EBN Evidence Based Nursing Eine neue Geißel für die Pflege??? 1
Interna Michael Matern, DGKP Landesklinikum St. Pölten-Lilienfeld ICU1 EBN Workshops an der Martin Luther Universität Wittenberg- Halle 2
Was wird es geben? Was ist EBN, Definition Wie funktioniert EBN EBN Wozu? EBN muss das sein? - Rechtliche Aspekte Ausschnitte aus Studien 3
Heute präsentiert E v i d e n c e b a s e d n u r s i n g 4
Begriffserklärungen Evidence based Nursing und Caring nach J. Behrens Evidenz vs. Evidence Etwas im Auge behalten vs. Beleg, Beweis Behrens J., Langer G.; Evidence based nursing und caring; 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 2006; Huber Verlag Nursing & Caring Nursing ist die reine berufliche Verrichtung (Behandlungsund Grundpflege) Caring: Sich kümmern um, warmherziger Respekt Kein NURSING ohne CARING Pflege (Voltaire) Eher schwammiger Begriff, der aber Beides inkludiert 5
Was ist EBN Möglichkeit wissenschaftliche Erkenntnisse in das pflegerische Handeln einzubeziehen EBN berücksichtigt: Vorhandene Ressourcen und Strukturen der Einrichtung EBN gibt Sicherheit Bedürfnisse und Vorstellungen des Patienten Vorhandenes Wissen und Erfahrungen der Pflegenden (tacit knowledge) 6
Evidence basierte pflegerische Praxis Interne Evidence Externe Evidence Studien, kritisch beurteilt, mit erwiesener Wirksamkeit Qualität tech. Geräte und Prozesse Entscheidung über Pflegeintervention oder Diagnoseverfahren Impairment, Disability Pflegeberichte, pers. Erfahrung, Intuition, Bauchgefühl (tacit knowledge) Biographie Individualität Arbeitsbündnis Pflegebedürftige - Pflegende Ökonomische Anreize :: Vorschriften Leitlinien :: Gesetze :: Richtlinien Behrens J., Langer G.; Evidence based nursing und caring; 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 2006; Huber Verlag 7
Was ist EBN nicht: Handlungsweisen (Ergebnisse) unreflektiert zu übernehmen! 8
Evidence based nursing und caring ist die Nutzung der derzeit besten wissenschaftlich belegten Erfahrungen Dritter im individuellen Arbeitsbündnis zwischen einzigartigen Pflegebedürftigen und professionell Pflegenden Behrens J., Langer G.; Evidence based nursing und caring; 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 2006; Huber Verlag 9
Wie funktioniert EBN Die 6 Schritte der EBN Methode Auftragsklärung mein Aufgabenbereich Fragestellung PIKE Schema Literaturrecherche Evaluation Kosten/Nutzen Wird Effekt erzielt? Implementierung und Adaption Praxisnutzen Kritische Beurteilung Bewertungsbögen 10 Behrens J., Langer G.; Evidence based nursing und caring; 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 2006; Huber Verlag
EBN muss das sein? Rechtliche Aspekte Unterschiedliche Interventionen für eine Indikation Ineffektive Behandlungen werden weiterhin durchgeführt Unangemessene Behandlungen werden exzessiv genutzt Effektive Behandlungen setzen sich nur langsam durch Ausgeprägtes Kundenbewusstsein Einschränkung von Ressourcen Rasantes Wachstum von Forschungswissen 11
alle Geschäftsfälle von 1994-2009 1500 1400 1352 1300 1200 1144 1212 1239 1248 1100 1000 952 900 800 814 700 600 500 473 522 595 400 300 264 320 290 349 324 200 156 100 0 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Tätigkeitsbericht 2009 der NÖ Patienten- und Pflegeanwaltschaft, Seite 3 12
4. GuGK i.d.g.f. Allgemeine Berufspflichten (1) Angehörige der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe haben ihren Beruf ohne Unterschied der Person gewissenhaft auszuüben. Sie haben das Wohl und die Gesundheit der Patienten, Klienten und pflegebedürftigen Menschen unter 4. Abs. 1 & 2 GuKG i.d.g.f.; Allgemeine Berufspflichten Einhaltung der hiefür geltenden Vorschriften und nach Maßgabe der fachlichen und wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungen zu wahren. Jede eigenmächtige Heilbehandlung ist zu unterlassen. (2) Sie haben sich über die neuesten Entwicklungen und Erkenntnisse der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der medizinischen und anderer berufsrelevanter Wissenschaften regelmäßig fortzubilden. (3) Sie dürfen im Falle drohender Gefahr des Todes oder einer beträchtlichen Körperverletzung oder Gesundheitsschädigung eines Menschen ihre fachkundige Hilfe nicht verweigern. 13
Mit Statistik lässt sich alles beweisen, auch das Gegenteil EBN Leitlinien Thromboseprophylaxe EzPAP Atemtraining Fallschirm ja oder nein, das aber evidence based 14
1.Qualitativen Studien hermeneutisch interpretativen Studien 2.Quantitative Studien Haben die Untersucher die Patienten einer Behandlung zugeordnet? 15
Ja Nein Experimentelle Studie Beobachtungs studie Erfolgte die Zuteilung zu den Untersuchungs gruppen randomisiert Ja Nein Prospektiv? Randomisierte kontrollierte Studien RCT Kontrollierte klinische Studien CCT Kohortenstudie Ja Analytische Studie Retrospektiv? Momentaufnahme? Fall-Kontroll- Studie Gab es eine Kontrollgruppe? Nein Beschreibende Studien Querschnittsstudie zb. Fallserie 16
Thromboseprophylaxe im Krankenhaus Verminderung des Risikos einer tiefen Beinvenenthrombose und einer Lungenembolie http://www.ebn.at/cms/dokumente/10162226_5081811/fe83b62a/ll_ebn %20Leitlinie_Thromboseprohylaxe%20im%20Krankenhaus_Südtirol_2011.pdf http://www.ebn.bz.it/ 17
Leitlinien zur Thromboseprophylaxe sind natürlich evidence based beinhalten einfache, gute Einschätzungsskalen (Blutungsrisiko & Thromboserisiko) Versorgungspfade für verschiedenste Bereiche Besitzen Ablaufdatum bzw. Evaluierungsdatum (erschienen 2010, Evaluation 2015) 18
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Nichtinvasive Beatmung (NIV) mittels eines Kompakt-CPAP-Systems zur Behandlung postoperativer Hypoxämien im AWR Gereon Schälte, Steffen Rex, Mark Coburn, Lydia van den Hoff und Rolf Rossaint Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen EZPAP 21
EzPAP-Gruppe zeigte nach 0,5 Minuten einen signifikant schnelleren SpO2-Anstieg (p < 0,05) und wies zum Ende des Auslassversuchs (p= 0,03) 94,6 ± 2,3 % vs. 93,4 ± 4,5 % und auch bei Verlegung höhere Sättigungswerte auf. BMI > 40 lag die SpO2 zu diesem Zeitpunkt jedoch signifikant höher (p = 0,01) 96,2 ± 1,0 % vs. 94,5 ± 1,0 %. EzPAP behandelte Patienten zeigen signifikant geringere Raten bei allgemein postoperativen Komplikationen (p = 0,02), als auch postoperativen Pneumonien (p = 0,03). Möglichst die ganze Studie kritisch betrachten. Abstract gibt lediglich eine Richtung vor! Krankenhausverweildauer lag in der EzPAP-Gruppe bei 10,7 Tagen und in der Kontrollgruppe bei 14 Tagen (p = 0,1). Müller Marianne, Statistik für die Pflege, 1. Auflage 2011, Huber Verlag; ISBN 978-3-456-94900-0 22
Kann ein Fallschirm bei einem Sprung aus großer Höhe Tod oder schwere Traumata vermeiden helfen? 23
BMJ. 2003 Dec 20;327(7429):1459-61. Parachute use to prevent death and major trauma related to gravitational challenge: systematic review of randomised controlled trials. Smith GC, Pell JP. Source Department of Obstetrics and Gynaecology, Cambridge University, Cambridge CB2 2QQ. gcss2@cam.ac.uk Abstract OBJECTIVES: To determine whether parachutes are effective in preventing major trauma related to gravitational challenge. DESIGN: Systematic review of randomised controlled trials. DATA SOURCES: Medline, Web of Science, Embase, and the Cochrane Library databases; appropriate internet sites and citation lists. STUDY SELECTION: Studies showing the effects of using a parachute during free fall. Aufruf an alle EBM Fanatiker, an einer randomisierten, placebokontollierten MAIN OUTCOME MEASURE: Death or major trauma, defined as an injury severity score > 15. Doppelblindstudie im Crossover Design teilzunehmen. RESULTS: We were unable to identify any randomised controlled trials of parachute intervention. CONCLUSIONS: As with many interventions intended to prevent ill health, the effectiveness of parachutes has not been subjected to rigorous evaluation by using randomised controlled trials. Advocates of evidence based medicine have criticised the adoption of interventions evaluated by using only observational data. We think that everyone might benefit if the most radical protagonists of evidence based medicine organised and participated in a double blind, randomised, placebo controlled, crossover trial of the parachute. Republished in 1 Int J Prosthodont. 2006 Mar-Apr;19(2):126-8. PMID: 14684649 [PubMed - indexed for MEDLINE] PMCID: PMC300808 24
Zusammenfassend kann gesagt werden Wird in mittlerer Zukunft unabdingbar sein Garantiert die zur Zeit beste Intervention für den Patienten Berücksichtigt die vorhandenen Ressourcen Gibt Pflegepersonen Sicherheit Rechtfertigt und sichert unser Handeln 25
Fragen? 26