Einsatz von RFID im Supply Chain Management: Eine empirische Analyse der Einflussfaktoren

Ähnliche Dokumente
Tracking & Tracing von Mehrwegbehältern auf der Basis von Image Codes

1. Einleitung Ausgangssituation

Modulbeschreibung. Beitrag des Moduls zu den Studienzielen. Voraussetzungen für die Teilnahme

Herausgeber: die Professoren des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik

Peter Brückner-Bozetti. Unternehmensberatung. und Partizipation. Eine empirische Untersuchung. in Krankenhausunternehmen

Neue Risiken und Chancen in Zeiten des Klimawandels: deskriptive und induktive Ergebnisse Klaus Fichter und Tina Stecher

"Container Supply Chains transparent und sicher

Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln: Potentiale und Adoptionschancen für RFID

Inhaltsverzeichnis. 7 Implikationen für Forschung und Praxis Implikationen aus dem theoretischen Teil

Mehr Effizienz durch "sprechende" RFID- Objekte in Geschäftsprozess-Ketten"

Konkurrenzvorteile am Point-of-Sale

Nachhaltige Beschaffung führt zu Wettbewerbsvorteilen

Der RFID Rollout in der METRO Group

Marketingspezialisierung: Pharmamarketing

Vorstellung Anwendungsfächer im BSc- Studiengang Technische Kybernetik

Ansatz zur Verbesserung von unternehmensübergreifenden End-to- End-Prozessen mithilfe der RFID-Technologie

Informationsaustauch zwischen Wettbewerbern

Survival Erfolgsbedingungen neu gegründeter Betriebe im Ruhrgebiet

RFID im Handel. Gesellschaft für Informatik Regionalgruppe Köln. Köln, 26. August 2008

Risk-Sharing-Modelle - Ansätze zur Finanzierung European Investment Fund (EIF) RSI Garantie

Rückverfolgbarkeitssysteme in der Ernährungswirtschaft

Wir erschaffen die Arbeitsplatzkonzepte der Zukunft mit Microsoft SharePoint.

RFID in der Fertigungssteuerung

W.WIINM32.11 (Datawarehousing) W.WIMAT03.13 (Statistik)

Competence Center Mehrwegtransportverpackungen

Weiche HR-Kennzahlen im strategischen Personalmanagement

Multi-Channel-Retailing

Abbildungsverzeichnis... IX. Tabellenverzeichnis... XV. Abkürzungsverzeichnis... XIX. 1 Einleitung Problemstellung und Motivation...

Türkisch-Deutsche Universität. Datenblatt für Vorlesungen

Einführung von BMEcat 2005 mit 5.1

Living Agile! Velocity made

Peter Domma. Der Einfluss des Web 2.0 auf das Konsumentenverhalten im E-Commerce

RFID Perspektiven für den Mittelstand

Diffusion von Supply Chain Management und Entstehung von Supply Chain Networks

Online-Marketing. Chancen & Risiken, Instrumente, Erfolgsfaktoren. von. Gastprof. Dr. Bernd Schnurrenberger

Logistik Logistik II Fallstudientermine zu Logistik II Informations-, Identifikations- und Automatisierungstechnologien in der Logistik I

Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien 45

Supply Chain Collaboration als Antwort auf Volatilität und Kostendruck

Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von Hybridautos

Plauen, im Oktober Fördermitteltelegramm+++

Make-or-Buy bei Anwendungssystemen

Testmanagement Zentraler Prozess im ALM

Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln: Potentiale und Adoptionschancen für RFID

Mittelständler für geförderte ebusiness-projekte gesucht!

Jonas Eickholt. Nutzung von Online. immobilien. finanzierungen. Empirische Untersuchung. der Einflussbedingungen. und Auswirkungen.

Frische. Schlank vom Feld ins Regal des Handels. Michael Tribus, Partner Porsche Consulting GmbH Branchentag Lebensmittel Nürtingen, 29.

Nachholklausur der Modulprüfung zur Vorlesung Logistik und Supply Chain Management

Neue Technologien zur Reduzierung von Ausschüssen entlang kühlpflichtiger Supply Chains

Texas Instruments Deutschland GmbH Haggertystr Freising

Supply Risk Managements

DISKUSSIONSBEITRÄGE DER FAKULTÄT FÜR BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE MERCATOR SCHOOL OF MANAGEMENT UNIVERSITÄT DUISBURG-ESSEN. Nr. 378

RFID-Werkzeuglogistik - Als die Werkzeuge funken lernten

W2MO - Nutzen Sie das Potential Ihrer Daten!

Wirtschaft und nachhaltige Innovationen. Neue Chancen durch Beteiligung?

Inhaltsverzeichnis. Teil A Simulationen in der Unternehmenssteuerung Grundlagen 23

Siemens Business Services

Internetbasierte Gästebefragung

Der We We zur zu Smart Fa c Fa t c o t ry

BWL-DLM / Logistikmanagement

Potenziale von Industrie 4.0 im Mittelstand Empfehlungen aus der aktuellen BMWi-Studie

demo_li_dl_de_palettenundrfid_prod_v130104_mh Paletten und RFID

Warenrückverfolgbarkeit und Herkunftssicherung durch EAN-Standards

Optimierung und Betrieb von Supply Chains auf einem Logistik-Marktplatz am Beispiel des echainmanagers der ESCATE AG

Erfolgsfaktoren im Ideenmanagement Ergebnisse einer empirischen Studie

Klausurvorbereitung. Prof. Dr.-Ing. F. Straube

RISIKEN DER ROBOTIKAKZEPTANZ IDENTIFIKATION UND ENTWICKLUNG VON LÖSUNGSANSÄTZEN

Standortfaktoren für Startups der TIME-Branche Analyse relevanter Faktoren eines Startup-Ökosystems aus Perspektive der Stakeholder

Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart. BWL- Handel. Besuchen Sie uns im Internet

Von SAP bis zum Apple Store: Wie verändert die Digitalisierung ein Unternehmen?

Der Engineering-Arbeitsplatz: Ein genderrelevanter Disziplinenmix?

Step by Step Leitfaden zum Start mit dem. GS1 System

Modellbasierte Bewertung kollaborativer Belieferungskonzepte

Die METRO Group Future Store Initiative

Transparenz!? Moderne Beziehungen zwischen Unternehmen und Kapitalgebern

Management von Clustern - zwischen Steuerung und Selbstorganisation

Klimawandel und die Finanzwirtschaft

(Internationale) Innovationsgenerierung bei der EQS Group. und der Einfluss von Enterprise Social Software

Inhaltsverzeichnis TEIL A - Der theoretische Teil der vorliegenden Untersuchung zum Kundenverhalten im Multi-Channel-Retailing 1

Controlling. bringt Informationen als Früherkennungs- und Frühwarnsystem

Stefanie Lahn. Der Businessplan in. Theorie und Praxis. Überlegungen zu einem. zentralen Instrument der. deutschen Gründungsförderung

Das Phänomen der De-Internationalisierung

Die Finanzierung von Innovationen in KMU

Competence Circle Linz; Alexander Gauby. RF-iT Solutions. May 08 D. Berger Page 1 Copyright RF-iT Solutions GmbH - all rights reserved

CEE M&A Markt-Trends. Impulsvortrag. Quelle: ZEPHYR M&A Datenbank. CEE M&A Trends ZEPHYR M&A Datenbank. Mag. Emmanuel Ph. Jansa, Bureau van Dijk

Hier ist Raum für Ihren Erfolg.

Anforderungen an die Palette in der Supply-Chain Heute und in der Zukunft

Anwendungspotenziale synchroner Multimediakommunikation

Valora Trade Switzerland AG Unternehmensgrenzen schwinden

Vorlesung 1: Honeywell, Inc. and Integrated Risk Management

RFID entlang der gesamten Lieferkette die Metro Group Future Store Initiative

Wie relevant ist Industrie 4.0 für kleine und mittelständische Unternehmen?

The big picture: Prince2 featuring SCRUM. Bernd Lehmann, Prince2-Tag Köln, 12. Mai 2011

Kontextsensitive und prozessbasierte Unterstützung für Servicetechniker: Vorstellung eines Prototypen mit hoher Usability

EIF RSI. Förderungen für innovative Unternehmen Risk Sharing Instrument des Europäischen Investitionsfonds

VORSTANDSSPRECHER, SAP AG

Einsatz von Anwendungssystemen

Österreichs Hidden Champions

Info-Veranstaltung Bachelor-, Projekt-, und Masterarbeiten

Anforderungen für den Einsatz von Complex Event Processing in Banken. Manuel Knaus

Transkript:

Multikonferenz Wirtschaftsinformatik ISIH Workshop 26. 28. Februar 2008, München Einsatz von RFID im Supply Chain Management: Eine empirische Analyse der Einflussfaktoren Maria Madlberger Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik Wirtschaftsuniversität Wien -1-

Agenda RFID in der Supply Chain Forschungsmotivation und Forschungsfragen Forschungsmodell und Hypothesen Empirische Erhebung Ergebnisse und Diskussion Implikationen -2-

-3- RFID-Anwendungsmöglichkeiten Grundfunktionen: Identifikation Ortung Automatische Erfassung von Daten 010010100101010 010100010001001 111000010010101 001010101010001 010111010101011

RFID in der Supply Chain Automatische Erfassung von Wareneingängen Auffindbarkeit von Waren Prozesssteuerung Optimierung von Produktionsprozessen und -räumen -4- Warenrückverfolgung Diebstahlsicherung etc. etc.

RFID-Risiken und Nachteile Kosten Tags: In Abhängigkeit von Technik und Menge der Tags ca. 7 bis 10 US Cent Kosten für Software und Lese-/Schreibgeräte Durchschnittsinvestition eines US-Handelsunternehmens: 500.000 USD Kosten für Schulung und Integration Sicherheitsrisiken Technische Unzulänglichkeiten Flüssigkeiten, Metalle Signalinterferenzen Mächtigkeit von Strichcode-Systemen etc. etc. -5-

RFID-Praxiseinsatz in der Supply Chain Durch Electronic Product Code ist Standard verfügbar Artikelidentifikation auf Ebene der Paletten und Überverpackungen Pilotprojekte in Handel und Industrie Roll-outs -6-

Forschungsmotivation Kontroverse über Nutzen und Praxiseinsatz Langsame Diffusion in der Praxis Forschungsergebnisse primär bezogen auf: Technisches Design Anwendungsbereiche Fallstudien Wenig Kenntnis über Einflussfaktoren auf RFID-Nutzung Empirisches Forschungsmodell über Einflussfaktoren der RFID-Nutzung -7-

Theoretischer Hintergrund Diffusion von Innovationen (Rogers 1995) Adoption, Akzeptanz, Routineeinsatz, Durchdringung (Cooper und Zmud 1990) Interne Anpassung und externe Diffusion Anpassungslücke (Zhu, Kraemer und Xu 2006) Technologie-Organisation-Umwelt- Rahmenwerk (Tornatzky und Fleischer 1990) Ökonomische Bewertung innovativer Technologien (Driedonks et al. 2005) -8-

Forschungsmodell H1 + Erwartete interorganisatorische Verbesserungen Wahrgenommene technische Vorteile H2 + H3 + H4 - Absicht zur Adoption von RFID Wahrgenommene Kosten H5 + -9- Erwartete Prozessverbesserungen Unternehmensgröße

Quantitative Befragung 113 österreichische Konsumgüterhersteller und Einzelhändler (exkl. 13 bestehende RFID-Nutzer) Jahresumsatz in Mio EUR Land der Hauptgeschäftstätigkeit Position < 10 24% Österreich 71% Management 59% 10-50 20% Deutschland 12% Nicht- Management 41% 51-100 11% Andere europ. Länder 10% Verantwortlichkeit 101-500 25% International 7% IT 35% 501-1.000 7% Nicht-IT 65% 1.000-2.000 4% > 2.000 8% -10-

Messinstrumente Konstrukt Anzahl der Konstruktspezifikationen Cronbach Alpha Quelle Erwartete Prozessverbesserungen 7 0,879 Patterson, Grimm und Corsi (2003) Erwartete interorganisatorische Verbesserungen 6 0,858 Patterson, Grimm und Corsi (2003) Wahrgenommene technische Vorteile 6 0,798 Adaptiert von Asif und Mandviwalla (2005) Wahrgenommene Kosten 3 0,839 Adaptiert von Asif und Mandviwalla (2005) Adoptionsabsicht 4 0,929 Sia et al. (2001) -11-

Hypothesentests Hypothese Pfadkoeffizient T-Wert Entscheidung Hypothese H 1 : Erwartete Prozessverbesserungen -> Adoptionsabsicht 0,243 3,130 Annahme H 2 : Erwartete interorganisatorische Verbesserungen -> Adoptionsabsicht 0,232 2,591 Annahme H 3 : Wahrgenommene technische Vorteile -> Adoptionsabsicht 0,170 1,826 Annahme H 4 : Wahrgenommene Kosten -> Adoptionsabsicht -0,235 3,100 Annahme H 5 : Unternehmensgröße -> Adoptionsabsicht 0,064 0,718 Ablehnung -12-

Diskussion 1/3 Einfluss der erwarteten Prozessverbesserungen Prozesskosten Warenhandling Durchlaufzeiten Operativer Datenaustausch Einfluss der erwarteten interorganisatorischen Verbesserungen Beziehung mit Lieferanten und Kunden Information Sharing Vertrauen Kundenzufriedenheit -13-

Diskussion 2/3 Einfluss der wahrgenommenen technischen Vorteile Sicherheit Lesegenauigkeit Verfügbarkeit Standards Einfluss der wahrgenommenen Kosten Kosten der Tags Kosten der Schreib-/Lesegeräte Kosten der Software -14-

Diskussion 3/3 Kein Einfluss der Unternehmensgröße Unterschied zu bisherigen RFID-Nutzern Ungünstigere Rahmenbedingungen für kleinere Unternehmen Technologieadoption aufgrund Macht von Geschäftspartnern Besonderheiten des österreichischen Marktes Ergebnis ist konsistent mit Studien zur IS-Adoption (z.b. Burke 2005, Schubert, Fischer und Leimstoll 2007) -15-

Implikationen für die Praxis Interne Nutzenpotentiale sind gegeben Wahrnehmung der zwischenbetrieblichen Integration Einfluss von Geschäftspartnern auf unternehmensübergreifende RFID-Nutzung Technische Entwicklung entscheidend für Adoption Anwendungspotentiale für kleinere und mittelständische Unternehmen Kommunikation der Vorteile durch RFID-Anbieter Verbesserung der gegenwärtigen Schwächen -16-

Implikationen für die Forschung Bedeutung der interorganisatorischen Perspektive RFID als zwischenbetriebliches Informationssystem Theorien zur Erklärung zwischenbetrieblicher Zusammenarbeit und Nutzung von Interorganisationssystemen Untersuchung weiterer Einflussfaktoren Macht von Geschäftspartnern, Vertrauen, need pull etc. Generalisierbarkeit der Studie: Weitere Branchen, weitere Länder Adoptionsabsicht Anwendungsbereiche Fortgeschrittenere Phasen der Diffusion -17-

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Fragen? Maria Madlberger maria.madlberger@wu-wien.ac.at -18-