Langzeitkonten. Eine zeitliche Entlastung für Eltern? Philip Wotschack

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Transkript:

Langzeitkonten. Eine zeitliche Entlastung für Eltern? Philip Wotschack

HBS-Projekt Langzeitkonten und biographische Lebensführung (2006-2008) Leitung Prof. Dr. Eckart Hildebrandt (WZB) Chancen und Risiken von Langzeitkonten für die biographische Lebensgestaltung von Beschäftigten Unternehmensdaten Betriebsfallstudien Beschäftigtenbefragungen Beschäftigteninterviews

Präsentation Sind Langzeitkonten ein geeignetes Instrument zur zeitlichen Entlastung von Eltern? 1. Was sind Langzeitkonten? 2. Potenziale für Eltern? 3. Familienorientierte Nutzungsangebote in Unternehmen? 4. Interessen der Beschäftigten? 5. Nutzungsmuster der Beschäftigten? 6. Gründe der Nicht-Nutzung? 7. Zusammenfassung und Diskussion

Was sind Langzeitkonten? Arbeitszeitkonto mit einem Ausgleichszeitraum länger als ein Jahr Quellen können Mehrarbeit, Resturlaub oder Entgeltbestandteile sein Ermöglichung von Zeitausgleich in Form bezahlter Freistellungen Zwei Typen von Langzeitkonten (nach Verwendungszweck) Lebensarbeitszeitkonto Verwendung für Verkürzung der Erwerbsdauer Optionales Langzeitkonto Freistellungen während des Erwerbsverlaufes Vielfalt von Varianten: Ansparprozess (Quellen, Volumen, Obergrenzen) Entnahme (Verwendungszweck, Zeitpunkt, Umfang)

Potenziale für Eltern? Arbeitszeitinstrument zur Erhöhung der betrieblichen Flexibilität Chancen für die Beschäftigten? langfristiger Zeitausgleich (zweifache Reziprozität) Erweiterte Arbeitszeitoptionen im Lebensverlauf in Form bezahlter Freistellungen für Familie, Freizeit, Weiterbildung, vorzeitigen Ausstieg Aufgegriffen im 7. Familienbericht in Form von Optionszeiten Care-Zeiten, Bildungszeiten, Sozialzeiten Potenzial für Eltern (a) bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Lebenslauf (b) Erhalt der Beschäftigungsfähig und Bewältigung von Risiken

Familienorientiert Nutzungsangebote? Repräsentative Unternehmensbefragung der SFS-Dortmund zu flexiblen Betriebszeiten (Herbst 2005) Nettostichprobe von 1710 Unternehmen (204 mit Langzeitkonto) Hochrechnung auf Gesamtheit der Betriebe Informationen über: Verbreitung und Nutzung von Langzeitkonten Betriebsmerkmale Personalpolitik und Interessenvertretung

Ergebnisse der Repräsentativbefragung (2005) Anteil der Betriebe mit Langzeitkonto in % 18 17 16 Langzeitkonto im Betrieb 14 12 10 8 6 4 7 5 12 13 2 0 gesamt 1 bis 9 10 bis 49 50 bis 249 250 und mehr Betriebsgrößenklassen

Ergebnisse der Repräsentativbefragung (2005) Verbreitung von Entnahmemöglichkeiten (in%) (nur Betriebe mit Langzeitkonto; n=204) Weiterbildung 17 Entnahmemöglichkeit Sabbatical Familienzeit vorübergehende Teilzeit Altersteilzeit 6 7 27 30 Vorruhestand 6 0 5 10 15 20 25 30 35 Verbreitung in %

Ergebnisse der Repräsentativbefragung (2005) Verbreitung von Entnahmemöglichkeiten (in %) nach Betriebsgröße (nur Betriebe mit Langzeitkonto: n=204) Alle Betriebe 1-9 Beschäftigte 10-49 Beschäftigte 50-249 Beschäftigte 250+ Beschäftigte Weiterbildung 17 17 12 27 50 Sabbatical 6 2 9 17 27 Familienzeit 27 17 39 42 26 Temporäre Teilzeit 30 17 45 47 28 Altersteilzeit 7 6 1 23 69 Vorruhestand 6 6 1 20 54

Familienorientierte Nutzungsangebote? Geringe Verbreitung von Langzeitkonten Schwerpunkt vor allem in Großunternehmen Nutzungsmöglichkeiten für Familienzeit oder vorübergehende Teilzeit vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen Nutzungsmöglichkeiten für vorzeitigen oder gleitenden Ruhestand dominieren in Großunternehmen (Ersatz für geförderte Altersteilzeit) -> Instrumentalisierung für Vorruhestand -> Gefahr der Überforderung des Langzeitkontos -> begrenzt von Entnahmemöglichkeiten für Vereinbarkeit

Interessen der Beschäftigten? Standardisierte Beschäftigtenbefragung bei einem Verkehrsdienstleister mit über 10.000 Mitarbeitern Langzeitkonto seit 1997 (freiwillige Übertragung aus Jahreskonten) Sample umfasst 5400 Mitarbeiter Unterschiede nach Geschlecht und Tätigkeitsbereich 19% weibliche Mitarbeiterinnen 81% männliche Mitarbeiter 61% arbeiten im operativen Bereich (Schichtsystem) 39% arbeiten im administrativen Bereich (Gleitzeitregelung)

Zeitpräferenzen Welche persönliche Zeiteinteilung bevorzugen Sie? (n=5300) Längere Zeit mehr arbeiten und dafür vorzeitig in den Ruhestand gehen 8 Auch längere Zeit mehr arbeiten und dafür längere Auszeiten nehmen können 13 Auch kurze Zeit mal mehr arbeiten für kurzfristigen Zeitausgleich 32 Möglichst jeden Tag eine gute Balance von Arbeit und Leben erreichen 47 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Anteil in %

Zeitpräferenzen nach Geschlecht Welche persönliche Zeiteinteilung bevorzugen Sie? (n=5300) Längere Zeit mehr arbeiten und dafür vorzeitig in den Ruhestand gehen 4 8 Auch längere Zeit mehr arbeiten und dafür längere Auszeiten nehmen können 13 11 Männer Auch kurze Zeit mal mehr arbeiten für kurzfristigen Zeitausgleich 31 38 Frauen Möglichst jeden Tag eine gute Balance von Arbeit und Leben erreichen 47 47 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Anteil in %

Interessen der Beschäftigten? Dominante Präferenz für die tägliche Balance von Arbeit und Leben und kurzfristigen Zeitausgleich Kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen Interesse am langfristigen Ansparen für Freistellungen während des Erwerbslebens ist eher gering In der mittleren Lebensphase ( Rush-Hour ) mit kumulierenden Zeit- und Geldbedarfen ist das Interesse besonders gering -> Bedarf nach alltäglicher Balance von Arbeit und Leben begrenzt Ansparmöglichkeiten auf dem Langzeitkonto -> Hoher Zeitbedarf in der mittleren Lebensphase begrenzt Nutzungsmöglichkeiten -> ähnliche Befunde in den Niederlanden, in denen von 2001 bis 2005 eine Gesetzesregelung zum Ansparen längerer Freistellung bestand

Exkurs Niederlande: Verlofspaarregeling (01/2001 12/2005) Bedarf nach Ansparmöglichkeiten (Repräsentativbefragung des SCP 2002) Bedarf nach Sparmöglichkeit 17% Vor allem: Vielarbeiter in großem Betrieb mit Vereinbarkeitsproblem mit Gesundheitsproblem Motive: verlängerter Urlaub 66% mehr Zeit für Hobbies 33% mehr Zeit für Kinderbetreuung 20% (bzw. 40%)

Exkurs Niederlande: Verlofspaarregeling (01/2001 12/2005) Nutzung der Ansparmöglichkeiten (Repräsentativbefragung des SCP 2002) Tatächliche Nutzung 6% Vor allem: Männer ohne Kinder wenig Vereinbarkeitsprobleme kollegiale Arbeitsumgebung -> Nutzergruppe weicht von Zielgruppe ab -> Mismatch: Problem der Aufbaulogik von Zeitkonten

Nutzungsmuster des Langzeitkontos? Nutzen Sie das Langzeitkonto? (n=4838) 27% ja nein 73%

Ansparen nach Geschlecht Nutzen Sie das Langzeitkonto? (n=4395) Frauen 32 68 nein ja Männer 26 74 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Antworten in %

Ansparen nach Unternehmensbereich Nutzen Sie das Langzeitkonto? (n=4600) Administrativer Bereich (Gleitzeit) 39 61 Operativer Bereich (Schicht) 19 81 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Antworten in % ja nein

Gewünschte Verwendung des Zeitguthabens Welche Verwendung der angesparten Zeit bevorzugen Sie? Nur Nutzer des Langzeitkontos (n=1316) Weiterbildung 18 Sabbaticals 10 Familienzeiten 33 Vorübergehende Teilzeit 13 Verkürzung der Lebensarbeitszeit 55 0 10 20 30 40 50 60 Anteil in %

Gewünschte Verwendung nach Geschlecht Welche Verwendung der angesparten Zeit bevorzugen Sie? Nur Nutzer des Langzeitkontos (n=1185) Weiterbildung 16 25 Sabbaticals 7 20 Familienzeiten 33 33 Männer Frauen Vorübergehende Teilzeit 10 23 Verkürzung der Lebensarbeitszeit 56 54 0 10 20 30 40 50 60 Anteil in %

Nutzungsmuster des Langzeitkontos? Eher geringe Resonanz der Nutzung Dominanter Verwendungswunsch ist vorzeitiger Ruhestand gefolgt von Familienzeit Kaum Unterschiede zwischen Männern und Frauen Nutzung ist deutlich höher bei administrativen Beschäftigten -> Familienzeit ist weit verbreitetes Ansparmotiv -> große Differenzen im Ansparverhalten nach Stellung im Betrieb und Qualifikation

Gründe der Nicht-Nutzung? Starkes Interesse an alltäglicher Balance Geringe zeitliche und finanzielle Spielräume (vor allem in der mittleren Lebensphase und bei niedrigen Einkommen) Kurzzeitperspektive (eher zeitnahe Verwendungsinteressen) Nutzung alternativer Instrumente (Teilzeit, Altersvorsorge) Unsicherheiten der Entnahme (betriebliche Restriktionen) relativ kurzer Erfahrungszeitraum bisher wenige Beispiele für Entnahmen -> Vorreitergruppe: Hochqualifizierte IT-Angestellte viel Mehrarbeit hohe Einkommen Planung und Selbststeuerung

Zusammenfassung und Diskussion 1. Es ist ein Potenzial für Eltern erkennbar Ermöglichung von bezahlten Freistellungen im Lebenslauf Hoher Zeit- und Geldbedarf in der mittleren Lebensphase Verwendung für Familienzeit (häufiges Motiv) Flexibles Zeitpolster (etwa für Krisen) 2. Deutliche Barrieren in der Praxis Ansparphase (Zeit- und Geldknappheit, Mismatch) Betriebliche Restriktionen (Kontenmodell und Entnahmen) Instrumentalisierung für Vorruhestand 3. Gestaltungsoptionen Zugangsbedingungen verbessern alternative Instrumente (differenzierte Arbeitszeitpolitik)

Projekt Langzeitkonten und biographische Lebensführung Gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung Durchgeführt am WZB unter der Leitung von Prof. Dr. Eckart Hildebrandt Laufzeit: 04/2006 11/2008 Informationen im Internet www.boeckler.de/show_project_fofoe.html?projectfile=s-2006-818-3.xml www.wzb.eu/bal/aam/lzk/lzk.de.htm Kontakt Philip Wotschack (WZB): Sebastian Brandl (HBS): wotschack@wzb.eu sebastian-brandl@boeckler.de Bisherige Veröffentlichungen Hildebrandt, Eckart (2007): Vorteile und Potenziale von Langzeitkonten. In: WSI- Mitteilungen, Jg. 60, H. 11, S. 620-622 Hildebrandt, Eckart (Hg.) (2007): Lebenslaufpolitik im Betrieb. Optionen zur Gestaltung der Lebensarbeitszeit durch Langzeitkonten. Berlin: edition sigma, 260 S. Hildebrandt, Eckart; Wotschack, Philip (2006): Langzeitkonten und Lebenslaufpolitik. In: WSI-Miteilungen, Jg. 59, H. 11, S. 592-600. Wotschack, Philip; Hildebrandt, Eckart (2006): Lebensarbeitszeit. Online-Dossier des Goethe-Instituts 2006: Arbeit(s)leben im Wandel. Die Veröffentlichung der Projektergebnisse ist für Ende 2008 geplant.