Patentkategorien. Erzeugnispatent (Vorrichtungspatent)

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Transkript:

Patentkategorien Patentschutz kann angestrebt werden für technische Lehren, die entweder ein Erzeugnis oder ein Verfahren betreffen. Welche der beiden Kategorien als Schutzform in Frage kommt, bestimmt sich sowohl nach dem Inhalt der Erfindung als auch nach dem Gegenstand der Anmeldung. Verfahrenspatent Lehre erschöpft sich in der Darstellung einer Vorgehensweise» Verfahren ist unabhängig von einem bestimmten Erzeugnis «Schutz erstreckt sich aber auch auf die unmittelbar durch das Verfahren hergestellten Erzeugnisse Lehre beschreibt Gestaltung, Konstruktion oder Zusammensetzung eines Gegenstandes»technische Lehre ist also in einem bestimmten Erzeugnis verkörpert«gegenstand des Patentes ist die in einem Erzeugnis verkörperte Lehre (Merkmale und Eigenschaften), nicht der körperliche Gegenstand selbst.

Unterkategorien: - Herstellungsverfahren = beziehen sich auf die Beschreibung bestimmter Maßnahmen, etwa der Wahl bestimmter Ausgangsstoffe, die Art der Einwirkung auf diese Stoffe zur Herstellung eines Produkts oder die Herstellung einer besonderen äußeren Gestaltung oder inneren Beschaffenheit des Produkts - Arbeitsverfahren = beziehen sich auf bestimmte Tätigkeiten, wie Transportmethoden, Registrierungen oder Untersuchungs- und Analysemethoden Unterkategorien: - Vorrichtungspatente = beziehen sich auf Maschinen oder Geräte, d.h. auf Arbeitsmittel (diese werden in der Regel im Rahmen von Herstellungsverfahren eingesetzt, die ihrerseits patentfähig sein können) - Stoffpatente = beziehen sich auf einen bestimmten Stoff (der Schutz erstreckt sich in diesem Fall grundsätzlich auf jedwede Verwendung des Stoffes unabhängig davon, ob eine bestimmte Verwendung vom Érfinder erkannt wurde)

Unterkategorien: - - Anwendungs- oder Verwendungspatente = beziehen sich auf die bestimmte Verwendung einer Sache, unabhängig davon, ob die Sache schon bekannt ist oder selbst Gegenstand einer Erfindung ist (Bsp.: Zahnpasta ) Sofern eine technische Lehre sowohl ein Verfahren als auch ein Erzeugnis betrifft, kann sich der Erfinder bei der Anmeldung für eine der beiden Kategorien entscheiden. Grundsätzlich gewährt ein Erzeugnispatent den umfassenderen Schutz als ein Verfahrenspatent. Denn bei einem Erzeugnispatent sind dem Patentinhaber sämtliche Herstellungs- und Verwendungsmöglichkeiten des Erzeugnisses vorbehalten. Sofern das Patent beiden Patentkategorien zugeordnet werden kann, kann der Erfinder aber auch kumulativ beide Kategorien beantragen. Er erhält dann zwei verschiedene Patente, die voneinander unabhängig sind. Nach erfolgter Anmeldung ist ein Wechsel von einer Patentkategorie zur anderen nur noch in seltenen Ausnahmefällen zulässig.

Sachlicher Schutz Verfahrenspatent Der Patentinhaber eines Verfahrenspatentes kann Dritten Folgendes verbieten: das Verfahren anzuwenden oder anzubieten Ein Patentinhaber eines Erzeugnispatentes kann jedem Dritten verbieten, das Erzeugnis herzustellen, in Verkehr zu bringen, zu gebrauchen, durch Anwendung des geschützten Verfahrens gewonnene Erzeugnisse sowie es zu solchen Zwecken anzubieten, einzuführen oder in Verkehr zu bringen oder zu besitzen. es zu solchen Zwecken einzuführen oder zu besitzen.

Der Patentinhaber ist also nur im Hinblick auf die Anwendung genau des patentierten Verfahrens geschützt. Gerade durch den Vergleich von 9 S. 2 Nr. 1 und Nr. 3 PatG wird die unterschiedliche Reichweite des Schutzes eines Verfahrenspatentes im Vergleich zu dem eines Erzeugnispatentes deutlich. Die Verbietungsrechte des Erfinders sind insoweit identisch allerdings mit dem Unterschied, dass bei dem Verfahrenspatent das Erzeugnis durch Anwendung des geschützten Verfahrens hergestellt worden sein muss. Bei dem Erzeugnispatent gibt es diese Einschränkung nicht. Sachlicher Schutz Der Patentinhaber kann also alle denkbaren Nutzungen des nach der äußeren Gestalt oder stofflicher Zusammensetzung beschriebenen Gegenstandes verbieten.