Nähe und Distanz Grenzverletzungen in pädagogischen Einrichtungen Berlin DJHT 4.6.2014 Christian Schrapper
meine Aspekte 1. Was Nähe und Distanz für (professionelle) Erziehung bedeuten 2. Warum über Grenzverletzungen in pädagogischen Einrichtungen gesprochen werden muss 3. Wie Grenzen berührt und erweitert und doch gewahrt und geschützt werden können.
1. Nähe... Nähe zwischen Menschen ist existentiell für Leben und Entwicklung Nähe ist körperlich und sexuell Nähe drückt Vertrauen aus und schafft Vertrauen Nähe ist individuell und situativ Nähe schafft Schutzraum je näher, desto verletzlicher Nähe weckt den Wunsch nach Abstand...
... Distanz Abstand und Abgrenzung schaffen Raum für Eigenes und Entwicklung erst aus der Distanz wird Veränderung sichtbar/spürbar/erlebbar Distanz schafft Schutzraum Distanz drückt Respekt aus Distanz ermöglicht Reflexion Distanz weckt den Wunsch nach Nähe
1. Nähe und Distanz das Oszillieren zwischen Nähe und Distanz ist der Motor von Selbst- und Welterkundung = Entwicklung individuell geht es um Intimität/Eigensinn und Sozialität/Anpassung sozial um Zugehörigkeit und Autonomie gesellschaftlich um eigenverantwortliche und gemeinschaftsfähige Persönlichkeiten
Nähe, Distanz und die Beziehungen zu Erwachsenen Nähe suchen/zulassen ist ein (überlebens-notwendiger) Vertrauensvorschuss der Kinder die ästhetisch/erotische Attraktivität kindlicher Körper (Kindchenschema) Den Verführungskünsten der Kinder weder erliegen noch sich erschrocken abwenden Macht und Sexualität sind das zentrale Themen nicht zugelassene Gefühle entfalten hinter dem Rücken ihre unkontrollierte Kraft Grenzsetzungen und Grenzwahrung ist Verantwortung der Erwachsenen Sich als sorgende Generation verwenden lassen und sorgsam Grenzen wahren
Nähe und Distanz in professionellen pädagogischen Beziehungen in Familien sind Kinder normal durch das Inzesttabu geschützt In professionellen pädagogischen Beziehungen können Kinder vor allem durch ein Arbeitsbündnis der Pädagogen mit sich selbst (Dörr) zu reflexiver (Selbst- )Kontrolle geschützt werden Heimerziehung ist mit Kindern befaßt, die bereits erheblich in ihrer leiblichen Integrität verletzt wurden und verzweifelt zurückschlagen oder die Wut gegen sich selbst richten Beispiel von Kevin und seinem Erzieher
Nähe und Distanz fördern und verletzen gleichermaßen nährende vs. verletzende Nähe schützende vs. zurückweisende Distanz ermöglichende vs. verweigerte Verstehensanstrengung
2. Grenzverletzungen in pädagogischen Einrichtungen Formen: aktive Übergriffe (körperlich, verbal,...) passive Verweigerung von Sorge und Verstehen konzeptionell/strukturell bedingt/ungeschützt situativ/affektiv geplant und regelmäßig Motive unbeabsichtig Unzulänglichkeit/Unwissenheit/Unachtsamkeit Kultur der Grenzverletzung grundsätzlich respektlose Haltung
Achtsamkeit für Grenzen und die Bedeutung der Organisation Das spiegelbildliche Nähe-Distanz-Verhältnis:
Was Organisationen organisieren müssen Verständigung und Verständnis für die existentielle Dynamik von Nähe und Distanz Rückhalt, Nähe zu wagen und Distanz zu wahren Räume für Begegnung und Räume für Schutz Anlässe und Orte für regelmäßige und verbindliche Verständigung mit Kindern/und Eltern Orte und Verfahren für qualifizierte professionelle Reflexion Kenntnis und Bewußtsein für unüberschreitbare Grenzen (Kinder-Rechte) Regeln für Sanktionen bei Grenzverletzungen
Grenzen berühren und wahren: Konzeptionelles und methodisches Handwerkszeug professionelle Haltung und Selbst-Bewusstsein Kultur der Organisation ermöglicht Vertrauen, Offenheit und Respekt
Prof. Dr. Christian Schrapper Universität Koblenz-Landau Universitätsstr. 1 56070 Koblenz Mail: schrappe@uni-koblenz.de Vielen Dank