Internationale Ökonomie II Vorlesung 3: Geld, Zinsen und Wechselkurse



Ähnliche Dokumente
Internationale Ökonomie II. Vorlesung 4:

Internationale Ökonomie II Vorlesung 2: Wechselkurse und Devisenmarkt

Internationale Ökonomie II. Vorlesung 4:

Geld ist ein Wertaufbewahrungsmittel:

Makroökonomik I Kapitel 4: Geld- und Finanzmärkte

Makroökonomie I/Grundlagen der Makroökonomie

LÖSUNG ZUR VORLESUNG MAKROÖKONOMIK I (SoSe 14) Aufgabenblatt 3

Mundell-Fleming Modell. b) Was versteht man unter der Preis- und der Mengennotierung des Wechselkurses?

Rate (bzw. Preis), mit der zwei Währungen gegeneinander getauscht werden Mögliche Darstellung (z.b. bei und $)

Das makroökonomische Grundmodell

Makroökonomik II. Veranstaltung 2

Der Geldmarkt. Funktionen d. Geldes. Tauschmittel. Wertaufbewahrungsfunktion. Recheneinheit. Geldnachfrage

MID-TERM REPETITORIUM MACROECONOMICS I

5. GELD- UND FINANZMÄRKTE

9. Übung zur Makroökonomischen Theorie

LÖSUNG ZUR VORLESUNG MAKROÖKONOMIK I (SoSe 14) Aufgabenblatt 4

Finanzmarkt. Einführung in die Makroökonomie SS Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Finanzmarkt 1 / 22

Makro-Tutoriums-Blatt 5. Die Geldnachfrage und die LM-Kurve

8. Übung zur Makroökonomischen Theorie

Das Geldangebot. 2.1 Wichtige Begriffe. 2.2 Geldschöpfung und -vernichtung. 2.3 Das Multiplikatormodell. 2.4 Die endogen bestimmte Geldmenge

GELDMENGE UND PREISE Arbeitsauftrag

VWL für Ingenieure. Kernpunkte. Programm Termin 9. Programm Termin 9. Programm Termin 9. Karl Betz

Struktur des Geldangebots-/ Kreditangebotsprozesses

Name:... Matrikelnummer:...

Geld, Zins, Geldangebot und Geldnachfrage. 1 Geldmengenaggregate (EZB)

Musterlösung Tutorium 3 zur Vorlesung

2. Mai Geldtheorie und -politik. Die Risiko- und Terminstruktur von Zinsen (Mishkin, Kapitel 6)

OESTERREICHISCHE NATIONALBANK EUROSYSTEM. HANDBUCH DER OeNB ZU GELD UND GELDPOLITIK. Kapitel 1: Geld DIDAKTIK

Was ist Geld und wenn ja, warum hab ich keins?

Geld und Währung. Übungsfragen. Geld

Geld, Preise und die EZB

Offene Gütermärkte. Zahlungsbilanz Bestimmung des Wechselkurs (flexible WK) JKU Linz Riese, Kurs Einkommen, Inflation und Arbeitslosigkeit WS 2008/09

Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Übungsblatt 12

IS-LM-Modell. simultanes Gleichgewicht am Geld- und Gütermarkt. Gleichgewicht: Produktion (Einkommen) = Güternachfrage

Attraktive Zinsen für Ihr Geld mit der Captura GmbH

Liebe Studierende, Viel Erfolg! Seite 1 von 6

Wertpapiere in den Augen der Vorarlberger. Eine Studie von IMAS International im Auftrag von Erste Bank & Sparkassen

Geld, Zins, Geldangebot und Geldnachfrage. 0 Was ist Geld und warum ist es für die Funktionalität einer entwickelten Volkswirtschaft unerläßlich?

Kapitel 3: IS-LM mit Erwartungen. Makroökonomik I - IS-LM mit Erwartungen

Betrachten wir die folgende Klausuraufgabe aus dem Wintersemester 2010/2011:

Einführung: Das Mundell-Fleming-Modell

Inhalt. Money makes the world go round 5. Die Banken 17. Was Geldmärkte ausmacht 31

Sparen und Kapitalbildung

Makroökonomie II: Vorlesung Nr. 2. Die offene Volkswirtschaft bei vollständiger Kapitalmobilität (Mundell- Fleming-Analyse)

Zusammenfassung Geldangebot Geldtheorie und Geldpolitik Wintersemester, 2011/12

Sparen in Deutschland - mit Blick über die Ländergrenzen

Geld, Zinssätze und Wechselkurse Dr. Marco Portmann

Fakultät III Wirtschaftswissenschaften Univ.-Prof. Dr. Jan Franke-Viebach

Mikroökonomik 9. Vorlesungswoche

Inhaltsverzeichnis. - Beschreibung - Rendite - Kaufpreis - Stückzinsen - Verzinsung - Rendite - Berechnung. - Fazit. Beschreibung

Lebensversicherung. OBJEKTIV UNBESTECHLICH KEINE WERBUNG

Internationale Ökonomie II. Vorlesung 7:

Spezielle Themen: 5. Semester Vollzeit. Lösung zu der Aufgabensammlung. Prüfungsvorbereitung: Aufgabensammlung III

Wirtschaftspolitik. Aufgabe der Zentralbank ist die Versorgung der Wirtschaft mit Geld:

Spezielle Themen: Gesamttest. Lösung zu Aufgabensammlung

Endogen bestimmte Geldmenge

Gerechter Handel. gerechtes Handeln?

Geld und Währung. Übungsfragen. Geld

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

einfache IS-XM-Modell

Rententafelgarantie. Langlebigkeit: Fluch oder Segen?

Wem aber gehört die deutsche Zentralbank mit dem Namen Bundesbank?

11. April Geldtheorie und -politik. Definition und Bestimmung von Zinssätzen (Mishkin, Kapitel 4)

Wirtschaftskreislauf. Inhaltsverzeichnis. Einfacher Wirtschaftskreislauf. aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Warum Regeln zur Fiskalpolitik?

BWF-STIFTUNG BERLINER WIRTSCHAFTS- UND FINANZSTIFTUNG

Finanzwirtschaft. Teil II: Bewertung

Zinssicherung im B2B Markt April 2010

Sparen in Deutschland - mit Blick über die Ländergrenzen

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Das Instrumentarium der EZB

Wechselkurs, Geld und Zinsen: Die kurze Frist

HIER GEHT ES UM IHR GUTES GELD ZINSRECHNUNG IM UNTERNEHMEN

Prof. Dr. rer. pol. Norbert Konegen. downloads:

Übungsaufgaben zu Kapitel 6: Finanzmärkte und Erwartungen

allensbacher berichte

M a r k t r i s i k o

Hard Asset- Makro- 49/15

Funktion der PflegePlus

Prüfungsvorbereitung: Aufgabensammlung I

Senkung des technischen Zinssatzes und des Umwandlungssatzes

Finanzwirtschaft. Teil II: Bewertung

Bausparen vermögensaufbau. Die eigene. Immobilie einfach. bausparen. Weil jeder seinen FREIraum braucht.

Das makroökonomische Grundmodell

Aufgaben Brealey/Myers [2003], Kapitel 21

Das Sparverhalten der Österreicher 2013

ACDSee 10. ACDSee 10: Fotos gruppieren und schneller durchsuchen. Was ist Gruppieren? Fotos gruppieren. Das Inhaltsverzeichnis zum Gruppieren nutzen

Klausur zur Vorlesung VWL II Makroökonomie (SoSe 13)

NRW EONIA-Anleihe. Schatzanweisung des Landes Nordrhein-Westfalen

Kapitel 16: Preisniveaus und Wechselkurs in langer Frist

Die richtige Anschlussfinanzierung

SSC Basismodulprüfung Stufe Berufsprüfung Musterprüfung mit Musterlösungen. Fach: Volkswirtschaftslehre (Basiswissen) Kandidat/in: 7 Aufgaben

Finanzwirtschaft. Teil II: Bewertung. Zinssätze und Renten

Setzen Sie jetzt auf einen sicheren Vermögensaufbau! Mit dem Sutor-Banksparplan

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Was ist eine Aktie? Detlef Faber

Financial Leverage. und die unendliche Rendite des Eigenkapitals und ihr Risiko

Das Schulsystem in Deutschland (Band 2, Lektion 1)

Bearbeiten Sie alle sechs Aufgaben A1-A6 und eine der zwei Aufgaben B1-B2!

Transkript:

Internationale Ökonomie II Vorlesung 3: Geld, Zinsen und Wechselkurse Prof. Dr. Dominik Maltritz

Gliederung der Vorlesung 1. Ein- und Überleitung: Die Zahlungsbilanz 2. Wechselkurse und Devisenmarkt 3. Geld, Zinsen und Wechselkurse 4. Die Kaufkraftparitätentheorie: Preisniveau und Wechselkurs 5. Der Wechselkurs und die reale Wirtschaft 6. Fixierte Wechselkurse 7. Übersicht: Das internationale Währungssystem 8. Feste versus flexible Wechselkurse 9. Optimale Währungsräume 10. Der internationale Finanzmarkt 11. Entwicklungsländer und ihre spezifischen Probleme

Was ist Geld? Geld kann alles sein, was die 3 Geldfunktionen erfüllt: Tauschmittel Recheneinheit Wertaufbewahrungsmittel

Die Geldmenge Die Geldmenge durch die Zentralbank bestimmt. Sie umfasst den Gesamtbestand an Geld, der einer Volkswirtschaft zur Verfügung steht. Geldmengenaggregate: M1 -> EZB (2009): 4,2 Billionen = Bargeld + Sichteinlagen von privaten Haushalten und Unternehmen M2 -> EZB (2009): 8,1 Billionen = M1 + Termineinlagen mit Laufzeit bis zu 2 Jahren Einlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist bis zu 3 Monaten M3 -> EZB (2009): 9,4 Billionen = M2 + Anteile an Geldmarktfonds, Geldmarktpapieren, Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu 2 Jahren

Die Geldmenge - EZB

Determinanten der individuellen Geldnachfrage Liquidität(sbedarf) -> Transaktionsmotiv der Geldhaltung Die (erwartete) Rendite von Investitionen (in Wertpapiere oder andere Vermögenswerte) -> Spekulationsmotiv der Geldhaltung Risiko der Investitionen

Die aggregierte Geldnachfrage Determinanten: - Aus Transaktionsmotiv: Preisniveau Volkseinkommen - Aus Spekulationsmotiv: Zinsniveau (i.s.v Rendite von Vermögensanlagen) Formal: -> Nominale Geldnachfrage: M d = P x L(R,Y) -> Reale Geldnachfrage: M d /P = L(R,Y)

Die aggregierte Geldnachfrage

Die aggregierte Geldnachfrage: BNE-Änderung

Geldmarktgleichgewicht und Gleichgewichtszins Gleichgewichtsbedingung: M d = M s mit M d /P = L(R,Y) folgt: M s /P = L(R,Y)

Geldangebot und Zinssatz

Volkseinkommen und Zinssatz

Rückblick: Zinsparität & Gleichgewichtswechselkurs Der Gleichgewichtswechselkurs ergibt sich aus der Gültigkeit der Zinsparität! Es muss gelten: Erwartete (Dollar-) Rendite von Dollaranlagen = Erwartete (Dollar-) Rendite von Euoranlagen -> Rückblick (Zinsparität): R $ = R + (E[W $/ ] - W $/ )/W $/ -> (E[W $/ ] - W $/ )/W $/ = R $ -R

Geldangebot und Wechselkurs (kurzfristig) Wissen jetzt, dass: 1) Geldangebot den (inländischen Zins) negativ beeinflusst 2) Zwischen Inländischem Zins und (aktuellem) Wechselkurs ein negativer Zusammenhang besteht (Achtung: positiv zum Wert der Währung) Daraus folgt, dass zwischen inländischer Geldmenge und Wechselkurs ein positiver Zusammenhang besteht (negativ zum Wert der Währung). D.h. steigt die Geldmenge, sinkt der Wert der Währung und der Wechselkurs steigt.

Geldangebot und Wechselkurs (kurzfristig)

Geldmärkte in Europa und USA & Devisenmarkt

US-Geldangebot und Dollarkurs

EU-Geldangebot und Dollarkus

Lange verus kurze Frist Bisher kurzfristige Betrachtung: Preisniveau fixiert Aber: Preisniveau hängt von Änderungen der Geldmenge ab!! Frage: Wie ergibt sich das langfristige Gleichgewicht? Auch im langfristigen Gleichgewicht muss gelten: M d = M s -> mit M d /P = L(R,Y) folgt: M s /P = L(R,Y) Daraus folgt: P=M s /L(R,Y)

Langfristige Auswirkungen von Geldmengenänderungen Vorhergehende Folie: Output und Zins als gegeben angenommen Frage: Wie hängen diese von Geldmenge ab? Output? (Einmalige Niveau-) Änderungen haben keinen Einfluss auf Produktion Warum: Langfristiges Gleichgewicht wird durch Ausstattung mit Kapital und Arbeit bestimmt. Zins? Auch der Zins ist langfristig von der Geldmenge unabhängig. Warum? => Preis für Überlassung von Kapital (Angebot durch Sparen und Nachfrage für Investitionen) Determiniert durch Sparneigung und Realverzinsung von Kapital in der Produktion

Empirie: Preisniveau und Geldmenge in Lateinamerika

Geldangebot und Wechselkurs in langer Frist Wechselkurs steigt (auch bei langfristiger Betrachtung) bei Erhöhung des Geldangebots (und gleichbleibender Geldnachfrage) -> Mehrangebot an inländischer Währung entwertet diese = Wechselkursanstieg

Preisniveauänderungen in kurzer und langer Frist Einschränkung: Einige Preise sind auch kurzfristig sehr flexibel Viele Preise sind aber langfristig festgeschrieben -> Vereinfachende Annahme, dass Preisniveau kurzfristig fix und langfristig flexibel ist. Dies ist insbesondere in Relation zur Wechselkursvariabilität plausibel, wie folgende Graphik belegt:

Geldmengenänderungen und Wechselkurs in kurzer und langer Frist

Geldmengenänderungen und Wechselkurs in kurzer und langer Frist

Exkurs (aus letzter Vorlesung): Zinsparität und Devisenmarktgleichgewicht Der Devisenmarkt befindet sich (nur dann) im Gleichgewicht, wenn die Verzinsung einer Anlage in einem Land gleich der Verzinsung einer Anlage in einem anderen Land ist. Das heißt die Renditedifferenz ist gleich Null: Renditedifferenz = R $ - R - (E[W $/ ] - W $/ )/W $/ = 0 -> Zinsparität: R $ = R + (E[W $/ ] - W $/ )/W $/ -> (E[W $/ ] - W $/ )/W $/ = R $ -R

Beispiel Annahmen: Zinssätze und zukünftiger Wechselkurs sind gegeben und von aktuellen Wechselkursänderungen unbeeinflusst: R = 0.05 E[W $/ ] = 1.05 Verzinsung einer Euroanlage (US-Sicht) = R + (E[W $/ ]-W $/ )/W $/ Wirkung von Wechselkursänderungen: W heute Eurozins Änderungsrate Dollarverzinsung von Euroanlagen 1.07 0.05-0.019 0.031 1.05 0.05 0.000 0.050 1.03 0.05 0.019 0.069 1.02 0.05 0.029 0.079 1 0.05 0.050 0.100 Negativer Zusammenhang zwischen Rendite und Wechselkurs

Gleichgewichtswechselkurs Der Gleichgewichtswechselkurs ergibt sich aus der Gültigkeit der Zinsparität! Es muss gelten: Erwartete (Dollar-) Rendite von Dollaranlagen = Erwartete (Dollar-) Rendite von Euroanlagen