ERFAHRUNGSBERICHT mein Auslandssemester an der University of Cincinnati Spring 2017 (Jan - Apr) Verena Böhnlein 62bove1mia@hft-stuttgart.de HFT Stuttgart International Master of Interior-Architectural Design 2. Semester Jahrgang 2016
VORBEREITUNG DES AUFENTHALTES Im Rahmen meines Masterstudiums an der Hochschule für Technik in Stuttgart und dem dortigen IMIAD Programm (International Master of Interior Architectural Design) habe ich mein zweites Semester im Ausland, in den USA, verbracht. Partneruniversitäten rund um den Globus stehen in dem Masterprogramm zur Verfügung, darunter auch die University of Cincinnati (kurz: UC). Sie ist ein neuer Partner, fünf Kommilitonen und Ich waren die ersten Austauschstudenten aus Stuttgart. Aufgrund der zeitlich verschobenen Semesterzeiten stand uns die Möglichkeit zur Verfügung, im Anschluss an das Auslandssemester, welches von Januar bis einschließlich April dauert, ein Praktikum in den USA anzuhängen. Die lange Zeitspanne zwischen dem amerikanischen Semester und dem deutschen ermöglicht dies ohne Probleme. Die Universität ist bekannt für ihr gutes Co-op Programm, das es den Studenten ermöglicht während des Studiums viel praktische Erfahrung zu sammeln, da sich ein theoretisches (an der UC) und ein praktisches Semester (in einem Büro) immer abwechseln. Bereits in unserem ersten Semester in Stuttgart wurden wir gut auf unseren Auslandsaufenthalt vorbereitet, da die Vorlesungen sowie Präsentationen hauptsächlich auf English gehalten wurden. Dies lag auch an den amerikanischen Austauschstudenten (von der UC), die bereits im Herbst bei uns an der Hochschule waren. Die Austauschstudenten konnten mir auch sehr gute Tipps für den Aufenthalt in Cincinnati geben. Sie haben mir unter anderem bei der Wohnungssuche sehr geholfen. Zudem hatten wir bereits im Voraus viel Kontakt mit unserem Betreuer an der UC, Hank Hildebrand, der sich auch als unser Hauptdozent heraus gestellt hat. Aufgrund der geringen Zeitspanne bis zum Semesterstart in den USA, musste der Bewerbungsprozess sehr schnell gehen. Nachdem ich mich an der University of Cincinnati mit einem Motivationsschreiben, meinem aktuellen Portfolio, meinem Reisepass, einem Transcript das meine Englischkenntnisse bestätigt, sowie einem Nachweis der finanziellen Mittel beworben haben ging es in die nächste Runde. Für die Visa-Bewerbung mussten ich auf das offizielle DS-2019 Dokument der amerikanischen Universität warten, das meinen Aufenthalt mit Datumangaben bestätigt. Im Anschluss konnte ein Termin in der amerikanischen Botschaft in München ausgemacht werden und dann ging alles auch schon ziemlich schnell. Nachdem ich meinen Reisepass mit dem Visum zurück bekommen habe, konnte endlich der Flug gebucht werden. Das neue Jahr 2017 startete ich am Flughafen in Frankfurt, bis nach Chicago ging es mit dem Flugzeug, von dort dann weiter mit dem Fernbus nach Cincinnati. Der Campus. 2/5
STUDIUM IM GASTLAND Mein erster Eindruck von Cincinnati und der Universität war sehr positiv. Obwohl ich mich zu Beginn ein paar mal auf dem großen Campus verlaufen habe, lernte ich sehr schnell mich auf und um dem Campus herum zu orientieren. Der Universitäts-Campus ist in keiner Weise mit unseren Hochschulen in Deutschland vergleichbar. Eine eigene kleine Stadt in der großen Stadt, mit eigener Polizei, Banken, Geschäften, Restaurants und Essensständen, verschiedenen Sportstadien und -hallen, Studentenwohnheimen, einem Fitnessstudio und natürlich den vielen Fakultäts-Gebäuden. Im Vergleich zu anderen Universitäten ist der UC-Campus sehr neu und modern, einige Gebäude wurden von Stararchitekten (unter anderem Frank Gehry) entworfen. Auch für die Sicherheit der Studenten ist gesorgt, Nachts fährt der sogenannte Nightride, eine Art Sammeltaxi, das die Studenten sicher nach Hause fährt. Es gibt auch viele Shuttlebusse, die an den Campus angrenzende Wohngegenden anfahren. Zu dem Universitätsleben gehören natürlich auch große Sportevents, Konzerte und vieles mehr. Das Gebäude in dem ich am meisten Zeit verbrachte war das Gebäude des College of Design, Architecture, Art and Planning (kurz: DAAP) in dem alle kreativen Studiengänge untergebracht sind. Ein Teil des Gebäudes ist noch der Altbau, der in den Neubau übergeht. Jeder Jahrgang hat hier sein eigenes Studio, einen Raum in dem jeder Student seinen eigenen festen Arbeitsplatz hat. Mein Hauptkurs war der Studio-Kurs, ähnlich zu dem Studium in Stuttgart. Da wir dem Abschlussjahrgang zugeteilt wurden und diese uns schon ein Semester mit Recherche und Konzepten zu Ihren Arbeiten voraus war, haben wir den Inhalt das Studio-Projektes etwas reduziert. Jeder konnte ein individuelles Projekt wählen. Die Studio-Zeiten wurden zur Ausarbeitung unseres Konzeptes hergenommen, wobei wir uns wöchentlich in Feedback-Gespräche mit unseren zwei Dozenten eintragen konnten. Zudem gab es zwei Zwischenpräsentationen zu denen auch andere Dozenten und Alumni eingeladen wurden. Am Ende des Semesters wurden unsere Arbeiten zusammen mit den Abschlussarbeiten unserer Kommilitonen bei den jährlichen DAAP-Works ausgestellt. Dabei handelt es sich um eine mehrtägige Ausstellung aller Abschlussarbeiten, die jedes Jahr viele Besucher anlockt. Neben dem Studiokurs habe ich noch einen Design History Kurs besucht, der alle Epochen vom alten Ägypten bis hin zum Italienischen Barock behandelt hat. Zwei Examen, die über das Semester verteilt waren, sowie ein Paper über einen selbst gewählten Innenraum der behandelten Epochen hat die Endnote ergeben. Des weiteren wurde speziell für uns Austauschstudenten ein CAD-Kurs ins Leben gerufen, der uns den Einstieg in das CAD Programm Revit erleichtern sollte, da viele amerikanischen Büros damit arbeiten. Zur Vorbereitung auf unser Praktikum in den USA haben wir uns zu Beginn des Das DAAP- Gebäude. 3/5
Semesters wöchentlich mit der Koordinatorin für das Co-op-Programm getroffen, die uns mit wertvollen Tipps zur Bewerbung, dem Bewerbungsverfahren, Unterlagen, dem Interview und allem Wichtigen zur Seite stand. Die Bewerbung selbst lief über ein spezielles Programm der Hochschule, in der alle Büros (ca. 200 Stück) mit Arbeitsbeschreibungen aufgelistet waren und man selbst seine Favoriten wählen konnte, an die die Bewerbungsunterlagen verschickt wurden. Als Ausgleich zum ständigen Sitzen im Studio wurde uns empfohlen einen der umfangreichen Kurse im Rec-Center zu belegen. Hier habe ich mich für Yoga entschieden, was eine gute Abwechslung war. AUFENTHALT IM GASTLAND Ich hatte das Glück mir ein typisches kleines Holzhäuschen mit zwei amerikanischen Studenten zu teilen, das nur zwei Querstraßen vom Campus entfernt lag. Jeder hatte sein eigenes Zimmer, die zwei Bäder wurden geteilt. Die Küche und das Wohnzimmer war der Mittelpunkt unserer WG, hier haben wir uns oft nach den Vorlesungen getroffen, wovon mein Englisch sehr profitiert hat. Von unserem Haus aus habe ich zu Fuß nur 10 Minuten zum DAAP Gebäude gebraucht und 20 Minuten zum nächstgelegenen Supermarkt. Cincinnati ist eine wirklich schöne und sehenswerte Stadt, in der es viel zu entdecken gibt. Die Universität liegt Uptown mit vielen belebten Straßen rundherum. Man muss also garnicht weit laufen um ein gutes Restaurant, eine gemütliche Bar oder Livemusik zu finden. Downtown hält auch viel Historisches bereit, mit einer langen deutschen Geschichte. Doch neben Cincinnati wollte ich noch mehr in Amerika erleben und sehen, zu Beginn des Semesters bin ich mit Freunden für ein Wochenende nach Detroit zur wohl bekanntesten Autoshow der USA gefahren. Auch Chicago konnte ich mir anschauen. Die freie Woche zu Springbreak habe ich genutzt um nach Florida zu reisen. Neben Miami und Orlando bin ich bis ganz in den Süden nach Key West gefahren. Das Reisen in den USA ist relativ einfach. Günstige Inlandsflüge findet man, wenn man im Voraus schon danach schaut und auch die Fernbusse sind eine gute Transportmöglichkeit, denn viele Städte sind mit einander vernetzt. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es in jeder Stadt, wie gut diese sind ist jedoch sehr unterschiedlich und mit Deutschland schwer zu vergleichen. Allgemein ist das Leben in den USA teurer als in Deutschland. Man sollte sich auf höhere Kosten für Lebensmittel und Wohnungen einstellen. Veranstaltungen wie zum Beispiel Konzerte, Sportevents oder Ähnliches ist preislich mit Deutschland vergleichbar. Basketballspiel der Uni-Mannschaft. 4/5
PERSOEHNLICHE BEWERTUNG Das Auslansstudium war für mich persönlich eine sehr positive Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Das Studentenleben unterscheided sich in vielen Punkten sehr von dem in Deutschland und es war sehr spannend die manchmal kleinen und großen Unterschiede zu entdecken. Auch das Innenarchitektur Studium differenziert sich von dem in Deutschland. In den USA wird viel Wert auf 3D-Visualisierung gelegt, diesen Fokus kannte ich von deutschen Hochschulen bisher nicht. Hierdurch habe ich mich in diesem Bereich sehr verbessert. Das Zusammenleben mit amerikanischen Studenten, der ständige Kontakt mit Dozenten und die Kommunikation im Büro hat meine Englischkenntnisse, vor allem im Bezug auf Fachbegriffe, deutlich verbessert. Durch das gute Co-op Programm der Hochschule habe ich momentan die tolle Möglichkeit in Washington D.C. zu wohnen und zu arbeiten. Diese Erfahrung ist einmalig und sehr aufregend, denn auch das Arbeitsleben, die Bestimmungen und Designstandarts unterscheiden sich sehr von Deutschland. Die Zeit in den USA hat mir sehr viel gebracht, auch persönlich konnte ich mich weiter entwickeln, viele Freunde kennen lernen und Kontakte für die Zukunft knüpfen. Jedem der die Möglichkeit hat, dies auch zu machen, würde ich es sehr empfehlen. Studenten auf dem Campus. 5/5