzungsverzeichnis...XIII

D I E N S T B L A T T DER HOCHSCHULEN DES SAARLANDES

6. Kapitel: Jugendschutz, Datenschutz, Strafrecht

Online-Spielhallen im Schnittfeld von Gewerbe-, Glücksspiel- und Medienrecht

gruppe.de Was gilt im web? Rechtliche Rahmenbedingungen im Internet Januar 2015 Stefan Schwarz (c) A.M.M.- Gruppe, Recht im web

Praxishandbuch Internetstrafrecht

- III - INHALT. Abkürzungen. Einleitung 2

Safer Surf Datenschutz im Internet. Dr. Thilo Weichert. Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit 16. Juli 2009 Wissenschaftszentrum Kiel

und so weiter Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb

Sperrverfügungen im Internet

3. Die Regelbeispiele des 2 Abs. 1 UrhG a) Sprachwerke, 2 Nr. 1 UrhG b) Musikwerke, 2 Nr. 2 UrhG c) Pantomimische Werke und Werke

Anbieterkennzeichnung (Impressumspflicht)

Medienrecht. Vorlesung FH Hannover Block A 9.00 Uhr Uhr. Block B Uhr Uhr. Arne Laudien

Datenschutzrecht: DatSchR

Rechtssicher im Internet

Datenschutz und Datensicherheit im Internet

Haftungsfragen bei Rechtsverletzungen in Online Spielen. Rechtsanwalt Dr. Dieter Frey, LL.M. kölner forum medienrecht

Der Rundfunkbegriff - verfassungsrechtlich (Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG)

Datenschutzrecht im Internet

Vom Artikel 1. Änderung des Telemediengesetzes

Prof. Dr. Christoph Gröpl. Vorlesung Staatsrecht II (Grundrechte)

Medien und Öffentlichkeit. Wie beeinflussen Medien die Politik?

Aktuelle Entwicklungen an der Schnittstelle Medien- und Glücksspielrecht

Überblick zu den gesetzlichen Grundlagen. Datenschutz. / \ allgemeine Regeln bereichsspezifische Regeln BDSG

Das neue Jugendschutzrecht. Eine Präsentation der AKJS und des Landesjugendamtes Brandenburg zusammengestellt von Klaus Hinze und Gerhard Mittelstädt

Suchen, finden, navigieren als rechtliche Herausforderungen

Das Netz ein rechtsfreier Raum?

Medienverfassungsrecht Univ.-Prof. Dr. Klass, LL.M. Literaturhinweise

Hamburger Kommentar Gesamtes Medienrecht

0 Allgemeine Publizistik und Kommunikationsforschung

Institut für Europäisches Medienrecht Institut du Droit Européen des Médias Institute of European Media Law

Novellierung des 11. Teils des Telekommunikationsgesetzes und die Auswirkungen auf die Internetwirtschaft

Das Mediensystem der Bundesrepublik Deutschland

Datenschutz im Unternehmen. Autor: Tobias Lieven Dokumentenversion:

Informationsveranstaltung zu den Wahlpflichtmodulen

Bundesrat Drucksache 556/06. Gesetzentwurf der Bundesregierung

Transkript:

Prof. Dr. Christoph Gröpl Presse- und Rundfunkrecht Universität des Saarlandes Massenmedien Massenkommunikation (Allgemeingerichtetheit und -zugänglichkeit) Printmedien (Presse u.dgl.) = stofflich verkörperte, mittels eines Massenherstellungsverfahrens produzierte und zur Verbreitung bestimmte Gedankeninhalte (Informationen)* Druckwerke, 2 II Nr. 1 SMG; auch: Plakate, Videokassetten, Schallplatten, Tonbänder, CD-ROMs u.a. (str.) Film = keine stofflich körperhafte, sondern optische Verbreitung von Infos Rundfunk ( 2 I 1, 2 RStV) = körperlose, elektromagnetische Darbietung von Infos Medien = Kommunikationsmittel Individualmedien Individualkommunikation Postalische Kommunikation, insb. Briefe u. dgl. (herkömmlicherweise nicht als Medien klassifiziert) Telekommunikation ( 3 Nr. 22 TKG): insb. Telefon und Telefax Telemedien ( 1 I TMG, 2 I 3, 4 RStV; insb. Internet) = elektronische Informations- und Kommunikationsdienste, soweit nicht Telekommunikation ( 3 Nr. 22 TKG), Telekommunikations- und telekommunikationsgestützte Dienste ( 3 Nr. 24, 25 TMG) oder Rundfunk ( 2 I 1, 2 RStV) * Unterscheide: Schriften i.s.v. 11 III StGB weiterer Begriff: Massenvervielfältigung nicht Voraussetzung, daher auch Schreibmaschinenseiten umfasst PRR01/1

Abgrenzung von Rundfunk und Telemedien 2 Rundfunk: Telemedien: Massenkommunikation mit journalistisch-redaktioneller Gestaltung, Merkmale: (1) Breitenwirkung, (2) Aktualität, (3) Suggestivkraft (BVerfGE 90, 60 [87]; 114, 371 [387]) = Darbietungen i.s.v. 2 I 1 RStV starker Einfluss auf die indiv. und öffentl. Meinungsbildung, Passivität der Konsumenten (geringe Interaktivität) besondere Vorkehrungen zum Schutz einer meinungspluralen demokratischen Öffentlichkeit, insb. Zulassungsbedürftigkeit ( 20 I 1 RStV) a) Massenkommunikation mit journalistisch-redaktioneller Gestaltung, jedoch (Inter-)Aktivität der Nutzer erforderlich Fragmentierung von Öffentlichkeit kein besonders starker Einfluss auf die Meinungsbildung der Allgemeinheit, keine hohe Suggestivkraft 54 II, 55 II, 56 RStV b) Individualkommunikation, keine redaktionelle Gestaltung kein Einfluss auf die Meinungsbildung der Allgemeinheit 1 I TMG insb. keine Zulassungsbedürftigkeit Abgrenzungen i.e. umstritten; auch weitere Ansichten vertretbar Beachte: keine einheitliche Gesetzgebungskompetenz Rundfunk, Telemedien i.s.v. 54 ff. RStV: Länder (Art. 70 GG); Telemedien im Übrigen ( 1 ff. TMG): Bund (Art. 73 I Nr. 7, Art. 74 I Nr. 11 GG) PRR01/2

Prof. Dr. Christoph Gröpl Presse- und Rundfunkrecht Universität des Saarlandes Medienrecht = Querschnittsbereich Medienrecht Konglomerat verschiedener Rechtsnormen unterschiedlicher Provenienz (Petersen) a.a.: Sonderrecht der Massenkommunikation (Paschke) Bürgerliches Medienrecht, z.b. Medienkartellrecht Öffentliches Medienrecht, z.b. Rundfunk- und Pressefreiheit, Art. 5 I 2 GG; Medienordnungsrecht Medienstrafrecht, z.b. Online-Delikte, 86, 130, 184 StGB; Computerkriminalität, 202a, 263a StGB Def.: Gesamtheit der Rechtsregeln zu Fragen, die von dem jeweiligen Medium (Informationsmittel) als solchem herrühren Abgrenzung zum Informationsrecht Def.: Recht der Informationsbeschaffung und -verarbeitung Schwerpunkt: Informationsgesellschaft, z.b. Auskunftsansprüche von Presse und Rundfunk ggü. den Behörden; Impressumpflicht große gemeinsame Schnittmenge mit dem Medienrecht jeweils unterschiedliche Schwerpunktsetzung Schwerpunkt Medienrecht: Mittel ( Medien ) der Informationsübermittlung mit Folge- und Begleitproblemen PRR01/3

Presse- und Rundfunkrecht 4 Presse- und Rundfunkrecht Presserecht ursprünglich Presse- und Rundfunkrecht heute i.w.s. = alle für die Presse und den Rundfunk geltenden Rechtsnormen, auch einschlägige Bestimmungen des Arbeitsrechts, Urheber- und Verlagsrechts, Wettbewerbs- und Kartellrechts, Zivil- und Strafrechts i.e.s. = pressespezifische Normen, insb. 3 14 SMG; rundfunkspezifische Normen, insb. 3 12, 15 ff. SMG, RStV u.dgl. Gefahrenabwehrrecht (Polizeirecht des Obrigkeitsstaats): Impressumzwang, Nennung des verantwortlichen Redakteurs Sonderrecht gemischter Natur öffentlich-rechtliche Elemente, z.b. Freiheitsgarantien, z.b. Presse- Gewerbefreiheit, 3 II SMG Ausschluss einer Sonderbesteuerung, 3 III 2 SMG Beschlagnahmebeschränkungen, 97 V, 111m, 111n StPO zivilrechtliche Elemente, z.b. Gegendarstellungsrecht; innere Pressefreiheit (Redaktionsstatut = Beziehungen der Sozialpartner in den Presseverlagen) PRR01/4

Rechtsquellen des Medienrechts i.w.s. (Überblick) Nationaler Rahmen Mediengesetze der Länder, z.b. SMG seit 2002 (zuvor SPrG, LRG) Staatsvertrag über den Rundfunk im vereinten Deutschland, Mantelstaatsvertrag seit 1991, Inhalt: Staatsvertrag für Rundfunk und Telemedien (Rundfunkstaatsvertrag RStV, urspr. seit 1987); Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag (RFinStV); Rundfunkgebührenstaatsvertrag (RGebStV); ARD-Staatsvertrag, ZDF-Staatsvertrag u.a. Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV, seit 2003) Telemediengesetz (TMG, seit 2007) Telekommunikationsgesetz (TKG 1997, novelliert 2004) Teile des Bürgerlichen Rechts (Fernabsatzverträge, 312b 312f BGB) Urheberrecht (UrhG) 1997 2007: Mediendienste-Staatsvertrag (MDStV), ersetzt durch Telemediengesetz und 54 ff. RStV Teledienstegesetz (TDG), ersetzt durch Telemediengesetz Teledienstedatenschutzgesetz (TDDSG), ersetzt durch Telemediengesetz 5 Europäischer Rahmen Art. 49 EG (Dienstleistungsfreiheit) Art. 87 EG (Beihilfenkontrolle) Art. 151 EG (Kulturförderung) Art. 154 ff. EG (Transeurop. Netze) Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste 2007 (zuvor: Fernsehrichtlinie 1989/1997) Transparenzrichtlinie 1998 (Neue Dienste) E-Commerce-Richtlinie 2000 TelekommunikationsRiLi-Paket 2002 PRR01/5