Situation und Perspektiven des Schienengüterverkehrs aus Sicht der Deutschen Bahn. DB Cargo AG Dr. Jürgen Wilder CEO

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Transkript:

Situation und Perspektiven des Schienengüterverkehrs aus Sicht der Deutschen Bahn DB Cargo AG Dr. Jürgen Wilder CEO 23.01.2017

Der europäische Schienengüterverkehr ist heute ein Markt von rund 430 Mrd. tkm und rund 20 Mrd. EUR Umsatz Europäischer Schienengüterverkehrsmarkt Verkehrsleistung 2015, in Mrd. tkm Charakteristika Schon im Status quo ist der Schienengüterverkehr in Europa ein Markt von über 20 Mrd. und 430 Mrd. Tkm Deutschland ist größter Markt mit rund 27% des Gesamtmarktes DB Cargo hat europaweit einen Marktanteil von etwa 23 % Nächstgrößere Wettbewerber sind die französische Fret SNCF mit einem Marktanteil von rund 8% und die polnische PKP Cargo mit etwa 7% Der Transportmarkt wird über Globalisierung und Arbeitsteilung weiter deutlich wachsen Der SGV will hieran teilhaben und den modal split verbessern 0-20 21-40 41-60 >100 Quelle: Eurostat, UIC, nationale Statistikämter, DB interne Berechnungen DB Cargo Dr.Wilder 23.01.2017-1 -

Aber: Im SGV wird kein Geld verdient und der Modal split Schiene stagniert Der europäische Schienengüterverkehr wird trotz 20 Jahren Liberalisierung von Staatsbahnen und deren Töchtern sowie anderen Bahnen aus dem öffentlichen Bereich dominiert Private Investoren haben sich nur begrenzt in diesem Markt engagiert bzw. sich mittlerweile wieder zurückgezogen Profitabilitätssituation angespannt DB Cargo 2012-2015 mit 0% EBIT-Marge im Durchschnitt (EBIT 2015 bei - 184 Mio. ) Nur wenige Staatsbahnen operativ positiv in den Jahren 2012-2015 Auch dritte Wettbewerber mit gemischten Erfolgsbilanzen Modal split Schiene stagniert aktuell in Deutschland bei rund 17%. Source: UIC, Unternehmen, SCI DB Cargo Dr.Wilder 23.01.2017-2 -

Ursachen für mangelnde Profitabilität erfordern engagiertes Handeln auf unternehmerischer und politischer Ebene Deutliche Marktveränderungen Branchenstruktureffekt Abnahme schienenaffiner Güter Atomisierung der Empfängerstrukturen Verschärfte Qualitäts- + Preisstandards durch LKW Produktionsprozesse zu komplex, instabile Qualität Zu viel Manufaktur, zu wenig Standardisierung Dispositive Steuerung wegen Engpässen und Instandhaltungsbedarf Infrastruktur International nicht durchgehend, zu viele nat. Besonderheiten Deutliche Verschlechterung der relativen Kostenstrukturen Dieselpreis auf niedrigem Niveau begünstigt Wettbewerber Hohe Belastung durch Stromsteuer und EEG Umlage Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der Trassen- und Anlagenpreise Schiene Ausschöpfen Lohngefälle Europa versus tariftreues Verhalten Mangelnde Innovationsorientierung und finanzierbarkeit Problem zügiger Umsetzung von Innovationen wegen mangelnder Gewinne Bisher zu lange Innovationszyklen für neue Produkte, Geschäftsmodelle und Technologien Wir glauben an die Zukunft des Systems Schiene System hat Produktivitäts- und Kreativitäts -Reserven Über Spurführung gut der Automatisierung zugänglich Hohes Kombinationspotenzial Flexibilität LKW mit Mengen- und Langlaufvorteilen Schiene im KV Leistungsfähiger und sicherer SGV ist für Transportportfolio einer Volkswirtschaft strategisch notwendig Elektromobiler Schienengüterverkehr bedeutend für Erreichen der CO2-Ziele Aber: Wir müssen dafür als Unternehmen wie als Sektor viel tun Ergänzend sind gezielte politische Maßnahmen notwendig, um verkehrsund klimapolitische Ziele zu erfüllen DB Cargo Dr.Wilder 23.01.2017-3 -

Branche treibt z.b. die Entwicklung von Innovationen voran, um Produktivitäts- und Qualitätsreserven des Schienengüterverkehrs zu erschließen Digitalisierung (Beispiele) Automatisierung (Beispiele) Dimensionierung (Beispiele) Intelligente Lokomotiven melden ihren Standort und den Zustand ihrer Hauptkomponenten Erster Einsatz eines ATO-Demonstra-tors bei DB Cargo am 17.03.2016 Kurzfristig: Ertüchtigung Netz auf 740 m Intelligente Wagen melden Standort, Beladung und kundenrelevante Parameter Assets werden zustandsorientiert und prädiktiv instandgehalten Rollout von Fahrassistenzsystemen und langfristige Weiterentwicklung zum Autopilot Entwicklung der Zugbildungsanlagen zur vollautomatisierten Industrieanlage Zeitnahe Pilotierung und zügige Umsetzung Züge mit 1 500 m Hierfür Modifikationen Netz (Überholung/ Zugbildung) notwendig Verteilte Traktions- und Bremssteuerung muss einsatzfähig gemacht werden DB Cargo Dr.Wilder 23.01.2017-4 -

Ergänzende politische Maßnahmen zur Unterstützung der Branche werden am Runden Tisch Schienengüterverkehr des BMVI erörtert Wesentliche vom VDV maßgeblich mitformulierte Branchenanforderungen Leistungsfähige Infrastruktur Stärkung von Innovationen Priorisierung 740m-Netz Priorisierung kapazitätssteigernder Maßnahmen in Knoten Schnelleres Planen/Genehmigen/Bauen Förderung von F+E und Anschubfinanzierung für Invest in Automatisiertes Fahren im Streckenbetrieb Automatisierung Zugbildungsanlagen (Steuerung Anlagen, autonomes Rangieren) Größere Zuglängen ( 1 500 m ) auf wichtigen Korridoren Schaffen der eisenbahn-rechtlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen Entlastung Infrastrukturkosten Spürbare Absenkung der Trassenpreise Spürbare Absenkung der Anlagenpreise Entlastung Energiekosten Abbau der Dreifachbelastung der Elektromobilität Schiene aus Emissionshandel, Stromsteuer und EEG DB Cargo Dr.Wilder 23.01.2017-5 -