Lobbyismus in der EU ein Problem

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Transkript:

Lobbyismus in der EU ein Problem Ulrich Müller, LobbyControl, November 2016

Gliederung 1. Unsere Sicht auf Lobbyismus 2. Lobbyismus in der EU Strukturen und Beispiele 3. Zwischenfazit: wir haben ein Problem 4. Was tun? Lobbyregulierung verbessern 5. Was tun? Weitergehende Perspektiven

Kurzvorstellung LobbyControl Was wir wollen: - Lobby- und Machtstrukturen offenlegen - dem Lobbyismus Schranken setzen Wie wir arbeiten: - eigene Recherche und Kampagnenarbeit - Finanzierung: Mitglieder und Spenden, Stiftungen Webseite: www.lobbycontrol.de

1) Unsere Sicht auf Lobbyismus Demokratie braucht faire Interessenaushandlung...

aber die Realität sieht so aus: Im Lobbyismus spiegeln sich gesellschaftliche Ungleichheiten und Machtstrukturen. Es gibt enge Verflechtungen zwischen Politik und einzelnen Lobbyakteuren. Lobbyisten arbeiten mit problematischen Methoden. Intransparenz erschwert demokratische Kontrolle.

Fazit: Lobbyismus ist ein Demokratieproblem Ohne Gegenkräfte oder institutionelle Schranken begünstigt Lobbyismus heute finanzstarke, einflussreiche Akteure und gefährdet einen demokratischen, am Gemeinwohl orientierten Interessenausgleich.

2) Die Brüsseler Lobbyszene

Brüsseler Ungleichgewicht Registrierte Lobby-Akteure Agenturen und Berater In-House-Lobbyisten, Wirtschaftsverbände Nichtregierungsorganisationen Denkfabriken, Forschungseinrichtungen Kirchen und Religionsgemeinschaften Öffentliche Organisationen Quelle: EU-Transparenzregister http://ec.europa.eu/transparencyregister/public/consu ltation/statistics.do?locale=de&action=prepareview Treffen EU-Kommissare Quelle: www.integritywatch.eu, 2. Nov. 2016

Privilegierter Zugang: Beispiel TTIP Quelle: www.lobbycontrol.de/2015/07/ttip-ein-paradies-fuerunternehmenslobbyisten/

Expertengruppen und High Level Groups

Privilegierter Zugang: Thema Seitenwechsel Jüngste Fälle: Manuel Barroso, Neelie Kroes, Karel de Gucht Foto: José Manuel Barroso, bit.ly/epp on Flickr

Agressive Lobbyarbeit: Bsp Endokrine Disruptoren 1) Generaldirektion Umwelt entwickelt einen Vorschlag für EDC-Kriterien (2009-2013) 2) Die Industrie läuft dagegen Sturm 3) Die EU-Kommission stoppt den Vorschlag der Generaldirektion Umwelt (Juni 2013) 4) Verzögerung des Prozesses, EuGH verurteilt EU-Kommission wegen Untätigkeit 5) Juni 2016: Neuer Vorschlag

Zentrale Lobbystrategien 1.TTIP als Druckmittel nutzen 2.Panikmache mit ökonomischen Verlusten 3.Impact Assessment als Verzögerungstaktik 4.Wissenschaftler-Gegenlager tritt auf 5.Generaldirektion Umwelt isolieren 6.Andere Stimmen mobilisieren z.b. Bauernverbände Quellen: Corporate Europe Observatory: A Toxic Affair, 2015 und A Toxic Affair: Season Finale, Juni 2016

Impact Assessment fordern zur Verzögerung E-Mail von Bayer an das Generalsekretariat der EU-Kommission, 7.6.2013

Fazit: Wir haben ein Problem Die europäische Politik wird sehr stark von LobbyAkteuren der Unternehmen beeinflusst. Es gibt Gegenwehr, aber sie ist punktueller.

3) Was tun? Lobbyregulierung verbessern Einflussnahme sichtbar machen Schranken und striktere Regeln für Lobbyisten Ziel: Das Spielfeld der Interessen ausgewogener gestalten Alliance for Lobbying Transparency and Ethics Regulation www.alter-eu.org

Lobbyregister in der EU - freiwillig Online unter http://ec.europa.eu/transparencyregister Alternativ: lobbyfacts.eu

Schranken setzen, z.b. den Seitenwechseln Streitpunkt: erweiterte Karenzzeiten für EU-Kommissare und leitende Beamte

Verhaltensregeln im Europäischen Parlament

Lobbyarbeit beim Rat Keine Beteiligung am Lobbyregister Fehlende Transparenz Rechenschaft kaum möglich

Was tun? Weitergehende Perspektiven Europäische Öffentlichkeit Mobilisierung von EU-Bürgerinnen und Bürgern Diskussion über (wachsende?) Interessengegensätze und den Stellenwert ökonomischer Interessen

Ende Weitere Informationen: Webseite www.lobbycontrol.de www.lobbypedia.de E-Mail u.mueller@lobbycontrol.de