Pflegeeltern in OÖ Qualitative Studie Zusammenfassung der Interviews mit Pflegeeltern und Expert/inn/en Linz, 20. April 2017
Übersicht 1. Forschungsfragen & Methodik 2. Zentrale Befragungsergebnisse a) Informationsquellen & Werbemöglichkeiten b) Wertschätzung c) Herausforderungen & Unterstützungsbedarf 3. Zusammenfassung & Diskussion P UND P SOZIALFORSCHUNG 2
Forschungsfragen & Methodik Was braucht es, damit Pflegeeltern ihre Aufgaben gut erfüllen können? Wie können weitere Pflegeeltern gewonnen werden? 2 Fokusgruppendiskussionen 37 persönliche Interviews: 9 Pflegeeltern, 15 Pflegemütter, 1 Pflegevater, 12 Expert/inn/en Februar/März 2017 Pflegeeltern aus fünf oö. Bezirken Zusammenfassende Inhaltsanalyse der wortwörtlichen Transkripte P UND P SOZIALFORSCHUNG 3
ZENTRALE BEFRAGUNGSERGEBNISSE
Informationsquellen Wie sind Sie auf die Möglichkeit, Pflegemutter zu werden, aufmerksam geworden? Woher hatten Sie die Informationen über Pflegeelternschaft? Persönliches Umfeld Berufsalltag im Sozialbereich Medien: TV, Internet Ich habe eine Freundin, die schon Pflegemutter war und die hat mir da einiges gesagt. Und wir haben uns einmal zusammengesetzt und haben ein bisserl geredet darüber. Und dadurch ist das ganz einfach gegangen. (O9, Pflegemutter) Organisationen: KJH - auch in Verbindung mit Adoption, Kinderwunschklinik P UND P SOZIALFORSCHUNG 5
Adäquate Werbemöglichkeiten Welche Werbemöglichkeiten fänden Sie angemessen und sollten eingesetzt werden, um Personen für die Pflegeelternschaft zu interessieren und anzusprechen? Mundpropaganda, direkter Kontakt, Vorbild: Pflegeeltern werben Pflegeeltern, Erwachsene Pflegekinder berichten Medien: regelmäßig Fallbeispiele in TV, Internet, regionalen Zeitungen, Social Media, Imagefilm EKiZ, Bildungshäuser, kirchliche und schulische Einrichtungen, Kinder(wunsch)kliniken etc. Stelleninserate (hier auch Skepsis) Ich erlebe, dass Mundpropaganda und persönliches Kennenlernen mehr bewirkt als das [die Pflegeelternschaft] irgendwo durch Folder oder durch Vorträge zu bewerben. (P7, Experte/Expertin) P UND P SOZIALFORSCHUNG 6
Werbeinhalte Realistische Darstellung der Pflegeelternschaft: Herkunftsfamilie, Besuchskontakte, Vergangenheit des Pflegekindes, Rückführung Weil ich kann jetzt nicht Parade-Pflegeeltern hinstellen und sagen, schaut s wie super das ist. Jeder ist nicht so gestrickt. Man muss das mit allen Für und Wider präsentieren. (O2, Pflegevater) Ich glaube, dass es viele Leute machen würden, wenn das Thema der drohenden Rückführung nicht wäre. (W4, Pflegemutter) Vorhandene Unterstützung: personell und monetär Sinnstiftende Tätigkeit Neue Gesellschaftsbilder von Familie: Alleinerzieher/innen, Gleichgeschlechtliche Pflegeeltern Adoption und Pflegeelternschaft Bedarf an Pflegeeltern gegeben? P UND P SOZIALFORSCHUNG 7
Wertschätzung (Pflegeeltern-Interviews) Inwieweit fühlen Sie sich für Ihre Arbeit als Pflegeeltern wertgeschätzt und von wem? Welche Wertschätzung und Anerkennung wünschen Sie sich? Pflegeeltern fühlen sich wertgeschätzt (jede/r Vierte nur teilweise) Erhaltene Wertschätzung von eigener Familie, Nachbarschaft, Arbeitsplatz, Schule, Kindergarten, Therapeut/inn/en, leiblichen Eltern, Pflegekindern, Sozialarbeiter/inne/n, KJH (v.a. durch die Anstellung) Kritik: unpersönlicher Umgang der KJH und des Gerichts bei Rückführung Erwünschte Wertschätzung finanziell: Gutscheine für Pflegefamilien, vergünstigter Urlaub sozial: Abbau von Vorurteilen gegenüber Pflegefamilien Öffentlichkeitsarbeit: Pflegeelternschaft in den Medien stärker thematisieren P UND P SOZIALFORSCHUNG 8
Wertschätzung (Expert/inn/en-Interviews) Wird die Arbeit von Pflegeeltern wertgeschätzt und von wem? Was könnte die KJH tun, um die Wertschätzung und Anerkennung für Pflegeeltern zu erhöhen? Expert/inn/en meinen, die Wertschätzung für Pflegeeltern sei zum Teil nicht so hoch Erhaltene Wertschätzung von sozialem Umfeld und Sozialarbeiter/inne/n Kritik: finanzielle Absicherung für Pflegeeltern zum Teil nicht ausreichend Maßnahmen der KJH, um Wertschätzung für Pflegeeltern zu erhöhen finanziell: bessere Entlohnung, Erhöhung des Pensionsbeitrages Öffentlichkeitsarbeit: Erfolge der Pflegeeltern in den Medien sichtbar machen Verbindung Pflegeeltern KJH: Dankesbrief der KJH an die Pflegeeltern, Ausflüge und Veranstaltungen mit Pflegeeltern etc. P UND P SOZIALFORSCHUNG 9
Herausforderungen Was sind in der Anfangsphase die zentralen Herausforderungen für Pflegeeltern? Kontakt mit der Herkunftsfamilie, Rollenunsicherheit Das war mir schon bewusst, dass, wenn ich Pflegekinder nehme, die dann eine Herkunftsfamilie haben. Das ist mir klar gewesen. [ ] Ich gehöre nicht zu den Eltern, die dann sagen: Das Kind muss mir gehören, oder so, das nicht. Aber die Besuchskontakte waren voll schwer. (O5, Pflegemutter) Kennenlernen des Pflegekindes, Bindungsaufbau und Integration in die Familie (wird von Expert/inn/en stärker thematisiert als von Pflegeeltern) Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen bzw. Erkrankungen des Pflegekindes Organisatorische bzw. bürokratische Herausforderungen für Pflegeeltern (z.b. sehr kurzfristige Aufnahme des Pflegekindes, Hürden bei der Ausstellung von Geburtsurkunde, e-card) Reibungslose Anfangsphase P UND P SOZIALFORSCHUNG 10
Unterstützung für Pflegeeltern Welche Unterstützung erachten Pflegeeltern und Expert/inn/en in der Anfangsphase und im Alltag als hilfreich? KJH: Sozialarbeiter/innen der BVB beraten, begleiten Besuchskontakte, sind bei Bedarf Ansprechpartner/innen, stellen Therapien zur Verfügung etc. PlanB: Supervision (bes. IN-Fachkräfte), Begleitung bei Besuchskontakten, Aus- und Weiterbildungsangebot, Anstellung Austausch mit anderen Pflegeeltern: organisierte Pflegeeltern-Gruppen, Aus- und Weiterbildung, informeller Austausch Familie und soziales Umfeld: (stundenweise) Betreuung der Pflegekinder, Entlastung durch Babysitter-Dienste Vereinzelt auch: Unterstützung durch die leibliche Familie des Pflegekindes Teamleiter/innen: Unterstützung der IN-Betreuer/innen durch Übernahme der Zusammenarbeit mit KJH und leiblichen Eltern P UND P SOZIALFORSCHUNG 11
Bedarfe der Pflegeeltern Zusammenarbeit zwischen Pflegeeltern und KJH Bessere Erreichbarkeit und geringere Fluktuation der Sozialarbeiter/innen Einfachere Finanzierung von Therapien Mehr Einheitlichkeit zwischen den Bezirken Gebündelte Informationen Herkunftsfamilie Stärkere Berücksichtigung der Pflegefamilien in Bezug auf Besuchskontakte Transparenz über die Perspektiven der Pflegeverhältnisse Unterstützung der leiblichen Eltern Wünsche bezüglich der Anstellung Neutrale Anlaufstelle für Pflegeeltern Also von der KJH wäre wirklich hilfreich, wenn einfach immer jemand erreichbar ist. Das pendelt halt auch. Manche sagen: Nein, meine Sozialarbeiterin ruft eh zurück. Aber ganz viele sagen: Sie ruft gar nicht zurück. Ich rufe zwei Mal, drei Mal, vier Mal an und sie ruft nicht zurück. " (W8, Experte/Expertin) Jede BH sollte jeden gleich behandeln. Und nicht, die einen kriegen das und das bezahlt und die anderen kriegen das nicht bezahlt. (O6, Pflegemutter) P UND P SOZIALFORSCHUNG 12
Unterstützungsbedarf von Pflegeeltern Bestehendes Angebot ist im Normalfall ausreichend, jedoch in bestimmten Phasen des Pflegeverhältnisses ist zusätzliche und unkomplizierte Hilfe nötig (z.b. Entlastungsangebote, Familienhilfe) Und das brauchen sie aber nicht immer und nicht permanent, sondern in Phasen. Damit es wirklich so phasenunterstützte Angebote gibt. Ein umfassendes Paket, auf das sie zurückgreifen können, wenn sie es brauchen. Die wollen das eh nicht immer. Die wollen nicht permanent eine Unterstützung und Begleitung haben, aber wenn es dann dringlich ist, dann braucht es das. (W7, Experte/Expertin) P UND P SOZIALFORSCHUNG 13
Impressum Auftraggeber/innen: Land Oberösterreich Abteilung Kinder- und Jugendhilfe Bahnhofstraße 1 4021 Linz Autorinnen der Untersuchung: Mag. a Heidemarie Pöschko Veronika Prieler BA P UND P SOZIALFORSCHUNG Hubertusstraße 15, 4240 Freistadt office@pundpsozialforschung.at +43 (0)664/ 85 84 966 www.pundpsozialforschung.at Wir forschen für Ihren Erfolg!
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