1 Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit ländlicher Räume Dienstleistungen der Daseinsvorsorge und Regionale Governance Szenariokonferenz Wien, 18.5.2005 2 Räumliche Funktionsfähigkeit (1) Herstellung, Sicherung, Verbesserung gesellschaftlicher Entwicklungschancen Wirtschaftliche Funktionsfähigkeit: Potenzial für wirtschaftliche Entwicklung Soziale Funktionsfähigkeit: Potenzial für individuelle und soziale Gestaltung Ökologische Funktionsfähigkeit: Reproduktion von Mensch, Fauna und Flora (2) Herstellung, Sicherung, Verbesserung einer gerechten Verteilung von Gütern und Leistungen Soziale Zugänglichkeit durch erschwingliche Preise Räumliche Zugänglichkeit durch Erreichbarkeit in einer angemessenen Zeit Die Funktionsfähigkeit muss gesellschaftlich präzisiert werden! 1
3 Dienstleistungen der Daseinsvorsorge Leistungen der Daseinsvorsorge = Dienstleistungen von allgemeinem Interesse = Öffentliche Güter = gemeinwohlorientierte Leistungen Marktbezogene und nicht marktbezogene Tätigkeiten, die im Interesse der Allgemeinheit erbracht und daher von den Behörden mit speziellen Gemeinwohlverpflichtungen verknüpft werden. Leistungen im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse Nicht wirtschaftliche Dienstleistungen Leistungen der Daseinsvorsorge werden gesellschaftlich definiert! Nahversorgung, Postdienste, Telekomdienste, Schulen, Kinderbetreuung, Altenbetreuung, Medizinische Versorgung, kulturelle Infrastruktur, Verkehrsinfrastruktur. 4 Gesellschaftlicher Auftrag (1) Umfassender allgemeiner gesellschaftlicher Handlungsauftrag zur Erhaltung und Verbesserung der Funktionsfähigkeit ländlicher Räume durch Dienstleistungen der Daseinsvorsorge (2) Qualitätsstandards mit quantitativen Festlegungen sind selten und noch seltener verbindlich (3) Es gibt keinen verantwortlichen Akteur mit Instrumenten zur Umsetzung der Ziele (4) Die Akteure und Instrumente sind sektoral organisiert (5) Zielkonflikte: Privatisierung / Markt / Grundversorgung Wettbewerb dezentrale / kleinräumige Versorgung Kosteneffizienz / differenzierte, spezialisierte Angebote 2
5 6 3
7 8 Bevölkerung in Risikogebieten der Daseinsvorsorge Ländlicher Raum 1) 0,1 % 1,5 % Österreich 1) 0,06 % 1 % 51,8 % 11 % 35,6 % kein Risikofaktor ein Risikofaktor zwei Risikofaktoren drei Risikofaktoren vier Risikofaktoren 67,4 % 7,4 % 24,1 % 1) Einwohner 2001 Mittelfristig lebt fast 50 % der Bevölkerung des ländlichen Raumes in Gebieten, in denen die Leistungserbringung der Daseinsvorsorge gefährdet ist. 4
9 Räumliche Probleme sektoraler Leistungserbringung Dienstleistung Lebensmittelversorgung Postdienste Telekom dienste Volksschulen Hauptschulen / AHS AH S / BHS Kinderbetreuung Altenbetreuung Niedergelassene Ärzte Krankenhäuser Kulturelle Infrastruktur Öffentlicher Verkehr Straßen- und Wegenetze Ortschaften Kleingemeinden Bestehende und künftige Probleme Gemeindehauptorte Zentrale Orte Untere Stufe Politische Bezirke Regionale Zentren Problemintensität hoch gering keine 10 Arbeitsplätze in haushaltsbezogenen Dienstleistungen Gemeinden ohne Zentralität (1717) Zentrale Orte der Stufe 1 (264) 11 % 26 % 22 % 41 % Anteil an allen Arbeitsplätzen 0-10 % 10-20 % 20-30 % mehr als 30 % 15 % 41 % 4 % 38 % Haushaltsbezogene Dienstleistungen sind im ländlichen Raum ein wesentlicher Arbeitgeber. 5
11 Regionales Fallbeispiel: Genereller Trend 2030 Bevölkerung - 12 % Altersstruktur - 40 % unter 15-Jährige + 50 % über 65-Jährige Haushalte Konstant, aber + 20 % Einpersonenhaushalte Motorisierung Von 560 auf 820 PKW / 1.000 EW Von 65 % auf 85 % der Bevölkerung Land- und Forstwirtschaft Industrie- und Gewerbe Von 4 % auf 2 % der Berufstätigen Von 40 % auf 25 % der Berufstätigen Dienstleistungen Von 56 % auf 73 % der Berufstätigen Tourismus Stagnation auf niedrigerem Niveau starker Zuwachs an Zweitwohnsitzen Führerscheinbesitz PKW-Verfügbarkeit 80 85 % 12 Regionales Fallbeispiel: Entwicklung der Daseinsvorsorge Lebensmittel Nahversorgung Postdienste Keine Versorgung in Ortschaften < 1.000 EW Von 9 auf 5 Filialen Volksschulen Von 15 auf 10 Hauptschulen Von 8 auf 4 Kindergärten Von 26 auf 17 Altenbetreuung Medizinische Versorgung Ausbau von Heim- und Pflegeplätzen im Bezirkshauptort Schwerpunktspital Orthopädie Gemeinschaftspraxen in zentralen Orten, längere Wege Kultur- und Kommunikation Telekomdienste Öffentlicher Verkehr In vielen Ortschaften kein Wirtshaus Einzelne Qualitätsgastronomiestandorte Lokalszene im Bezirkshauptort 90 % der Haushalte mit Breitband Rest mit Funksystemen versorgt Ausdünnung der öffentlichen Schulbusversorgung, viele Orte ohne öffentliche Verkehrsanbindung 6
13 Regionales Fallbeispiel: Szenario der Raumstruktur Suburbane Wachstumszone: Einkaufs- und Fachmarktzentren Stadterweiterung Hauptort des Politischen Bezirkes Arbeits- und Dienstleistungszentrum Ausbildungs- und Kulturzentrum 30 km 15 km 2 km Peripheres Abwanderungsgebiet, starke Überalterung, hoher Zweitwohnsitzanteil, leer stehende und verfallende Gebäudesubstanz, keine Dienste der Daseinsvorsorge Pendler-, Wohn- und Schlafdörfer kleine Zentren mit Mindestausstattung, Dörfer ohne Dienste der Daseinsvorsorge 14 Regionales Fallbeispiel: Räumliches Versorgungsszenario kein Geschäft kein Postamt keine Schule kein Kindergarten Supermarkt Postservicestelle Volksschule Mehrere Supermärkte Einzelhandelsgeschäfte Postamt Volks- und Hauptschule Einkaufs- und Fachmarktzentrum, spezialisierter Einzelhandel Postamt bis 500 500-1.000 1.000-3.000 3.000-5.000 5.000 und mehr Bezirkshauptort Viele Orte ohne Wirtshäuser tw. Schulbus tw. Keine Versorgung Wirtshaus und Veranstaltungsort Linienbus Praktischer Arzt Mehrere Wirts- und Cafehäuser Linienbus Facharztzentrum Gemeinschaftspraxis Schulzentrum Alten- und Pflegeheim Schwerpunktkrankenhaus Differenziertes Lokal- und Kulturangebot 7