Warum es sich (dennoch) lohnt eine demenzfreundliche Gemeinde aufzubauen Dr. Stefanie Becker, Geschäftsleiterin Schweizerische Alzheimervereinigung Inklusion und Teilhabe Menschen mit Demenz einbeziehen Aarau, 13. April 2016
Überblick Die Hauptthesen Inklusion: ein (auflösbarer) Widerspruch? Soziale Wahrnehmung als zentraler Faktor Ermöglichungsstrukturen schaffen The Voice 2
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Inklusion braucht Ermöglichungsstrukturen Demenz darf nicht zur Ausgrenzung aus zentralen Lebensbereichen führen wie es beispielsweise im sozialen und kulturellen Bereich aktuell gegeben ist. Es gehört nicht zur Idee der Inklusion, dass sie zur Disposition gesellschaftlicher Anerkennung steht. Inklusion muss ermöglicht werden, indem Gelegenheitsstrukturen und -räume geschaffen sowie hemmende Rahmenbedingungen abgebaut werden. Es werden Ermöglichungsstrukturen benötigt. 4 Bildquelle: Sonnweid
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Inklusion: ein(auflösbarer) Widerspruch? Inklusion NEIN: Familienpflege/-betreuung zu Hause Ambulant vor stationär Stationäre Versorgung Spezialisierte stationäre Versorgung Inklusion JA (bedingt) Gesundheits- und Pflegesystem Kein selbstbestimmter Ein- oder Ausstieg möglich Kritischer Inklusionsbegriff 6
Inklusion von MmD: kritisch betrachtet Solange [...] Es ist normal verschieden zu sein zur Rede von verhaltensoriginellen Menschen führt, die auf der Hinterbühne in Sondergruppen von Grosseinrichtungen akkumuliert oder in Wohnheimen verborgen werden, [...], wo allgemein gesellschaftliche Ausgrenzung unter dem Es ist normal anders zu sein verschwindet, kann weder von Inklusion noch von Gewährleistung von Menschenrechten die Rede sein. (Jantzen 2012, 43) [Menschen mit komplexen Behinderungen/Demenz] sind weder schön noch geistreich. (Fornefeld 2010, 404) 7
Egalitäre Differenz: reine Theorie? Soziale Räume entstehen durch soziale Prozesse Demenz wird von gesellschaftlichen Normvorstellungen sozial mitdefiniert Gesellschaftliche Wirklichkeit wird konstruiert Soziale Normen bestimmen unser gesellschaftliches Miteinander 8
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Abweichungen von der Norm irritieren Bildquelle: http://www.ruhrnachrichten.de/ Demenz = Inbegriff der Infragestellung des gesellschaftlichen Menschenbildes
Soziale Beurteilungsprozesse Inklusion kann nicht nur als (Menschen-)Recht betrachtet werden Soziale Wahrnehmungsprozesse spielen eine wesentliche Rolle 11
Gesellschaftliche Inklusionskultur Als Gesellschaft stehen wir erst am Anfang eines «Lernprozesses» über das Alter. In diesem Sinne ist das Alter noch jung, sein Potential noch weitgehend unausgeschöpft, eine differenzierte «Kultur des Alterns» gilt es erst noch zu entwickeln. (Baltes& Mittelstrass, zit. Wahl 2009) Bildquelle: Alanus Hochschule 12
Demenzfreundliche Gesellschaft «Eine demenzfreundliche Gemeinde ist ein Ort, wo Menschen mit Demenz verstanden, respektiert und unterstützt werden und wo sie Teil des gesellschaftlichen Lebens sind. In einer demenzfreundlichen Gesellschaft wissen die Leute über Demenz Bescheid, sie haben Verständnis und die Menschen mit Demenz fühlen sich miteinbezogen und integriert. Sie haben die Wahl und die Kontrolle über ihr tägliches Leben.» Building dementia friendly communities: A priority for everyone, Alzheimer s Society 2013 (Schottland)
GERADE deshalb lohnt es sich! Inklusion bedeutet Wertewandel Kitwood: Vom Demenzkranken zur Person Von der Person zum (Mit-)Mensch Menschsein erschöpft sich nicht in kognitiver Leistungsfähigkeit Emotions- und Reaktionsfähigkeit Inklusion = Haltung Ein Plädoyer für Gastfreundschaft Foto: Michael Hagedom 14
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Ermöglichungsstrukturen schaffen Gemeinsame Projekte führen zu Begegnungen mit Personen, die man im normalen Alltag nicht kennen lernen würde Wissen / Können / Soziale Kompetenz / Selbstwirksamkeit Soziale Integration/ Wertschätzung Inklusion ist ein Gewinn für alle. Praktizierte Teilhabe bietet die Chance wesentliche Potenziale einer Gemeinde, einer Stadt, eines Kreises, die Menschen für sich selbst und die Mitgestaltung des Gemeinwohls zu aktivieren 16
Begegnungsräume: Innen und Aussen Bildquellen: Lanzelen, Stäfa; Pelago 17
Voraussetzungen Neue Qualität der Demenzpolitik Demenz als soziale Aufgabe Das Verständnis von Demenzkrankheiten und die Bedürfnisse der Betroffenen muss gefördert werden. Abbau von Angstbildern und Stigmatisierung Ermöglichungsstrukturen, Begegnungsräume schaffen 18
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Die Stimmeder Betroffenen: Diverse Interviews https://www.memo-info.ch/de/demenz-alltag/ 20
Zusammenfassung Brücken bauen Gesellschaft ist kein abstraktes Gebilde Eine Annäherung an das Ideal der Inklusion ist möglich Erfolgsfaktor ist Wissen - Verstehen Handeln Haltung «Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch». (Hölderlin) 21
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Stefanie Becker stefanie.becker@alz.ch 22