Wohnungsbaufinanzierung in der Eurozone Thomas Westermann* Europäische Zentralbank München, 17. Mai 21 Präsentation auf dem Gemeinsamen Kongress von UNECE and EuBV Wohneigentumsfinanzierung jenseits von Subprime * Die in dieser Präsentation geäußerten Ansichten sind die des Autors und geben nicht unbedingt die Meinung der EZB wieder 1
Gliederung 1. Wohnungsbaufinanzierung und die Zentralbank 2. Ausgewählte Ergebnisse aus dem Task Force*- Bericht (ECB Occasional Paper No. 11/March 29) 3. Über die Krise hinaus * Arbeitsgruppe des geldpolitischen Ausschusses des Europäischen Systems der Zentralbanken. 2
1. Wohnungsbaufinanzierung und die Zentralbank Die Aufgabe des Eurosystems: Als Währungsbehörde der Eurozone ist es das oberste Ziel, die Preisstabilität zu gewährleisten. Als führende Instanz im Finanzsektor ist es auch Ziel, die Stabilität dieses Sektors zu schützen sowie seine weitere Integration zu fördern. 3
1. Wohnungsbaufinanzierung und die Zentralbank Wohnungsbaufinanzierung und geldpolitische Transmission: Leitzinsen Geldpolitische Transmissionskanäle: Zinsen Kredite Vermögen Art der Hypothekenverträge Höhe der Hypothekenverschuldung Refinanzierungsinstrumente für Hypothekenkredite Finanzintegration der Hypothekarkreditmärkte Preisentwicklung 4
1. Wohnungsbaufinanzierung und die Zentralbank Anteil von Hypothekenkrediten in ausgewählten Bilanzpositionen der Eurozone Geld- und finanzwirtschaftlicher Sektor Private Haushalte Gesamte Bankaktiva Bankkredite an den Privatsektor Gesamte Verbindlichkeiten Immobilienvermögen 55% 11% 33% 14% Quelle: EZB-Berechnungen basierend auf Bankenstatistiken und Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Eurozone. 5
Gliederung 1. Wohnungsbaufinanzierung und die Zentralbank 2. Ausgewählte Ergebnisse aus dem Task Force*- Bericht (ECB Occasional Paper No. 11/March 29) 3. Über die Krise hinaus * Arbeitsgruppe des geldpolitischen Ausschusses des Europäischen Systems der Zentralbanken. 6
2. Ausgewählte Resultate aus dem Task Force-Bericht Die wichtigsten Ergebnisse innerhalb der Eurozone für den Zeitraum von 1999 bis 27: Hypothekenverschuldung stieg an Krediteigenschaften veränderten sich dergestalt, dass eine höhere Verschuldung begünstigt wird Refinanzierung von Hypothekenkrediten hat sich stärker auf den Kapitalmarkt verlagert Spreads für Hypotheken sind gesunken Aber: Nach wie vor bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Eurozonen-Ländern Wohnungsbaufinanzierung in der Euro-Zone unterscheidet sich weiterhin vom US-Modell 7
2. Ausgewählte Resultate aus dem Task Force-Bericht Die Hypothekenverschuldung ist fast überall gestiegen, bleibt in den verschiedenen Ländern jedoch unterschiedlich hoch: 18 Verschuldung der Haushalte (in Prozent des verfügbaren Einkommens) euro Eurozone area UK US 18 7 Hypothekarschulden der Haushalte bei Banken (in Prozent des BIPs) 1999 27 29 7 16 6 16 6 14 5 14 5 12 4 12 4 3 3 1 1 2 2 8 8 1 1 6 1999 21 23 25 27 29 Quellen: EZB und Eurostat, Bank of England, Federal Reserve System. 6 BE DE IE GR ES FR IT CY LU MT NL AT PT SI SK FI EA Quelle: EZB. Anm.: Verschuldung ergibt sich aus ausstehenden MFI-Krediten zum Immobilienerwerb (nicht korrigiert für Verbriefungen). 8
2. Ausgewählte Resultate aus dem Task Force-Bericht Trends im Hypothekenwachstum werden von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst (Einkommen, Zinssätze, Preise und Demographie): Preise für Wohnimmobilien (durchschnittliche Veränderung 1999-28 in Prozent) Immobilienkredite nach Alter des Haushaltsvorstands (Anteil im Jahr 27 in Prozent) 14 14 1 below 3 31-4 41-5 51-6 above 6 12 12 9 1 1 8 8 8 7 6 6 6 5 4 4 4 2 2 3-2 -2 BE DE IE GR ES FR IT CY LU MT NL AT PT SI FI EA Quellen: Nationale Quellen und EZB-Berechnungen. Daten für die Slowakei sind ab 25 verfügbar. Die Datensätze der einzelnen Länder unterscheiden sich erheblich in Bezug auf Erfassung und Berechnungsmethoden. 2 1 BE DE IE GR ES FR IT CY LU MT NL AT PT SI FI EA Quelle: Bankfragebogen Anm.: Daten beziehen sich auf Finanströme (außer IT, wo auf Bestände Bezug genommen wird). 9
2. Ausgewählte Resultate aus dem Task Force-Bericht Die Kreditmerkmale weisen auf unterschiedlich hohe Flexibilitäts-grade hin und blieben in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich: Durchschnittliche Beleihungsgrenze (in Prozent) Sicherungssysteme und vorzeitige Rückzahlung (in Prozent der ausstehenden Hypothekendarlehen) 11 1 9 8 7 6 5 BE DE IE GR ES FR IT CY LUMT NL AT PT SL FI EA 11 1 9 8 7 6 5 staatliches Sicherungssystem privates Versicherungssystem Vorzeitige Rückzahlung: Gesetz oder Vertrag Belgien 1 18 G/V Deutschland G/V Irland 2 V Griechenland 4 19 V Spanien 1 G/V Frankreich 14 44 G/V Italien 2 G Zypern 55 G/V Luxemburg 2 V Malta 1 - V Niederlande 13 V Österreich 13 G Portugal G Slowenien V Finnland 5 4 V Eurozone 4 19 - Quellen: NZB und Bankfragebogen. Anm.: Informationen beziehen sich auf Ersterwerber einer Immobilie. Quelle: NZB und Bankfragebogen. Anm.: In BE, ES, FR, PT wird der maximale Betrag einer vorzeitigen Rückzahlung gesetzlich festgelegt, die tatsächlichen Kosten werden aber vorab vertraglich fixiert. 1
2. Ausgewählte Resultate aus dem Task Force-Bericht Die Länge der Zinsbindung ist in den einzelnen Ländern unterschiedlich, reflektiert z.b. Erfahrungen in Bezug auf die makroökonomische Stabilität: 1 8 6 4 2 Hypothekenkredite nach Länge der anfänglichen Zinsbindung (in Prozent des gesamten Neugeschäfts seit Mitte 25) über 1 Jahre über 5 und bis zu 1 Jahre über ein und bis zu 5 Jahre variabler Zinssatz und bis zu einem Jahr BE DE IE GR ES FR IT NL AT PT SI FI EA Source: EZB. Anm.: CY, LU und MT fehlen aufgrund von begrenztem Zahlenmaterial. 1 8 6 4 2 Eigenschaften eines typischen Darlehens (Einschätzung im Jahr 27) Typischer Kreditzins Quelle: NZB und Bankfragebogen. Übliche Laufzeit (Jahre) Belgien fest 2 Deutschland fest 25-3 Irland variabel 31-35 Griechenland variabel 15-2 Spanien variabel 3 Frankreich fest 19 Italien variabel 22 Zypern variabel 2-25 Luxemburg variabel > 2 Malta variabel 3-4 Niederlande fest 3 Österreich variabel 3 Portugal variabel 3-4 Slowenien variabel > 2 Finnland variabel 2-25 Eurozone - - 11
2. Ausgewählte Resultate aus dem Task Force-Bericht Vor der Krise verschob sich die Refinanzierung hin zum Kapitalmarkt, doch Kundendeinlagen blieben die wichtigste Quelle: Quellen der Bankenrefinanzierung (in Prozent der Gesamtkreditvergabe an Nicht-MFIs) Refinanzierung über Verbriefungen (in Prozent der gesamten Hypothekendarlehen) 25 2 15 Interbankeneinlagen von MFI begebene Schuldverschreibungen Einlagen von Nicht-MFI außerhalb der Eurozone Einlagen von OFI und Verbriefungen Einlagen Nicht-MFI aus Eurozone Ende 1999 Ende 27 25 2 15 5 4 3 Covered Bonds RMBS Ende 27 Ende 1999 5 4 3 1 1 5 5 2 2 1 1-5 BE DE IE GR ES FR IT CY LU MT NL AT PT SI FI EA Quelle: EZB. Anm.: Daten enthalten Schätzungen für ausgebuchte Kredite. -5 BE DE IE GR ES FR IT LU NL AT PT FI EA Quellen: EZB, NZB, ESF, ECBC, Moody s. Anm: Keine Erhebung für CY, MT, SI. Daten enthalten Schätzungen für ausgebuchte Kredite.. 12
2. Ausgewählte Resultate aus dem Task Force-Bericht Die Streuung der Zinssätze für Hypothekendarlehen reflektiert unterschiedliche Geschwindigkeiten & Grade bei der Weitergabe von Zinsänderungen: Höhe des durchschnittlichen Hypothekenzinses (in Prozent pro Jahr) Streuung der Hypothekenzinsen in Eurozone (in Prozent pro Jahr) 8 7 6 5 4 Oct-8 Okt-8 Feb-1 8 7 6 5 4 8 7 6 5 4 Bandbreite (linke Skala) Variationskoeffizient (rechte Skala) Durchschnittlicher Zins in Eurozone (linke Skala).25.2.15 3 3 3.1 2 1 2 1 2 1.5 BE DE IE GR ES FR IT NL AT PT SI SK FI EA 23 24 25 26 27 28 29 21. Quelle: EZB. Notes: Aufgrund begrenzter Datenverfügbarkeit finden sich CY, LU und MT in der Berechnung nicht wieder, Der Variationskoeffizient ist die Standardabweichung zwischen den Ländern geteilt durch den durchschnittlichen Zinssatz der Eurozone. 13
2. Ausgewählte Resultate aus dem Task Force-Bericht Spreads auf den Hypothekarkreditmärkten sanken im Vorfeld der Krise, wobei sowohl Höhe als auch Veränderung unterschiedlich waren: Durchschnittlicher Hypothekenzins abzüglich der durchschnittlichen Einlagenkosten (Prozentpunkte) 5. 4. Durchschnittlicher Spread 23-27 Veränderung des Spreads 23-27 Durchschnittlicher Spread 27 5. 4. 3. 3. 2. 2. 1. 1... -1. -1. -2. BE DE IE GR ES FR IT LU NL AT PT SI FI EA Quelle: EZB. Anm.: Die durchschnittlichen Einlagenkosten ergeben sich aus den Zinssätzen, die auf Einlagen von Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen gewichtet mit ausstehenen Beträgen gezahlt werden. CY, MT und SI sind aufgrund fehlender Daten nicht einbezogen. 14-2.
Gliederung 1. Wohnungsbaufinanzierung und die Zentralbank 2. Ausgewählte Ergebnisse aus dem Task Force*- Bericht (ECB Occasional Paper No. 11/March 29) 3. Über die Krise hinaus * Arbeitsgruppe des geldpolitischen Ausschusses des Europäischen Systems der Zentralbanken. 15
3. Über die Krise hinaus Eine Bestimmung der mittelfristigen Trends ist schwierig: Was sind nachhaltige Verschuldungsniveaus? Was ist die Zukunft der Verbriefung und Hypotheken-Refinanzierung? 175 125 75 Entwicklungstendenzen der Verbriefung (jährlicher Kapitalfluss in Milliarden Euro) Marktdaten zu in Euro begebenen Residential Mortgage Backed Securities 175 125 75 25-25 -75 Schätzung aus BSI Statistiken über von Banken der Eurozone verbriefte und von Marktteilnehmern gekaufte Hypothekendarlehen 25-25 -75-125 22 23 24 25 26 27 28 29 Quelle: EZB and Dealogic. Anm.: Schätzungen über die von Banken der Eurozone verbrieften Hypothekendarlehen leiten sich aus der Emission von Schuldverschreibungen durch OFI abzüglich der von MFI gehaltenen verbrieften Darlehen ab. -125 16
3. Über die Krise hinaus Fragen von Belang für die Geldpolitik: In welchem Ausmaß wird sich die Wohnungsbaufinanzierung weiter dem angelsächsischen Modell annähern? und birgt dies ein größeres Potential für makroökonomische Instabilität in sich? Werden Vermögenspreise weiter eine wachsende Rolle für die makroökonomische Entwicklung spielen? und wird daher eine leaning against the wind -Strategie wichtiger? Was ist das Ausmaß einer zukünftigen Integration der Hypothekarkreditmärkte? und wird dies zu einem Trade-off zwischen einer homogeneren geldpolitischen Transmission und einem größeren Spillover-Risiko führen? 17