Rückmeldungen der Klinischen Krebsregister an ihre Melder und Institutionen Prostatakarzinom B. Kindt Klinisches Krebsregister Brandenburg und Berlin ggmbh B. Hoschke, B. Schicke 6. Bundesweite Onkologische Qualitätskonferenz 25.02.2016 1
Inhalt 1. Aufbau und Struktur des Rückmeldesystems im Land Brandenburg 2. Rückmeldesystem der ADT
Qualitätskonferenz Onkologie des Landes Brandenburg Gründung im Jahre 2000 unter Vorsitz des Gesundheitsministeriums Zusammenschluss aller Institutionen, Verbände und Träger von klinischen Einrichtungen, die für Krebsvorsorge, Krebsfrüherkennung und die Versorgung von Krebskranken im Land Verantwortung tragen die QKO organisierte eine transparente, datengestützte und zielorientierte Zusammenarbeit auf freiwilliger Basis Grundlage für das gemeinsame Handeln waren die Daten des klinischen Krebsregisters, die regelmäßig im Rahmen der Qualitätsberichterstattung ausgewertet wurden 6. Bundesweite Onkologische Qualitätskonferenz 25.02.2016 3
Ständige Mitglieder der Qualitätskonferenz Onkologie: Gesundheitsministerium (Vorsitz) Krankenkassen und ihre Verbände im Land Brandenburg Kassenärztliche Vereinigung (KVBB) Landesärztekammer (LÄKB) Landeskrankenhausgesellschaft (LKB) Tumorzentrum Land Brandenburg (TZBB) Landesarbeitsgemeinschaft Onkologische Versorgung (LAGO) Landesverbände der Selbsthilfeorganisationen Brandenburger Krebsgesellschaft Tumorspezifische Arbeitsgruppen 6. Bundesweite Onkologische Qualitätskonferenz 25.02.2016 4
Arbeitsgruppe Prostatakarzinom Mitglieder stationär tätige Urologen ambulant tätiger Urologen Strahlentherapeuten Pathologen Onkologen Mitarbeiter des Krebsregisters Aufgabe Darstellung und Bewertung der Versorgungsqualität Erarbeitung von Beschlussvorlagen für die QKO Rückmeldung der Ergebnisse an die Leistungserbringer Ziel eine hohe, den verfügbaren Leitlinien adäquate Versorgungsqualität flächendeckend zu erreichen. 6. Bundesweite Onkologische Qualitätskonferenz 25.02.2016 5
Prostatakarzinom erfasste Neuerkrankungen im Land Brandenburg Diagnosejahre 1993 bis 2016 32.820 Tumoren Vollständigkeit über alle Daten TNM 90,3 % Primärtherapie 92,6 % valide Daten langer Beobachtungszeitraum Möglichkeit viele Fragen zu stellen
Fragestellung aus der QKO: Gibt es regionale Unterschiede in der Tumorausbreitung bei der Diagnosestellung? Wie werden die Männer mit einem Prostatakarzinom behandelt? Gibt es regionale Unterschiede bei der Wahl der Therapie?.. 7
Vergleich der Tumorausbreitung bei Diagnosestellung in den Landkreisen, Diagnosejahre 2010-2012 (n=5.458) 100% 90% 80% 70% 18% organüberschreitend 35% organüberschreitend 60% 50% 40% 30% 20% N+ oder M+ T3/4 N0 M0 T1/2 N0 M0 10% 0% BRB CB FF P BAR LDS EE HVL MOL OHV OSL LOS OPR PM PR SPN TF UM gesamt
Vergleich der angewendeten Behandlungsarten in den Landkreisen des Landes Brandenburg, Diagnosejahre 2010-2012 (n=5.458)
Therapieverteilung in Abhängigkeit zum Lebensalter Diagnosejahre 2010-2012 (n=5.458) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 40-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74 75-79 80-84 > 85 Prostatektomie Bestrahlung pall. Therapie TUR-P active surveillance/watchful waiting kein Angaben
Fragestellung der Ärzte: Welche Therapie wird bei lokal begrenztem Prostatakarzinom mit niedrigem Risiko gewählt? S3-Leitlinie Bei Patienten mit einem niedrigen Risiko soll neben der OP oder Strahlentherapie eine überwachte abwartende Strategie (active surveillance) in Betracht gezogen werden! Kriterien für as: TNM T2a N0 M0 Gleason 6 PSA 10 ng/ml Anz. pos. Stanzen max. 2 max. Ca.-Anteil pro Stanze 50% 6. Bundesweite Onkologische Qualitätskonferenz 25.02.2016 11
Vergleich der angewandten Behandlungsarten bei lokal begrenztem PCA nach Risikogruppen Diagnosejahre 2010-2012 (n=3.800) angewandten Behandlungsarten bei niedrigem Risiko Diagnosejahre 2010-2012 (n=1.133) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0% niedriges R. mittleres R. hohes R. OP Radiatio pall. Therapie TUR-P activ e s./w atchful w. keine Ang. OP Radiatio pall. Therapie TUR-P active s./watchful w. keine Ang.
Therapieentscheidung bei niedrigem Risiko in Abhängigkeit zum Ergebnis der Stanzbiopsie Diagnosejahre 2010-2012 (n=880) 100% 36 % AS/WW wenn die Kriterien der S3-Leitlinie erfüllt sind 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% max. 2 pos. Stanzen, max. 50% Ca.-Anteil > 2 pos. Stanzen OP Radiatio T UR-P pall. T herapie active s./watchful w. keine Ang.
relatives 10-Jahres-Überleben nach primärer Therapie Diagnosejahre 1994-2012 (n=26.376) 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0 12 24 36 48 60 72 84 96 108 120 OP OP + Rad. Rad. as/ww pall. Th. unbek.
Struktur des Rückmeldesystems 1. individuelle patientenbezogene Rückmeldung (tabellarischer Gesamtbericht, Tumorkonferenzen, Organzentrenbetreuung) 2. jährlicher Qualitätsbericht Standardisierte Auswertungen Bericht der organspezifischen Arbeitsgruppen zu detaillierten Fragestellungen 3. direkte Rückmeldung der Auswertungen an die Ärzte Vergleich der eigenen Ergebnisse mit den anderen Abteilungen 4. Qualitätskonferenz Onkologie Darstellung der Ergebnisse der Auswertung Aufzeigen von Versorgungsdefizite Vorschläge für Maßnahmen zur Verbesserung Beschlussfassung 5. Präsentation der Ergebnisse auf Tagungen/Kongressen 6. Bundesweite Onkologische Qualitätskonferenz 25.02.2016 15
Bundesweite Rückmeldesystem Mitglieder der ADT stellen alle 2 Jahre anonymisiert die Daten ihrer Klinischen Krebsregister für eine bundesweite Auswertung zur Verfügung Darstellung der Ergebnisse im Rahmen des Deutschen Krebskongresses in Berlin in der bundesweiten Onkologischen Qualitätskonferenz 6. Bundesweite Onkologische Qualitätskonferenz 25.02.2016 16
Beteiligte Krebsregister 2016: 32 TZ / KKR aus 11 BL Nordrhein-Westfalen Onkolog. QS Westfalen-Lippe Rheinland-Pfalz TZ Koblenz Mecklenburg-Vorpommern TZ Rostock TZ Greifswald Brandenburg TZ Brandenburg TZ Neubrandenburg TZ Schwerin Sachsen-Anhalt TZ Anhalt (Dessau-Roßlau) TZ Halle TZ Magdeburg Hessen TZ Wiesbaden Berlin TZ Berlin Baden-Württemberg OSP Stuttgart OSP Göppingen OSP Ravensburg CCC Ulm OSP Reutlingen Universität Tübingen Thüringen TZ Gera TZ Südharz (Nordhausen) TZ Erfurt TZ Suhl UniversitätsTumor Centrum Jena Sachsen RKKR Dresden SWS TZ Zwickau TZ Chemnitz TZ Leipzig Bayern TZ Oberfranken (Bayreuth) TZ Erlangen/Nürnberg TZ Regensburg TZ Augsburg TZ München
Prostatakarzinom erfasste Neuerkrankungen in KKR Diagnosejahre 2000 bis 2014 265.441 Tumoren nach Analyse: 263.085 Tumoren Nach RKI/GEKID 63.710 für 2012 (ASR 106,7) Krebs in Deutschland, Häufigkeiten und Trends Aktuelle Auswertungen Klinischer Krebsregister (KKR) KKR erfasst: 18.353 für 2012 29 % der erwarteten Neuerkrankungen
Therapeutisches Vorgehen nach Alter lokal begrenztes Prostatakarzinom (ct1-2 N0 M0) 2010-2014 (n = 46.678) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% abwartend / keine Th. pall. Intention kurative Intention 30% 20% 10% 0% <60 60-64 65-69 70-74 >= 75
Verteilung der Risikogruppen und Therapieentscheidung lokal begrenztes Prostatakarzinom (ct1-2 N0 M0) 2010-2014 (n = 46.678) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 2010 2011 2012 2013 2014 X high risk intermediär risk low risk k. A. AS/WW TUR-P pall. Therapie Radiatio 100% 90% 80% 70% 60% 50% Therapie bei low risk (n = 8.728) 21% RPE 40% 30% Risiko nach S3-Leitlinie ct Gleason PSA (ng/ml) niedriges Risiko T2a 6 10 Intermediäres Risiko T2b 7 > 10-20 20% 10% 0% 2010 2011 2012 2013 2014 Hohes Risiko T2c 8 > 20
Relatives Überleben nach Primärtherapie lokal begrenzte Prostatakarzinome (c/pt1-2 N0 M0) Alter < 80 Jahre (n = 132.412) 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0 12 24 36 48 60 72 84 96 108 120 rad. OP / Rad AS/WW palliativ Th.
Fazit aus urologicher Sicht Steigende Akzeptanz der abwartenden Therapiestrategie bei low risk. Die Entscheidung zu abwartenden Therapiestrategie im Land Brandenburg liegt im bundesdeutschen Durchschnitt! Die Entscheidung zur abwartenden Therapiestrategie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom scheint sich nach einer Beobachtungszeit von 8 Jahren nicht negativ auf das relative Gesamtüberleben auszuwirken. Keine Verbesserung im relativen Überleben bei primärer Metastasierung in den letzten 15 Jahren. Auch bei M1-Situation scheinen die Männer von einer invasiven Therapie zu profitieren.
Fazit für das Rückmeldesystem es gibt in einige Regionen Deutschlands schon etablierte Rückmeldesysteme für Ärzte und Politik wir brauchen einheitliche schnell verfügbar Datenauswertungen - standardisierte Auswertungen gute Ergebnisbeschreibung Vermeidung von Fehlinterpretationen ständige Entwicklung neuer Fragestellungen orientiert an den Leitlinien und den aktuellen Fragen der Ärzte in einem fachübergreifenden Team (organspezifische Arbeitsgruppen Auswerteteams)
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!