12. Information. Qualitätsunsicherheit. - Lemons-Modell. Preisunsicherheit. - Touristenfallen-Modell. - Touristen-Einheimische-Modell

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Transkript:

12. Information Qualitätsunsicherheit - Lemons-Modell Preisunsicherheit - Touristenfallen-Modell - Touristen-Einheimische-Modell - Modell der Monopolpreisstreuung

Fragen Weshalb sind Konsumenten unvollständig informiert? Wie wirkt sich beschränkte Information bezüglich Qualität auf das Marktergebnis aus? Wie wirkt sich beschränkte Information bezüglich Preis auf das Marktergebnis aus? Wie wirkt sich eine Senkung der Suchkosten bzw. eine Erhöhung der Transparenz aus?

Ursachen unvollständiger Information unterschiedliche Qualität der Informationen Kosten der Informationsgewinnung mangelndes Erinnerungsvermögen der Konsumenten Verwendung kostengünstiger Daumenregel durch die Konsumenten ("bounded rationality") unterschiedliches Bildungsniveau und Denkvermögen der Konsumenten

Hauptkomponenten des Lemons-Modells asymmetrische Information Eine Markseite ist über die Qualität des gehandelten Gutes unvollständig informiert. Als Folge werden Güter unterschiedlicher Qualität zu einem einheitlichen Preis gehandelt. Der Preis reflektiert die von der unvollkommen informierten Marktseite vermutete durchschnittliche Qualität. adverse Selektion Da der Preis der Durchschnittsqualität widerspiegelt, hat die informierte Marktseite einen Anreiz, minderwertige Güter anzubieten. Demzufolge verdrängen schlechte Produkte gute. Im Extremfall entsteht kein Markt.

Lemons-Modell formal Notation: x = Qualität des Guts (eine Zufallsvariable) x = eine konkrete Ausprägung der Zufallsvariablen p = Preis des Gutes M = sonstiger Besitz Nutzen des Besitzers i ohne Verkauf: U i = M i + α i x beim Verkauf: U i = M i + p Nutzen des Nichtbesitzers j ohne Kauf: U j = M j beim Kauf: Uj = Mj p+αj E(x x < p) Verkaufsbedingung des Besitzers M + p> M +α x i p>α x i i i Kaufbedingung des Nichtbesitzers M p+α E(x x < p) > M j p<α E(x x < p) j j j Tauschbedingung α E(x x < p) >α x j α j > x α E(x x < p) i i

Zahlenbeispiel Angenommen: f (x) = 1 für x 0,1 [ ] α 1 = 1 (Besitzer) α 2 = 3 (Nichtbesitzer) Frage: Was beträgt der Verkaufspreis? Antwort: p p 2 p 2 x f(x) dx x p 0 x dx 0 2 0 2 p p p p 0 0 1 1 E(x x < p) = = = = = f(x) dx dx x p 2 Verkaufsbedingung des Besitzers p >α x p> x 1 Kaufbedingung des Nichtbesitzers p <α E(x x < p) 2 p p< 3 2 0 Jeder Preis p grösser 0 und 1 ist mit der Kaufbedingung vereinbar. Welcher Preis sich im Markt einpendelt, ist deshalb beliebig. Bei p < 1 bleiben allerdings jene Güter, bei denen x > p ist, bei ihren Besitzern, obwohl die andere Marktseite sie stärker begehrt (α 2 > α 1 ), was auf Markt-Ineffizienz hinweist.

Tests of the Lemons Model (I) Quality Comparisons Prediction: quality of traded goods is sub-average BOND (1982, 1984) Frequency of repairs for pickup trucks bought new and used. Limited evidence of adverse selection. LEHN (1984) Frequency of injuries among free agents and renewing players in MLB. Adverse selection confirmed. GREENWALD/GLASSPIEGEL (1983) Quality of slaves sold in pre-civil War New Orleans vis à vis the slave population. Adverse selection confirmed.

Tests of the Lemons Model (II) Price Comparisons Prediction: goods subject to adverse selection should sell at a discount GENESOVE (1993) Used cars sold selectively versus those sold indiscriminately. Cars sold selectively draw a lower price. CHEZUM/WIMMER (1997) Yearlings sold by breeders versus those sold by racers. Price of yearlings sold by racers on average lower. ROSENMAN/WILSON (1991) Sorted and non-sorted cherries. Sorted small cherries sell at a lower price than non-sorted cherries. GIBBONS/KATZ (1991) Workers laid off versus workers displaced by plant closings. Post-unemployment wages of workers laid off on average lower.

Mögliche Abhilfe gegen Qualitätsunsicherheit Gewährleistungen Haftung Ruf Experten Standardisierung, Zertifizierung, Lizensierung

Annahmen des Modells der Touristenfalle (Preisunsicherheit) Anbieter haben die gleichen Kosten und verkaufen dasselbe Produkt. Konsumenten haben identische Nachfragefunktionen. Konsumenten kennen die Preisverteilung, aber nicht welche Firmen welchen Preis verlangen. Konsumenten kaufen eine Einheit. Konsumenten enstehen Kosten von c pro Suchschritt. gegebene Anzahl von Firmen Modellergebnisse Eine Senkung der Höhe der Suchkosten hat keine Auswirkung auf das Marktergebnis, da es auf die Präsenz und nicht auf die Höhe der Suchkosten ankommt. Die Markttransparenz nimmt mit der Anzahl der Anbieter ab.

Touristen-Einheimische-Modell: Ein-Preis-Gleichgewicht

Touristen-Einheimische-Modell: Ungleichgewicht

Touristen-Einheimische-Modell: Zwei-Preis-Gleichgewicht

Bestimmung der Anzahl n der Firmen und des Anteils β der Niedrigpreis-Geschäfte im Zwei-Preis-Gleichgewicht Notation: q a = Absatzmenge eines Hochpreis-Geschäfts im Gleichgewicht q A = Absatzmenge eines Niedrigpreis-Geschäfts im Gleichgewicht L = Anzahl der Kunden, die jeweils eine Einheit kaufen α = Anteil der preisinformierten Kunden Bestimmung von q a a L(1 α) q = n Bestimmung von q A A α L L (1 α) α L+ L (1 α) β q = + = n β n n β Aufgrund der ersten Gleichung gilt: L(1 α) n* = a q Eingesetzt in der zweiten Gleichung ergibt: a α q β * = A a (1 α)(q q ) komparative Statik: n* β* < 0, > 0 α α

Modell der Monopolpreisstreuung Wenn Konsumenten unterschiedlich informiert sind, kann ein Monopolist seinen Gewinn u.u. erhöhen, wenn er Preisunterschiede bzw. Preisunsicherheit erzeugt. Dies soll das folgende Modell zeigen. Annahmen: Es gibt einen Monopolisten mit n Geschäften. Von Produktionskosten wird abstrahiert. Es gibt (1-α) L uninformierte Konsumenten und α L informierte. Sie kaufen höchstens eine Einheit eines homogenen Gutes in einem der n Geschäften. Die Uninformierten sind bereit, höchstens p t zu bezahlen, die Informierten höchstens p n, wobei p t > p n. Die Differenz ergibt sich aus den Suchkosten der Uninformierten. Gewinn bei einem einzigen hohen Preis p t : 1 t Π = (1 α) L p Gewinn bei 2 Preisen: 2 n (1 α) L n n 1 Π =α Lp + p + (1 α)lp n n Ein zweiter Preis p n lohnt sich, wenn ΔΠ = Π 2 - Π 1 > 0: 2 1 n 1 α n t ΔΠ=Π Π =α Lp + L ( p p ) > 0 n komparative Statik: t ΔΠ α ΔΠ > 0, > 0 n

Auswirkung besserer Information auf den Marktpreis Fall 1: tiefere Preissicherheit Durchschnittspreis: (6 x 10.00 + 3 x 10.50)/9 = 10.17 Fall 2: höhere Preissicherheit Durchschnittspreis: (8 x 10.00 + 1 x 10.50)/9 = 10.06

Zusammenfassung der Ergebnisse Qualitätsunsicherheit führt zu einer Absenkung der mittleren Qualität der gehandelten Güter (adverse Selektion) bzw. verhindert überhaupt die Entstehung eines Marktes. Abhilfe: u.u. Gewährleistung, Experten, Standardisierung. Preisunsicherheit führt entweder zu keinem Gleichgewichtspreis oder zu einem über den Grenzkosten. Unter diesen Umständen kann freier Marktzutritt die Wohlfahrt senken. Viele Preisinformierte führen zum kompetitiven Preisgleichgewicht, wenige zu einem Zweipreisegleichgewicht. Möglichkeit der Preisdiskriminierung. Senkung der Suchkosten hat u.u. keine Auswirkung, Erhöhung der Transparenz dagegen schon.

Aufgaben 1. Warum erfahren Neuwagen - vor dem Hintergrund des Lemons-Modells - im ersten Jahr einen disproportional hohen Wertverlust? 2. Nehmen Sie im Lemons-Modell an, dass die Warenqualität x der Dichtefunktion f(x) = 1 für x [0, 1] folgt. Unterstellen Sie ferner, dass die Nutzenfunktionen der Warenbesitzer (i = 1) und der Nichtbesitzer (i = 2) die gemeinsame Form U i = M i + α i x haben, wobei M den sonstigen Besitz der Personen symbolisiert. Ferner ist α 1 = 1 und α 2 = 3/2. Welcher Gleichgewichtspreis ergibt sich in diesem Fall? 3. Welches Preisgleichgewicht ergibt sich im Touristen- Einheimische-Modell, wenn n Firmen eine U-förmige Durchschnittskostenfunktion AC(q) und m Firmen eine solche AC(q) + k haben, wobei k > 0? 4. Bestimmen Sie die Preise, die Absatzmengen und die Zahl der Hoch- und Niedrigpreisfirmen im Touristen- Einheimische-Modell im Gleichgewicht, wenn die Nachfragefunktion der Konsumenten folgende Form aufweist: q = a - b p.