Die älteren türkischen Migranten in Deutschland

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Transkript:

Die älteren türkischen Migranten in Deutschland

Veröffentlichungen des Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts herausgegeben von Hans-Christoph Goßmann und Ali-Özgür Özdil Band 8 Verlag Traugott Bautz

Saliha Kocaman Die älteren türkischen Migranten in Deutschland Eine Sekundäranalyse und empirische Erhebung zu Lebenslagen und perspektiven dieser Gruppe Verlag Traugott Bautz

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Verlag Traugott Bautz GmbH 99734 Nordhausen 2010 ISBN 978-3-88309-612-4

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 9 2 Theoretische Konzeption des Alters 12 2.1 Das Alter 13 2.2 Das Altern 14 2.3 Der Prozess des Alterns: die Mehrdimensionalität 15 2.3.1 Die biologisch-physiologische Dimension 16 2.3.2 Die soziale Dimension 17 2.4 Vorstellungen über Alter und alte Menschen: Altersbilder 18 2.5 Wann beginnt die Phase des Alters? 20 2.6 Altersgrenzen im Rahmen der Institutionalisierung des Lebenslaufs 21 2.6.1 Das Verhältnis zwischen familiärem und staatlichem Generationenvertrag 23 2.6.2 Der familiäre und staatliche Generationenvertrag und türkische Migranten 25 3 Altern in Deutschland 28 3.1 Die demografische Entwicklung 28 3.2 Lebenslage älterer Menschen in Deutschland 32 3.3 Finanzielle Situation älterer Menschen in Deutschland 34 3.4 Die gesundheitliche Situation und das subjektive Wohlbefinden älterer Menschen 36 3.4.1 Die gesundheitliche Situation älterer Menschen 37 5

3.4.2 Das subjektive Wohlbefinden älterer Menschen 38 3.5 Hilfeleistungen für ältere Menschen 39 3.6 Pflegesituation der älteren Menschen 40 3.7 Die Wohnsituation älterer Menschen 40 3.8 Die sozialen Kontakte und Freizeitaktivitäten älterer Menschen in Deutschland 42 3.9 Zeitgestaltung im Alter 43 3.10 Alter und Familie 45 4 Migranten in Deutschland 47 4.1 Der Beginn der Migration von Türken nach Deutschland 48 4.2 Demografische Entwicklung der türkischen Migranten 48 4.3. Demografische Daten 49 4.3.1 Demografische Struktur der ausländischen Bevölkerung in Deutschland 49 4.3.2 Demografische Entwicklung der ausländischen Bevölkerung 52 4.3.3 Der Anteil der älteren türkischen Migranten 52 4.3.4 Immigrationszeitraum und Aufenthaltsdauer der türkischen Migranten in Deutschland 54 4.4 Lebenssituationen und Lebenszufriedenheiten älter werdender und älterer Migranten 57 4.4.1 Lebenszufriedenheit der älteren Migranten in Deutschland 58 4.4.2 Finanzielle Situation älterer Migranten in Deutschland 59 6

4.5 Die gesundheitliche Situation und das subjektive Wohlbefinden älterer Migranten 61 4.5.1 Der gesundheitliche Zustand älterer Migranten 62 4.5.2 Das subjektive Wohlbefinden älterer Migranten 65 4.6 Die Hilfeleistungen für ältere Migranten 66 4.7 Die Wohnsituationen älterer Migranten 69 4.8 Die sozialen Kontakte und Freizeitaktivitäten älterer Migranten 71 4.7 Alter und Familie bei Migranten 72 5 Methode 75 5.1 Methode zur empirischen Untersuchung 75 5.2 Kontaktaufnahme zu den Interviewten 76 5.3 Durchführung der Interviews 78 5.4 Anonymisierung 78 6 Ergebnisse der empirischen Untersuchung 79 6.1 Zu den Herkunftsregionen 79 6.2 Überblick über die Interviewten 80 6.2.1 Die interviewten Frauen 80 6.2.2 Die interviewten Männer 95 6.3 Finanzielle Situation 111 6.4 Gesundheitliche Situation 113 6.5 Wohnsituation 116 6.6 Freizeitaktivitäten 120 7

6.7 Familie und Verwandtschaft 124 6.7.1 Vor der Familienzusammenführung 125 6.7.2 Die Lebenssituation nach der Familienzusammenführung 127 6.7.3 Die Beziehung zu den Kindern 131 6.7.4 Kontakte in der Anfangszeit der Migration zu Familie und Verwandten in der Türkei 136 6.7.5 Kontakte zur Familie und Verwandten in der Türkei nach verlängertem Migrationsaufenthalt 137 6.7.6 Verhältnis der Kinder zur Heimat 139 6.8 Rückkehrwunsch der Migranten in die Heimat 140 6.9 Heimat 146 6.10 Soziale Kontakte 151 6.11 Zukunft 156 7 Schlussbetrachtung 166 Literaturverzeichnis 170 8

1 Einleitung In dieser Arbeit wird untersucht, wie die erste Migrantengeneration in der Fremde altert. Es gibt einerseits die aktiven Alten, die über relativ viel Geld verfügen und relativ gesund sind, doch wie ist es den Altersgenossen aus der Türkei ergangen? Sie haben schließlich das Land mit ihrer Arbeitskraft erheblich mit aufgebaut, doch wie stehen sie jetzt im Unterschied zur einheimischen Bevölkerung da? Welche besondere Problematik weisen die älteren Migranten möglicher Weise auf? Zu diesem Thema werden die Befunde aus der Literatur mit den eigenen Forschungsergebnissen abgeglichen. Deshalb stellt die vorliegende Arbeit eine Sekundäranalyse dar und präsentiert zugleich Ergebnisse einer empirischen Erhebung zur Lebenslage und Lebensperspektive der älteren türkischen Migranten in Deutschland. Nachfolgend wird in dieser Einleitung der Kontext für die Arbeit kurz umrissen: Unter dem Begriff Altern der Gesellschaft wird in Deutschland nicht nur die demografische Entwicklung der deutschen Bevölkerung verstanden, denn das Altern der Gesellschaft ist nicht nur die Situation der deutschen Bevölkerung, sondern auch Realität bei der in Deutschland lebenden, nicht-deutschen Bevölkerung geworden. So ist der Anteil der älteren Migranten in den letzten Jahren signifikant angestiegen. Die Zuwachsraten an älteren Migranten in Deutschland sind sogar höher als in der deutschen Bevölkerung. Insgesamt hat die ausländische Bevölkerung eine wesentlich jüngere Altersstruktur als die deutsche Bevölkerung, aber auch die älteren Ausländer stellen eine stark wachsende Bevölkerungsgruppe dar. Dies wird auf längere Sicht so bleiben und sogar weiter zunehmen. Durch diese Prognose wird deutlich, dass die älteren Migranten in der Zukunft eine eigene große Bevölkerungsgruppe bilden werden. In diesem Bevölkerungsteil machen die älteren Menschen türkischer Herkunft die größte Gruppe aus, denn die erste Generation, die aus der Türkei in den 1960er und1970er Jahren nach Deutschland gekommen war, befindet sich seit längerem im Rentenalter. Deshalb soll in dieser Arbeit die Lebenslage und die Lebensperspektive der zuvor genannten Personengruppe untersucht werden. Dafür wird die folgende Fragestellung in dieser Arbeit verfolgt: 9

Was sind die Lebenslagen und -perspektiven von älteren türkischen Migranten in Deutschland? Zu diesem Zweck werden der aktuelle Forschungsstand sowie Ergebnisse eigener qualitativer Forschung unter Verwendung narrativer, episodischer Interviews herangezogen. Des Weiteren soll in dieser Arbeit untersucht werden, 1 welche Bedeutung der familiäre und staatliche Generationenvertrag für ältere türkische Migranten hat: In industrialisierten, westlichen Gesellschaften gibt es eine Altersschichtung mit jeweils spezifischen Übergängen. Mit dieser Institutionalisierung des Lebenslaufes ist auch der staatliche Generationenvertrag verbunden, der die gesellschaftliche Verantwortlichkeit gegenüber alten Menschen primär übernimmt. In der Arbeit wird gezeigt, dass die Arbeitsmigranten die Türkei verließen, als es dort noch fast kein soziales Sicherungssystem gab und dass traditionell der Familie die Altersvorsorge und -versorgung zukam. Da dies auch heute in der Türkei so der Fall ist, wird hier untersucht, wie sich die nun gealterten Arbeitsmigranten mit ihrer besonderen Situation arrangieren, dass sie durch ihre Arbeit in Deutschland an dem staatlichen Generationenvertrag teilhaben, aber für sie der familiäre Generationenvertrag eine sehr große Bedeutung hat. 1 Generationsvertrag ist die. Die stattliche generationsvertag bezieht sich auf die Die Familiäre Generationsvertag legt die generationalen Solidarbeziehungen. Was ist familiere und Stattliche Generationsvertag? / Was bedeutet für Migranten die Generationsvertrag? Wie gehen sie damit um? Der Generationenvertrag ist das Synonym für den fiktiven gesellschaftlichen Konsens bei der Sicherung der Finanzierung des Rentenversicherungssystems. Bin mir also nicht ganz sicher, ob familiärer Generationenvertrag selbsterklärend ist. Ich würde hier den Gedanken von Ulla Ralfs aufgreifen und eher von generationalen Solidarbeziehungen sprechen. Dafür ließe sich dann Emile Durkheim mit seinem Ansatz von Solidarität verwenden (gerne weitere Ausführungen mündlich von mir). 10

Aus diesem Grund steht die zweite Forschungsfrage in Verbindung mit der ersten: - Welche Bedeutung haben der familiäre sowie der staatliche Generationenvertrag bei türkischen Migranten in Bezug auf ihre Lebenslage und - perspektive im Alter? Die vorliegende Arbeit besteht aus einem theoretischen und einem empirischen Teil. Im theoretischen Teil wird durch die vorhandene sozialwissenschaftliche Literatur der Rahmen für die eigene qualitativ ausgerichtete Untersuchung geschaffen. Die Gliederung der Arbeit ist grob wie folgt aufgebaut: Als erstes wird im zweiten Kapitel die theoretische Konzeption des Alterns beschrieben: Es erfolgt eine begriffliche Klärung, die Mehrdimensionalität des Alterns wird mit einem Schwerpunkt auf der sozialen Dimension dargestellt. Im Zusammenhang mit der Institutionalisierung des Lebenslaufes wird gefragt, wann die Phase des Alt-Seins beginnt und es wird der familiäre sowie staatliche Generationenvertrag beschrieben, zuerst allgemein und dann in Bezug auf türkische Migranten. Danach werden im dritten Kapitel die Lebenslage und -perspektive alter werdenden Deutschen dargestellt. Diese Darstellung soll einen Kontext schaffen für die Darstellung der spezifischen Lebenslage und Lebensperspektive der älteren türkischen Migranten: Es wird auf die demografische Entwicklung eingegangen und auf die verschiedenen sozioökonomischen Dimensionen, wie Gesundheit oder subjektives Wohlbefinden. Im vierten Kapitel werden die zuvor ausgearbeiteten Kategorien auf die Situation der älteren Migranten in Deutschland angewandt, selbstverständlich mit dem Schwerpunkt auf ältere Türken. Das fünfte Kapitel stellt als methodischer Teil die Überleitung zur eigenen empirischen Forschung dar. Im sechsten Kapitel werden dann die Ergebnisse der empirischen Untersuchung präsentiert, wobei die Auswertung nach den im theoretischen 11

Teil hergeleiteten sozioökonomischen Dimensionen erfolgt. Die Auswertung und Analyse der vorliegenden narrativen, episodischen Interviews basiert auf Kategorien der Sozialstrukturanalyse wie beispielsweise der finanziellen, gesundheitlichen und familiären Situation. Den Schluss der Arbeit bildet das siebte Kapitel mit einer Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse aus dem theoretischen und dem empirischen Teil der Arbeit. 2 Theoretische Konzeption des Alters Die Thematik des Alterns ist allgegenwärtig: in der individuellen Lebensplanung, in der Politik, in den Medien sowie in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft. Jedoch wurde dieses Thema von der Soziologie erst relativ spät, in der Mitte des 20. Jahrhunderts zum Forschungsgegenstand erklärt (vgl. Schroeter 2008: 611). Mit dem Begriff Alter verbindet man im Allgemeinen vielseitige Vorstellungen, die durch individuelle Erfahrungen jedes Einzelnen mit älteren Menschen sowie durch den kulturellen und gesellschaftlichen Kontext geprägt werden. Wenn man in verschiedenen Lexika und Wörterbüchern nachschlägt, wird man feststellen, dass Alter und Altern keine eindeutig definierten und wohl auch nicht so einfach zu definierenden Begriffe sind (vgl. ebd. 2008: 614). In der Gerontologie wird immer zwischen dem Alter als Lebensabschnitt und dem Prozess des Alterns unterschieden. Die Autoren Clemens Tesch-Römer und Susanne Wurm (2006: 499) führen dazu aus: Wenn der Begriff Alter verwendet wird, stehen die älteren Menschen und das Resultat des Altwerdens im Vordergrund, das Alter als Lebensperiode und die Alten als Bestandteil der Gesellschaft. Wenn dagegen von Altern gesprochen wird, liegt der Schwerpunkt auf der Untersuchung von Prozessen und Mechanismen, die zum Alter führen und die dem Altwerden zugrunde liegen. Demzufolge werde ich auf diese beiden Aspekte in den beiden folgenden Abschnitten separat eingehen. 12