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Transkript:

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Gutmann, Kilian Zeitarbeit Fakten, Trends und Visionen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN: 978-3-648-06658-4 Bestell-Nr. 04338-0004 4. Auflage 2015 2015, Haufe Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Str. 9, 79111 Freiburg Redaktionsanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg/München Telefon: (089) 895 17-0 Telefax: (089) 895 17-290 www.haufe.de online@haufe.de Lektorat: Jürgen Fischer Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie die Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten. Desktop-Publishing: Helmut Haunreiter, 84533 Marktl Umschlag: RED GmbH, 82152 Krailling Druck: Schätzl Druck, 86609 Donauwörth Zur Herstellung dieses Buches wurde alterungsbeständiges Papier verwendet.

Zeitarbeit Fakten, Trends und Visionen mit zahlreichen Arbeitshilfen und einer umfangreichen Dokumentation von Joachim Gutmann und Sven Kilian Haufe Mediengruppe Freiburg München

Inhaltsverzeichnis Vorwort 6 Vorwort zur zweiten Auflage 8 Vorwort zur dritten Auflage 10 Vorwort zur vierten Auflage 12 Abkürzungsverzeichnis 14 Verzeichnis der Arbeitshilfen 16 Verzeichnis der Dokumente 17 Abbildungsverzeichnis 18 1 Definitionen 19 1.1 Arbeitnehmerüberlassung 19 1.2 Arbeitsvermittlung 27 1.3 Personalpools 37 1.4 Transfergesellschaften 38 1.5 Interimsmanagement 40 1.6 Werkvertrag 41 1.7 Selbstständige Arbeit 45 1.8 Sonstige Vertragstypen 46 1.9 Problematische Vertragstypen 47 2 Rechtliche Grundlagen 52 2.1 Arbeitnehmerüberlassungsgesetz 52 2.2 Das Erlaubnisverfahren 55 2.3 Arbeitnehmer-Entsendegesetz 69 2.4 Mindestarbeitsbedingungengesetz 72 2.5 Mindestlohngesetz 72 2.6 Teilzeit- und Befristungsgesetz 74 2.7 Tariflandschaft in der Zeitarbeit 75 4

Inhaltsverzeichnis 2.8 Tarifvertragsstruktur 76 2.9 Mindestlohn in der Zeitarbeit 100 2.10 Haustarifverträge mit Gewerkschaften 103 2.11 Die Richtlinien der EU 104 3 Entwicklung am Arbeitsmarkt 108 3.1 Internationale Entwicklung der Zeitarbeit 108 3.2 Geschichte der Zeitarbeit in Deutschland 112 3.3 Die Deregulierung des Arbeitsmarktes 114 3.4 Aktuelle Markttendenzen 117 3.5 Funktionen der Zeitarbeit 126 3.6 Trends und Perspektiven 138 4 Vertragsverhältnisse 145 4.1 Der Arbeitnehmerüberlassungsvertrag 145 4.2 Der Arbeitsvertrag mit dem Zeitarbeitnehmer 155 4.3 Verhältnis von Arbeitnehmer, Kunde und Zeitarbeitsunternehmen 183 4.4 Betriebsrat und Zeitarbeit 193 5 Auswahl des Anbieters 198 5.1 Auswahlkriterien 198 5.2 Angebotsportfolio 205 5.3 Wirtschaftliche Vorteile für den Kunden 210 5.4 Ausbildung in der Zeitarbeit 214 6 Abläufe und Prozesse 219 6.1 Aufgaben vor Einsatzbeginn 219 6.2 Aufgaben während des Einsatzes 228 6.3 Aufgaben nach dem Einsatz 232 Dokumente 234 Stichwortverzeichnis 315 5

Vorwort Den Wunsch nach mehrflexibilität haben Menschen und Organisationen gleichermaßen: Das eigene Leben bzw. die unternehmenseigenen Prozesse und Abläufe so frei wie möglich gestalten zu können, ist beim Einzelnen wie in der Organisation ebenso inneres Streben wie äußere Anforderung. Flexibilität ist ein positiv besetzter gesellschaftlicher Wert. Übertragen auf die Arbeitswelt, gerät der unternehmerische Wunsch nach mehr Flexibilität oftmals in Konflikt mit dem Bedürfnis des Einzelnen nach größtmöglicher Sicherheit. Um ihn aufzulösen, haben Gesetzgeber und Sozialpartner einen ordnungspolitischen Rahmen geschaffen, der zwischen beiden Polen einen Kompromiss zu schaffen sucht. Kündigungsschutz und Kurzarbeitergeld, befristete Arbeitsverhältnisse und tarifliche Öffnungsklauseln sind nur einige Belege dafür, wie dem Begehren von Arbeitnehmern und Arbeitgebern Raum gegeben werden soll. Doch diese Instrumente regeln eine Arbeitsordnung, die als solche die Ansprüche und Bedürfnisse der Menschen und Organisationen nicht mehr vollständig abdeckt. Das berufslebenszeitliche Arbeitsverhältnis bei einem Unternehmen ist eine bedrohte Art geworden. Und zwar nicht nur, weil das Angebot nicht mehr vorhanden ist, sondern weil die Nachfrage rückläufig ist. Neue Arbeitsformen sind hinzugekommen, die den Ausgleich zwischen individuellem Sicherheits- und unternehmerischem Flexibilitätswunsch aus sich heraus lösen. Dazu zählt auch die Zeitarbeit. Unternehmen können durch den Einsatz von Zeitarbeitnehmern mehr Flexibilität und Handlungsspielraum bei Personaleinsatz und -planung gewinnen. Viele Zeitarbeitnehmer sehen Zeitarbeit als Chance, neue Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben, neue Branchen und Unternehmen kennenzulernen. So ist Zeitarbeit als moderne Arbeitsform zu einem unverzichtbaren Segment des Arbeitsmarktes geworden. 6

Vorwort Diese grundsätzliche Einschätzung hat auch in Krisen nicht an Richtigkeit verloren. Die Reformen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes und die Tarifverträge der Branche haben die Zeitarbeitsunternehmen zu Arbeitgebern mit allen Rechten und Pflichten gemacht. Sie haben den Zeitarbeitnehmern klare Regelungen über ihre Entlohnung und in der Folge Anspruch auf Kurzarbeitergeld und Qualifizierung gebracht. Für Unternehmen, die Zeitarbeit als Flexibilisierungsinstrument einsetzen, sind die Vorteile dieser neuen Arbeitsform ebenso offensichtlich, wie sie sich für Menschen erschließen, denen die Zeitarbeit einen ersten oder neuen Zugang zum Arbeitsmarkt verschafft hat. Doch nicht nur Berufs- und Wiedereinsteiger, auch Hochqualifizierte entdecken zunehmend Charme und Chance flexibler Tätigkeiten mit einem engagierten Vermittler an ihrer Seite. Doch es soll auch nicht verschwiegen werden, dass es noch immer viele Vorbehalte gegenüber der Zeitarbeit gibt, die aus einem überkommenden Bild stammen und nur durch geduldige Informationsarbeit zu widerlegen sein werden. Dazu will dieses Buch einen Beitrag leisten. Joachim Gutmann, Sven Kilian Hamburg, im Juli 2009 7

Vorwort zur zweiten Auflage In den letzten beiden Jahren seit Erscheinen dieses Buches hat nicht nur die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen, sondern auch die Zeitarbeit im Besonderen eine Achterbahnfahrt hinter sich gebracht. Krise und Konjunktureinbruch ließen in nur sechs Monaten die Beschäftigtenzahlen in der Zeitarbeit dramatisch sinken und nahezu ebenso schnell, nämlich binnen eines Jahres, stiegen die Zahlen mit dem wirtschaftlichen Aufwärtstrend wieder auf neue Höchststände an. Wenn auch die Vorzeichen weniger dramatisch hätten sein dürfen, so hat die Zeitarbeit damit doch ihre Funktion als Flexibilisierungsinstrument eindrücklich unter Beweis gestellt. Sie hat den Unternehmen ermöglicht, schnell auf wirtschaftlich höchst volatile Rahmenbedingungen zu reagieren, und sie hat den Beschäftigten nach der Krise einen schnellen (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Trotzdem ertönt der Ruf nach gesetzlichen Korrekturen an diesem erfolgreichen Arbeitsmarktinstrument, der Ruf nach mehr Regulierung, immer lauter. Die Palette der Forderungen ist bunt: Equal Pay ohne Ausnahme oder Einarbeitungszeit, Wiedereinführung des Synchronisationsverbotes, Begrenzung der Höchstüberlassungsdauer, Aufhebung der Tariföffnungsklausel. Auch von gewerkschaftlicher Seite wird das Instrument Zeitarbeit trotz der neuen Tarifverträge und der Mindestlohnregelung immer wieder diskreditiert. Und klar ist auch: Der Missbrauch der Zeitarbeit wie im Fall Schlecker und die halbherzige Reaktion der Branche darauf waren alles andere als Image fördernd. 8

Vorwort zur zweiten Auflage Das Ziel bleibt: die Zeitarbeit als modernes und gesellschaftspolitisch akzeptiertes Arbeitsmodell vollumfänglich zu etablieren. Und wie bisherwill diesesbuch dazu einen Beitrag leisten. Joachim Gutmann, Sven Kilian Hamburg, im Juli 2011 9

Vorwort zur dritten Auflage Als die zweite Auflage dieses Fachbuches im Sommer 2011 erschien, prognostizierten nicht nur Branchenexperten der Zeitarbeit eine auch kurzfristig wirkende goldene Zukunft. Studien zufolge sollten 2012 erstmals mehr als eine Million Zeitarbeitnehmer in Deutschland beschäftigt sein, sollte der Markt für Zeitarbeit nach 2011 auch im Folgejahr erneut zweistellig wachsen. Doch es kam anders. Die Zeitarbeit geriet 2012 massiv unter Druck: Erst der Ärger um die Tarifverträge mit der Spartengewerkschaft Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und PersonalService-Agenturen (CGZP), deren Tarifunfähigkeit höchstrichterlich vom Bundesarbeitsgericht im Mai 2012 festgestellt wurde und der Zeitarbeitsbranche unerwartete Nachforderungen von Löhnen und Sozialversicherungsbeiträgen von rund zwei Milliarden Euro bescherte. Dann die langen Verhandlungen um Equal Pay unter dem Druck des von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen festgesetzten Ultimatums zur tariflichen Einigung, die schließlich in die Tarifverträge über Branchenzuschläge mündeten. Und schließlich die fortwährende, aggressiv geführte Kampagne der IG Metall und der IG Metall-Betriebsräte gegen den großvolumigen Einsatz von Zeitarbeitnehmern in den Unternehmen, gegen die Ausdünnung der Stammbelegschaften. Ganz gleich, was dabei Ursache, was Wirkung, und welchen Beitrag die konjunkturelle Entwicklung daran hatte: Von der Millionen- Grenze ist die Zeitarbeit heute weiter entfernt als Ende 2011. Und von goldenen Zeiten genauso. Denn noch ist nicht geklärt, wie die Zeitarbeitsunternehmen die Branchenzuschläge und den damit verbundenen administrativen Aufwand als Kostenfaktoren wirtschaftlich verkraften. Noch ist nicht geklärt, ob sie ihre arbeitsmarktpolitische Funktion, Nicht- und Geringqualifizierte erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu (re-)integrieren, unverändert fortsetzen können. Und noch ist offen, ob die nun zunehmende, wenngleich gestaffelte Angleichung der Lohnniveaus von Zeitarbeitskräften und 10

Vorwort zur dritten Auflage Stammbelegschaft wirklich dauerhaft auf das angeschlagene Image der Branche einzahlt. Die Zeitarbeit steht nicht zum ersten Mal vor einer Zäsur. Einerseits arbeitet ihr der demografische Wandel in die Hände. Flexiblere Personalmodelle sind längst nicht mehr nur aufgrund jahreszeitlicher oder konjunktureller Einsatzspitzen notwendig. Demografieorientierte, flexibel gestaltete Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelle sind gefragt, die auch unter veränderten Rahmenbedingungen eine langfristige Personalplanung ermöglichen. Hier können externe Personaldienstleister als strategische Partner des Personalmanagements wertvolle Beiträge leisten. Auf der anderen Seite ist eine weitere Marktbereinigung unausweichlich. Komplexe Gestellungs- und Abrechnungsprozesse lassen sich nicht mehr mit einem Spaltenbuch bewerkstelligen. Die Zeitarbeitsunternehmen müssen vom willigen Personalbeschaffer zum kritischen Personaldienstleister werden, vom Lieferanten zum strategischen Partner. Nicht alle haben dazu die Kraft und die Kompetenz. Ihren endgültigen und gesellschaftlich akzeptierten Platz hat die Zeitarbeit auch 2013 noch nicht gefunden. Doch sie ist auf einem guten Wege. Joachim Gutmann, Sven Kilian Hamburg, im Mai 2013 11

Vorwort zur vierten Auflage Wenn ein Fachbuch innerhalb von fünf Jahren seine vierte, überarbeitete und aktualisierte Auflage erlebt, deutet dies auf Zweierlei hin: Einmal, dass das behandelte Thema von hoher Relevanz ist und eine erfreuliche Nachfrage erfährt; zum anderen, dass die gelieferten Informationen einer ständigen Aktualisierung bedürfen, weil sich ihre Rahmenbedingungen permanent ändern. Beides trifft auf die Zeitarbeit zu. Die Zeitarbeit ist seit Langem und nach wie vor Spielball von politischen Interessen. Vor zwanzig Jahren wurde das Vermittlungsmonopol der Bundesanstalt für Arbeit aufgehoben, vor gut zehn Jahren wurde sie im Zuge der Hartz-Gesetze deutlich erleichtert, weil Zeitarbeit im Ausland zu Beschäftigung führte. Nunmehr hat die Politik wieder vermehrt Schranken gesetzt und plant weitere wohl geleitet von Einzelfällen mit hoher Publizität und gewerkschaftlichen Forderungen folgend. Allen voran die IG Metall bezeichnet Zeitarbeit weiter als prekäre Arbeit. Zeitarbeit wird erschwert und verteuert. Das trifft die Zeitarbeitsunternehmen. Es ist erstaunlich und ein grandioses Zeichen für die Leistungsfähigkeit der Branche, dass sie in diesem Wechselbad von Regulierung und Deregulierung, von Akzeptanz und Verteufelung überlebt hat und allen Schwierigkeiten zum Trotz weiter gedeiht. Das wirtschaftliche Wachstum der deutschen Zeitarbeit in den vergangenen Jahren ist eine Bestätigung des kontinuierlichen und individuellen Erfolges jedes einzelnen dort tätigen Unternehmens. Und es ist eine Bestätigung derjenigen Finanzgeber, die in diese Branche investiert und an sie geglaubt haben. Zeitarbeit ist heute in vielen Industrie- und Dienstleistungsbetrieben an der Tagesordnung und wird ohne Vorbehalte als personalwirtschaftliches Instrument eingesetzt. Dabei sind flexiblere, demografieorientierte Personalmodelle wie die Zeitarbeit längst nicht mehr nur aufgrund jahreszeitlicher oder konjunktureller Einsatzspitzen notwendig. Sie ermöglichen die Art langfristiger Personalplanung, 12

Vorwort zur vierten Auflage auf die die Unternehmen unter veränderten demografischen Rahmenbedingungen mehrdenn je angewiesen sind. Dieses Wissen sollte die Zeitarbeitsbranche umsetzen in ein neues Selbstbewusstsein. Sie hat bewiesen, dass sie in der Lage ist, auf andauernde Veränderungen der Rahmenbedingungen schnell und flexibel zu reagieren. Nun muss sie beweisen, dass sie auch in der Lage ist, Veränderungen selbst mitzugestalten und die Gesetze des Marktes als wesentlicher Marktteilnehmer gleichberechtigt zu definieren. Dafür braucht sie ein eigenes Leitbild, das gegenüber Politik, Kundenunternehmen, Mitarbeitern und Gewerkschaften offensiv kommuniziert wird. Dafür braucht sie mehr Unternehmer und echte Gesellschafter, die glaubhaft in ihren Stellungnahmen, kontinuierlich in ihrem Streben und verlässlich in ihren Abmachungen sind. Dafür braucht sie qualifizierte und wettbewerbsfähige Mitarbeiter, die gern und selbstbewusst in der Zeitarbeit arbeiten. Die Zeitarbeit ist ein Bestandteil sich wandelnder Arbeitswelten und einer sich ändernden Arbeitskultur. Sie gibt arbeitsmarktpolitische Antworten auf Fragen, die sich eine demografieabhängige Arbeitswelt stellt. Sie löst Personalanforderungen ihrer Kundenunternehmen. Und sie ist ein Partner im Markt.Seine ursprünglichen Gesetze von Angebot und Nachfrage regulieren das Geschehen in unserer Branche. Und nur sie sollten es tun. Es ist Zeit geworden für einen Aufbruch in eine Phase der Zeitarbeit, die aus dem Sperrfeuer der Politik und Gewerkschaften hinausführt. Dafür will auch die vierte Auflage dieses Buches einen Beitrag leisten. Joachim Gutmann, Sven Kilian Hamburg, im Dezember 2014 13