SACHSEN-ANHALT Erhaltungsmischungen: Saatgutrecht und Saatgutqualität Dr. Gunter Aßmann Prüf- und Anerkennungsstelle für Saat- und Pflanzgut
Gliederung 1. Gesetzliche Grundlagen 2. Umsetzung a. direkt geerntete Mischungen b. angebaute Mischungen c. Methodischer Ansatz zur Laborprüfung 3. Fazit
1. Gesetzliche Grundlagen - EU-Richtlinie 2010/60 vom 30.8.2010 - Verordnung über das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmischungen vom 06.12.2011, zuletzt geändert am 25.10 2012 (Erhaltungsmischungsverordnung, ErhMischV) - Erhaltungssortenverordnung vom 21.7.2009, zuletzt geändert am 17.12.2010 (ErhSortV)
1. Gesetzliche Grundlagen
1. Gesetzliche Grundlagen
1. Gesetzliche Grundlagen Anforderungen und Überwachung (Spezifiziert in einem Leitfaden für die Behörden) Genehmigung für Inverkehrbringer Im Betrieb: Führen von Aufzeichnungen über Art der Mischung Nummer und Menge Zusammensetzung Keimfähigkeit bei Futterpflanzensaatgut Ursprungsgebiet Quellgebiet Entnahmeort Produktionsraum und Vermehrungsstandort
1. Gesetzliche Grundlagen Anforderungen und Überwachung (Spezifiziert in einem Leitfaden für die Behörden) Anerkannte Private Zertifizierungsunternehmen notwendig Kennzeichnung Überwachung durch die Behörde Sichtkontrollen Untersuchung von Saatgutproben Kontrolle der Aufzeichnungen incl. deren Plausibilität, Anbaufläche, geernteter Menge und Qualität Rücknahme der Genehmigung bei Verstößen möglich
Gliederung 1. Gesetzliche Grundlagen 2. Umsetzung a. direkt geerntete Mischungen b. angebaute Mischungen c. Methodischer Ansatz zur Laborprüfung 3. Fazit
2. Umsetzung Ziel: Samengewinnung autochtoner Herkünfte zur Entwicklung von Pflanzengesellschaften für unterschiedliche Anwendungen z.b.: Renaturierung von Bergbaufolgelandschaften Ausgleichsflächen für Verkehrsbau Landschaftsgestaltung Verkehrsbegleitflächen Innerstädtische Begrünungsmaßnahmen
2 a. direkt geerntete Mischungen z. B. Wiesendrusch Mischung aus z.t. mehr als 50 Arten TKG von 0,01g (Sedum-Arten) bis 20g (Wicken) Unterschiedliche Reifezustände Enthält Sameneinheiten: Samen, Fruchtstände, MSU, Teilfrüchte usw. Enthält sehr stark variierende Anteile an unschädlichen Bestandteilen (Pflanzenteile, mineralische Bestandteile; z.t. über 50%) jede Partie einer Spenderfläche ist anders zusammengesetzt (abhängig von Jahreswitterung und Erntetermin, Erntemethode und Bestandesstruktur)
Beispiel: Wiesendrusch (nicht Heudrusch)
2.b. Angebaute Mischungen
Arctium sp. Spitzklette Tanacetum vulgare Rainfarn
Pimpinella major Große Bibernelle Eupatorium canabinum Wasserdost Pastinaca sativa Pastinak
Verbascum lychnitis Mehlige Königskerze
2.c. Methodischer Ansatz Einsendungsprobe Schwedenwiese I, Masse insgesamt 46 g
2.c. Methodischer Ansatz Untersuchungsprobe 5 g Probenteilung zur Herstellung überschaubarer Arbeitseinheiten z.b. 1 : 10 0,5 g 0,5 g 0,5 g 0,5 g 0,5 g 0,5 g 0,5 g 0,5 g 0,5 g 0,5 g Reine Sameneinheiten in 5g in Prozent UV in 5 g [%] zufällige Entnahme von je 100 Sameneinheiten aus 4 Wiederholungen für die Bestimmung der aktuellen Keimrate - Wiegen je Wiederholung - Zählen je Wiederholung - Artenbestimmung je Wiederholung + RS Reine Sameneinheiten Wiegen RS absolut in 5 g (Anzahl je Art in 5 g)
Reine Samen (-einheiten)
Unschädliche Verunreinigungen
2.c. Methodischer Ansatz Reinheitsuntersuchung (Beispiel) Bernburg Ost Anzahl Gewicht (g) Art A B C D Ø in 5 g A B C D Ø in 5 g Achillea millefolium 3 5 2 5 3,75 37,5 0,0003 0,0005 0,0002 0,0004 0,00035 0,0035 Daucus carota 2 0 0 0 0,5 5 0,001 0 0 0 0,00025 0,0025 Centaurea jacea 2 3 2 2 2,25 22,5 0,0029 0,0061 0,0032 0,004 0,00405 0,0405 Cichorium intybus 43 29 25 29 31,5 315 0,0404 0,0318 0,0264 0,034 0,03315 0,3315 Symphytum officinale 0 0 0 1 0,25 2,5 0 0 0 0,008 0,002 0,020 Echinochloa crus-galli 0 1 0 0 0,25 2,5 0 0,0018 0 0 0,00045 0,0045 Galium album 224 189 209 212 208,5 2085 0,1221 0,1048 0,1212 0,1247 0,1182 1,182 Lolium sp. 0 1 0 0 0,25 2,5 0 0,0019 0 0 0,000475 0,00475 Medicago lupulina 0 1 0 0 0,25 2,5 0 0,0011 0 0 0,000275 0,00275 Origanum vulgare 2 1 2 0 1,25 12,5 0,0001 0,0001 0,0002 0 0,0001 0,001 Picris hieracioides 4 2 1 1 2 20 0,0026 0,0012 0,0006 0,0008 0,0013 0,013 Plantago lanceolata 30 25 27 25 26,75 267,5 0,0457 0,035 0,0362 0,0347 0,0379 0,379 Prunella vulgaris 21 23 19 26 22,25 222,5 0,0154 0,0163 0,0136 0,0194 0,016175 0,16175 Senecio viscosus 0 1 0 0 0,25 2,5 0 0,001 0 0 0,00025 0,0025 Trifolium campestre 0 1 0 3 1 10 0 0,0006 0 0,0013 0,000475 0,00475 Trifolium pratense 12 5 11 11 9,75 97,5 0,0145 0,0058 0,0134 0,013 0,011675 0,11675 Trifolium repens 0 0 1 3 1 10 0 0 0,0005 0,0014 0,000475 0,00475 Summe 343 287 299 318 311,75 3118 2,2755
Wiesendruschprobe ungereinigt; 0,5 g auf Filterpapier (TP), 20 C, ohne VK; Erstauszählung nach 7 Tagen: (64 mk + 284 dk) x10= 3480 Kpfl./m²
Wiesendruschprobe ungereinigt; 0,5 g auf Filterpapier (TP), 20 C, ohne VK; Zwischenauszählung nach 14 Tagen: (76 mk + 411 dk) x 10= 4870 Keimpflanzen/m²
2.c. Methodischer Ansatz aktuelle Keimrate in % Vorbehandlung ohne Vorbehandlung 5 Tage bei 7 C Probe monokotyle dikotyle gesamt monokotyle dikotyle gesamt WDMD2008 37 6 43 36 5 41 Bernburg Ost 0 45 45 0 48 48 Schwedenwiese 16 7 23 20 8 28 Vorbehandlung 10 Tage bei 7 C 10 Tage bei -2/+2 C Probe monokotyle dikotyle gesamt monokotyle dikotyle gesamt WDMD2008 33 7 40 35 6 41 Bernburg Ost 1 59 60 0 64 64 Schwedenwiese 22 9 31 29 7 36
Beispiel: Wiese Bernburg - Ost 4 darf nur in Verkehr gebracht werden, wenn Nr. 3. eine direkt geerntete Mischung a) hinsichtlich der Keimfähigkeit ihrer einzelnen Bestandteile geeignet ist, die Art des Lebensraumes des Entnahmeortes an einem anderen Ort wiederherzustellen. Erfahrungswert aus der Ingenieurbiologie: 5 g/m² Aussaatmenge In 5 g sind hier 3118 Samen enthalten (Reinheit ca. 50%) Die aktuelle Keimrate beträgt max. 64 %, das sind max. 2000 Keimpflanzen Ziel sind 200 400 Pflanzen / m² Deshalb würde rein rechnerisch eine Keimrate von ca. 10 % genügen
Erste Wirtschaftliche Betrachtung: Zeitbedarf /Probe (Schätzwerte aus drei sehr unterschiedlichen Proben) 40 Reinheit Artbestimmung Keimfähigkeit 35 Zeit in Stunden 30 25 20 15 10 5 0 Var 2 Var 1 M 1 Var 1 M 2 Var 1 M 3 Gräsermischung
3. Fazit 1. Die ErhMiV fordert Kenntnis bei der zuständigen Behörde über : a. die Erzeugerbetriebe und deren Aufzeichnungen b. die Verhältnisse am Entnahme- bzw. Vermehrungsort c. Die beteiligten privaten Zertifizierungsunternehmen 2. Die Kontrollen führen private Zertifizierungsunternehmen durch. Zur Unterstützung dient ein Leitfaden: - Antrag - Fachliche Kenntnisse - Arbeitsumfang, Personaldecke, Zeitfonds, räumliche Verteilung - Zertifizierungsregelungen - Kontrolldichte ausreichend - Wirtschaftliches Interesse - Belange der ErhMiV berücksichtigt - Naturschutzbelange berücksichtigt
3. Fazit 3. Die Laborprüfung ist sehr aufwendig und methodisch noch nicht ausgereift. 4. Einzelne Aspekte sind von der ErhMiV noch nicht abgedeckt Mischungen von Wiesendrusch und Einzelarten, Ursprungsgebiets-regelung, Sammelgebiete außerhalb von geschützten Gebieten
Hohe Variabilität erfordert hohe Flexibilität Dr. Gunter Aßmann Anerkennungsstelle für Saat- und Pflanzgut