Rohstoffreichtum in einem Entwicklungsland: Segen oder Fluch? Peter Moser Montanuniversitaet Leoben

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Transkript:

Rohstoffreichtum in einem Entwicklungsland: Segen oder Fluch? Peter Moser Montanuniversitaet Leoben

Rohstoffe Einführung 1 Mineralische Rohstoffe mit Ausnahme der Baurohstoffe, die nur lokal gehandelt werden Energierohstoffe, Industrieminerale, Düngemittel, Metalle Entwicklungsland Nach UN Definition: Least und Less Developed Countries Montanuniversität Leoben, 23 August 2013 Folie 2

Bestandsaufnahme Produzierte Rohstoffe Hauptförderländer Verhältnis Entwicklungsländer versus entwickelte Länder Rohstoffproduktion und politische Stabilität University of Leoben, 23 August 2013 Slide 3

Welt-Bergbauproduktion nach Rohstoffgruppen ohne Baurohstoffe in t 16.000.000.000 12.000.000.000 8.000.000.000 4.000.000.000 0 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Energierohstoffe Industrieminerale Eisen und Stahlveredler Nichteisenmetalle Edelmetalle Quelle: WEBER, L., ZSAK G., REICHL C. & SCHATZ, M.: WORLD MINING DATA 2012, BMWFJ, ed.

Welt-Bergbauproduktion nach Kontinenten 16.000.000.000 ohne Baurohstoffe in t 12.000.000.000 8.000.000.000 4.000.000.000 0 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Asien Europa N-Amerika S-Amerika Afrika Australien Quelle: WEBER, L., ZSAK G., REICHL C. & SCHATZ, M.: WORLD MINING DATA 2012, BMWFJ, ed.

Top 20 Bergbauländer 2010 4500 ohne Baurohstoffe in Mio t China United States Russia (Asia) Australia India Saudi Arabia Canada Brazil Indonesia Iran South Africa Russia (Europe) Kazakhstan Germany, Federal Rep. Mexico United Arab Emirates Norway Venezuela Poland Algeria 3000 1500 0 Energierohstoffe Eisen, Stahlveredler Nichteisenmetalle Edelmetalle Industrieminerale Quelle: WEBER, L., ZSAK G., REICHL C. & SCHATZ, M.: WORLD MINING DATA 2012, BMWFJ, ed.

Spitzenpositionen von Produzentenländern bei mineralischen Rohstoffen Land/ Jahr 1985 1990 1995 2000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Russland (A) 0 0 2 3 5 6 4 2 3 3 Russland (E) 1 USA 11 9 10 9 7 7 6 6 5 4 Kanada 1 2 4 3 2 3 3 3 3 2 Südafrika 3 4 6 6 6 6 5 6 5 6 Brasilien 1 1 2 2 2 2 1 1 1 1 Mexiko 1 2 2 1 0 0 0 0 0 0 Chile 1 1 2 3 2 2 2 2 2 2 China 5 9 11 15 21 21 26 27 28 25 Australien 4 5 7 4 4 3 3 3 3 3 Quelle: WEBER, L., ZSAK G., REICHL C. & SCHATZ, M.: WORLD MINING DATA 2012, BMWFJ, ed. 7

Top 20 Bergbauländer 2010 (in Mrd US $) ohne Baurohstoffe 1000 China United States Russia (Asia) Saudi Arabia Australia India Canada Iran Russia (Europe) Brazil Indonesia South Africa, Rep. of Mexico United Arab Emirates Kazakhstan Venezuela Norway Kuwait Nigeria Iraq 750 500 250 0 Energierohstoffe Eisen, Stahlveredler Nichteisenmetalle Edelmetalle Industrieminerale Quelle: WEBER, L., ZSAK G., REICHL C. & SCHATZ, M.: WORLD MINING DATA 2012, BMWFJ, ed.

Welt-Bergbauproduktion nach Entwicklungsstatus 16.000.000.000 ohne Baurohstoffe in t 12.000.000.000 8.000.000.000 4.000.000.000 0 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Entwicklungsländer geringst entw. Länder Schwellenländer Entwickelte Länder Quelle: WEBER, L., ZSAK G., REICHL C. & SCHATZ, M.: WORLD MINING DATA 2012, BMWFJ, ed.

Konzentration der Produktion kritischer Rohstoffe University of Leoben, 23 August 2013 Slide 10

Welt-Bergbauproduktion nach politischer Stabilität 16.000.000.000 ohne Baurohstoffe in t 12.000.000.000 8.000.000.000 4.000.000.000 0 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 extr. kritisch kritisch unauffällig stabil Quelle: WEBER, L., ZSAK G., REICHL C. & SCHATZ, M.: WORLD MINING DATA 2012, BMWFJ, ed.; Political stability: WORLD BANK, Governance matters VIII

Potentielle Probleme Entwicklungsländer Hoher Anteil der Primärproduktion Rohstoffproduktion (Bergbau) Landwirtschaft und Forstwirtschaft Lohnkonkurrenz des Bergbaus zum sekundären und insbesondere tertiären Industriesektor Sozioökonomischer Eingriff in die Gesellschaft University of Leoben, 23 August 2013 Slide 12

Potentielle Probleme Holländische Krankheit (Dutch Disease) University of Leoben, 23 August 2013 Slide 13

Potentielle Probleme Rohstoffe im Regelfall im Eigentum des Staates (Rohstoffmonopol) Vergabe von Förderlizenzen durch staatliche Stellen Staatliche Regulierungen hinsichtlich der im Lande aufzubauenden Wertschöpfung University of Leoben, 23 August 2013 Slide 14

Potentielle Probleme Vernachlässigung der Bildung University of Leoben, 23 August 2013 Slide 15

Potentieller Segen Wertschöpfung aus dem Abbau der Rohstoffe Basis für Infrastrukturentwicklung Basis für Bildung und Gesundheitswesen Basis für sekundären Sektor Grundvoraussetzung Nachhaltigkeit bei der Nutzung der Rohstoffe Montanuniversität Leoben, 23 August 2013 Folie 16

Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung von Rohstoffen Hartwick Regel Alle Erträge aus endlichen Ressourcen müssen in langfristiges Kapitalvermögen investiert werden (Infrastruktur, Bildung, Technologie, etc..) Ausgabe der Erträge für den Konsum ist nicht nachhaltig Montanuniversität Leoben, 23 August 2013 Folie 17

Nachhaltigkeit Abnahme der Ressourcen wird durch das Erwirtschaftete Kapital ersetzt (konstanter Wert) Nutzbaren Primärressourcen Zeitachse: Generationen Produzierte Kapital Montanuniversität Leoben, 23 August 2013 Folie 18

Beitrag der EU zu einem potentiellen Rohstoffsegen Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) Rohstoffe seit 2012 Primäre Motivation Rohstoffsicherung für die EU Maßnahmen Global Raw Materials Governance and Dialogues Montanuniversität Leoben, 23 August 2013 Folie 19

Beitrag der EU zu einem potentiellen Rohstoffsegen Global Raw Materials Governance and Dialogues Rohstoffpartnerschaft zwischen Konsumenten- und Produzentenländern Technologieexport Export von Produktionsstandards hinsichtlich Arbeitssicherheit und Umweltauswirkungen Export von Ausbildung Montanuniversität Leoben, 23 August 2013 Folie 20

Schlussfolgerungen Ein sehr großer Anteil an primärer Rohstoffgewinnung in einer Volkswirtschaft schafft ganz grundsätzlich komplexe Probleme, deren Bewältigung eine große Herausforderung darstellt. Der Rohstofffluch gründet primär auf Misswirtschaft, Korruption und nicht nachhaltigem Umgang mit dem Ressourcenreichtum Montanuniversität Leoben, 23 August 2013 Folie 21

Rohstoffreichtum in einem Entwicklungsland? Eine große Chance! University of Leoben, 23 August 2013 Slide 22