1. Historische Bedeutung 2. Soziale Bedeutung 3. Denkmalpflegeriche Bedeutung 4. Anforderung an die Sanierung 5. Musterwohnungen 6. Sanierung der Völpker Straße 7. Fazit
Zu Beginn der Weimarer Republik ist Magdeburg wesentlich durch die wirtschaftlichen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts geprägt Die rasche Industrialisierung in Magdeburg führte zu einem schnellen Anstieg der Bevölkerungszahlen Der damalige Festungsstatus der Stadt lies jedoch eine Flächenerweiterung der Stadt nicht zu. Die sich daraus entwickelnde wohnungswirtschaftlich katastrophale Situation musste dringend verändert werden Gefördert durch die Ideen der Gartenstadtbewegung, der Baugenossenschaften und den sozialdemokratischen Auffassungen des damaligen Magistrates der Stadt unter Leitung vom Oberbürgermeister Hermann Beims wurden neue städtebauliche Ziele für Magdeburg entwickelt.
ein Ergebnis dieser städtebaulichen Ziele war der soziale Wohnungsbau in der Stadt Magdeburg Im Rahmen eines Generalsiedlungsplanes für die Stadt wurden Flächen im Westen der Stadt für die Umsetzung dieser sozialen Wohnbebauung ausgewiesen. im Auftrag des Vereins für Kleinwohnungswesen und der Magdeburger Gemeinnützigen Heimstätten A.G. entstand in den Jahren 1925 1929 eine Siedlung zwischen der Encke-Kaserne und der heutigen Großen Diesdorfer Straße. Diese Siedlung wurde im Jahr 1931 zur Hermann Beimssiedlung benannt. Die Planung erfolgte durch das von Johannes Göderitz geleitete Stadterweiterungsamt mit dem Ziel bis zu 5.000 Wohnungen zu errichten. Gebaut wurden jedoch nur ca. 2.000. Als Architekten waren Konrad Rühl, Gerhard Gauger, Adolf Otto und Willy Zabel tätig.
Ziel war ein sozialer Wohnungsbau, der größeren Teilen der Bevölkerung gesunde Wohnungen zu günstigen Preisen zur Verfügung stellen sollte. Wohnungsbau sollte nicht am Gewinn der Wohnungseigentümer, sondern an den Bedürfnissen der Bewohner orientiert sein Die neuen Wohnungen sollten hygienisch neuen Standards Licht Luft und Sonne genügen Die neuen Wohnungen sollten ausreichende Wohnungsgrößen für eine gesunde soziale Entwicklung der Bevölkerung aufweisen Die neuen Wohnungen sollten an den Funktionalitäten für soziales Wohnen gemessen werden Es wurden keine Hinterhäuser und Seitenflügel geplant, die bis zu diesem Zeitpunkt die Regel für massenhafte Unterbringung darstellten, und Grund für die sozialen Mißstände darstellten.
Die durchschnittliche Größe einer Wohnung in der damaligen Beimssiedlung betrug 63 m². Alle Wohnungen sind zweiseitig orientiert, was eine gute Quer- Belüftung und Beleuchtung garantiert. Der Wohnungszuschnitt ist trotz der Größe von 63 m² günstig und durchdacht, wobei die Zimmeraufteilung flexibel erfolgen kann Für alle Wohnungen wurde ein Bad vorgesehen Viele der Wohnungen haben einen Balkon bzw. eine Loggia erhalten. In der Siedlung wurden sowohl Gemeinschaftseinrichtungen (Wasch- und Badehaus, Verwaltung) als auch ein Kindergarten gebaut. Der Bau einer Schule war ebenfalls geplant, wurde aber nicht realisiert. Ladengeschäfte wurden in zentraler Lage geplant und realisiert
Auf Grund Ihrer Einmaligkeit und zusammenhängender Größe wurde die Siedlung 1980 als Denkmal des Städtebaus unter Schutz gestellt. Der Denkmalbereich umfasst 35 Hektar Die Siedlung die im Rahmen des Neuen Bauens errichtet wurde setzt gestalterisch wie funktional Maßstäbe im sozialen Wohnungsbau. Auf der Grundlage hoher Ästhetik wurde trotz wirtschaftlicher Beschränkung gestalterisch und sozial hohe Ziele verfolgt und auch umgesetzt. Die Beimssiedlung ist Vorbild für andere Wohnungsbauvorhaben in Magdeburg geworden, wie z.b. die Siedlung Brückfeld und die Siedlung Cracau
die Siedlung ist ein hervorragendes Beispiel für soziale, funktionelle, gestalterische und organisatorische Bewältigung des sozialen Wohnungsbaus der Weimarer Republik Nicht die Massenproduktion von uniformen und damit eintönigen Wohnungen stellt die denkmalpflegerische Bedeutung dar, sondern die erreichte soziale, städteplanerische, funktionelle und vielmals individuelle neue Wohnqualität einer Großwohnsiedlung ist die denkmalpflegerische Bedeutung für diese Wohnsiedlung.
Aufgrund der Qualität sowohl der Wohnungen und der Gebäude als auch des städtischen Umfeldes sind Anpassungen an gestiegene Bedürfnisse und veränderte Bedingungen bei Beachtung der denkmalpflegerischen Werte notwendig und möglich. Bei der weiteren Entwicklung der Siedlung unter anderem auch aus energiepolitischer Sicht (Beheizungen, Medienversorgung usw.) müssen Lösungen entwickelt werden, die dem Anspruch aus denkmalpflegerischer Sicht als auch aus wohnungspolitischer und Wohnungsnutzersicht genügen. Die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg hat seit den 1990iger Jahren die Siedlung Schritt für Schritt saniert. Die Zielstellung ist es die Sanierung bis zum 100 Geburtstag der Siedlung die Sanierung weitestgehend abzuschließen. Die Wohnungsbaugesellschaft arbeitet unter dem Motto Modernes Wohnen im lebendigen Denkmal an der Wiederherstellung der Siedlung unter heutigen Gesichtspunkten.
Die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg ist darauf bedacht die Bevölkerung der Stadt in die Sanierung der Siedlung mit einzubeziehen. Dazu wurde zum 90igsten Geburtstag der Siedlung eine Museumswohnung im Zustand der Errichtung der Siedlung fertiggestellt. für die Untersuchung zur bauzeitlichen Farbgestaltung einer Wohnung am Beimsplatz 5, wurde im Auftrag der Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg mbh, ein Restauratoren-kollegium beauftragt. Jetzt ist hier ist die Wohnung für interessierte Besucher in dem farblichen Zustand zu erleben, wie sie im Jahr 1926 an den Erstmieter übergeben wurde. Durch die weitere Ausrüstung dieser Wohnung sollen dem Besucher auch die Lebensumstände der damaligen Zeit nahegebracht werden.
Um den Unterschied zwischen dem Stand der Errichtung der Wohnungen und dem heutigen Wohnungsstandard aufzuzeigen, wurde ein Musterwohnung mit heutigen in dieser Siedlung umsetzbaren Wohnstandard fertiggestellt. Die Herstellung dieser beiden Musterwohnungen ist ein wichtiger Punkt für die Akzeptanz der Sanierungsarbeiten in der Siedlung. Die Wohnungsbaugesellschaft arbeitet unter dem Motto Modernes Wohnen im lebendigen Denkmal an der Wiederherstellung der Siedlung unter heutigen Gesichtspunkten.
Im Jahr 2015/2016 wurde durch die Wohnungsbaugesellschaft ein kompletter Straßenzug, die Völpker Straße unter überarbeiteten Gesichtspunkten saniert. Durch Leerzug von Eingängen und damit möglicher gewordener komplexen Gebäudesanierung wurden neue Qualitäten und Ergebnisse erreicht. Durch diese in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Neumann Berking erarbeitete Vorgehensweise bei der Sanierung wurde eine höhere Flexibilität und individuellere Gestaltung der Wohnungen, unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Auflagen, erreicht.
Die Hermann-Beims-Siedlung, die in den 20iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zum Zwecke der schnellen und massenhaften Errichtung von Wohnraum (vergleichbar mit der massenhaften Produktion von benötigten Lebensmitteln -Schweinehälften) errichtet wurde, entsprach sowohl damals als auch heute nicht den zu vermutenden einförmigen und monotonen Produkt Wohnung (oder der Schweinehälfte), sondern hatte dank der kreativen Architekten, Bauingenieure und Kommunalpolitiker dieser Zeit sehr viel Individualität und Funktionalität. Diese ist auch unter heutigen Wohnansprüchen noch zu erkennen und zu erleben. Die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg hat sich zur Aufgabe gemacht im Rahmen der Sanierung der Wohnsiedlung ein modernes Wohnen im lebendigen Denkmal umzusetzen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!