Erfahrungsbericht Austauschprogramm Universität Stuttgart University of Oklahoma August 2011 Dezember 2011 Benedikt Kaczmar Luft- und Raumfahrttechnik (Diplom)
Bewerbung und Vorbereitungen vor der Abreise Wenn man sich entscheidet während seines Studiums für ein oder zwei Semester ins Ausland zu gehen, sollte man sich, wie schon sonst überall erwähnt, frühzeitig damit beschäftigen. Ich selbst habe etwa 1,5 Jahre bevor ich letztendlich gegangen bin, damit angefangen die ersten Informationen zu sammeln. Dies ist aber natürlich auch davon abhängig wo man hin möchte und wie die Bewerbungsfristen der jeweiligen Programme gesetzt sind. Man muss sich dann zuerst entscheiden, in welches Land man möchte. Dies war für mich recht einfach, da ich weiter weg (sprich nicht Europa) und aber dennoch in ein Land wollte in dem ich die allgemeine Sprache gut beherrsche. Es blieben nach kurzer Überlegung die USA, Kanada und Australien, von denen ich letztendlich die USA als meinen Favoriten wählte. Wenn man sich nun die Universitäten in den USA anschaut, die eine Partnerschaft mit der Universität Stuttgart haben, sollte man bedenken, was man letztendlich vom Studienfortschritt her gesehen während seiner Zeit im Ausland erreichen möchte. Das heißt es sollten natürlich die entsprechenden Kurse an der Universität auch angeboten werden. Wenn man sich auf die Internetseite der jeweiligen Universität begibt findet man meistens einen Kurskatalog mit dem man sich zumindest grundlegend einen Überblick verschaffen kann. Das alles im Detail zu planen, ist zu diesem Zeitpunkt normalerweise noch nicht möglich, da zum Beispiel Kurse nicht jedes Semester angeboten werden oder diese sich bis zum tatsächlichen Studienantritt im Ausland verändern. In diesem Zusammenhang muss man sich auch überlegen, wie lange man weg gehen möchte, denn obwohl offiziell die Aufenthaltsdauer in den USA zwei Semester beträgt, kann man sich durchaus auch für nur ein Semester bewerben, was ich letztendlich gemacht habe. Der Grund dafür war, dass ich in meinem 7. Fachsemester des Diplomstudiums ins Ausland wollte, mir aber bezüglich meiner Vertiefungen zum Zeitpunkt der Bewerbung noch unsicher war und auch nicht wusste inwieweit die Anerkennung als Vertiefungskurse funktionieren würde. Damit habe ich mich entschieden einfach alle meine Wahlfächer in den USA zu belegen, wodurch ich sehr flexibel in der Kurswahl und damit auch in der Wahl der Universität war. Ich bin letztendlich nach Norman gegangen. Bei der Bewerbung für das Austauschprogramm werden nun diverse Unterlagen gefordert, die man im Detail auf der Seite des IZ der Uni Stuttgart findet. Ich möchte hier nur nochmal erwähnen, dass die Professoren für die Gutachten normalerweise sehr hilfsbereit sind, auch wenn man noch keinen persönlichen Kontakt zu diesen hatte (was ja im Grundstudium des Diploms auch eher nicht vorkommt). Also einfach in einer Email freundlich anfragen.
Außerdem braucht man den TOEFL Test um den man sich frühzeitig kümmern sollte. Die notwendige Punktzahl kann relativ leicht erreicht werden, dennoch denke ich ist es gut, sich ein wenig vorzubereiten. Ich habe das mit dem Buch Cracking the TOEFL ibt gemacht, dass ich mir in der Stadtbücherei ausgeliehen habe. Dies ist wesentlich preiswerter als das Buch zu kaufen oder gar einen Vorbereitungskurs zu machen und außerdem vollkommen ausreichend. Nachdem die Bewerbung eingereicht wurde, dauert es einige Zeit bis man eine Rückmeldung bekommt. Ich bekam meine Zusage für das Programm von der Uni Stuttgart kurz vor Weihnachten. Danach muss man wieder einige Unterlagen für die ausländische Universität sammeln. Sobald man dann von dieser Universität die Bestätigung bekommen hat kann man sich für ein Visum bewerben, was man auch meistens direkt machen sollte, da die Zeit dann schon langsam knapp werden kann. Man muss dafür entweder nach Frankfurt oder München auf das amerikanische Konsulat. Das Thema Versicherung ist nun auch sehr wichtig. Sollte man keine entsprechende deutsche Versicherung für das Ausland haben, so werden von der University of Oklahoma zwei Versicherungen angeboten, von denen man eine nehmen muss. Diese sind vergleichsweise aber teurer als die deutschen und schlechter in den Leistungen. Ich hatte mich wie ein Vorgänger für die Gruppen-Auslandsreise-Krankenversicherung der Victoria (mittlerweile DKV) entschieden, zu der man zwar im Internet oft eine Zusammenarbeit nur für Studenten bestimmter Universitäten findet, aber bei Anfrage gilt diese normal für alle Studenten. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass diese Versicherung hervorragend ist. Während meines Auslandsaufenthaltes habe ich mir einen komplizierten Bruch am Bein zugezogen und musste in den USA operiert werden. Ich wurde mit dem Beleg über meine deutsche Krankenversicherung in dem Krankenhaus aufgenommen ohne Vorleistungen zu zahlen oder meine Kreditkarte vorzulegen. Ich bekam die Rechnungen dann an meinen Wohnort in den USA geschickt und war zunächst über die amerikanischen Behandlungskosten sehr erstaunt. Die Gesamtsumme im Zusammenhang mit dieser Verletzung belief sich auf ungefähr 35000 US Dollar. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon fest mit Schwierigkeiten bei meiner Versicherung gerechnet, jedoch habe ich dieser die Rechnungen zugesandt und kurze Zeit später wurde das Geld, was ich privat für Medikamente und Krücken bezahlt hatte, auf mein Konto überwiesen und der Rest wurde direkt mit dem Krankenhaus abgerechnet. Also vollkommen problemlos und ich war sehr positiv überrascht. Den Flug sollte man natürlich auch so früh wie möglich buchen, da diese nicht billiger werden und wie man leicht feststellt, ist es ratsam gleich Hin- und Rückflug zu buchen. Einzelflüge werden da sehr viel teurer.
Zur Finanzierung gibt es abhängig von der eigenen Situation verschiedene Möglichkeiten. Man sollte sich hier frühzeitig über diverse Stipendien informieren. Ich selbst habe Auslandsbafög erhalten, wodurch meine zusätzlichen Kosten bereits weitgehend abgedeckt waren. Anreise und Unterkunft Ich bin einen Tag vor dem offiziellen Beginn der Einführungswoche in Oklahoma gelandet und habe noch eine Nacht im Days Inn in Norman übernachtet. Dort waren auch viele andere Austauschstudenten und man konnte schon die ersten Kontakte knüpfen. Um vom Flughafen zum Hotel zu kommen und am nächsten Tag zur Uni gab es jeweils von der Universität Oklahoma organisierte Busse was sehr praktisch war. Gewohnt habe ich dann in den sogenannten Kraettli Apartments, die allerdings sehr bald abgerissen werden sollten und meines Wissens nicht mehr für zukünftige Austauschstudenten zur Verfügung stehen. Viele andere Austauschstudenten waren im Traditions Square untergebracht, was einen besseren Wohnstandart bietet, aber auch deutlich teurer ist. Man kann sich natürlich auch selbst eine Wohnung suchen, wobei aber meine Empfehlung klar ist, in die Wohnheime zu gehen, da man so viel mehr Kontakt zu anderen (Austausch-)Studenten bekommt. Studium Da ich mein abgeschlossenes Vordiplom hatte, wurde ich an der Uni Oklahoma als Graduate eingestuft. Das bedeutet allerdings nicht, dass man auch nur Graduatekurse nehmen kann sondern es ist vielmehr eine reine Formalität. Zu dem Angebot an Kursen hatte ich ja zuvor schon geschrieben, dass man sich am besten in den Kurskatalogen der Universitäten einen Überblick verschafft. Man muss hier die passenden Kurse für sich selbst finden und sollte definitiv, wenn man mit diesen bestimmte Pflichtfächer in Deutschland ersetzen möchte, dies vorher mit den deutschen Professoren absprechen. Wie viele Kurse man wählt ist natürlich auch individuell aber ich denke mal 12 Credits ist ein gutes Maß und wird auch meines Wissens von offizieller Seite empfohlen. Der Zeitaufwand ist aber natürlich auch von den fachlichen Inhalten abhängig.
Die Studienbedingungen sind sehr gut und man merkt, dass an amerikanischen Universitäten deutlich mehr Geld für die Lehre zur Verfügung steht. Aus meiner Erfahrung kann ich berichten, dass es kleine Kurse mit motivierten Professoren gibt, die auch wirklich den Studenten etwas mitgeben möchten. Die Gebäude sind alle gut ausgestattet, was besonders an der Bibliothek und dem Sportzentrum auffällt. Zu den Möglichkeiten eines Masterabschlusses kann ich leider nicht viel sagen, da ich noch auf Diplom studiere und auch keinen Abschluss im Ausland angestrebt habe. Integration an der Hochschule, Land und Leute, Freizeit Sich an der Universität Oklahoma zu integrieren ist mit ein bisschen Offenheit eine Leichtigkeit. Es ist zwar nicht immer ganz einfach mit Amerikanern gute Freundschaften zu schließen, da diese bereits weitgehend ihr festes soziales Umfeld haben und nicht immer geneigt sind neue Leute kennen zu lernen, die dann sowieso in einem halben Jahr oder Jahr wieder verschwinden, aber dennoch ist es mit ein bisschen Engagement auch möglich hier Kontakte zu knüpfen. Hilfreich ist dabei zum Beispiel das Programm OU Cousins bei dem man sozusagen einen amerikanischen Studenten als Bezugsperson bekommt mit dem man dann an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen kann. Definitiv empfehlenswert ist es aber sich um eine Gastfamilie zu bewerben. Ich kenne keinen der Austauschstudenten der nicht begeistert davon war und die Familien geben sich wirklich Mühe den Studenten die amerikanische Kultur zu zeigen und den Aufenthalt auch sonst zu bereichern. Ich habe meiner Familie viel zu verdanken und werde auch in Zukunft den Kontakt zu Ihr halten. Besonders einfach ist es aber mit anderen Austauschstudenten oder Internationals sehr gute Freundschaften aufzubauen. Man trifft an der University of Oklahoma Leute aus aller Welt und lernt daher nicht nur die amerikanische Lebensweise kennen, sondern Elemente aus allen Kulturen. Am Rande sei hier erwähnt, dass es eine starke Kooperation mit französischen Universitäten gibt und daher auch viele Austauschstudenten aus Frankreich kommen. Wenn man also Französisch spricht und seine Kenntnisse erweitern möchte, hat man an der OU gute Möglichkeiten dazu. Angebote für Freizeitaktivitäten gibt es mehr als genug. Es existieren viele verschiedene Clubs denen man sich anschließen kann, aber auch ohne diese Option findet man immer Beschäftigung. Besonders das Sportangebot war für mich sehr überzeugend. Von Beachvolleyball über Fußball bis Basketball oder Badminton habe ich je nach Belieben überall Leute gefunden, mit denen ich mein Interesse an dem jeweiligen Sport teilen konnte. Außerdem habe ich exotischere Sportarten wie Flag-Football oder Rugby ausprobiert oder war einfach zum Individualtraining im Kraftraum.
Zuletzt lässt sich zu dem Thema Freizeit noch sagen, dass man definitiv alle Möglichkeiten zum Reisen nutzen sollte. Zugegeben ist Oklahoma kein Staat der besonders viele Sehenswürdigkeiten bereithält, aber man kann leicht mal für ein Wochenende nach Texas oder über Thanksgiving einen längeren Trip in andere Staaten machen. In Oklahoma selbst sind auf jeden Fall die Wichita Mountains einen Ausflug wert. Man sollte immer ein offenes Ohr für alle Arten von Angeboten an der Uni haben und auch so viele wie möglich wahrnehmen. Dann kann man definitiv so einiges erleben und am Ende auf einen ereignisreichen Auslandsaufenthalt zurück blicken. Fazit: Auf jeden Fall würde ich jedem raten während seines Studiums ins Ausland zu gehen. Ich persönlich glaube sogar, dass es gar nicht mal so wichtig ist wohin genau man geht, sondern vielmehr, dass man eine offene Einstellung hat und Neues kennen lernen möchte. Der notwendige Aufwand den man zu Beginn sieht, erscheint am Ende gar nicht mehr so groß und wenn man ihn mit dem vergleicht, was man dafür bekommt, ist er verschwindend gering. Ich kann zur University of Oklahoma abschließend sagen, dass es eine sehr gute Universität ist, an die ich definitiv zurückgehen würde. Und obwohl man vielleicht ohne ein Auto nicht großartig vom Campus weg kommt und Norman auch eher eine beschauliche Kleinstadt ist, so wird einem absolut nicht langweilig und man findet auch immer wieder Möglichkeiten Ausflüge zu machen und etwas von den USA zu sehen, da die Angebote an der Uni einfach so vielfältig sind. Man lernt verschiedene Menschen aus aller Welt kennen und schließt neue Freundschaften die einem auch in Zukunft hilfreich sein können (zum Beispiel um andere Länder zu bereisen, in denen man dann schon Kontakte hat). Sprachlich hatte der Aufenthalt auch eine große Auswirkung, da ich meine Englischkenntnisse deutlich verbessern und meine Französischkenntnisse auffrischen konnte. Außerdem hat dieses halbe Jahr mich letztendlich dazu bewogen eine vollkommen neue Sprache zu lernen (Chinesisch). Zugegebenermaßen hat mir das Auslandssemester rein vom Studienfortschritt nicht so viel gebracht, wie es in Deutschland der Fall gewesen wäre, was aber auch an der Wahl
meiner Fächer lag. Dennoch bin ich voll und ganz davon überzeugt, dass die gewonnene Lebenserfahrung und die gesammelten Eindrücke dies ohnehin um ein Mehrfaches aufwiegen. Zuletzt möchte ich mich recht herzlich bei allen bedanken, die mir diesen Aufenthalt ermöglicht haben. Besonders möchte ich hier Frau Katja Striegel und Frau Tina Henderson nennen, die als Ansprechpartner für die Organisation in Deutschland, wie auch in den USA immer zur Verfügung standen. Es war eine großartige und prägende Zeit und ich bin sehr froh, dass ich diese erleben durfte!!! Da dies nur eine relativ kurze Übersicht von einem umfangreichen Themenkomplex ist, beantworte ich auch gerne weitere Fragen. Meine Emailadresse ist über das Internationale Zentrum zu bekommen. Benedikt Kaczmar