Prof. Sabine Künzi Dozentin für Kommunikation und deutsche Sprache Institute for Competitiveness and Communication ICC

Ähnliche Dokumente
Auftrittskompetenz Sicher auftreten und präsentieren

Präsentationstechnik. Üben. Gestalten

Arbeitsberichte der Hochschule für Wirtschaft FHNW Nr. 35. Auftrittskompetenz. Sprechen mit dem Publikum. Sabine Künzi

2. Schnelle Informationen für den Schüler Vorbereitung des Referats

Informationsverlust. verbale Information. paraverbale Information. nonverbale Information

Koch Management Consulting

10 goldene Regeln für Präsentationen

A Erfolg ist kein Zufall, Vorbereitung einer Präsentation

2. Sitzung Arbeitstechniken

Wie muss man die Sprache verändern, wenn man über den geschriebenen Text dem Publikum mündlich referieren soll?

A Erfolg ist kein Zufall, Vorbereitung einer Präsentation

Einen Vortrag gestalten: Checkliste

Gekonnt Präsentieren /

A Erfolg ist kein Zufall, Vorbereitung einer Präsentation

Die Präsentation. Vorbereitung. Wir fragen uns:

Landesfachtag Lehrergesundheit Unsere Sprache als Spiegel von Gesundheit, Persönlichkeit und Motivation

Rhetorik und Sprachpraxis

Rhetorik sicher auftreten, wirkungsvoll präsentieren

Präsentationen. Recherche- und Schreibseminar MentorLing Melanie Seiß & Teresa Kieseier

Tipps zum Schreiben einer eigenen Stark-mach-Geschichte

Sie referieren über Ihre Arbeit aber wie?

Elemente eines Vortrages. Kommunikationstraining. Einleitung. Zeitliche Gliederung. Schluss. Hauptteil. Einleitung 15% Zeit

Vortragstechnik. Prof. Dr. Thomas Ludwig. Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Institut für Informatik Abteilung für parallele und verteilte Systeme

Mein Stresslevel ist im. Meine Gedanken drehen sich gerade um. Ich muss noch daran denken,

Wissenschaftliches Präsentieren

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Gliedern, verfassen, vortragen (Berufsschule)

- Präsentieren von wissenschaftlichen Inhalten

Präsentation für Ingenieure

II Schriftlich kommunizieren Beitrag 38. Pro und Kontra von Smartphones und Social Media Schritt für Schritt zur Erörterung VORANSICHT

V Grammatik und Rechtschreibung Beitrag 4. Wo kommt das verflixte Komma hin? Die wichtigsten Kommaregeln. Voransicht

Die wichtigsten Fragen. im Bewerbungsgespräch

Erstellen von Postern und Präsentationen

II Schriftlich kommunizieren Beitrag 7. Gliedern, verfassen, vortragen so halte ich eine Rede. Voransicht

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Präsentationstraining - Die Macht, Menschen zu begeistern (SEK I)

Prof. Dr. Thomas Ludwig

4 Perspektiven für eine verbesserten Kommunikation

LEHRSTUHL FÜR STRAFRECHT I INSBESONDERE WIRTSCHAFTSSTRAFRECHT UND STRAFPROZESSRECHT Prof. Dr. Nikolaus Bosch I. DER DOZENT - SEITE 1 -

Reden und streiten miteinander Kommunikation und Konflikte in der Familie

Kurzreferate Effizient vorbereitet Sicher präsentiert Rolf Murbach schreibart.ch 1

Über den Einsatz von Voodoo und Alchimie in guten wissenschaftlichen Vorträgen

Wie mache ich eine Referat?

Argumentation nach Nutzen & Motiven.

Selbsteinschätzung Lesen

Fach: Deutsch Jahrgang: 7

Notieren Sie, von wem der Text gelesen wird. (Adressat?) Dieser Text wird von. jemanden, der über den Sachverhalt Bescheid weiß.

Lebendig präsentieren und frei reden? Nach diesem Workshop kein Problem!

Fachvorträge planen und halten

Erfolgreich präsentieren

Wie hält man einen Vortrag?

Erfolgreiche Präsentationstechniken

BEGRÜNDEN. Sagen, warum etwas so ist. Wortschatzkiste

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Textgebundene Erörterungen schreiben im Unterricht

Mit Stimme zum Erfolg!

Tabelle 2 - Gemeinsame Referenzniveaus: Raster zur Selbstbeurteilung. Verstehen Sprechen Schreiben C2 bis A1 Hören Lesen. An Gesprächen teilnehmen

Ein Mind Map erstellen - Schritt für Schritt

POWER RHETORIK BOZEN 2017/18 LEHRGANG FÜR KOMMUNIKATION UND FÜHRUNG MAG. BERNHARD AHAMMER MAG. WOLF HAGEN

Rhetorik. Nicolas Faimann Hans-Georg Fill Martin Hofrichter Thomas Weishäupl

Redemittel Referat. Vorstellung eines Referenten

Ganzheitliches Führen Patrick Zwicky

Allgemeine Gliederung

Referate halten. Was muss man berücksichten, wenn man ein gutes Referat halten möchte? Joachim Siemers

Ganz zu Anfang möchte ich Dir ein Geheimniss erzählen: Jeder kann malen und zeichnen!

Wir empfehlen das Arbeiten mit einem Stichwort-Manuskript. Die Vorteile dabei sind:

Page 1. Präsentationstechnik und Rhetorik. Übersicht. Aufgaben einer mündlichen Präsentation

DW: DEUTSCH LERNEN / DEUTSCH XXL / DEUTSCH IM FOKUS / SPRACHBAR

Berufssprache Deutsch für Jugendliche in Ausbildung

Wie Züriwerk die Menschen begleitet

Wie hält man einen guten Vortrag? Allgemeine Hinweise. Warum dieser Vortrag? Grundthese. zum Inhalt. Ziel eines Vortrags. schlechte Erfahrungen

IKT-Workshop Rhetorik und Kommunikation : So kommen Sie besser rüber!

4. Aussprache / Intonation: Abweichungen von Standard-Aussprache und Intonation

Anpassen/verständigen (Ensemblesituationen) ab Stufe 2

Fragen für Gesprächsgruppen Die Schaukel Null Aufwand. Welche Textpassage hat dich besonders angesprochen und warum?

Leitfaden zur Bewerbung als KlassensprecherIn

Online-Video-Coachings mit Dr. med. Volker Mann

Mündlicher Ausdruck, Aufgabe 1

Seminar Visualisierung von Graphen

Marita Pabst-Weinschenk. Über das Zuhören & Sprechen, so dass man gerne zuhört. Du hörst mir ja gar nicht zu! pabst press Alpen 2014

Zusammenfassung + Notizen DIE 10 WICHTIGSTEN FRAGEN Frage 0

1. Definition /Ziele:

Über den Einsatz von Voodoo und Alchimie in guten wissenschaftlichen Vorträgen

Präsentationstechnik. Hinweise zur Strukturierung und zum Halten eines Vortrages

Englisch/Jg Nr.1 im 1. Hj. Fach/Jahrgangsstufe. Nummer des Unterrichtsvorhabens im Halbjahr

Wesentliche Bereiche für den Gegenstand Englisch (Erste lebende Fremdsprache)

Willkommen bei PowerPointVorlagen.at!

Fragen für Gesprächsgruppen Der Staffelstab Null Aufwand. Welche Textpassage hat dich besonders angesprochen und warum?

Medienauswahl, Mediengestaltung und Medieneinsatz Dr. Tobina Brinker Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik der Fachhochschule Bielefeld

Halten von Vorträgen

Erfolgreich Telefonieren

Präsentation und Rhetorik

Schreiben Sie und begeistern Sie sich selbst. Wissenschaftlich Schreiben mit Seele 1

Lehrgang für Kommunikation und Gesprächskompetenz

Meet the Germans. Lerntipp zur Schulung der Fertigkeit des Sprechens. Lerntipp und Redemittel zur Präsentation oder einen Vortrag halten

Präsentationstechnik

FAU Erlangen-Nürnberg Department Geschichte Professur für Alte Geschichte. Herzlich Willkommen zum Modul: Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit

Kompetenzorientierter Unterricht mit Sprachwelt Deutsch. Unterlagen:

Einführung in das Wissenschaftliche Arbeiten

Das Präsentationstraining

Transkript:

Auftrittskompetenz Sprechen mit dem Publikum Prof. Sabine Künzi Dozentin für Kommunikation und deutsche Sprache Institute for Competitiveness and Communication ICC

Was ist Auftrittskompetenz? Die Fähigkeit, ein Publikum zu überzeugen mit meiner Sachkenntnis, mit meiner Persönlichkeit, mit meiner Verständlichkeit, mit meinem Interesse für das Publikum, mit meinem Engagement für meine Sache, mit Ernsthaftigkeit und Humor. 2

Elemente der Auftrittskompetenz Themen 1. Inhaltliche Vorbereitung 2. Verständlichkeit der Sprache 3. Verständlichkeit im Aufbau 4. Umgang mit Stärken und Schwächen 5. Umgang mit Lampenfieber 6. Frauensprache, Männersprache? 7. Praxistipps für (fast) alle 3

1. Inhaltliche Vorbereitung Vertiefen Sie sich so gut Sie können in Ihr Thema, indem Sie Ideen sammeln, sich Material beschaffen, lesen, mit Leuten reden Halten Sie sich die für den Auftritt zur Verfügung stehende Zeit vor Augen und treffen Sie eine Wahl: Was müssen Sie unbedingt sagen, was wäre auch noch nützlich und worauf müssen Sie verzichten? 4

2. Verständlichkeit der Sprache Eigentlich wissen wir es: Gesprochene Sprache wird verständlich durch kurze Hauptsätze, viele Aktiv- und wenig Passivsätze, Pausen zwischen Sätzen und Abschnitten, ruhiges Tempo. 5

2. Verständlichkeit der Sprache (2) Überladen Sie Ihre Sätze nicht; 5 bis 8 Wörter sind genug! Sagen Sie einen Satz nach dem andern. Versuchen Sie nie, alles gleichzeitig zu tun. Hören Sie sich während des Sprechens selber zu. Schliessen Sie ihre Sätze mit einem (gedachten) Schlusspunkt. Um zu üben, kann man den Schlusspunkt ruhig auch laut aussprechen! Manchen hilft es, sich die Sätze auf dem Papier vorzustellen. 6

2. Verständlichkeit der Sprache (3) Üben Sie das Kurze-Sätze-Sprechen : indem Sie beim Gehen, beim Warten, auf dem Velo, beim Zug- oder Autofahren die momentane Situation mit ein paar bewusst kurz gehaltenen Sätzen kommentieren. Vermeiden Sie Satzanfänge, die unweigerlich in Nebensätze führen. Senken Sie Ihre Stimme vor dem Schlusspunkt. 7

2. Verständlichkeit der Sprache (4) Suchen Sie eher das Gefühl, dass sie zu Leuten sprechen als vor einem Publikum. Das macht Ihren Ton und Ihre Sprechmelodie natürlicher. Erzählen Sie, statt zu referieren. Brauchen Sie wenn immer möglich Aktivsätze; sie sind viel dynamischer als Passivsätze. Lassen Sie Pausen nicht nur zu, sondern machen Sie sie bewusst. Das Publikum schätzt Pausen, weil es nur so mitdenken kann. 8

3. Verständlichkeit im Aufbau Ein einfacher Aufbau eignet sich immer. Er vermittelt dem Publikum Sicherheit und der Referentin Souveränität. In komplexen, verschlungenen oder zu kleinteiligen Strukturen hingegen verliert sicher das Publikum, leider manchmal auch die Referentin den Überblick. 9

3. Verständlichkeit im Aufbau (2) Vier Muster für einen guten Aufbau Die einfachste rhetorische Gliederung Die Standpunktformel Die Pro- und Contra-Formel Die Problemlöseformel 10

3. Verständlichkeit im Aufbau (3) 1. Die einfachste rhetorische Gliederung Einleitung Hauptteil Schluss 11

3. Verständlichkeit im Aufbau (4) Was steht in der Einleitung? Zum Beispiel: Der Titel der Präsentation Ein Überblick Interessantes und Neugier Weckendes Ziele der Präsentation Motivation des Publikums 12

3. Verständlichkeit im Aufbau (5) Wichtig im Hauptteil: Information und Argumentation Logische Reihenfolge Schrittweises Vorgehen Verknüpfungen als Hilfe für das Publikum Gute Beispiele Gut gestaltete Übergänge 13

3. Verständlichkeit im Aufbau (6) Was tun Sie am Schluss? Zum Beispiel: Zusammenfassen, nichts Neues mehr Anwendungen aufzeigen Ergebnisse präsentieren An das Publikum appellieren Ausblick geben 14

3. Verständlichkeit im Aufbau (7) 2. Die Standpunktformel Nennen Sie Ihren Standpunkt. Geben Sie ein Argument für Ihren Standpunkt. Führen Sie ein Beispiel an. Belegen Sie Ihr Beispiel. Appellieren Sie an Ihr Publikum. SABBA 15

3. Verständlichkeit im Aufbau (8) 3. Die Pro- und Contra-Formel Nennen Sie Ihren Standpunkt. Bringen Sie ein Argument gegen Ihren Standpunkt. Bringen Sie ein Argument für Ihren Standpunkt. Bekräftigen Sie Ihren Standpunkt. Appellieren Sie an Ihr Publikum. SAGAFSA 16

3. Verständlichkeit im Aufbau (9) 4. Die Problemlöseformel Beschreiben Sie das Problem. Analysieren Sie dessen Ursachen. Skizzieren Sie Ihr Ziel. Zeigen Sie Ihre Lösung, Ihren Weg zu diesem Ziel auf. Appellieren Sie an Ihr Publikum. PUZLA 17

4. Umgang mit Stärken und Schwächen Es ist sehr viel motivierender, sich seinen Stärken zu widmen, als gegen Schwächen zu kämpfen. Fangen Sie mit der Arbeit dort an, wo Ihre Stärken liegen. Je mehr Ihre Stärken wirken, desto eher treten Ihre Schwächen in den Hintergrund. Was sind Ihre Stärken? Wie finden Sie sie heraus? 18

5. Umgang mit Lampenfieber Steigender Puls? Beschleunigter Atem? Schnellerer Herzschlag? Trockener Mund? Feuchte Hände? Weiche Knie? Durcheinander im Kopf? 19

6. Frauensprache, Männersprache? Der weibliche Redestil: Werden Sie öfters oder gar systematisch unterbrochen? Stellen Sie vor allem Fragen? Formulieren Sie auch mal Behauptungen? Beginnen Sie Redebeiträge mit Einleitungsfloskeln? Fordern Sie Reaktionen auf ihre eigenen Beiträge? Lächeln Sie viel? Entschuldigen Sie sich oft? 20

6. Frauensprache, Männersprache? (2) Frauen vermeiden Erfolg! Ihre "Schwächen heissen: Höflichkeit, Vorsicht, Unbestimmtheit, Eingehen auf das Gegenüber, Verständnis zeigen, Einlenken, Entschuldigen, Lächeln. Ratschlag: mehr Stärke zeigen! 21

6. Frauensprache, Männersprache? (3) Obwohl sich in den letzten Jahren viel verändert hat, gibt es immer noch erhebliche Unterschiede im Sprachverhalten von Frauen und Männern: Frauen sprechen in der Regel kooperativer, zurückhaltender, harmoniefördernder, personenbezogener. Männer sind in der Regel konfrontativer, selbstbezogener, sachorientierter. 22

6. Frauensprache, Männersprache? (4) Selbst wenn Frauen ihren Stil natürlich grundsätzlich selber wählen können, wird diese Wahl häufig zu einem unproduktiven Nullsummenspiel! Verwenden Frauen den weiblichen Stil, wirken sie inkompetent und unsicher, brauchen sie hingegen den männlichen Stil, werden ihnen schon mal Unweiblichkeit und Dominanz vorgeworfen. Was tun? 23

6. Frauensprache, Männersprache? (5) In unterschiedlichen Gesprächstypen und Gesprächssituationen braucht es unterschiedliche Gesprächsstrategien. Männer und Frauen sollten voneinander lernen, ohne ihre Sprechweisen grundsätzlich zu bewerten! Sie sollten die Regeln der anderen Gesprächskultur kennen. So kann die Kommunikation aller entscheidend verbessert werden. Und so wird die Tastatur der kommunikativen Möglichkeiten schlicht und einfach breiter! 24

7. Praxistipps für (fast) alle Sprechen Sie immer frei und erlauben Sie sich Fehler; sie sind nämlich normal. Schreiben Sie immer nur Stichworte auf den Stichwortzettel alles andere lesen Sie ab. Brauchen Sie Stichwortzettel aus Karton oder Halbkarton. Nummerieren Sie Ihre Stichwortzettel. Probieren Sie mal ein anderes Format an Stichortzetteln! 25

7. Praxistipps für (fast) alle (2) Schauen Sie Ihr Publikum an, bevor Sie mit Reden beginnen. Lassen Sie sich Zeit und hören Sie sich während des Redens selber zu. Stehen Sie während der ersten 3 Minuten Ihrer Rede ganz still, auf beiden Beinen. Versuchen Sie es mal mit einem Stehpult! Setzen Sie sich eine Person Ihres Vertrauens ins Publikum und lassen Sie sich qualifiziertes Feedback geben. 26