Gegenüberstellung von zentralen Rehabilitandenmerkmalen bei Personen mit muskuloskelettalen und psychischen Erkrankungen Institut für Rehabilitationsmedizin Martin Luther Universität Halle Wittenberg 1. Dezember 2010
Überblick Vergleich muskuloskelettaler (MSK) und psychischer Erkrankungen (PS) in der Rehabilitation Berücksichtigung psychischer Komorbiditäten bei MSK Rehabilitanden Vorrangig deskriptive und grafische Analysen des SUF Rehabilitation 2006 Neuartige Darstellungsformen kategorialer Daten Konsequenzen aus den gefundenen Unterschieden
Hintergrund Diagnosegruppen MSK und PS zählen zu den drei häufigsten Indikationsgruppen in der medizinischen Rehabilitation Stetige Zunahme von PS und dadurch verursachter AU Zeiten (Fehlzeiten Report 2009, AOK) sowie bei Erwerbsminderungsrenten (DRV-Statistik 2009) MSK Rehabilitanden häufig mit psychischen Komorbiditäten (15% [SUF] 31% [Härter, 2004, J Pub H])
Fallzahlen der Gruppen im SUF Reha 2006 Fallzahl im SUF 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 MSK ohne Ko. MSK mit Ko. PS
Geschlechtsunterschiede Diagnose: MSK 15897 15438 Geschlecht: m 3191 5782 Geschlecht: w Diagnose: PS Diagnose: MSK mit ps. Komorb. Geschlecht: m 1865 3191 2851 5782 Geschlecht: w Diagnose: PS Diagnose: MSK ohne ps. Komorb. Geschlecht: m 14032 12586 Geschlecht: w OR=1,87 OR=1,19 OR=1,70 1865 2851 Diagnose: MSK mit ps. Komorb. MSK vs. PS MSK mit psych. Komorb. vs. PS MSK mit vs. ohne psych. Komorb. Das Geschlechterverhältnis von MSK Rehabilitanden mit psych. Komorbidität entspricht eher jenem von PS-Rehabilitanden
Familienstand Familienstand: geschieden Familienstand: geschieden Familienstand: geschieden 3728 1395 Diagnose: MSK Diagnose: PS 21789 4567 Diagnose: MSK mit ps. Komorb. 809 1395 2971 4567 Diagnose: PS Diagnose: MSK ohne ps. Komorb. 2920 809 18817 2971 Familienstand: verheiratet Familienstand: verheiratet Familienstand: verheiratet OR=0,56 OR=0,89 OR=0,57 MSK vs. PS MSK mit psych. Komorb. vs. PS MSK mit vs. ohne psych. Komorb. Diagnose: MSK mit ps. Komorb. PS Rehabilitanden und MSK Rehabilitanden mit psych. Komorbidät zeigen im Familienstand ein ähnliches Muster
Alter: PS vs. MSK Diagnose vs. Alter 1819 35 36 40 41 45 46 50 51 55 56 60 61 Standardized Residuals: Diagnose PS MSK < 4 4: 2 2:0 0:2 2:4 >4 Das Verhältnis der Diagnosegruppen verschiebt sich mit zunehmendem Alter zugunsten von MSK Alter
Alter: Komorbidität Diagnose vs. Alter 1819 3536 40 41 45 46 50 51 55 56 60 61 SK KM Standardized Residuals: Diagnose MSK ohne KM < 4 4: 2 2:0 0:2 2:4 >4 Die Altersstruktur von MSK Rehabilitanden mit und ohne psych. Komorbidität unterscheidet sich nur geringfügig Alter
Berufsgruppen 0 20 40 60 80 100 PS MSK mit PS MSK ohne PS Metallberufe Bauberufe Gesundheitsberufe Lehrberufe Alle Berufe Gruppen mit einem hohen Anteil von MSK Rehabilitanden sind Metallund Bauberufe. In Lehr- und Gesundheitsberufen ist der Anteil von Rehabilitanden mit psychischen Beeinträchtigungen höher als im Mittel.
Soziodemografische Unterschiede Zwischenfazit Im Vergleich zu MSK Rehabilitanden sind Rehabilitanden mit PS häufiger weiblich, seltener verheiratet und im Mittel jünger MSK-Rehabilitanden mit psychischer Komorbidität zeigen bezüglich Geschlecht und Familienstand eine ähnliche Häufigkeitsverteilung wie PS-Rehabilitanden Ihre Altersstruktur ähnelt eher jener der anderen MSK-Rehabilitanden
Anteile von Diagnosen an Reha und EM-Rentenanträgen Anteil der Diagnosegruppen bei EM Rentenanträgen (%) 0 10 20 30 40 50 60 PS MSK 1 Muskul. 2 Zerebrovask. 3 Ischäm. 4 Kreislauf 5 Verdauung 6 Atmung 7 Neubildung 8 Urogenital 9 Alkohol 10 Med/Drogen 11 Psych 12 Nerven 13 Haut 0 10 20 30 40 50 60 Anteil der Diagnosegruppen in der Reha (%)
Anteile von Diagnosen an Reha und EM-Rentenanträgen PS Rehabilitanden stellen doppelt so häufig EM-Rentenanträge als es ihrem Anteil in der Reha entspricht (24 vs. 12%) Der Anteil der MSK Rehabilitanden bei den Reha-Anträgen ist etwas höher als bei den EM-Rentenanträgen (41 vs. 34%) Bei anderen Erkrankungen (außer Neubildungen inkl. Altersrentnern) stimmen die Anteile im niederfrequenten Bereich nahezu überein
Dauer Antragstellung - Bewilligung - Beginn Reha Tage 0 20 40 60 80 100 Dauer Bewilligung Beginn Bewilligungsdauer MSK PS
AU-Zeiten in den letzten 12 Monaten: PS vs. MSK Diagnose vs. AU Zeiten 0 1 2 3 9 Diagnose MSK PS Standardized Residuals: < 4 4: 2 2:0 0:2 2:4 >4 AU-Zeiten 0 = keine 1 = unter 3 Mon. 2 = 3 6 Mon. 3 = über 6 Mon. 9 = n. e. AU Zeiten PS-Rehabilitanden sind im Vorfeld häufiger und länger arbeitsunfähig als MSK-Rehabilitanden
AU-Zeiten in den letzten 12 Monaten: Komorbidität Diagnose vs. AU Zeiten 0 1 2 3 9 Diagnose MSK ohne KM MSK KM Standardized Residuals: < 4 4: 2 2:0 0:2 2:4 >4 AU-Zeiten 0 = keine 1 = unter 3 Mon. 2 = 3 6 Mon. 3 = über 6 Mon. 9 = n. e. AU Zeiten MSK-Rehabilitanden mit psych. Komorb. sind im Vorfeld etwas häufiger und länger arbeitsunfähig als solche ohne
AU bei Entlassung AU nach Reha: Nein AU nach Reha: Nein AU nach Reha: Nein 16043 5133 Diagnose: MSK Diagnose: PS 13342 2748 Diagnose: MSK mit ps. Komorb. 2855 5133 1745 2748 Diagnose: PS Diagnose: MSK ohne ps. Komorb. 13189 2855 11597 1745 AU nach Reha: Ja AU nach Reha: Ja AU nach Reha: Ja OR=0,64 OR=0,88 OR=0,70 MSK vs. PS MSK mit psych. Komorb. vs. PS MSK mit vs. ohne psych. Komorb. Diagnose: MSK mit ps. Komorb. PS Rehabilitanden und MSK Rehabilitanden mit psych. Komorbidität werden nach der Reha in ähnlichem Umfang AU eingeschätzt
Nachsorgeempfehlungen Psychotherapie Psychotherapie: Nein Psychotherapie: Nein 29560 2728 3527 2728 Diagnose: MSK Diagnose: PS Diagnose: MSK KM Diagnose: PS 1774 6245 1190 6245 Psychotherapie: Ja Psychotherapie: Ja Diagnose: MSK ohne ps. Komorb. Psychotherapie: Nein 26033 3527 585 1190 Psychotherapie: Ja OR=38,15 OR=6,78 OR=15,01 MSK vs. PS MSK mit psych. Komorb. vs. PS MSK mit vs. ohne psych. Komorb. Diagnose: MSK mit ps. Komorb. MSK Rehabilitanden mit ps. Komorbidität wird im Vergleich zu PS Rehabilitanden eher selten Psychotherapie empfohlen
Nachsorgeempfehlungen Funktionstraining Funktionstraining: Nein Funktionstraining: Nein 27928 8646 4168 8646 Diagnose: MSK Diagnose: PS Diagnose: MSK KM Diagnose: PS 3406 327 549 327 Funktionstraining: Ja Funktionstraining: Ja Diagnose: MSK ohne ps. Komorb. Funktionstraining: Nein 23761 4168 2857 549 Funktionstraining: Ja OR=0,31 OR=0,29 OR=1,10 MSK vs. PS MSK mit psych. Komorb. vs. PS MSK mit vs. ohne psych. Komorb. Diagnose: MSK mit ps. Komorb. MSK Rehabilitanden mit ps. Komorbidität wird ähnlich häufig Funktionstraining empfohlen wie anderen MSK Rehabilitanden
Rehabilitation Zwischenfazit Die Bewilligungsdauer und die Dauer von der Bewilligung bis zum Beginn der Reha sind bei MSK-Rehabilitanden deutlich kürzer als bei PS-Rehabilitanden Die Nachsorgeempfehlungen für MSK-Rehabilitanden mit ps. Kom. stimmen eher mit jenen für andere MSK-Rehabilitanden überein
Zusammenfassung MSK und PS Rehabilitanden unterscheiden sich in zahlreichen soziodemografischen Merkmalen (Geschlecht, Alter, Familienstand) Bei PS-Rehabilitanden dauert die Bewilligung länger und es treten häufiger AU Zeiten vor der Reha auf MSK Rehabilitanden mit psych. Komorbidität stimmen in vielen Merkmalen eher mit PS-Rehabilitanden überein Die Nachsorgeempfehlungen für diese Gruppe beziehen sich vor allem auf die Hauptdiagnose MSK
Diskussion Beachtenswert bei PS-Rehabilitanden ist die Kombination aus jungem Alter, hohem Anteil bei EM-Anträgen, geringem Anteil bei Reha-Anträgen und langer Dauer bis zur Bewilligung und zum Reha-Beginn Sind die starken Unterschiede in der Dauer befriedigend erklärbar und behebbar? Die Besonderheiten von MSK-Rehabilitanden mit psych. Komorbidität sollten in Reha und Nachsorge stärker berücksichtigt werden Wünschenswert sind Routinedaten, die den Verlauf nach der Reha inkl. Nachsorge besser und längerfristiger abbilden
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
EM-Rentenzugang 2000-09: Diagnosegruppen
EM-Rentenzugang unter 30 Jährige 2005-09: Diagnosen