Staatsanwalt ante portas?

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Staatsanwalt ante portas? Das Antikorruptionsgesetz in der Praxis Auswirkungen, Konstellationen, Compliance Rechtsanwalt

Unser Fahrplan State of the art law? Gesetzesgenese? Inhalt der Norm? Praktische Auswirkungen? Wirklich was Neues? Verfahrenswirklichkeit? Berufsrechtliche Implikationen? Egal, trotzdem! Was ist erlaubte Kooperation, was verbotene Korruption? Sichergehen im Vorfeld? Fragezeichen? 2

Normtext und Zeitplan Gesetzesgenese: RefE Reg-E BundesR 1. Lesung Rechtsausschuss 2./3. Lesung verabschiedet am: 14. April 2016 in Kraft ab: 4. Juni 2016 Die neuen Normen: 299a StGB: Bestechlichkeit im Gesundheitswesen 299b StGB: Bestechung im Gesundheitswesen 300 StGB: Besonders schwere Fälle 301 StGB-RegE: Strafantrag 302 StGB-RegE: Erweiterter Verfall 3

Normtext und Zeitplan 299a StGB Bestechlichkeit im Gesundheitswesen Wer als Angehöriger eines Heilberufs, der für die Berufsausübung oder die Führung der Berufsbezeichnung eine staatlich geregelte Ausbildung erfordert, im Zusammenhang mit der Ausübung seines Berufs einen Vorteil für sich oder einen Dritten als Gegenleistung dafür fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, dass er 1. bei der Verordnung von Arznei-, Heil- oder Hilfsmitteln oder von Medizinprodukten, 2. bei dem Bezug von Arznei- oder Hilfsmitteln oder von Medizinprodukten, die jeweils zur unmittelbaren Anwendung durch den Heilberufsangehörigen oder einen seiner Berufshelfer bestimmt sind, oder 3. bei der Zuführung von Patienten oder Untersuchungsmaterial einen anderen im inländischen oder ausländischen Wettbewerb in unlauterer Weise bevorzuge, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 4

Normtext und Zeitplan 299b StGB Bestechung im Gesundheitswesen Wer einen Angehörigen eines Heilberufs im Sinne des 299a im Zusammenhang mit dessen Berufsausübung einen Vorteil für diesen oder einen Dritten als Gegenleistung dafür anbietet, verspricht oder gewährt, dass er 1. bei der Verordnung von Arznei-, Heil- oder Hilfsmitteln oder von Medizinprodukten, 2. bei dem Bezug von Arznei- oder Hilfsmitteln oder von Medizinprodukten, die jeweils zur unmittelbaren Anwendung durch den Heilberufsangehörigen oder einen seiner Berufshelfer bestimmt sind, oder 3. bei der Zuführung von Patienten oder Untersuchungsmaterial ihn oder einen anderen im inländischen oder ausländischen Wettbewerb in unlauterer Weise bevorzuge, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 5

Normtext und Zeitplan 300 StGB Besonders schwere Fälle der Bestechlichkeit und Bestechung im [ ] Gesundheitswesen In besonders schweren Fällen wird eine Tat nach [ ], 299a und 299b mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn 1. die Tat sich auf einen Vorteil großen Ausmaßes bezieht oder 2. der Täter gewerbsmäßig handelt oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Taten verbunden hat. 6

Praktische Auswirkungen Wirklich was Neues? zu allererst: Ärzte dürfen grds. nicht mehr oder weniger als vorher! nur: was vorher lediglich berufsrechtswidrig war, ist jetzt z. T. (auch) strafbar Verfahrenswirklichkeit? Überlastung der Strafverfolgungsbehörden Fälle von Abrechnungsbetrug mit langer Liegedauer hinzu kommen Korruptionsfälle Verfahrensdauer lange Verfahrensdauer erhöht Einstellungsgeneigtheit der StA Konsequenz: prognostisch wohl relativ wenige Sanktionen Berufsrechtliche Implikationen? Voraussetzung für berufsrechtliche Sanktion: berufsrechtlicher Überhang aber: berufsrechtlicher Überhang bei Verstoß gegen 299a StGB? 7

Täterkreis Nehmerseite [ ] Angehöriger eines Heilberufs, der für die Berufsausübung oder die Führung der Berufsbezeichnung eine staatlich geregelte Ausbildung erfordert, [ ] akademische Heilberufe durch Gesetz + Approbations(ver)ordnung geregelte Ausbildung (Zahn-/Tier-) Ärzte Psychologische Psychotherapeuten Kinder-/Jugendlichenpsychotherapeuten Apotheker Gesundheitsfachberufe gesetzlich geregelte Ausbildung Ergotherapeuten Logopäden Gesundheits- und Krankenpfleger Physiotherapeuten + z. B. nichtärztliches Management einer Klinik 8

Täterkreis Nehmerseite [ ] Angehöriger eines Heilberufs, der für die Berufsausübung oder die Führung der Berufsbezeichnung eine staatlich geregelte Ausbildung erfordert, [ ] akademische Heilberufe Gesundheitsfachberufe Geberseite alle 9

Tathandlung Nehmerseite Geberseite Fordern Sich-versprechen-Lassen Annehmen Anbieten Versprechen Gewähren eines Vorteils = jede Zuwendung, Beispiele: auf die kein Rechtsanspruch besteht, die die wirtschaftliche, rechtliche, persönliche Lage objektiv verbessert, die geeignet ist, konkrete heilberufl. Entscheidungen zu beeinflussen, unabhängig davon, ob materiell oder immateriell, Vorteil für Täter oder einen Dritten Einladungen zu Kongressen Kostenübernahme Fortbildungen Abschluss eines Vertrages Ehrungen; Ehrenämter Verschaffung v. Verdienstmöglichkeit Teilnahme an vergüteter Anwendungsbeobachtung Abschluss eines Behandlungsvertrages + geringfügige, übliche Werbegeschenke 10

Unrechtsvereinbarung aber: Annahme eines Vorteils allein genügt nicht Verknüpfung von Vorteil und Gegenleistung (= Unrechtsvereinbarung) unlautere Bevorzugung im Wettbewerb für Verstoß gegen Berufspflicht zur Wahrung der Unabhängigkeit (zum Schutz des Patienten) bei: Verordnung/Abgabe/*Bezug* von *(unmittelbar zur ärztl. Anwendung dienenden)* Arznei-, Heil-, Hilfsmitteln, Medizinprodukten oder Zuführung von Patienten oder Untersuchungsmaterial + bloßes Erkaufen des allgemeinen Wohlwollens des Nehmers + Belohnung für Handlung in der Vergangenheit + Praxisbedarf, der nicht an Pat. abgegeben wird (Behandlungsstuhl) + Zuwendung durch Pat. für ärztlich nicht vertretbare Behandlung (Schönheits-OP) oder berufsrechtlich unzulässige ärztliche Hilfe zu Selbsttötung + rabattierter Bezug von Medikamenten etc. durch Apotheker 11

Achtung! Amtsträgereigenschaft? 331 StGB Vorteilsannahme (1) Ein Amtsträger [ ] oder ein für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteter, der für die Dienstausübung einen Vorteil für sich oder einen Dritten fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (3) Die Tat ist nicht nach Absatz 1 strafbar, wenn der Täter einen nicht von ihm geforderten Vorteil sich versprechen lässt oder annimmt und die zuständige Behörde im Rahmen ihrer Befugnisse entweder die Annahme vorher genehmigt hat oder der Täter unverzüglich bei ihr Anzeige erstattet und sie die Annahme genehmigt. 332 StGB Bestechlichkeit (1) Ein Amtsträger [ ] oder ein für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteter, der einen Vorteil für sich oder einen Dritten als Gegenleistung dafür fordert, sich versprechen lässt oder annimmt, dass er eine Diensthandlung vorgenommen hat oder künftig vornehme und dadurch seine Dienstpflichten verletzt hat oder verletzen würde, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. [ ] 12

Beispiel: berufliche Kooperation Konstellation Honorararzt (meist niedergelassener Vertragsarzt) operiert eigene Patienten im Krankenhaus erhält dafür fixes Grundgehalt, Beteiligung an der DRG oder eingriffsbezogene Vergütung Problem Honorararztvergütung = verdeckte Kopfprämie für Zuweisung Patient an Krankenhaus? berufliche Zusammenarbeit grds. gesundheitspolitisch gewollt aber: Unangemessenheit oder automatische Überleitung? + 115a SGB V: Durchführung vor- und nachstationärer Behandlung + 115b SGB V: Durchführung ambulanter Behandlungen + 116b SGB V: Durchführung ambulanter spezialfachärztlicher Versorgung + 140a ff. SGB V: sektorenübergreifende Versorgungsform (Arzt u. Krankenhaus) unangemessenes Entgelt verdeckte Zuweiserprämie Übernahme Versicherungsprämie Überlassung von Gerät/Personal automatische Überleitung keine Empfehlung anderer, gleich geeigneter Krankenhäuser = Verstoß gg. 31 II MBO-Ä 13

Beispiel: berufliche Kooperation Konstellation Honorararzt (meist niedergelassener Vertragsarzt) operiert eigene Patienten im Krankenhaus erhält dafür fixes Grundgehalt, Beteiligung an der DRG oder eingriffsbezogene Vergütung Empfehlung Sicherstellung der Angemessenheit/Unabhängigkeit der Vergütung GOÄ; keine Pauschalen; Entkoppelung Honorar tatsächliche Zahlung an KH Vermeidung zusätzlicher, verdeckter Zuwendungen kein Verzicht auf Nutzungsentgelte (Geräte, Personal) keine Übernahme von Kosten oder Versicherungsprämien keine automatische Überleitung von Patienten Dokumentation der sachlichen Gründe für Empfehlung und der Honorierung Hinweis auf Behandlungsalternativen (eigene, mündige Entscheidung des Pat.) Transparenz ggü. Patienten (z. B. Website) und Kammern/Kostenträgern 14

Beispiel: gegenseitige Zuweisung Konstellation Ärzte, die komplementäre Leistungen erbringen (z. B. in BAGen, Praxisnetzen, Ärztehäusern, MVZ), weisen einander Patienten zu oder geben entsprechende Empfehlungen Problem Zuweisung in der Erwartung eines reziproken Verhaltens als Gegenleistung? wechselseitige Zuweisungen grds. üblich + ohne Hinzutreten weiterer Umstände kann nicht von wechselseitigen Zuweisungen auf (konkludente) Unrechtsvereinbarung geschlossen werden Empfehlung aber: auffälliges Zuweisungsverhalten? Überschreiten bestimmter (?) Schwellenwerte Übergehung von gleich oder höher qualifizierten Wettbewerbern großer Einfluss auf Ertrag Varianz im Empfehlungs- und Zuweisungsverhalten; Dokumentation 15

Beispiel: Gerätegestellung Konstellation Fachklinik stellt Arzt medizinische Geräte (z. B. MRT) zur Nutzung in dessen Praxis zur Verfügung (ohne, mit verminderter oder angemessener Mietzahlung); dazu Honorararztvertrag Problem Gerätegestellung nicht grds. gewollt, aber auch nicht verboten + 128 II 3 SGB V nimmt auf grundsätzliche Legitimität von Kooperationen dadurch Rücksicht, dass nur unentgeltliche oder verbilligte Überlassung von Geräten als Gegenleistung für Zuweisung untersagt Geräteüberlassung = verdeckte Zuweiserprämie? Empfehlung aber: schon Gestellungsvertrag an sich = Vorteil? unentgeltliche/verbilligte Überlassung Angebot zu angemessenem Mietzins, aber ohne Sicherheit wie sonst bei Finanzierungsangeboten von Banken oder Herstellern (?) Verzicht oder Sicherstellung der Angemessenheit und Unabhängigkeit 16

Beispiel: Unternehmens-/Laborbeteiligung Konstellation Kooperation des Zahnarztes mit Labor oder sonstigem fachnahen Dienstleister durch Rückvergütung an den Arzt oder Beteiligung an Fremdlabor oder Inhaberschaft Eigen-/Gemeinschaftslabor erlaubt, wenn Problem monetärer Vorteil aus Beteiligung = korruptionsbegründend? verboten/bedenklich, wenn + eigenes zahnärztliches Labor (Labor dann Teil der Zahnarztpraxis; Geber = Nehmer) + Beteiligung an Fremdlabor in keinerlei Verhältnis zu eigener Berufsausübung + Einfluss des Arztes irrelevant für Ertrag Empfehlung einzelfallbezogene Rückvergütung profitorientierte sachwidrige Bevorzugung des Labors Gewinnchance direkt verknüpft mit Verweisungen bei allg. Gewinnausschüttung Relevanz der Zuweisungen (Gesamtumsatz? Verweisungen? Beteiligungshöhe) 17

Beispiel: Hilfsmittelabgabe/-depot Konstellation Arzt hält Hilfsmittel (Gehstützen, Kompressionsstrümpfe u. Ä.) eines Unternehmens vor, das ihm pro Abgabe einen festen Betrag zahlt Hilfsmitteldepots nur erlaubt, Problem nach 299a StGB strafbare Korruption? verboten, wenn + zur Versorgung in Notfällen (Gehstützen und Bandagen) UND + wenn keine zusätzliche Zahlung durch Unternehmen Empfehlung Abgabe von Hilfsmitteln trotz Unternehmensbeteiligung oder sonstiger Vergütung Vergütung für Abgabe über Depots (unabhängig von Notfall) Umgehungsgeschäft (Beraterverträge, Mietverträge o. Ä.) 18

Beispiel: Anwendungsbeobachtung Konstellation Arzt nimmt an einer vergüteten Anwendungsbeobachtung teil Problem Vergütung realiter Bestechungsgeld für bevorzugte Verordnung bestimmter Präparate? Anwendungsbeob. forschungs-/ gesundheitspolitisch gewollt aber: Unangemessenheit oder wissenschaftlich unbegründet? + Ärzte dürfen sich zusätzlichen Aufwand für die Teilnahme (Dokumentation etc.) ersetzen lassen den Aufwand übersteigendes Honorar fehlender Zweck der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung Einbeziehung einer wissenschaftlich nicht begründbaren Zahl von Ärzten/Patienten Empfehlung 19

Zusammenfassung Kooperationen immer dann gerechtfertigt, wenn sie sachlich gerechtfertigt sind Leistung und Gegenleistung sich äquivalent gegenüberstehen Leistungsbeziehungen ordnungsgemäß dokumentiert (transparent) sind mit Kooperation kein Einfluss auf Beschaffungsentscheidung intendiert Bauchgefühl: Dankbarkeitsdruck? 20

Bei Unsicherheiten Problem: Ziel: zulässige Kooperation oder strafbare Korruption? eigene rechtliche Orientierung; Verbotsirrtum ( 17 StGB) 1. Schritt: Transparenz ggü. Kammer Anzeige geplanten Kooperationsmodells an zuständige Kammer Bitte um Beurteilung der Zulässigkeit WENN Ergebnis uneindeutig ODER Kammer außer Stande, DANN 2. Schritt: Rechtsgutachten Unabhängigkeit des Gutachters ( gesellschaftsrechtl. Berater) hinreichende Expertise Zur-Verfügung-Stellung sämtlicher Informationen (Nebenabreden?) 21

Referent Fachanwälte für Strafrecht am Potsdamer Platz Frank Auffermann Halbritter Horrer Wehner Partnerschaft mbb Rechtsanwälte und Fachanwälte Dr. iur. Rainer Frank Dr. iur. Niklas Auffermann Ria Halbritter Dr. iur. Philipp Horrer Dr. iur. Ulrich Wehner Dr. iur. Sebastian Vogel Dr. iur. Janina Voß Dr. iur. Leonie v. Holtzendorff Dr. iur. David Albrecht Potsdamer Platz 8 10117 Berlin

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