Arbeitsassistenz-Fachtage 20 Jahre Arbeitsassistenz in Österreich Mail 2012 Linz. Workshop:

Ähnliche Dokumente
Persönliche Zukunftsplanung

Stellungnahme vom Netzwerk Selbstvertretung Österreich zum 1. Staatenbericht

Selbstbestimmt Wohnen in der Gemeinde

Gründungserklärung des Netzwerks Persönliche Zukunftsplanung

Schwerpunkt: Menschen mit kognitiver Behinderung. Dr. Walter Schaffraneck, Jugend am Werk

1. Warum sollten Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen gerade die CDU wählen?

Neues Infoblatt Ausgabe Nummer 10 vom September 2016

Weiter denken: Zukunftsplanung

Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und die Herausforderungen an Unterstützung für Menschen mit Behinderungen

Über Behinderungen sprechen. Eine Empfehlung der Lebenshilfe

Unterstützung von Angehörigen von Menschen mit Behinderungen

Wohnangebote für Personen mit einem hohen Unterstützungsbedarf: Die Situation in Österreich im internationalen Spiegel

Wer sind wir? Worum geht es?

Selbstbestimmte Zukunftsplanung An dieser Stelle den Titel für Menschen mit geistiger einfügen Behinderung

Einzelheiten zum Bundes-Teilhabe-Gesetz

Landesberatungsstelle PflegeWohnen. Stephanie Mansmann / September 2013

Inklusive WohnGemeinschaft LUdwigshafen. Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen!

Wie wollen Menschen mit Behinderung wohnen? Zusammenwirken von Sozialraum und Menschen mit Behinderung Empfehlungen aus der Berliner Kundenstudie

Studie Teilhabe von Menschen mit einer Beeinträchtigung

Assistierende Technologien. Der Universitätslehrgang und was die Zukunft bringt

Selbstbestimmung bei Assistenz- und Unterstützungsbedarf

Symposium Unabhängige Beratung für Menschen mit Behinderung Anspruch und Erwartungen. Peer Counseling

Selbstbestimmt Wohnen in der Gemeinde. Kurzfassung

2. Bamberger Forum für Altenhilfe Lebenswelten Möglichkeiten gestalteter Lebensräume für ein Würdiges Leben mit Demenz

Der Prozess der Inklusion an Bremer Schulen (strukturelle Perspektiven)

Nationaler Aktionsplan: "Gebärdensprache", "gehörlos", "hörbehindert"

Beurteilung der Möglichkeit auf Arbeit und Beschäftigung

Lasst mich tun! Ein Leben im Sinne der UN Behindertenrechtskonvention. Persönliche Assistenz in Österreich

Betreuungs-Vertrag. für das ambulant Betreute Wohnen für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Erklärung in Leichter Sprache

Soziale Arbeit Persönliche Assistenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten

Hauptaufgabe des Integrationsamts: Unterstützung in Arbeit und Beruf durch Integrationsamt und Integrationsfachdienste.

Personenzentriertes Denken, Planen und Handeln

Teilhaben und selbstbestimmt leben

Arbeitsassistenz Fachtage 2016

Auf dem Weg zu einem inklusiven Leben Öffnung von Sozialräumen durch Zukunftsplanung. Am Beispiel von Melanie Spähn

Wohnen und Unterstützung im Alter

Unser Leitbild. Lebenshilfe Österreich

Ausbildung zur Moderatorin / zum Moderator für Persönliche Zukunfts-Planung

Johannes-Diakonie Mosbach

Zuhause sein. Haus Untere Mühle. Ambulante Dienste ggmbh. Herzlich willkommen im. Weingarten. Betreutes Wohnen bei der AWO heißt...

Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.v.¹

PROGRAMM. Fachtag Auf dem Weg in den Sozialraum. Betriebliche Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf

Das Wichtigste in Einfacher Sprache

Brief zum Thema Persönliche Assistenz

Lehrgang: Ausbildung zum/zur ModeratorIn in Persönlicher Zukunftsplanung

JProf. Dr. Erik Weber - Universität Koblenz-Landau März 2010

Die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Deutschland Stellungnahme der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag zum Bundesteilhabegesetz

AUFNAHMEANTRAG für. Begleitung i. d. eigenen Wohnung (persönliche Assistenz / teilbetreutes W.) Tagesstruktur Wohngemeinschaft (vollbetreutes Wohnen)

Wichtige Forderungen für ein Bundes-Teilhabe-Gesetz

Mobil in Europa. Das EU-Programm Lebenslanges Lernen Programm für lebenslanges Lernen Oktober/November 2012

Ausbildung zur Moderatorin / zum Moderator für Persönliche Zukunftsplanung

Zuhause sein. Dr. Alfred Neff Seniorendomizil. Ambulante Dienste ggmbh. Herzlich willkommen im. Bretten. Betreutes Wohnen bei der AWO heißt...

MITTEN IM LEBEN. Politik für Menschen mit Behinderungen

Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen, Mainz e.v.

Die Behinderten-Anwaltschaft. Ein offenes Haus.

Beratungs-, Mobilitäts und Kompetenzzentrum

Die Anneke & Fritz-Wilhelm Pahl Familienstiftung startet den zweiten Neubau

Selbstbestimmt Wohnen mit dem Persönlichen Budget

Lebensqualität von Menschen mit Behinderung in Wien

Weiterbildung in personen-zentriertem Denken und Persönlicher Zukunftsplanung. Moderator/in, (Peer-)Unterstützer/in oder Botschafter/in werden

Integra mensch. Bamberg bewegt. Otto-Friedrich-Universität, Bamberg. Prof. Dr. Gudrun Cyprian Universität Bamberg 19. Januar 2012

Bogen zur Hilfebedarfserfassung für das Persönliche Budget (HEB-pB)

Barrierefreiheit und Rehabilitation (Art. 9) Konzepte Behinderung anders denken Barrierefreiheit in der Rehabilitation

Methoden der Berufswahlvorbereitung in Sonderschulen Markus Betschart. Seite 1

Der Bedarf von Senioren mit Behinderung als Anforderung an den Sozialhilfeträger

E-Lotsen-Geisenheim. Anlaufstelle und Netzwerk Wohnberatung. Beratung vor Ort zum selbstständigen Wohnen im Alter - professionell, neutral

Vorschläge der UNO nach der Staaten-Prüfung

Persönliche Assistenz im Arbeitgebermodell

SOB Behindertenarbeit Ausbildung in Vollform. Kathi Lampert Schule

Zuhause sein. Wohnen mit Service. Ambulante Dienste ggmbh. Herzlich willkommen im. Bruchsal. Betreutes Wohnen bei der AWO heißt...

Das Persönliche Budget

Zuhause sein. Wohnen mit Service. Ambulante Dienste ggmbh. Herzlich willkommen im. Bruchsal. Betreutes Wohnen bei der AWO heißt...

Fragebogen. 1. Lebensqualität Die Lebensqualität ist bei uns im Vergleich zu anderen Orten

Monitor Gesellschaft und Behinderung Die wichtigsten Resultate

Leben in Selbständigkeit ( LIS )

Herzlich Willkommen. zur Informationsveranstaltung des Integrationsamtes

Ambulante Wohnformen eine kritische Würdigung

Wie will ich morgen wohnen?

Unterstützung und Beratung. Für Menschen mit psychischen Erkrankungen und in Krisen


LebensWert(e) - GeldWert(e) Salzburg

Betreutes Wohnen Graz WG Leechgasse

Mehr Chancen für gesundes

Info-Abend zum inklusiven Lehrgang Persönliche Zukunftsplanung und Sozialraumorientierung Mittwoch, 19. April 2017

Kooperation Ambulante Pflege und BeWo. Am Beispiel der Hauswohngemeinschaft Auerhahnweg der Diakonischen Stiftung Wittekindshof

Rede. der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Karin Evers-Meyer, MdB,

Die wichtigsten Punkte in der Behinderten-Hilfe im Deutschen Roten Kreuz

Leistungen des FSW und seiner Partnerorganisationen ein Überblick. Zahlenteil 2011 des Fonds Soziales Wien

Wohngemeinschaft im Kirschentäle

Zeit für Veränderung. Lehrgang für Zukunfts-Planung und Organisations-Entwicklung. Etwas Neues in die Welt bringen Kreativität Raum geben

Integrationsvereinbarung

Besondere Familien Welche Unterstützung brauchen Eltern mit Lernschwierigkeiten und ihre Kinder?

Konzeption für das Ambulant Betreute Wohnen psychisch Kranker

Wohnen im Alter in Euskirchen. Ergebnisse einer Umfrage im Seniorenkino

Altissimo. Persönliche Zukunftsplanung realisieren. Gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung

Leben im Quartier für alle! Utopie oder realistische Perspektive?

Transkript:

Arbeitsassistenz-Fachtage 20 Jahre Arbeitsassistenz in Österreich 9.-10. Mail 2012 Linz Workshop: Persönliche Zukunftsplanung Der Schlüssel zu neuen Perspektiven ReferentInnen: Andreas Oechsner Email: andreas.oechsner@zfk.at Mag.ª Angelika Pichler Email: angelika.pichler@zfk.at Jürgen Vanek Email: jürgen.vanek@zfk.at

Persönliche Zukunftsplanung Das Projekt Persönliche Zukunftsplanung Das Zentrum für Kompetenzen bietet seit Jänner 2009 schwerpunktmäßig das Instrument der Persönlichen Zukunftsplanung (PZP) an. Unsere langjährige Beratungserfahrung hat gezeigt, dass die Peer-Counseling Beratung dort an Grenzen stößt, wo es darum geht, Veränderungen mit Hilfe eines Netzwerkes umzusetzen. Persönliche Zukunftsplanung ist ein Instrument mit Hilfe dessen Veränderungsprozesse im Leben der behinderten Person in Gang gesetzt und mit Hilfe des Unterstützungskreises in die Realität umgesetzt werden. Bei der PZP geht es nicht um eine neue Namensgebung für Förderpläne oder andere pädagogische Maßnahmen! Es geht um die konsequente Umsetzung eines Paradigmenwechsels in der Behindertenpolitik. Unabhängig Die PZP lebt davon, dass die beteiligten Personen keine Eigeninteressen verfolgen, sondern im Sinne der planenden Person handeln. Die BetreuerIn eines Trägervereines wird immer auch die Zielsetzungen ihres Arbeitgebers verfolgen. Ansonsten würde sie/er ja den Arbeitsplatz riskieren. Eine Bewohnerin einer Wohngemeinschaft eines Wiener Trägervereines berichtet: Ich war in den Unterstützungskreis eines Mitbewohners eingeladen. Es ging bei der Zukunftsplanung nur darum, was die planende Person innerhalb der Vollbetreuung verändern kann. Dabei weiß ich, dass er am Liebsten aus der WG ausziehen möchte. Unabhängigkeit des Anbieters garantiert für Unabhängigkeit der planenden Person. Und Unabhängigkeit ist die Grundvoraussetzung für Träume dem Kernstück einer Persönlichen Zukunftsplanung. 1

Persönliche Zukunftsplanung Der Unterstützungskreis Der Unterstützungskreis, bestehend aus Familie, Freunden, Professionellen...ist ein zentrales Element einer Persönlichen Zukunftsplanung. So werden bestehende Netzwerke eingebunden und aktiviert. Personen aus dem Umfeld der planenden Person, die einander vielleicht noch nie gesehen haben, oder aus unterschiedlichen Überzeugungen gegenseitige Feindbilder entwickelt und gepflogen haben sind nun gemeinsam Teil des Projektes. Bisher nicht vorhandene Netzwerke entstehen, die letztendlich dazu führen, das Lebenskonzept der planenden Person Stück für Stück umzusetzen. Lebensqualität Alle KundInnen, die derzeit eine Persönliche Zukunftsplanung im Zentrum für Kompetenzen machen, leben in einer vollbetreuten Wohngemeinschaft der Wiener Behindertenhilfe. Sie entwickeln im Laufe des Prozesses ein vollkommen neues Selbstbewusstsein. Sie werden darin bestärkt, dass ihre Träume wichtig und legitim sind und dass das Leben mehr ausmacht, als die Strukturen einer vollbetreuten Wohngemeinschaft zulassen. Eine Kundin drückt das folgendermaßen aus: Ich dachte immer behinderte Menschen müssen in betreuten Wohngemeinschaften leben und in Beschäftigungstherapien arbeiten. Seit ich eine Persönliche Zukunftsplanung mache weiß ich, dass das überhaupt nicht stimmt. Veränderung Die Veränderungsprozesse die im Rahmen der Zukunftsplanungen umgesetzt wurden sind vielschichtig: Sie reichen vom Umzug aus der vollbetreuten Wohngemeinschaft in die erste eigene Wohnung über ein Langzeitpraktikum bis hin zu einem sozialversicherungspflichtigen Dienstverhältnis. 2

Persönliche Zukunftsplanung Innovativ Das Besondere und Innovative ist am Instrument der Persönlichen Zukunftsplanung, dass Personengruppen, deren Ideologie und Sichtweise im Bezug auf die planende Person oft unterschiedlicher nicht sein könnten, an einem Strang ziehen und dadurch Veränderungen möglich werden. Behinderte Menschen können und wollen ihr Leben selbst in die Hand nehmen, wenn sie die Chance dazu bekommen. Die Persönliche Zukunftsplanung ist das ideale Instrument dafür, um dies zu unterstützen. 3

Persönliche Zukunftsplanung Eine Erfolgsgeschichte Kunde Status: Männlich, 37, hoher Hilfe und Unterstützungsbedarf, benutzt einen Elektrorollstuhl Ausbildung: Sonderschule Situation in der Einrichtung (17 Jahre): Situation in der eigenen Wohnung (Seit 01.01.2011): Wohnsituation: Zeitlich eingeschränkte Betreuung, Zimmer und Umgebung nur bedingt barrierefrei (Toilette und Bad viel zu klein) Gesellschaftliche Teilhabe: keine sozialen Kontakte innerhalb der Einrichtung vorhanden, außerhalb der Einrichtung soziales Netz vorhanden Wohnsituation: Seit 1.2.2012 bekommt Kunde Persönliche Assistenz, davor wurde sein Hilfebedarf ein Jahr lang von Studierenden im Rahmen eines Uni- Forschungsprojektes abgedeckt. Gesellschaftliche Teilhabe: Verfügt über ein gutes soziales Netz, hohe Aktivität Gesundheitszustand: schlecht, Magenprobleme Gesundheitszustand: hat sich stark verbessert, ich kann jetzt, da ich Hilfe und Unterstützung habe, öfter kleine Mahlzeiten zu mir nehmen Beruf: arbeitslos ohne Perspektive, in Beschäftigungstherapie untergebracht, ohne Aufgabe, da zu schwer behindert, ich habe nur immer Kaffee getrunken Finanziert wurde: Wohnplatz, Beschäftigungstherapieplatz, Fahrdienst in die BT, Feizeitfahrtendienst (Land) Beruf: Berater im Zentrum für Kompetenzen, Weiterbildung für Persönliche Zukunftsplanung abgeschlossen, (EU-UNI Projekt), Perspektive: Persönlicher Zukunftsplaner, erhält Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz Finanziert wird: Pflegegeld (Land), Persönliche Assistenz, PA (Fonds Soziales Wien), Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz, PAA (Bund)