Erhebung sozial innovativer Projekte in der Armutsbekämpfung und -prävention

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Transkript:

Erhebung sozial innovativer Projekte in der Armutsbekämpfung und -prävention Präsentation der Studienergebnisse Fachtagung «Mit Innovation gegen Armut. Projekte aus Kantonen, Städten und Gemeinden» Prof. Dr. Jörg Dittmann 25.1.2016, Bern

Gliederung 1. Ziele der Studie und Umsetzung 2. Begriffsverständnis 3. Ergebnisse Online-Befragung 4. Systematisierung nach Handlungsfeldern 5. Ergebnisse qualitativer Vertiefungsteil 6. Fazit 2

1. Ziele der Studie und Umsetzung Ziele der Studie Sichtung und Systematisierung sozial innovativer Projekte in der Armutsbekämpfung und prävention Umsetzung Quantitative Online-Befragung (-> Bestandssichtung) 26 Kantone (Sozialämter und Bildungsdirektionen), 28 Gemeinden, 10 Städte Qualitative Interviews (-> Vertiefung von Projekten) 16 Projektverantwortliche 3

2. Begriffsverständnis Multidimensionales Armutsverständnis Armut ist mehr als ein finanzieller Mangel Mangel und Belastungen in zentralen Lebensbereichen (Materielle Lage, Arbeit, Gesundheit, Bildung) Relatives Konzept sozialer Innovationen Kontextabhängigkeit sozialer Innovation «Ein Projekt, dass in der Region Y als sozial innovativ gilt, wird in Region Z anders bewertet» Subjektivitätsgehalt bei Innovationseinschätzungen Generalisierung sozialer Innovation setzt einen Überblick über das Untersuchungsfeld voraus 4

2. Begriffsverständnis Was ist unter sozialer Innovation zu verstehen? Erstmalige fundierte Situationsanalyse Aufgreifen einer neuen Dimension der Armut Anwendung einer neuen Methode oder eines neuen Ansatzes Definition einer neuen Zielgruppe Projekte mit besonderer positiver Wirkung Projekte mit hohe Übertragbarkeit (z.b. auf andere Regionen der Schweiz) Soziale Innovation erzeugt einen generierten Mehrwert im Umgang mit Armut 5

3. Ergebnisse Online-Befragung Begründung für die soziale Innovation des Projekts, Mehrfachnennungen möglich Begründung Häufigkeit %-Anteil am Total Aufgreifen einer neuen Armutsdimension 36 57 Anwendung einer neuen Methode oder eines neuen Ansatzes 44 70 Definition einer neuen Zielgruppe 38 60 erstmalige Durchführung einer fundierten Situationsanalyse 41 65 Andere Gründe (offene Antwortkategorie) 31 49 Total (Projekteingaben) 63 100 6

3. Ergebnisse Online-Befragung Begründung für die sozialen Innovation des Projekts: Anwendung neuer Methoden und Ansätze, Mehrfachnennungen möglich 7

3. Ergebnisse Online-Befragung Den Projekten werden häufig gleich mehrere Innovationsmerkmale zugeschrieben 25 Projekte kombinieren Armutsdimension, Zielgruppe und Methode/Ansatz 9 Projekte benennen Working Poor und 11 Projekte bewerten Altersarmut als neue Armutsdimension Hohe subjektive Wirksamkeitseinschätzung (55 von 63 Projekten) in 21 Projekten dokumentiert, bei 5 Projekten wird auf eine Evaluation verwiesen Regionale Übertragbarkeit wird als sehr hoch eingeschätzt (60 von 63 Projekten) 33 Projekte wurden in ein Regelangebot überführt Lebenslauforientierung wird häufig mit sozialer Innovation in Zusammenhang gebracht 8

4. Systematisierung nach Handlungsfeldern Einteilung der sozial innovativen Projekte nach Handlungsfeldern, dargestellt ist die Anzahl der Projekte Bemerkungen: In einigen Projekten überschneiden sich die Handlungsfelder. Dadurch liegt die Anzahl der dargestellten Handlungsfelder (n=71) über der Anzahl der genannten Projekte (n=63). 9

5. Ergebnisse qualitativer Vertiefungsteil Neue Wege in der Armutsbekämpfung und prävention werden deutlich! auf den regionalen/lokalen Kontext massgeschneiderte Projekte keines der Projekte entsteht im «luftleeren Raum» (Erfahrungen, Wissen) Erfolgsfaktoren sozial innovativer Projekte werden bestätigt und ergänzt Fundierte Situationsanalysen Sicherung der Zugänge zur Zielgruppe Netzwerkorientiertes und kooperatives Vorgehen Projektanpassungen während der Pilot- und Umsetzungsphase Beharrlichkeit und Kompetenzen des Initianten/der Initiantin Notwendige Unterstützung durch Politik und weiterer Stakeholder 10

6. Fazit Soziale Innovation im Umgang mit Armut zeigt sich vor allem im regionalen und lokalen Kontext Multidimensionales Armutsverständnis ist bereits ein Innovationstreiber Es gibt keinen Königsweg sozialer Innovation, aber (bekannte) Erfolgsfaktoren Innovative Projekte orientieren sich an Erfahrungen u. Wissen und können ein «Vorbild» für neue Wege in der Armutsbekämpfung und prävention sein Ist (soziale) Innovation bereits ein überfrachtetes Chiffre für jede Form des veränderten Umgangs mit Armut? 11

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Merci de votre attention Grazie per l' attenzione joerg.dittmann@fhnw.ch 12