Der Einfluss von Materialismus und Sozialen Vergleichen auf den Facebookkonsum Vorstellung zweier Priming-Studien

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Transkript:

Der Einfluss von Materialismus und Sozialen Vergleichen auf den Facebookkonsum Vorstellung zweier Priming-Studien Phillip Ozimek Jenseits von gut und böse - Die selbstregulatorische Funktion von Haben und Sein 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie

Brailovskaia & Bierhoff, 2016, Ellison, Steinfield & Lampe, 2007, Lee, 2014, Ozimek & Bierhoff, 2016; Ozimek, Baer & Förster, eingereicht; Ryan & Xenos, 2015 Warum sind so viele Menschen auf Facebook? Studien zeigen Zusammenhänge zu: Persönlichkeitsvariablen (Materialismus (+), Narzissmus (+), Extraversion (+), Schüchternheit (+)) Sozialen Vergleichsorientierung (+) Selbstwert (-) Wohlbefinden (-) Was könnte das übergeordnete Motiv sein?

Die Soziale Online-Selbstregulations Theorie (SOS-T) Selbstregulation als übergeordnete, latente Variable zur Erklärung all dieser Assoziationen Menschen haben bestimmte Motive, die Ziele triggern, welche durch bestimmte Mittel erreicht werden können Facebook bietet Möglichkeit: Wunsch nach Sozialen Vergleichen nachzukommen, materialistische Bedürfnisse zu befriedigen, den Selbstwert (möglicherweise) zu erhöhen, selektive und positive Selbstdarstellung zu betreiben Selbstregulationsprozesse Facebook stellt ein Mittel zur Selbstregulation dar Evidenzbasierte Überprüfung nötig! Förster, 2015; Higgins, 1996; Ozimek, Baer & Förster, eingereicht

Validierung der SOS-T Inwiefern führen hohe Ausprägungen selbstregulativer Variablen zu mehr Facebookaktivität? Manipulation von Materialismus und der Sozialen Vergleichsorientierung (SVO) als erster Schritt Durchführung zweier Primingstudien mit entweder Materialismus oder der Sozialen Vergleichsorientierung (SVO) als UV und der jeweils anderes als Moderatorvariablen Warum Materialismus und die SVO? Korrelationsstudien legen enge Verknüpfung dieser beiden Variablen untereinander und mit Facebook nahe Alle Variablen positiv miteinander assoziiert Hoch-materialistische Personen vergleichen sich stärker mit bedeutsamen anderen und konsumieren mehr das Internet und Facebook Inwiefern führt eine Manipulation dieser beiden Variablen nun tatsächlich zu mehr Facebookaktivität? Bak & Kessler, 2011; Chan & Prendergast, 2007; Ozimek, Baer & Förster, eingereicht

Probanden & Akquise Online-Fragebogen via Unipark Rekrutierung der Probanden über Facebook und andere Internetplattformen Stichprobe Studie 1: N = 228 Ø-Alter: 23.25 Jahre (SD = 5.63) 41 männlich, 187weiblich 77.6 % Abiturienten 95.6 % Studierende Stichprobe Studie 2: N = 239 Ø-Alter: 24.76 Jahre (SD = 7.84) 54 männlich, 185 weiblich 80.3 % Abiturienten 88.3 % Studierende

Studie 1: Materialismuspriming Manipulation der UV mit Vorstellungsaufgabe: 1. Materialismuspriming in einem soziale Rahmen: Probanden nehmen an einem Gewinnspiel im Radio teil genau wie ihre Freunde und gewinnen aber allein 10000 Euro 2. Materialismuspriming ohne sozialen Rahmen: Probanden gewinnen 10000 Euro 3. Kontrollgruppe: Probanden hören von der Geburt eines Eisbärenbabys im Zoo Moderatorvariable: SVO gemessen mittels Mediansplit der INCOM (11 Items; Schneider & Schupp, 2011) AV: Fragebogen zur Facebookaktivität (dt. Version Ozimek & Bierhoff, 2016) FB-Acting (13 Items) FB-Watching (11 Items) FB-Impressing (6 Items)

Studie 1: Hauptergebnisse 3 (Primingbedingung) x 2 (Hohe SVO vs. Niedrige SVO) ANOVA: Haupteffekt SVO: Menschen mit hoher SVO sind häufiger auf Facebook, F(1,227) = 58.581, p <.001, η² =.209 Interaktionseffekt Priming x SVO: Das Materialismuspriming führt dann im Vergleich zur Kontrollgruppe zu mehr Facebookaktivität, wenn Menschen eine niedrige SVO haben F(2,227) = 3.121, p =.046, η² =.027

Studie 2: SVO-Priming Manipulation der UV mit Vergleichsaufgabe (Personenbilder aus der IAPS- Datenbank): 1. Immaterialier Vergleichsrahmen: Die dargestellte Person ist von 1 = weniger wohlhabend bis 7= mehr wohlhabend als ich. 2. Materieller Vergleichrahmen: Die dargestellte Person ist von 1 = weniger intelligent bis 7= mehr intelligent als ich. 3. Kontrollgruppe: Keine Vergleichsaufgabe Moderatorvariable: Materialismus gemessen mittels Mediansplit der Material Value Scale (15 Items; Müller & Kollegen, 2013) AV: Fragebogen zur Facebookaktivität (dt. Version Ozimek & Bierhoff, 2016) FB-Acting (13 Items) FB-Watching (11 Items) FB-Impressing (6 Items)

Studie 2: Hauptergebnisse 3 (Primingbedingung) x 2 (Hoher M vs. Niedriger M) ANOVA: Haupteffekt Materialismus: Menschen mit hohem Msind häufiger auf Facebook, F(1,238) = 8.644, p =.004, η² =.036 Interaktionseffekt Priming x SVO: Das SVO-Priming führt dann im Vergleich zur Kontrollgruppe zu mehr Facebookaktivität, wenn Menschen hoch-materialistisch sind F(2,238) = 2.585, p =.078, η² =.022 Beim Zusammenlegen der sich nicht unterscheidenden Priming-Bedingungen (t(99) =.985, p >.05) wird dieser Effekt signifikant, F(1,238) = 4.514, p =.035, η² =.019

Diskussion Materialismus und die SVO scheinen in ihrer hohen Ausprägung zu mehr Facebookaktivität zu führen Jedoch nur in Interaktion mit der jeweils anderen Trait-Variable Erster Nachweis für einen kausalen Einfluss von Materialismus und sozialen Vergleichen auf die Facebookaktivität Erster Hinweis dafür, dass selbstregulative Variablen das Online-Verhalten beeinflussen und Facebook als Mittel eingesetzt wird, um spezifische Zielzustände zu erreichen Erster Schritt hinsichtlich einer langfristigen Validierung der SOS-T

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: phillip.ozimek@rub.de