Begleitetes Fahren ab 17 Jahre



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Transkript:

1

Sportgymnasium Jena Johann Chr. Fr. GutsMuths Seminarfacharbeit Begleitetes Fahren ab 17 Jahre Grundlegende Verbesserung oder Prestigeobjekt Vorgelegt von: Lucas Einenkel Lukas Maier Maximilian Weckmüller Fachbetreuer: Mike Ukena Bearbeitungszeitraum: 2011-2013 Jena, den 02.01.2013 2

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung... 5 2. Begleitetes Fahren ab 17 Jahre... 5 2.1. Entwicklung des Projekts... 5 2.2. Internationaler Vergleich... 8 2.3. Einführung des BF 17 in der Bundesrepublik... 9 3. Organisation und Auswertung der bundesweiten Testphase BF 17... 11 3.1. Evaluationsergebnisse des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) 2005-2009.. 11 3.2. Gesetzliche Regelungen... 16 3.2.1. Erwerb der Fahrerlaubnis... 16 3.2.2. Bedingungen für Begleitpersonen... 17 4. Planung, Durchführung und Auswertung der eigenen Umfrage 2012... 17 4.1. Entwicklung des Fragebogens... 18 4.2. Durchführung der Umfrage... 19 4.3. Auswertung der Ergebnisse... 20 5. Kostenvergleich hinsichtlich der Kfz-Versicherung... 25 5.1. Versicherung eines privaten Fahrzeugs... 25 5.2. Risikobeurteilung BF 17 durch Versicherungen... 26 5.3. Finanzielle Vorteile durch BF 17... 28 6. Diskussion... 31 6.1. Vergleich und Diskussion der Umfragen von 2005-2009 und 2012... 31 6.2. Persönliche Erfahrungen... 34 7. Fazit... 37 8. Anhang... 40 8.1. Fragebogen... 40 8.2. Graphiken und Tabellen... 41 8.3. Quellen- und Literaturverzeichnis... 45 8.3.1. Literaturverzeichnis:... 45 8.3.2. Internetquellenverzeichnis:... 46 8.4. Danksagung... 47 8.5. Selbstständigkeitserklärung... 48 8.6. Bildnachweis... 49 3

Anmerkung zum Deckblatt: Das Titelbild ist aus der Cartoon-Reihe Zits von Jerry Scott & Jim Borgman mit der freundlichen Genehmigung von Bulls Pressedienst GmbH, Frankfurt am Main, vom 14. 12. 2012. 1 Widmung: Ausgewählt haben wir diesen Cartoon als Widmung an unsere Eltern und ihre unendliche Geduld mit uns - vom Bobby Car bis zum Führerschein. Anmerkung zum Text: Das Thema Begleitetes Fahren ab 17 hat sich für uns als Internatsschüler des Sportgymnasiums Jena besonders angeboten. Wir konnten kaum abwarten, unseren Führerschein auf Grund dieser Regelung zu erwerben, um unabhängig von den Bahnfahrten am Wochenende zu werden. Zur Zeit der Fertigstellung unserer Seminarfacharbeit nehmen wir am Begleiteten Fahren mit 17 Jahren teil und freuen uns alle auf unseren 18. Geburtstag, um die Heimfahrten und Fahrten zu Wettkämpfen selbstständig bewältigen zu können. Die Texte der vorliegenden Seminarfacharbeit haben wir, Lucas Einenkel, Lukas Maier und Maximilian Weckmüller, in gemeinsamer Arbeit verfasst. 1 Siehe Punkt 8.6. Bildnachweis 4

1. Einleitung Im Rahmen unserer Seminarfacharbeit beschäftigen wir uns mit dem Thema Begleitetes Fahren ab 17 Jahren (im Folgenden abgekürzt als BF 17). Wir diskutieren Sinn und Nutzen des Projekts vom Modellversuch bis zur Umsetzung und Integration in bundesdeutsches Recht. Außerdem wollen wir herausfinden, ob das Projekt den erhofften Nutzen und die vermuteten Einsparungen gebracht hat. Um einen aktuellen Bezug zu finden, haben wir eine eigene Evaluation durchgeführt und stellen diese den staatlichen Erhebungen gegenüber. Der von uns erstellte Fragebogen orientiert sich in weiten Teilen an den bisherigen offiziellen Erhebungen. 2 Er bezieht jedoch auch unsere persönlichen Erfahrungen mit ein, die wir unter Punkt 6.2. anfügen. Nach der Erläuterung der organisatorischen Grundlagen, der Fragestellung zu den Sicherheitsaspekten und der Auswertung der persönlichen Vorlieben, bewerten wir abschließend den finanziellen Aspekt vom BF 17. Beachtung finden die Kosten der Ausbildung und der üblichen Kfz-Versicherungen. Wir möchten uns mit dieser Arbeit Klarheit verschaffen, ob das Projekt BF 17 eine grundlegende Verbesserung im deutschen Straßenverkehr darstellt oder ob es ein Prestigeobjekt einzelner Interessensverbände ohne großen Nutzen ist. 2. Begleitetes Fahren ab 17 Jahre Die Geduld aufbringen, einen Anfänger (ein Kind) unter Aufsicht eines Erfahrenen (Erziehers) lernen zu lassen, ist der Ansatz einer alternativen Pädagogik nach dem Motto: Hilf mir, es selbst zu tun.. 3 Zeit und Anleitung zu erhalten, um lernen zu können, fördern den Respekt im Umgang mit der Materie. 2.1. Entwicklung des Projekts Die für den Straßenverkehr zuständigen Behörden (Bundesministerium für Verkehr, Bundesanstalt für Straßenwesen, Straßenverkehrsbehörde) verfolgen das Ziel, den Straßenverkehr in Deutschland möglichst sicher zu gestalten und die 2 Siehe Punkt 8.1. Fragebogen 3 Zitat von http://www.montessori.de, abgerufen am 17.11.2012 5

Unfallzahlen stetig zu senken. Es fällt besonders auf, dass Fahranfänger in den Unfallstatistiken überproportional als Beteiligte vertreten sind. Direkt nach bestandener Fahrprüfung fehlen meist die notwendige Sicherheit und Routine, um im komplexen Verkehrsgeschehen den notwendigen Überblick zu bewahren. Erst nach mehrjähriger Fahrpraxis können Verkehrsteilnehmer kritische Situationen frühzeitig erkennen und so zur Unfallverhütung beitragen. Fast 90 % der Fahranfänger sind unter 25 Jahre. Junge Menschen neigen naturgemäß zu unüberlegten oder temperamentvolleren Reaktionen. Gepaart mit ihrer Unerfahrenheit passieren eher Unfälle als bei älteren und abgeklärteren Fahrern. Das Statistische Bundesamt gibt jährlich im Rahmen der Auswertung Unfälle von 18- bis 24-Jährigen im Straßenverkehr 4 Daten heraus, die dies ausführlich belegen: Im Jahr 2010 sind ca. 73.000 Fahranfänger dieser Altersgruppe verunglückt, dabei waren 690 Todesfälle zu beklagen. Täglich waren junge Fahrer an 3-4 Unfällen mit Todesopfern beteiligt. Im Durchschnitt ist diese Altersgruppe täglich in 215 Unfälle mit Verletzten verwickelt; in über der Hälfte der Fälle sind die 18- bis 24-Jährigen zudem Verursacher dieser Unfälle. 5 Alle Statistiken über Verkehrsunfälle lassen erkennen, dass Alter und Erfahrung beim Autofahren eine sehr wichtige Rolle spielen. Neben der souveränen Bedienung des Fahrzeugs und dem Grundwissen von Verkehrszeichen und -regeln ist eben auch der korrekte Umgang mit gefährlichen und unerwarteten Situationen wichtig. Vorausschauendes Fahren muss erlernt werden, damit Gefahrensituationen frühzeitig erkannt werden; auch das Einüben von defensivem Verhalten entschärft riskante Situationen. Insgesamt nimmt der Straßenverkehr von Jahr zu Jahr zu, sodass sich verstärkt Unfallsituationen ergeben, die dann wiederum dem ebenfalls steigenden Anteil der jungen Fahrer zum Verhängnis werden können. An diesen Punkten soll das BF 17 ansetzen, da die Fahranfänger bis zu 12 Monate begleitet werden und deutlich mehr Erfahrungen sammeln können, bevor sie erstmals sich selbst überlassen werden. Zu Beginn dieses Projektes im Jahr 2004 sollten lediglich die Eltern die Beaufsichtigung übernehmen. Grundlage des Begleitens ist, dass Ältere den jungen Fahrern ihre Erfahrungen vermitteln und in schwierigen Situationen beratend eingreifen können. In den meisten Fällen wird 4 Statistisches Bundesamt (2011), Unfälle von 18-24 Jährigen im Straßenverkehr, 2010 5 http://www.bf17.de/hintergrund/unfallrisiko/ abgerufen am 03.10.2012 6

das Vertrauensverhältnis zu den Eltern enger sein als zu einem Fahrlehrer. So kann durchaus das gegenseitige Vertrauen hilfreich bei der Vermittlung des Wissens eingesetzt werden. Gleichzeitig fungieren Eltern schon lange vor der Fahrreife der Kinder als Vorbilder - nicht nur im Straßenverkehr. Sie kennen meist den Charakter ihrer Kinder und können eventuellen Fehlentwicklungen vorbeugen. Kritisch anzumerken ist hier, dass in der Altersstufe der 15- bis 18-Jährigen aber möglicherweise Generationenkonflikte durch die Pubertät bestehen, die einem vertrauensvollen Umgang miteinander entgegenwirken können. Auch werden nicht alle Eltern immer positive Vorbilder für ihre Kinder sein können. Manche Eltern sind beruflich, sozial oder ausbildungsmäßig nicht in der Lage, als Betreuer zur Verfügung zu stehen. Daher wurden im Verlauf der Entwicklung des BF 17 auch Nichtverwandte als Begleitpersonen zugelassen. 6 Die positiven Erwartungen an die Begleitete Zeit sind ebenso klar wie die befürchteten Nachteile: das flüssige Bedienen des Fahrzeuges kann risikoloser und langfristiger erlernt werden, alle notwendigen Abläufe können unter Aufsicht gefestigt werden. Es ist immer jemand da, der mit schaut und aufpasst, der in schwierigen Momenten wichtige Tipps geben kann. Bei der Lösung kritischer Verkehrssituationen stellt der Begleiter eine entscheidende Hilfe dar. Verschiedene irritierende äußere Bedingungen wie Wettereinflüsse, Umleitungen oder Baustellen sind dem Begleiter ausreichend bekannt. Kritisch zu sehen ist, dass der Begleiter lediglich warnen oder raten kann. Im Gegensatz zu dem Fahrschulauto gibt es keine Pedale zum Eingreifen. Die Routine der Gefahrenbremsung oder die Schaltvorgänge müssen also vorab ausreichend beherrscht werden. Die Aufsichtsperson kann außerdem nur nach den eigenen Fähigkeiten raten und anleiten. Ein zweiter Rückspiegel im Innenraum ist anfangs zur Unterstützung des Begleiters sicher hilfreich. Die meisten Fahrschulen bieten Schulungen für Begleitpersonen an, die jedoch freiwillig und eventuell kostenpflichtig sind. Die Nachfrage nach solchen Veranstaltungen ist sehr gering. 6 Siehe Punkt 3.2.2. Bedingungen für Begleitpersonen 7

2.2. Internationaler Vergleich Die Bedingungen zum Erwerb einer Fahrerlaubnis sind weltweit sehr unterschiedlich. Sie richten sich natürlich einerseits nach den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Andererseits gibt es auch in Europa immer noch Unterschiede in den Systembedingungen des Straßenverkehrs (z. B. der Verkehrsdichte, -wege, Straßenausbauzustand, Fahrleistung etc.). In manchen Ländern müssen Führerscheine regelmäßig verlängert werden, auch Gesundheitsprüfungen sind nicht unbekannt. Beide Punkte sind in Deutschland immer wieder im Gespräch und bei LKW-Fahrern bereits Pflicht. Ab 19. Januar 2013 müssen in Deutschland alle Führerscheindokumente regelmäßig nach 15 Jahre verlängert, bzw. aktualisiert werden. Thema unserer Arbeit ist jedoch der Umgang mit Fahranfängern besonders das Absenken des Eintrittsalters und die Einrichtung einer begleiteten Zeit. Die Befürworter des BF 17 haben sich immer wieder auch auf positive Erfahrungen aus dem Ausland berufen. Beispielsweise wurde in Schweden die zulässige Altersgrenze für begleitete Übungsfahrten von bis dahin 17,5 auf 16 Jahre abgesenkt [ ] Eine Fahrerlaubnisprüfung vor Antritt des Begleiteten Fahrens [ ] war nicht gefordert. 7 Besonders uneinheitliche Regelungen sind in den Vereinigten Staaten von Amerika zu finden. Im District of Columbia wird die Fahrerlaubnis mit 21 Jahren erteilt, in North und South Dakota darf bereits mit 14 Jahren (begleitet) gefahren werden. In den verschiedenen Staaten gibt den Führerschein auf Probe oder einen Lernführerschein, wobei das Alter für den Erwerb zwischen 14 und 17 Jahren liegt. In einigen europäischen Ländern werden Autos von Fahranfängern mit Schildern gekennzeichnet (Italien, Österreich, Schweiz). Deutsche Teilnehmer am Projekt BF 17 dürfen begleitet im europäischen Ausland lediglich in Österreich fahren. In vielen asiatischen Ländern gibt es minimale Regelungen im Straßenverkehr. Muslimisch geprägte Länder haben spezielle Einschränkungen: Saudi-Arabien ist das einzige Land der Welt, in dem Frauen nicht Auto fahren dürfen. Eine Gruppe 7 Zitat aus BAST, "Mensch und Sicherheit", 2011, Band M 218, S. 9 8

von Aktivisten will das jetzt ändern. Sie hat für eine entsprechende Petition mehr als 3000 Unterschriften gesammelt. 8 2.3. Einführung des BF 17 in der Bundesrepublik Im Jahr 2004 startete in Niedersachsen das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr nach den unter 2.1. genannten Kriterien den Modellversuch BF 17. Der damalige Verkehrsminister Walter Hirche förderte diese Idee und die Umsetzung intensiv. Der Versuch wurde heftig kritisiert; einige Interessengruppen hatten sogar Klage gegen das Projekt angedroht, da eine Gefährdung der Verkehrssicherheit befürchtet wurde. In einigen Bundesländern plante man ähnliche Projekte und wollte nicht, dass Niedersachsen diese Idee als erstes Bundesland umsetzt. Von der Klage wurde jedoch abgesehen, und am 30. April 2004 startete der Modellversuch. Am 19. Mai 2004 wurde in Braunschweig die erste Fahrerlaubnis für einen 17-Jährigen ausgestellt. Um den Erfolg oder Misserfolg des Modellversuches beurteilen zu können, verpflichtete man die Bewerber zuzustimmen, dass Verstöße, Bußgelder, Punkte und Unfälle während der Probezeit zu statistischen Zwecken ausgewertet werden durften. So konnte man verbesserungswürdige Punkte erkennen und korrigierend eingreifen. Um die Ergebnisse zu vergleichen, überwachte man ebenso Daten einer Kontrollgruppe, deren Teilnehmer ihre Fahrerlaubnis regulär mit 18 Jahren erworben hatten. An der Justus-Liebig-Universität in Gießen wurden die Daten statistisch ausgewertet und am 12. Juli 2007 veröffentlicht. Das Ergebnis zeigte erstaunliche 28,5 % weniger Unfälle durch die Gruppe der begleiteten Fahranfänger und 22,7 % weniger Verstöße gegen die Verkehrsregeln in der Zeit der Beobachtung durch erfahrene Begleiter im Vergleich zur Kontrollgruppe. Das deutliche Resümee von Verkehrsminister Walter Hirche lautete: Damit ist auch für Deutschland das bestätigt, was in anderen Ländern bereits seit langem erfolgreich funktioniert. Die Ergebnisse sind ein Beweis für die Richtigkeit unseres eigenständigen Modellversuchs, den wir gegen viele Widerstände im April 2004 im Alleingang gestartet hatten. Unsere anfangs vorsichtigen Erwartungen wurden weit übertroffen. Niedersachsen hat damit als Tempomacher 8 Zitat aus Werra Rundschau, Eschwege, vom 19.12.2012, S. 20 9

für ganz Deutschland eine bundesweite Erfolgsstory geschrieben. 9 Die erhofften positiven Auswirkungen des Projektes wurden deutlich belegt. Die Reduktion der Unfallzahlen um ein Viertel gerade im Bereich der Risikogruppe der Fahranfänger sprach für sich. Im Jahr 2005 wurde im Bundestag ein Gesetzesentwurf eingebracht, der im Straßenverkehr einige grundlegende Dinge ändern sollte und den Erwerb der Fahrerlaubnis mit 17 Jahren ermöglichte. Im Unterschied zum niedersächsischen Modellversuch wurden einige Bestimmungen geändert. So sollten auch Nichtverwandte beaufsichtigen können, die Begleiter mussten jetzt jedoch klare Voraussetzungen erfüllen. 10 Im folgenden Jahr übernahm Niedersachsen die endgültige Umsetzung und beendete damit den ursprünglichen Modellversuch. Weitere 14 Bundesländer übertrugen die neue Regelung in ihr Gesetzeswerk. Als letztes Bundesland folgte am 01. Januar 2008 Baden-Württemberg. Zu Beginn wurde auch bundesweit das Projekt BF 17 als Testphase angesehen, die bis zum 01. August 2010 begrenzt war. Durch einige neue Bedingungen sollten Fehler des ersten Modellversuches vermieden werden, wodurch man sich einen größeren Erfolg erhoffte. Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer verfolgte das Ziel, dass die Regelung noch im Jahr 2010 in Form eines Gesetzesentwurfes vom Bundestag abgesegnet werden sollte. Am 17. Juni 2010 bestätigte der Bundestag die Vorlage; bereits am 04. August 2010 stimmte das Bundeskabinett zu und brachte einen entsprechenden Gesetzesantrag zur Änderung des StVG auf den Weg. Einem entsprechenden Antrag von CDU/CSU und FDP (17/1573) stimmte der Bundestag [ ] zu. Ein von der Bundesanstalt für Straßenwesen vorgelegter Erfahrungsbericht belegt nach Ansicht der Fraktionen eindrucksvoll, dass das Modell einen "deutlichen Gewinn für die Verkehrssicherheit der jungen Fahranfänger bringt". [ ] Wie es in dem Antrag weiter heißt, hätten seit dem Start des Modellprojekts im Jahre 2004 rund 380.000 junge Personen von der Möglichkeit des "Begleiteten Fahrens ab 17" Gebrauch gemacht. 11 Seit dem 01. Januar 2011 ist das Begleitete Fahren ab 17 Jahren offiziell im deutschen Dauerrecht verankert. 9 Nds. Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Pressemitteilung Nr. 091, 12. Juli 2007 10 Siehe Punkt 3.2.2. Bedingungen für Begleitpersonen 11 http://www.bundestag.de/dasparlament/2010/25-26/wirtschaftfinanzen/30269438.html/ abgerufen am 17.11.2012 10

3. Organisation und Auswertung der bundesweiten Testphase BF 17 Wie bereits bei dem niedersächsischen Modellversuch wurde auch während der bundesweiten Testphase der Erfolg des BF 17 statistisch ausgewertet. Das Kraftfahrt-Bundesamt und das Institut für empirische Soziologie in Nürnberg halfen bei der Durchführung der Online-Befragung der Fahranfänger. Der Rekrutierungszeitraum lag zwischen dem 16. März 2007 und dem 31. August 2007. Es wurden 128.313 Fahranfänger der Altersgruppe von 18 Jahren bis 18 Jahren + 3 Monate ausgewählt. Abbildung 1 ist zu entnehmen, dass in dieser Gruppe bereits über 55 % der Fahranfänger am BF 17 teilgenommen haben. Fahranfänger 44% 56% mit BF 17 ab 18 Jahren Abbildung 1: Fahranfänger März - August 2007, n = 128.313 Durch die Internetbefragung konnten die Kosten der Umfrage deutlich gesenkt werden. Bereits im Jahr 2005 hatten 83 % der 18-jährigen Deutschen Internetzugang, im Jahr 2008 wurde von einer Nutzungsquote von 90 % ausgegangen. 3.1. Evaluationsergebnisse des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) 2005-2009 Das KBA zog Stichproben aus dem Zentralen Fahrerlaubnisregister. Zu Beginn der Studie musste das Projekt BF 17 mindestens seit 12 Monaten im jeweiligen Bundesland angeboten worden sein. Schwerpunkte der Befragung waren soziodemographische Merkmale der Fahrer und Eltern, fahr- und verkehrsdemographische Merkmale und Fragen zur persönlichen Einstellung der Fahrer. Außerdem spielten die individuellen Entscheidungsgründe für das Projekt BF 17 eine große Rolle. Dadurch konnten die Bedingungen verbessert werden, sodass dieses Projekt für immer mehr Jugendliche attraktiv wurde und die positiven Auswirkungen auf die Unfallzahlen verstärkt werden konnten. Im Rahmen dieser Evaluation wurden 62.919 junge Fahrer kontaktiert, wovon 20.346 Fragebögen vollständig ausgewertet werden konnten. 11

Art des Erwerbs der Fahrerlaubnis mit BF 17 ab 18 Jahren 10.825 9.521 Anzahl Abbildung 2: Verteilung der ausgewerteten Fragebögen, n = 20.346 Die Geschlechtsverteilung, der Regionstyp des Wohnsitzes und der erreichte oder angestrebte Schulabschluss wurden gegenübergestellt. Die Tätigkeit bei beendeter Schulzeit und der Bildungsabschluss der Eltern wurden ebenfalls dokumentiert. Geschlecht und Regionstyp BF 17 in % Ab 18 in % Anteil weibliche Fahrer 55,7 53,9 Anteil männliche Fahrer 44,3 46,1 Anteil Stadt 74,9 76,7 Anteil Land 25,0 23,1 nicht ermittelbar 0,1 0,2 n = 9.521 10.825 Tabelle 1: Vergleich BF 17 und Kontrollgruppe nach Geschlecht und Region Bei der Auswertung der soziodemographischen Daten fällt auf, dass mehr weibliche Teilnehmer in der Studie vertreten waren. Eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer lebt im städtischen Bereich. Die beiden Gruppen unterscheiden sich nur minimal in diesen Punkten. Bei der Auswertung des angestrebten Schulabschlusses fällt jedoch ein Unterschied auf. In der Gruppe des BF 17 waren mit 85,5 % deutlich mehr Abiturienten vertreten als in der Kontrollgruppe (79,7 %). Im Jahr 2009 hatten 70,5 % der Früheinsteiger (Fahrerlaubnis bis zum Ende des ersten Quartals nach dem 18. Geburtstag) am Projekt BF 17 teilgenommen. Dieser Prozentsatz hatte sich seit 2005 stetig erhöht. Beachtet werden muss die Unterscheidung in den Statistiken zwischen diesen Früheinsteigern und den Fahranfängern mit Führerschien auf Probe. 12

Teilnehmer in Tausend Teilnehmer BF 17 350 300 250 200 150 100 50 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Jahr Abbildung 3: Anstieg der Teilnehmerzahlen im Zeitraum 2004-2009 In den Jahren 2008 und 2009 erhielten bundesweit ca. 814.000 Menschen aller Altersklassen ihren Führerschein auf Probe - der Anteil der BF 17 Fahrer (308.168) an allen Führerscheinerwerbern betrug 37,8 %. Die Prognose lautete zum Ende des Modellversuchs, am 31. Oktober 2010, werden es etwa 1,27 Millionen sein 12 Um die Akzeptanz des BF 17 noch weiter in der Gesellschaft zu verstärken, beschäftigte sich die Auswertung intensiv mit den Gründen der Kontrollgruppe, unter anderem warum der konventionelle Weg gewählt wurde, um den Führerschein zu erlangen. Nahezu 70 % der Befragten sahen keinen Nutzen in der vorzeitigen Fahrschulprüfung und der Begleitphase. Knapp ein Viertel der Befragten hatte finanzielle Gründe, die Fahrschulausbildung zu verschieben. Bei ca. 12 % fehlte das Auto zum Üben, über 14 % konnten keine Begleitperson organisieren. Annähernd 35 % kam es einfach zu der früheren Zeit ungelegen, aber immerhin 95 % kannten das Angebot. Verschiedene der abgefragten Merkmale wurden in Bezug zu den beiden Gruppen und ihren Gründen gesetzt und eröffneten interessante Zusammenhänge: Ist der angestrebte oder erreichte Schulabschluss die Fachhochschulreife oder höher, wird zu über 20 % eher das Projekt BF 17 gewählt. Junge Menschen aus ländlichen Gebiert werden zu 7 % eher am BF 17 teilnehmen. Ist dem Probanden die Mobilität wichtig, wird er sich zu über 11 % für eine vorgezogene Fahrprüfung mit 17 Jahren entscheiden. Ist in dem Haushalt ein zweiter Pkw verfügbar, fördert dies zu fast 15 % die Wahrscheinlichkeit für eine Teilnahme am BF 17. 12 Zitat aus BAST "Mensch und Sicherheit", 2011, Band M 218, S. 56 13

Begleitperson Gewissenhafte Eltern fördern zu knapp 9 % (Vater) bzw. zu fast 13 % (Mutter) die Entscheidung für das Projekt Als Gründe gegen das BF 17 wirken die Vorpraxis mit anderen Kraftfahrzeugen. Dies mindert die Wahrscheinlichkeit, den vorgezogenen Führerschein zu machen um über 13 %. Steht nur ein mängelbehafteter Pkw zur Verfügung, wird die Entscheidung in über 17 % der Fälle eher gegen das BF 17 fallen. Ein Elternteil wird in 97,1 % als Begleitperson eingetragen, lediglich in 1,9 % übernehmen andere Verwandte die Verantwortung und ein verschwindend geringer Teil von unter 1 % wählt Personen aus dem Bekanntenkreis für diese Aufgabe (0,4 % keine Angaben). Von den elterlichen Begleitern wird in fast 60 % der Fälle eindeutig die Mutter bevorzugt. Bei den männlichen Fahrern jedoch ist die Vorliebe für einen männlichen Begleiter (Vater, Großvater, Verwandter, Arbeitskollege, andere Männer) deutlich stärker ausgeprägt (> 46 %) als bei den weiblichen Fahrern (< 31 %). 13 Auswahl der Begleiter Andere Mutter Vater gesamt männl. Probanden weibl. Probanden 0 20 40 60 80 Prozent Abbildung 4: Unterschiede bei Begleitpersonen abhängig vom Geschlecht des Probanden Weitere Ergebnisse der Evaluation beziehen sich auf die Fahrleistung, Fahrhäufigkeit und die dokumentierten und berichteten Auffälligkeiten (Unfälle und Verstöße). Als äußerst bedenklich wird bewertet, dass 2 % der Probanden kein Auto zur Verfügung hatten während des BF 17. Ebenso werden die 25 % kritisch bewertet, die nur 1 Stunde pro Woche Gelegenheit zum Fahren hatten und der Anteil von über 10 %, der in dieser Zeit nie eine Autobahn befuhr. Auch die 13 Siehe auch 8.2. Graphiken und Tabellen, Tabelle Anhang 1 14

gefahrenen Gesamtkilometer von unter 1000 Kilometer in der Zeit des begleitenden Fahrens bei fast 50 % der männlichen und über 60 % der weiblichen Probanden erscheinen ungenügend. Verkehrsverstöße, Unfälle oder andere Auffälligkeiten werden aus dem Untersuchungszeitraum erwartungsgemäß sehr wenige berichtet (4,7 %). Auch durch die Abfrage des Verkehrszentralregisters bestätigt sich dieses Bild (1,4 ). Eine systematische Untererfassung wird jedoch vermutet. 14 Beim Vergleich Zwischenfälle der BF 17 Gruppe und der Kontrollgruppe mit konventioneller Fahrerlaubnis ab 18 lassen sich deutliche Unterschiede erkennen. Die am BF 17 teilnehmenden Fahrer sind zu 16 % seltener in Unfälle verwickelt. Betrachtet man nur die größeren Unfälle mit Personenschaden oder Sachschaden über 1.200 Euro, so ist diese Gruppe sogar zu 19 % seltener betroffen gewesen. Eine ähnliche Tendenz gibt es bei den Verkehrsverstößen. Je massiver die Vergehen, desto seltener trifft es auf die Gruppe der BF 17 zu. Unfallbeteiligungen/ Verkehrsverstöße Verhältnis BF 17 versus ab 18 alle mitgeteilten Unfälle - 16 % Unfälle mit Personenschaden - 19 % alle mitgeteilten Verstöße - 6 % über 5 Euro Bußgeld - 12 % über 25 Euro Bußgeld - 18 % über 40 Euro Bußgeld - 30 % Tabelle 2: Unterschiede der Gruppen pro Fahrer und Jahr Betrachtet man die Fahrerfahrung der Probanden, wie das der Dosis-Wirkungs- Zusammenhang beschreibt, dann tritt der risikosenkende Effekt des BF 17 bei schwereren Verkehrsauffälligkeiten noch deutlicher zutage. Jeder gefahrene Kilometer bringt Erfahrungen und senkt das Risiko für Unfälle und Regelverletzungen. Es hat sich herausgestellt, dass diese Wirkung lediglich die ersten zwei Jahre des selbstständigen Fahrens signifikant ist. Danach lassen sich zwischen den Vergleichsgruppen keine Unterschiede mehr erkennen. Laut der Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes sinkt die Zahl der Unfalltoten seit 2000. In der Gruppe der 18- bis 20-jährigen Verkehrsteilnehmer 14 BAST, "Mensch und Sicherheit", 2011, Band M 218, S. 67f 15

wurde im Jahr 2008 ein Minus von 19 % registriert. Die 18- bis 19-jährigen Fahranfänger machen 2 / 3 dieser Gruppe aus, etwa die Hälfte hat am BF 17 teilgenommen. Trotzdem lassen sich aus den Zahlen keine Zusammenhänge zum BF 17 erkennen, für eine statistische Auswertung sind die Zahlen zu gering. Man kann aber festhalten, dass 1700 Unfälle mit Personenschaden im Jahr 2009 durch das BF 17 vermieden wurden. 15 3.2. Gesetzliche Regelungen Voraussetzung für eine Fahrerlaubnis ist die bestandene theoretische Prüfung, in der Verkehrsregeln und das Verhalten in speziellen Situationen abgefragt werden. Danach wird die praktische Prüfung abgelegt, die das regelgerechte und sichere Verhalten im Straßenverkehr belegen soll. 3.2.1. Erwerb der Fahrerlaubnis Der Erwerb der Fahrerlaubnis für Fahrschüler des BF 17 läuft genauso ab, wie beim herkömmlichen Führerschein. Während des theoretischen Unterrichts müssen 14 Themen besucht werden, die Inhalt der theoretischen Fahrerlaubnisprüfung sind. Um diese zu bestehen, darf man höchstens 10 Fehlerpunkte bekommen. Die einzelnen Fragen werden unterschiedlich gewertet, was sich in der Anzahl der Fehlerpunkte pro Frage zeigt. Werden zwei Fünfpunktfragen falsch beantwortet, ist die Prüfung ebenfalls nicht bestanden. 16 Im praktischen Teil der Fahrausbildung müssen 12 Sonderfahrten, unterteilt in 5 Überland-, 4 Autobahn- und 3 Nachtfahrten, zu je 45 Minuten absolviert werden. Laut Fahrschülerausbildungsordnung ist vor den Sonderfahrten eine solide praktische Grundausbildung Pflicht, die je nach individuellem Leistungs- und Lernvermögen unterschiedlich dauern kann. Deutschlandweit ergibt sich eine durchschnittliche Anzahl von 28 Fahrstunden, wie in der Mobilitätsstudie Fahranfänger dokumentiert wird. 17 Erst nach Bestehen der theoretischen Fahrerlaubnisprüfung wird man zur praktischen Prüfung zugelassen. Die Ausbildung verläuft jedoch in der Regel verzahnt. Nach den ersten grundlegenden theoretischen Ausbildungsinhalten, wie zum Beispiel den Vorfahrtsregeln, kann der Fahrschüler 15 BAST, "Mensch und Sicherheit", 2011, Band M-218, Seite 117 16 Mike Ukena, 23.12.2012, Korrektur 17 BAST, "Mensch und Sicherheit", 2011, Band M-220, Seite 73 16

mit den ersten praktischen Fahrstunden beginnen. In der praktischen Prüfung muss innerhalb eines Zeitraums von 45 Minuten regelgerecht sowie verkehrssicher gefahren werden. Ein amtlich anerkannter Sachverständiger und Prüfer des DEKRA oder des TÜV kontrolliert den erfolgreichen Ablauf der Grundfahraufgaben. Bei Nichtbestehen kann die Prüfung nach einer Frist von 2 Wochen wiederholt werden. Zwischen der theoretischen und praktischen Prüfung darf maximal ein Jahr liegen. Am Ende der bestandenen Prüfung händigt der Prüfer dem Fahrschüler seinen Führerschein aus. Beim BF 17 darf der Prüfling nun bis zu seinem 18. Geburtstag unter Aufsicht vorher bestimmter Begleiter ein Fahrzeug im Straßenverkehr bewegen. 3.2.2. Bedingungen für Begleitpersonen Die Anforderungen an die Begleitpersonen für BF 17 sind im Gesetzestext klar definiert. Maximal fünf Begleitpersonen können eingetragen werden. Ein Verwandtschaftsverhältnis ist nicht notwendig. Jede Begleitperson muss mindestens 30 Jahre alt und mindestens fünf Jahre ununterbrochen im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis sein. Ein Führerscheinentzug während dieser fünf Jahre spielt keine Rolle. Wer jedoch mehr als drei Punkte im Verkehrszentralregister in Flensburg besitzt, eignet sich laut Gesetzeslage nicht zum Beaufsichtigen von Fahranfängern. Ob Aufsichtführender oder Selbstfahrer - es gilt die für Autofahrer übliche 0,5 Regel. Der Fahranfänger selbst jedoch unterliegt der 0,0 Regelung in der gesamten 2-jährigen Probezeit! Vorgeschrieben ist auch, dass die jeweilige Begleitperson ihre eigene Fahrerlaubnis immer mitführen muss. Nicht vorgeschrieben ist, dass sie sich während des Begleiteten Fahrens auf dem Beifahrersitz befinden muss. 4. Planung, Durchführung und Auswertung der eigenen Umfrage 2012 Wie unter Punkt 3 bereits angeführt, hat der Gesetzgeber die Testphase des Projektes BF 17 intensiv wissenschaftlich ausgewertet. Während unserer Seminarfacharbeit über das Thema BF 17 tauchte frühzeitig der Wunsch nach einer eigenen Umfrage zu diesem Komplex in unserem nahen Umfeld auf. Ziel sollte sein, die aktuelle Stimmung der betroffenen Altersklasse mit der amtlichen 17

Evaluation aus dem Jahre 2007 zu vergleichen. Wird das Angebot umfangreich genutzt? Welche Kriterien führen zu einer Entscheidung für oder gegen das begleitete Jahr? Wie denken die Betroffenen über dieses Modell? Es galt herauszufinden, ob sich die Evaluationsstudie im Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen mit unserer eigenen Umfrage bzw. unseren eigenen Erfahrungen deckt oder ob sie davon abweicht. 4.1. Entwicklung des Fragebogens Während von staatlicher Seite eher untersucht wurde, welche positiven sozialpolitischen Effekte das BF 17 bringt (Reduktion von Unfällen und Rückgang der Verstöße gegen die StVO), wollen wir bei unserer Umfrage stärker die subjektive Einstellung der Teilnehmer berücksichtigen. Es sollte auch ein Stimmungsbild entstehen, wie die Betroffenen selbst retrospektiv die Zeit beurteilen. Die Statistiken haben belegt, dass ein Projekt wie BF 17 Menschenleben retten kann. Daher sehen wir die Notwendigkeit, auch weiterhin Erhebungen durchzuführen, um eventuellen Korrekturbedarf zu erkennen oder bei Fehlentwicklungen intervenieren zu können. Die Möglichkeiten der Unfallvermeidung müssen unseres Erachtens nicht mit der Einführung eines Begleiters oder der Probezeit enden. In unserer Studie wurden 160 Probanden unterschiedlichen Alters befragt. Wir werden vergleichen, inwieweit sich unsere Befragung mit denen der Bundesanstalt für Straßenwesen deckt und wo Unterschiede auftreten. Entscheidend für unsere eigene, möglichst aussagekräftige Umfrage waren die Auswahl der Fragestellungen und die Festlegung der Zielgruppe. Unser Fragebogen sollte wichtige Informationen abfragen und trotzdem kurz gehalten sein. Zu diesem Zweck haben wir 13 Fragen erstellt. 18 Am Anfang stehen allgemeine Fragen nach Geschlecht und Alter sowie Schulabschluss und Wohngebiet. Es hat sich bereits in der bundesweiten Evaluation des KBA gezeigt, dass diese Kriterien die Entscheidung aus sozialen oder wirtschaftlichen Gründen durchaus beeinflussen können. Im Folgenden teilt sich unsere Recherche in zwei Gruppen: Auf der einen Seite die Probanden, die an 18 Siehe Punkt 8.1. Fragebogen 18

dem Projekt BF 17 Jahren teilgenommen haben und auf der anderen Seite die Kontrollgruppe, die den Führerschein auf herkömmliche Weise, also mit dem 18. Geburtstag erworben haben. Für beide Gruppen unserer Probanden haben wir nach den Gründen für ihre jeweilige Entscheidung gefragt. Weiterhin haben wir einen speziellen Grund abgefragt: Wie entscheidend ist die deutliche finanzielle Vergünstigung, auf die in Punkt 5.2. eingegangen wird, bei der Entscheidung für oder gegen das BF 17. Im weiteren Verlauf der Erhebung wird erfragt, wie oft und in welchem Umfang der junge Fahrer sein Fahrzeug mit Begleitperson bewegt hat. Wir haben nach Häufigkeit und ungefähr gefahrener Kilometerzahl während des BF 17 gefragt. Eine der letzten Fragen bezieht sich auf Zwischenfälle, beziehungsweise Auffälligkeiten während des BF 17. Anhand dieser Zahlen wollen wir im Abgleich mit der offiziellen Studie des KBA belegen, dass der BF 17 für junge Autofahrer auch heute unverändert vorteilhaft ist. Nach diesen Kriterien haben wir die wichtigsten Punkte in einen kompakten Fragebogen zusammengefasst und ein Ergebnis erhalten, das man gut mit dem der offiziellen Prozessevaluation vergleichen kann. 4.2. Durchführung der Umfrage Um ein Mindestmaß an statistisch zuverlässiger Aussage zu ermöglichen, haben wir verschiedene Voraussetzungen beachten müssen. Die Anzahl unserer auszuwertenden Fragebögen sollte nicht unter 150 Stück liegen, die Probanden sollten einen unterschiedlichen Hintergrund besitzen regional und ökonomisch. Die einseitige Auswahl der Befragten sollte durch eine breite Streuung vermieden werden. Bei der Bearbeitung der Fragebögen durch die Probanden war immer ein Mitglied aus unserem Team anwesend, um eventuell auftretende Unklarheiten in der Fragestellung sofort zu klären. So wurden in zwei oder drei Fällen Missverständnisse vermieden, die unsere Ergebnisse hätten verfälschen können. In Thüringen mussten wir beachten, dass das BF 17 erst Anfang 2007 eingeführt wurde. Wir haben daher hier keine Personen über 24 Jahren befragt. Alle Befragten mussten über 18 Jahre sein, damit sie nicht mehr in der Phase des Begleitens waren, sich andererseits bereits für den regulären Führerschein ab 18 entscheiden konnten. Auch sollten die Teilnehmer am BF 17 volljährig sein, 19

damit diese Phase abgeschlossen ist und die Nutzen subjektiv beurteilt werden konnten. Im Juni 2012 versuchten wir unsere Umfrage vor der Mensa der Universität in Jena durchzuführen. Hier bereitete uns jedoch die zulässige Altersobergrenze Probleme, und auch die Motivation der Studenten, unseren Fragebogen auszufüllen, war mäßig. Zusätzlich haben wir im Jenaer Stadtzentrum Passanten aus der entsprechenden Altersgruppe angesprochen und bei beiden Gelegenheiten insgesamt 40 Fragebögen bearbeiten können. 30 Fragebögen konnten wir gezielt mit Hilfe unseres Außenbetreuer Mike Ukena im Mai 2012 durch Erstsemester der Mathematischen Fakultät der Jenaer Universität von 20- bis 23-jährigen Studenten ausfüllen lassen. Weitere 30 auswertbare Formulare konnte Lucas Einenkel aus dem privaten Umfeld erhalten, größtenteils durch Befragung seiner Fußballmannschaft in Halle und Jena im September 2012. Noch repräsentativer wird unser Umfrageergebnis durch die 60 Fragebögen, die Lukas Maier und Maximilian Weckmüller an ihren ehemaligen Schulen in Pfreimd (Bayern) und Eschwege (Hessen) verteilten und zurückbekamen. Mit der Anzahl von 160 befragten Personen aus den Bundesländern Bayern, Hessen und Thüringen haben wir unsere Vorgaben erfüllt und können aussagekräftige Ergebnisse vorweisen. Auch unsere Absicht, eine Vergleichsgruppe zu erhalten, konnten wir realisieren. 4.3. Auswertung der Ergebnisse Die ersten fünf Fragen unserer Erhebung richten sich an alle Probanden und geben Auskunft über Geschlecht, 19 Alter, Schulbildung, Lebensumfeld und die Art des Führerscheinerwerbs. Die Altersstruktur unserer Befragten ist Abbildung 4 zu entnehmen. 19 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Graphik 1 20

Anzahl 35 30 25 20 15 10 5 0 Altersverteilung 33 24 20 15 14 16 9 10 6 4 5 4 18 19 20 21 22 23 Alter männlich weiblich Abbildung 5 zu Frage 2: Altersverteilung der Probanden, n = 160 Die überwiegende Mehrheit (fast 80 %) der Befragten hat Abitur oder strebt es an. 20 Die Durchführung unserer Umfrage hat die Verteilung von städtischem (67,5 %) zu ländlichem (32,5 %) Lebensraum beeinflusst. 21 Von den 160 Probanden haben 46 Fahrer (unter 30 %) ihren Führerschein konventionell mit 18 Jahren erworben, 114 Befragte hatten am BF 17 teilgenommen. 22 Alle Teilnehmer unserer Umfrage wussten Bescheid über die Möglichkeiten des BF 17, die Mehrheit derer, die dennoch bis zur Volljährigkeit warteten (34 Befragte), wollte zu dem früheren Zeitpunkt noch nicht fahren (18 Antworten) oder hatte kein Interesse daran (16 Fälle). Wirtschaftliche Gründe, wie das Fehlen eines Autos oder finanzielle Engpässe, oder die Ablehnung vom BF 17 durch die Eltern sind in 24 Fällen ausschlaggebend für einen späteren Führerscheinerwerb gewesen. In jedem Fall hätte aber ein geeigneter Begleiter zur Verfügung gestanden, denn kein Proband gab als Grund für die Nichtteilnahme am BF 17 das Fehlen eines Begleiters an. 23 20 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Graphik 2 21 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Graphik 3 22 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Graphik 4 23 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Graphik 5 21

Gründe für die Nichtteilnahme am BF 17 Probanden männl. Probanden weibl. Möglichkeit unbekannt 0 0 0 Führerschein früher nicht gewollt 8 10 18 BF 17 uninteressant oder ohne Vorteile 7 9 16 Eltern dagegen 2 1 3 Kein Geld zur Verfügung 9 6 15 Kein Auto zur Verfügung 3 3 6 Kein geeigneter Begleiter 0 0 0 gesamt Gesamt 29 29 58 Mehrfachnennung möglich, n = 46, männlich = 25, weiblich = 21 Tabelle 3 zu Frage 6: Gründe für die Nichtteilnahme am BF 17 Der Hauptgrund für fast 2 / 3 der Probanden am BF 17 teilzunehmen, war die Möglichkeit unter Aufsicht Fahrpraxis zu erwerben und im Straßenverkehr sicherer zu werden. Die Unterschiede in den Beweggründen der männlichen und weiblichen Fahranfänger sind auffallend. Weibliche Fahranfänger empfinden deutlich seltener eine Faszination am Autofahren und sehen auch weniger Vorteile durch die Verkürzung der Probezeit. Lediglich der am seltensten genannte Punkt (Meinung der Eltern) ist ihnen wichtiger als den männlichen Fahrern. 24 Gründe für die Teilnahme am BF 17 Probanden männl. Probanden weibl. gesamt bessere Mobilität bekommen 49,2 % 43,4 % 46,49 % Lust auf Autofahren 55,7 % 28,3 % 42,98 % sicherer Fahrpraxis sammeln 60,7 % 64,1 % 62,28 % andere Bekannte machen es auch 40,9 % 37,7 % 37,47 % Verkürzen der Probezeit nutzen 47,5 % 24,5 % 36,84 % Eltern sehen Vorteile darin 27,9 % 45,3 % 35,95 % Mehrfachnennung möglich, N = 114, männlich = 61, weiblich = 53 Tabelle 4 zu Frage 7: Gründe für die Teilnahme am BF 17 Über 2 / 3 der von uns Befragten hatten am BF 17 teilgenommen (Anzahl = 114), und diese Erfahrung finden im Nachhinein 99 Befragte als sinnvoll oder nützlich für sich selbst. Lediglich zweimal verlief diese Zeit wohl nicht nutzbringend, 12 Probanden konnten sich keine Meinung bilden, wie Abbildung 5 zeigt. 24 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Graphik 6 22

War BF 17 sinnvoll 2 12 Ja 99 Nein Weiß nicht Abbildung 6 zu Frage 13: Einschätzung des subjektiven Nutzens von BF 17, n = 114 Auf die Nachfrage, worin der subjektive Nutzen der BF 17 - Zeit für das selbstständige Fahren liegt, wird am häufigsten die gewonnene Erfahrung und längere Übung angeführt. Mehr als 60 % der Befragten bestätigen rückwirkend diesen Effekt. Entsprechend der geringen Unfallerfahrungen der Teilnehmer am BF 17, haben aber die wenigsten der Befragten Sicherheit in kritischen Situationen gewonnen. Nur knapp 40 % sehen sich besser vorbereitet, um allein in kritischen Situationen angemessen zu reagieren. Eigene Ängste abbauen konnten männliche wie weibliche Fahrer in der beaufsichtigten Zeit gleich häufig. In der Hälfte der Fälle wirkt das BF 17 angstlösend. Der deutliche Unterschied zwischen Männern und Frauen tritt bei der eigenen Einschätzung der Einstellung der Eltern auf. Nur ein Fünftel der weiblichen Probanden erwartet, dass die Eltern nach dem BF 17 mehr Vertrauen in sie haben. 25 Subjektiver Nutzen vom BF 17 Probanden männl. Probanden weibl. gesamt sicherer Umgang mit dem Auto 59,0 % 58,5 % 58,77 % geschultes Verhalten im Verkehr 59,0 % 62,3 % 60,53 % sicherer in kritischen Situationen 37,7 % 52,8 % 44,73 % mehr Erfahrung mit kritischen Situationen 39,3 % 43,4 % 41,22 % weniger Angst alleine 44,3 % 52,8 % 48,24 % Die Eltern vertrauen mehr 54,1 % 41,5 % 48,24 % Mehrfachnennung möglich, n = 114, männlich = 61, weiblich = 53 Tabelle 5 zu Frage 12: Subjektive Einschätzung des Nutzens vom BF 17 25 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Graphik 8 23

Prozent Einerseits ist uns die subjektive Beurteilung des Nutzens vom BF 17 durch die Fahranfänger wichtig. Um andererseits Veränderungen zu der amtlichen Evaluation des Kraftfahrtbundesamtes festzustellen, sind die Fragen 9, 10 und 11 unserer Umfrage ähnlich wie dort formuliert. Die Häufigkeit des Fahrens in der Begleiteten Zeit des BF 17 sollte eingeordnet werden zwischen täglich und seltener als einmal pro Monat. Die Mehrheit unserer Probanden konnte mehrmals in der Woche Fahrpraxis erwerben. Nur 6 % fuhren lediglich einmal pro Monat oder seltener. 26 Verteilung der Häufigkeit 60 50 40 30 20 10 0 12 52 16 14 2 4 Fahrhäufigkeit Abbildung 7 zu Frage 9: Häufigkeit des Fahrens während des BF 17 Das sichere Verhalten im Verkehr wird anhand von Unfallstatistiken und Verkehrsverstößen gemessen. Um die Teilnehmer des BF 17 unserer Umfrage in Beziehung zu den amtlichen Daten zu setzen, wird nach den Auffälligkeiten während des BF 17 gefragt. 75 % unserer Befragten hatten keine Erfahrungen mit Unfällen, Bußgeldbescheiden oder Verwarnungsgeldern gemacht. Im Vergleich der Geschlechter erhielten doppelt so viele männliche Fahranfänger ein Verwarnungsgeld (m = 12, w = 6). Die wenigen Unfälle (Anzahl = 6) wurden überwiegend durch die weiblichen Fahranfänger verursacht. 27 Die Auswertung der Frage 8 wird unter Punkt 5.2 besprochen. Zu Frage 10 haben wir keine Auswertung gemacht, da die Angaben sehr vage und unterschiedlich waren. Es ließ sich keine Tendenz erkennen. 26 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Tabelle Anhang 3 27 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Graphik7 24

5. Kostenvergleich hinsichtlich der Kfz-Versicherung Alle unter Punkt 5 verwendeten Daten über Versicherungsarten und die speziellen Angebote wurden durch Gespräche mit Versicherungsmakler Dietmar Maier aus Pfreimd erarbeitet. 5.1. Versicherung eines privaten Fahrzeugs Es gibt drei Varianten sein Fahrzeug zu versichern. Zum einen nur eine Haftpflichtversicherung, bei der allein der Schaden, den man anderen Verkehrsteilnehmern durch einen Unfall zufügt, von der Versicherungsgesellschaft übernommen wird. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, sein Fahrzeug zusätzlich mit der sogenannten Teilkaskoversicherung auszustatten. Dabei werden Schäden, die beim Fahrzeughalter selbst, beispielsweise durch einen Wildunfall, Brand oder Glasbruch entstehen, bezahlt. Gedeckt ist auch der Verlust des Fahrzeuges durch Diebstahl mit allen im Fahrzeug verschlossenen oder an dem Kfz befestigten Teilen. Wenn man sein Kfz Vollkasko versichert hat, werden von der Versicherung auch alle selbstverschuldeten Schäden, beispielsweise Einparkschäden, übernommen. Doch je mehr Leistungen durch die Versicherung gedeckt sind, desto höher sind die jährlichen Beiträge die der Versicherungsnehmer bezahlen muss, um den Versicherungsschutz aufrecht zu erhalten. Folglich ist es nur bei neuen oder sehr teuren Autos sinnvoll, eine Vollkaskoversicherung abzuschließen, da die Beiträge sonst nicht in Relation zum eigentlichen Fahrzeugwert stehen. In Deutschland und in vielen anderen Ländern ist gesetzlich geregelt, dass man eine Haftpflichtversicherung abschließen muss, um mit seinem Fahrzeug im Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen. Die tatsächlichen Kosten, die der Versicherer für den gewünschten Versicherungsschutz verlangt, hängen nicht nur von den verlangten Leistungen ab, also ob man zusätzlich zur Haftpflicht noch Teilkasko oder Vollkasko wünscht, sondern auch vom Fahrzeugtyp und der Regionalklasse. Zusätzlich werden die Beiträge von der SF-Klasse, sprich den unfallfreien Jahren, die der Versicherungsnehmer angesammelt hat, beeinflusst. Die SF-Klasse für Fahranfänger ist in der Regel SF 0, was zur Folge hat, dass der Versicherungsnehmer einen sehr hohen Beitrag zahlen muss. Ein erfahrener Fahrer im Vergleich dazu, 25

der jahrelang unfallfrei gefahren ist, wird für jedes unfallfreie Jahr in eine höhere SF-Klasse eingestuft, beispielsweise SF-Klasse 25 für 25 unfallfreie Jahre. Folglich muss er einen geringeren Beitrag zahlen als Versicherungsnehmer mit einer niedrigeren SF-Klassen Einstufung. Ursache für die erhöhten Beiträge für Fahranfänger ist die statistisch belegte erhöhte Unfallbeteiligung der jungen erwachsenen Autofahrer (Punkt 5.2) auf Grund der fehlenden Erfahrungen in kritischen Situationen des Straßenverkehrs. 5.2. Risikobeurteilung BF 17 durch Versicherungen Wie wir auf Seite 6 und 7 beschrieben haben, ergeben sich viele Vorteile für Fahranfänger, wenn sie nach dem abgeschlossenen Führerscheinerwerb mit 17 Jahren noch in Begleitung älterer und erfahrener Autofahrer unterwegs sind. Die sogenannte Lernzeit, also die Zeit in der Fahrschüler und Fahranfänger Erfahrungen sammeln, wird im Vergleich zum herkömmlichen Führerscheinerwerb um maximal ein Jahr erhöht, da diese Fahrschüler nur in der Fahrschule unter Aufsicht fahren. In kritischen und unübersichtlichen Situationen kann der Begleiter dem Jugendlichen nützliche Tipps aus mindestens fünf Jahren eigener Erfahrungen geben. Folglich haben Fahranfänger, die die Phase des BF 17 hinter sich haben, auch schon einige gefährliche Verkehrssituationen gemeistert, wenn sie dann mit 18 Jahren allein auf den Straßen unterwegs sind. Auch den Versicherungsgesellschaften ist aufgefallen, dass Fahranfänger, die am BF 17 teilgenommen haben, nicht mehr so häufig in Unfallstatistiken auftauchen wie diejenigen, die daran nicht teilgenommen haben. Wie auf Seite 9 angeführt, hat die Justus-Liebig-Universität Gießen durch ihre Untersuchungen herausgefunden, dass Teilnehmer des BF 17 in den ersten 18 Monaten des selbstständig Fahrens 28,5 % weniger Verkehrsverstöße, die mit einem Unfall einhergehen, verschulden als Fahranfänger, die ihren Führerschein auf herkömmliche Weise erworben haben. Bei diesen Untersuchungen wurden von 4454 BF 17 Teilnehmern und 2421 jungen Erwachsenen ohne BF 17 Informationen über eine Unfallbeteiligung aus dem Verkehrszentralregister abgefragt. Auf Grund des durch Statistiken belegten geringeren Unfallverschuldens, gibt es für Teilnehmer des BF 17 vergünstigte Angebote, um dann im Alter von 18 Jahren ihr eigenes Auto zu versichern. 26

Die 11. Frage unseres Fragebogens befasst sich damit, ob es während des BF 17 Verkehrsverstöße oder Unfälle bei den 17-jährigen Fahranfängern gab. Bei rund ¾ der 114 von uns befragten BF 17 Teilnehmern (Semi) gab es keine Auffälligkeiten während der Begleitphase und bei knapp 5,5 % ereignete sich ein Unfall. 28 Verglichen mit den Ergebnissen der Auswertung des KBA, bei denen sogar bei rund 87 % keinerlei Auffälligkeiten auftraten, ergibt sich eine ganz ähnliche Tendenz in der Verteilung. Bei den Befragten der KBA ereignete sich bei rund 10 % der Jugendlichen ein Unfall während der Begleitphase. Gab es in der Zeit des BF 17 einen Verkehrsverstoß oder Unfall? Verwarnungsgeld (< 40 ) Bußgeld (> 40 ) Semi männl. KBA männl. Semi weibl. KBA weibl. Semi gesamt KBA gesamt 19,68 % 3,5 % 11,32 % 2,2 % 15,79 % 2,8 % 4,91 % 0,9 % 3,77 % 0,4 % 4,38 % 0,6 % Unfall 1,63 % 9,1 % 9,43 % 11,2 % 5,26 % 10,7 % Keine Auffälligkeiten 73,78 % 86,7 % 75,48 % 86,2 % 74,57 % 86,5 % Insgesamt* 100 % 100,2 % 100 % 100 % 100 % 100,6 % Anzahl Probanden KBA : n = 9.521 Anzahl Probanden Semi: n = 114 (61 m, 53 w) * Summen können wegen Mehrfachnennung 100% übersteigen Tabelle 6: Gegenüberstellung Verkehrsverstöße Semi/KBA Wegen der statistisch belegten geringen Unfallhäufigkeit während der Begleitphase und der Tatsache, dass ein erfahrener Begleiter den 17-Jährigen in gefährlichen Verkehrssituationen unterstützt, ist es schon bei vielen Versicherungsgesellschaften möglich, Jugendliche, die die Fahrerlaubnis mit 17 Jahren erlangt haben, ohne Zusatzprämie bei der Kfz-Versicherung ihrer Eltern mit einzutragen. Das ist ein Indiz dafür, dass der einstige Modellversuch BF 17 nicht nur bei Fahranfängern und Eltern, sondern mittlerweile auch bei Versicherungsgesellschaften anerkannt ist. 28 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Graphik 7 27

5.3. Finanzielle Vorteile durch BF 17 Um einen Aussage über die finanziellen Möglichkeiten zu machen, gehen wir von dem Beispiel eines 18-Jährigen aus, der sein eigenes Auto versichern will. Verglichen wird das Angebot einer Versicherung für eine Person, die am BF 17 teilgenommen hat mit einem Angebot, bei dem der Fahranfänger nicht am BF 17 teilgenommen hat. Da jeder aus unserem dreiköpfigen Seminarfachteam am BF 17 teilnimmt, war es uns ein besonderes Anliegen herauszufinden, welche Differenzen hierbei während einer einjährigen Zahlungsperiode in der Gesamtprämie auftreten. Mit der Hilfe von Dietmar Maier, einem Versicherungsexperten, bekamen wir die zwei passenden Angebote, um unseren Vergleich anzustellen. 29 Um die Gegenüberstellung möglichst realitätsnah zu machen, wählten wir ein typisches Anfängerauto, einen acht Jahre alten VW Golf mit 75 PS. Versicherungsnehmer war jeweils der 51-jährige Vater des Fahranfängers, um den Tarif durch eine gewisse Anzahl an unfallfreien Jahren des Vaters zu senken. Als Fahrzeugnutzer wurden der 18-Jährige und der Versicherungsnehmer eingetragen. Zusätzlich zur Haftpflicht- war eine Teilkaskoversicherung mit einer Selbstbeteiligungssumme von 150 Euro Teil des Angebots. So sind auch Schäden durch Wildunfälle und Diebstahl sowie Brandschäden gedeckt, welche bis auf die 150 Euro Selbstbeteiligung vollständig von der Versicherung übernommen werden. Die Kosten einer einjährigen Zahlungsperiode belaufen sich auf 2.162,05 Euro, unterteilt in 1.917,54 Euro für die Haftpflichtversicherung und 202,51 Euro für Teilkasko. Bei unserem zweiten Angebot wurde eine Anfrage für das gleiche Auto mit identischem Versicherungsnehmer und Fahrzeugführer gestellt. Die Leistungen waren wiederum eine Haftpflicht- und zusätzlich eine Teilkaskoversicherung mit 150 Euro Selbstbeteiligung. Der einzige Unterschied der beiden Angebote ist, dass dieser Fahranfänger am BF 17 teilgenommen hat. Die jährlichen Kosten für den 18-jährigen Fahranfänger mit BF 17 belaufen sich auf 1.966,38 Euro, unterteilt in 1.737,05 Euro für die Haftpflichtversicherung und 187,33 Euro für Teilkasko, pro Jahr. 29 NAFI-Kfz-Kalkulator, 16.11.2012 28

Folglich ist es für den Fahranfänger, der am BF 17 teilgenommen hat rund 9 % billiger mit 18 Jahren sein eigenes Auto zu versichern als für dieselbe Person, die nicht daran teilgenommen hat. 9 %, die man jährlich von 2.162,05 Euro einspart, sind 195,67 Euro. Wenn als Versicherungsnehmer der 18-Jährige selbst eingetragen und er somit in der SF-Klasse sehr hoch eingestuft wird, belaufen sich die jährlichen Kosten auf 2.666,67 Euro für den Fahranfänger ohne BF 17. Mit der einjährigen Begleitphase liegen die Kosten genauso wie bei der ersten Gegenüberstellung bei 1.966,38 Euro. In diesem Fall ist die Versicherung für den Teilnehmer des Begleiteten Fahrens schon um 26 % billiger, also um 700,29 Euro im Jahr. Um aussagekräftige Ergebnisse darüber zu erlangen, wie viel man durch die Teilnahme am BF 17 beim späteren Versichern des eigenen Autos sparen kann, haben wir die Angebote von mehreren Versicherungen verglichen. Es wurden immer zwei Angebote von einer Versicherungsgesellschaft miteinander verglichen, einmal mit und einmal ohne BF 17. Berechnet durch den sogenannten NAFI-Kfz-Kalkulator, ein Programm zur Berechnung der Prämien für Kfz- Versicherungen, konnten wir aus insgesamt 20 Ergebnissen die größten Unterschiede auflisten. Angefragt wurde wie beim Bespiel oben eine Haftpflichtmit zusätzlicher Teilkaskoversicherung für einen acht Jahre alten VW Golf mit 75 PS, bei welchem der 18-Jährige selbst Versicherungsnehmer ist. Name der Versicherungsgesellschaft Ohne BF 17 in Mit BF 17 in Ersparnis in Euro Ersparnis in % Helvetia 3.251,63 2.765,90 485,73 14,9 Vema-BBV 2.983,13 2.393,31 589,82 19,8 Kravag (Beispiel oben) 2.666,66 1966,37 700,29 26,3 R+V Kfz 3.432,10 2.461,09 971,01 28,3 Allianz 3.200,92 2.255,96 944,96 29,5 Tabelle 7: Gegenüberstellung der Kosten für Kfz - Versicherungen Nur bei 5 aus 20 Angeboten von verschiedenen Gesellschaften gab es keine Vergünstigungen durch das Begleitete Fahren, da sich die Prämien nicht unterscheiden. Bei allen anderen Angeboten, von denen die oben aufgelisteten die größten Unterschiede aufwiesen, gab es für BF 17 Teilnehmer Vergünstigungen. 29

Vor allem für Fahranfänger, die oft mit einem geringen Lehrlingsgehalt auskommen müssen oder möglicherweise als Studenten noch kein eigenes Einkommen besitzen, ist dies eine enorme Ersparnis, welche vielleicht ausschlaggebend dafür sein kann, ob ein junger Erwachsener sich den Unterhalt eines Autos leisten kann oder nicht. Mit der Frage, ob diese verbesserten Konditionen bei der Kfz-Versicherung für BF 17 - Teilnehmer ein Entscheidungskriterium für das BF 17 waren, befasst sich die 8. Frage unseres Fragebogens. 30 Besserer Kfz-Tarif als Entscheidungsgrund für BF 17 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 16,4 26,2 57,4 männlich 34 18,9 47,1 weiblich wichtig nicht wichtig nicht bekannt Abbildung 8 zu Frage 8: Bedeutung Tarifvergünstigungen bei Entscheidung für BF 17 Von den 114 befragten Fahranfängern, die am BF 17 teilgenommen haben, gaben 57,4 % der 61 männlichen Vertreter an, dass ihnen dies nicht bekannt war und somit auch nicht die Entscheidung zum Begleiteten Fahren begünstigt hat. Bei den weiblichen BF 17 - Teilnehmerinnen wusste nur knapp die Hälfte von 53 Personen nicht, dass der Führerschein mit 17 Vergünstigungen bei der Kfz- Versicherung mit sich bringt. Im Gegensatz zu den jungen Männern, bei denen es nur 16,4 % waren, war es für 34 % der jungen Frauen bedeutend für die Entscheidung für das BF 17. Aus diesen Zahlen lässt sich schließen, dass sich die weiblichen Probanden im Vorfeld besser über den Führerschein mit 17 informiert haben als die männlichen Führerscheinanwärter. Für die 26,2 % bei den Männern und 18,9 % bei den Frauen, bei denen die günstigeren Tarife für die Teilnahme am BF 17 nicht von 30 Siehe 8.2. Graphiken und Tabellen, Tabelle Anhang 2 30

Bedeutung waren, obwohl sie davon wussten, war der Hauptentscheidungsgrund die Möglichkeit, schon ein Jahr früher Auto fahren zu dürfen. Viele Eltern der BF 17 Teilnehmer, welche durch die verbesserte Fahrsicherheit ihres Kindes, wenn es mit 18 Jahren dann allein am Straßenverkehr teilnimmt, vom Führerschein mit 17 Jahren ohnehin schon begeistert sind, werden diesen finanziellen Vorzug erfreut zur Kenntnis nehmen und den einstigen Modellversuch weiterempfehlen. 6. Diskussion Unsere Umfrage ist sicher nicht mit der umfangreichen Erhebung des Kraftfahrtbundesamtes zu vergleichen. Die Auswahl unsere Probanden war nicht repräsentativ, wodurch sich einige Verschiebungen ergeben können. So haben wir in unserem persönlichen Umfeld und an einer Universität gefragt, daher ist der Anteil der Abiturienten deutlich höher als bei einer anonymisierten Stichprobe. Je mehr Daten einbezogen werden können, desto mehr Aussagekraft hat eine Untersuchung. Wir haben mit unseren 160 Fragebögen eine statistisch verwertbare Menge an Daten erhalten, können die aber nur eingeschränkt mit den 128.313 Datensätzen der KBA-Untersuchung vergleichen. Trotz dieser Einschränkung sind uns einige interessante Zusammenhänge aufgefallen, die wir im Folgenden diskutieren wollen. Zur besseren Darstellung unterscheiden wir beide Befragungen als KBA (Studie des Kraftfahrtbundesamtes von 2005-2009) und als Semi (Umfrage im Rahmen unserer Seminarfacharbeit 2012). 6.1. Vergleich und Diskussion der Umfragen von 2005-2009 und 2012 Deutlich unterscheiden sich die beiden Umfragen in dem Verhältnis, ob am BF 17 teilgenommen oder ob der Führerschein mit 18 Jahren erworben wurde. Fahranfänger im Zeitraum gesamt Anzahl KBA n = 128.313 Anzahl Semi n = 160 Fahrerlaubnis mit BF 17 56,31 % 71,25 % Fahrerlaubnis mit 18 Jahren 43,69 % 28,75 % Tabelle 8: Vergleich des Anteils der BF 17 Teilnehmer mit dem herkömmlichen Weg 31

Es ist bekannt, dass sich die Zahlen in den letzten Jahren seit dem Abschluss der Untersuchung des KBA weiter für eine verstärkte Teilnahme am BF 17 verschoben haben. Bereits im Jahr 2009 zeichnete sich ab, dass ¾ der Neueinsteiger mit dem BF 17 beginnen werden. Die Steigung der Kurve in Abbildung 3 lässt einen weiteren steigenden Verlauf erwarten. 31 Dass wir bei Jenaer Studenten und an unseren Heimatorten so hohe Anteile an Teilnehmern des BF 17 finden, deutet auf die fortschreitende Akzeptanz dieses Projektes hin. In unserer Untersuchung haben wir bewusst nicht die Internatsschüler unseres Sportgymnasiums befragt. Wir haben damit gerechnet, dass durch die lästigen Heimfahrten am Wochenende mit der Bahn bzw. anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, ein größerer Druck bestehen könnte, so früh wie möglich Auto fahren zu dürfen. Unsere Daten über Geschlechtsverteilung und die Region lassen sich nur begrenzt mit den Daten des KBA in Beziehung setzten. Die Probandenauswahl war hierfür zu willkürlich und die Anzahl unserer Fragebögen zu niedrig. Geschlecht und Regionstyp Anzahl KBA Anzahl Semi Anteil weibliche Fahrer 54,8 % 46,25 % Anteil männliche Fahrer 45,2 % 53,75 % Anteil Stadt 75,8 % 67,5 % Anteil Land 24,2 % 32,5 % n = 20.346 160 Tabelle 9: Vergleich KBA- und Semi-Gruppen nach Geschlecht und Region Durch die Befragung des persönlichen Umfeldes sind die höheren Werte der männlichen Befragten und der größere Anteil der ländlichen Wohngegend zu erklären. Wir haben einen großen Teil der Daten von Freunden am Heimatort erhalten. Durch das BF 17 sollen die ersten Monate der Fahrpraxis sicherer werden. Deswegen sind die Fragen nach Verkehrsauffälligkeiten ein wichtiges Maß für den Erfolg der Maßnahme. 31 Siehe Abb. 3 Anstieg der Teilnehmerzahlen am BF 17 im Zeitraum 2004-2009, Seite 13 32

Verkehrsverstöße Anzahl KBA Anzahl Semi Verwarnungsgeld bis 40 2,8 % 15,79 % Bußgeld 0,6 % 4,38 % Unfall 10,7 % 5,26 % keine Auffälligkeiten 86,5 % 74,57 % Tabelle 10: Unterschiede beider Gruppen in Bezug auf Verstöße Bei unseren eigenen Ergebnissen fällt der erhöhte Anteil der Probanden mit Verwarnungs- oder Bußgeld auf. Bei den Unfallhäufigkeiten haben wir nur halb so viele Ereignisse dokumentieren können. Die Verschiebung dieser Zahlen kann durch unsere geringe Probandenzahl entstanden sei. Andererseits muss bedacht werden, dass laut Studie des KBA die Gruppe der männlichen Fahranfänger mehr Verwarnungen erhält (m = 3,5 %, w = 2,2 %) und die weiblichen Probanden mehr Unfälle verursacht haben (m = 9,6 %, w = 11,7 %). 32 Die Umkehr der Geschlechterverteilung (Tabelle 9) in unserer Studie kann zu einer veränderten Verteilung der Auffälligkeiten führen. Um ein Projekt effektiv zu fördern, muss man die Gründe der Ablehnung der Zielgruppe kennen. Die Gruppe der Fahranfänger, die nicht an BF 17 teilgenommen haben, wurde in der Studie des KBA umfangreich untersucht. Nur auf diesem Weg kann das Angebot verbessert und den Bedürfnissen angepasst werden. Gründe für die Nichtteilnahme am BF 17 Anzahl KBA Anzahl Semi Möglichkeit unbekannt 4,5 % 0,0 % Führerschein früher nicht gewollt 34,7 % 39,1 % BF 17 uninteressant /ohne Vorteile 69,3 % 34,8 % Eltern dagegen 3,8 % 6,5 % Kein Geld zur Verfügung 24,6 % 32,6 % Kein Auto zur Verfügung 12,5 % 13,0 % Kein geeigneter Begleiter 14,2 % 0,0 % Mehrfachnennungen möglich.. n = 20.740 46 Tabelle 11: Gründe für die Nichtteilnahme am BF 17 32 BAST, "Mensch und Sicherheit", 2011, Band M 218, Tabelle 62 33

Als großen Erfolg des Projekts BF 17 sehen wir, dass bei unserer Umfrage 2012 jeder Befragte diese Möglichkeit des Vorziehens der Fahrerlaubnis kannte. Das war vor einigen Jahren noch nicht so. Über ein Drittel der Probanden haben sich trotzdem bewusst gegen diese Möglichkeit entschieden. Die Beweggründe dieser Gruppe sollten genauer untersucht werden. Dann ist es eventuell möglich, in Zukunft noch mehr Fahranfänger für das BF 17 zu begeistern. Eindeutig hat sich das Image des BF 17 in den letzten Jahren gewandelt, denn bei unserer Umfrage gaben nur noch halb so viele Fahranfänger an, der vorgezogene Führerschein habe keine Vorteile. (KBA = 69 %, Semi = 35 %) Trotzdem verhindern in über 45 % der Nennungen unserer Umfrage wirtschaftliche Gründe die Teilnahme am BF 17. Diese Faktoren haben danach um mehr als 10 % zugenommen. Bei unserer Erhebung haben über 35 % der Teilnehmer am BF 17 angegeben, sie seien nur einmal pro Woche oder sogar seltener Auto gefahren. 33 Eine zu geringe Nutzung des BF 17 wurde schon in der Auswertung des KBA bemängelt damals war festgestellt worden, dass aus der Gruppe der Befragten nur maximal eine Stunde pro Woche [ ] 23,3 % der Männer und sogar 28,3 % der Frauen am Steuer verbrachten. 34 Mit unserer Umfrage wollten wir feststellen, ob der statistisch nachgewiesene Nutzen des Projektes BF 17 von den Fahranfängern auch subjektiv empfunden wird. Defizite sehen wir bei dem Umgang mit kritischen Verkehrssituationen. 35 Offensichtlich ist es während der Begleiteten Zeit nicht oft genug möglich, Stressmomente zu simulieren oder kritische Situationen durchzuspielen. Mit dieser Aufgabe sind sicherlich die meisten Begleiter überfordert. Bei den subjektiven Einschätzungen der Vorteile durch das BF 17 fallen die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Fahranfängern auf. Zu diesem Thema passen auch unsere eigenen und die im Bekanntenkreis erlebten Erfahrungen. 6.2. Persönliche Erfahrungen Der Straßenverkehr ist ein äußerst komplexes Geschehen und spiegelt Stimmungen und Trends der Gesellschaft wider. Wir glauben, dass die jeweilige persönliche Entwicklung und die Erwartung des einzelnen Fahrschülers stärker in 33 Siehe Abbildung 7: Häufigkeit des Fahrens während des BF 17 34 Zitat aus BAST, "Mensch und Sicherheit", 2011, Band M 218, Seite 66 35 Siehe Tabelle 5: Subjektive Einschätzung des Nutzens vom BF 17 34

den offiziellen Studien hätten berücksichtigt werden müssten. Anders als bei offiziellen Statistiken üblich, möchten wir hier auch subjektive Eindrücke einfließen lassen: Wir, Lucas Einenkel, geboren am 04. Januar 1995, Lukas Maier, geboren am 27. Mai 1995, und Max Weckmüller, geboren am 20. Januar 1995 nehmen aktuell am Projekt BF 17 teil. Unsere Ausbildung haben wir alle drei in Jena bei der Fahrschule Ukena im Dezember 2011 begonnen. Die Zeit haben wir sehr positiv erlebt und fühlten uns dort umfassend auf unsere Aufgabe als Fahrzeuglenker vorbereitet. Vor den Sommerferien 2012 endete unsere Fahrausbildung mit der bestandenen praktischen Prüfung. Als Internatsschüler am Sportgymnasium Jena sind wir seit dem 15. bzw. 16. Lebensjahr nur noch am Wochenende und das unregelmäßig - zuhause. Wir haben in den letzten Jahren ausreichend Erfahrungen mit der Deutschen Bahn gesammelt sei es auf den Wochenendfahrten nachhause oder zu Wettkämpfen. Wir kommen alle aus ländlichen Gebieten; das Auto war für uns immer das Hauptverkehrsmittel, auch wenn öffentliche Verkehrsmittel durchaus vorhanden sind. Ob in den Kindergarten, zum Sport oder in die Schule, wir sind mit dem Auto aufgewachsen. Unsere Eltern fahren alle seit vielen Jahren unfallfrei Auto; sie tun dies mit Umsicht, mit Freude und Leidenschaft und unserer Meinung nach sehr sicher. Seit unserer Fahrprüfung bekommen wir oft Gelegenheit zu fahren, leider nur in den Ferien oder an Wochenenden. In dem halben Jahr des BF 17 haben wir drei zusammen mindestens 25.000 Kilometer absolviert. Wir wurden bis heute weder geblitzt noch haben wir einen Verkehrsverstoß begangen. Die kleinen Korrekturen und Hinweise unserer Begleiter haben wir immer als positive Anreize empfunden und sind in manchen Situationen dankbar für die Unterstützung gewesen. Ein schöner Nebeneffekt für uns ist natürlich, dass die gesetzlich vorgeschriebene Probezeit von zwei Jahren für Fahranfänger mit dem Tag des Führerscheinerhalts beginnt. Die Zeit des BF 17 zählt also mit hinein. Wir haben Autofahren gelernt, weil wir dies unbedingt wollten, es gehört zu unserem Erwachsenwerden ebenso dazu wie Ski- oder Fahrradfahren. Wir haben keine Angst vor der Verantwortung und sind uns bewusst, was wir tun. Unsere Fahrlehrer haben von Anfang an klare Worte gewählt und uns die Gefahren sehr deutlich gemacht. Wir haben riesigen Spaß am Fahren, aber auch Respekt, besonders vor hohen Geschwindigkeiten und Momenten der Unachtsamkeit. Wir 35

haben in den Jahren alle schon Unfälle auf den Straßen gesehen. Unsere Eltern haben uns früh auf die Kreuze an den Straßenrändern aufmerksam gemacht und die Geschehnisse als Mahnung verdeutlicht. Viel zu oft sind diese Unfallopfer am Straßenrand sehr jung gewesen, leider auch einmal ein ehemaliger Klassenkamerad. Wir sagen heute, dass die Entscheidung, den Führerschein mit 17 zu machen, richtig war. Wir haben diesen Lebensabschnitt herbeigesehnt - endlich hinter dem Steuer zu sitzen und mobil zu sein. Es ist aber doch sehr beruhigend, für die erste unsichere Zeit eine Vertrauensperson neben sich zu haben, die noch ein Auge auf uns wirft und ganz zurückhaltend, sozusagen als unsichtbarer Fahrlehrer, auf unserer Sicherheit achtet. Unser 18. Geburtstag wird trotzdem ein besonderer Tag, denn ab diesem Tag dürfen wir selbstständig Auto fahren. Das bedeutet gerade für die Heimfahrten am Wochenende für uns und auch für unsere Eltern eine deutliche Steigerung der Lebensqualität. Bis dahin sind wir für jeden Hinweis zu unserer und aller anderer Sicherheit dankbar und erkennen auch die Zeit an, die sich unsere Eltern für unsere Wege nehmen neuerdings eben auf dem Beifahrersitz. Dass nicht immer alles so gut läuft wie in unserm Fall, möchten wir an zwei Fallbeispielen zeigen: Erst im Alter von 19 Jahren begann eine Freundin mit ihrer Fahrausbildung. Vorher hatte sie sich keine Zeit nehmen wollen, da ihr das Abitur, das sie mit Sehr gut abschloss, wichtiger war. Da sie mit einem Studium beginnen will, glaubt sie, dass die Fahrerlaubnis unvermeidlich sei, um mobil zu sein. In allem was sie tut ist sie äußerst genau und versucht stets, jegliche Fehler zu vermeiden. Die theoretische Prüfung bestand sie wie erwartet mit null Fehlern. Die praktischen Stunden mit ihrem Fahrlehrer bereiten ihr jedoch keine Freude. Die Angst, Fehler zu machen, hemmt sie sehr beim Erlernen des flüssigen Fahrablaufs. Der Fahrlehrer kann ihr wohl bei diesen Unsicherheiten nicht viel helfen. Ihre Eltern haben den Führerschein vor über 30 Jahren in der DDR erworben. Während der Vater beruflich meist 5-6 Tage in der Woche mit dem Auto unterwegs ist, fährt die Mutter nur, wenn sie muss. Da es lediglich eine Busverbindung im Dorf gibt, nutzt sie den Wagen nach eigenen Angaben unsicher und ungern für weitere, unvermeidliche Wege. Sie hatte schon mehrere kleine 36

Unfälle, jedoch nur mit Blechschäden. Ein vertrauensvolles Unterstützen der Tochter während des BF 17 wäre in dieser Familie sicher nicht geglückt. Bei einem zweiten Fall ist die Mutter alleinstehend und hat ihren Führerschein in den USA gemacht, dieser gilt nur für Automatikfahrzeuge. Die Ausbildung in den USA ist nicht mit der deutschen Fahrschulausbildung zu vergleichen. Die Mutter fährt unsicher und hat Angst, schneller als 80-100 km/h auf der Autobahn zu fahren. Längere Urlaubsfahrten vermeidet sie ganz. Die Tochter bestand mit 19 Jahren ihre Führerscheinprüfung, die Theorieprüfung wiederholte sie dreimal, die praktische Prüfung zweimal. Bereits nach 4 Monaten war sie mit ihrem ersten Auto in einen Unfall verwickelt nach eigenen Angaben völlig schuldlos. Auch in diesem Fall wäre das BF 17 sicher nicht so positiv verlaufen wie bei uns selbst. 7. Fazit Nach Auswertung und Vergleich aller vorliegenden Daten bewerten wir das Projekt BF 17 als sehr sinnvoll. Die Strukturen sind überwiegend in Ordnung und das Angebot wird immer stärker angenommen. Die gesetzlichen Anforderungen an die Begleiter sind ausreichend, ohne hinderlich zu sein. Der Bekanntheitsgrad der Maßnahme ist ausreichend groß, die Interessenten entscheiden sich frei nach persönlichen Vorlieben. Es scheint eine minimale Tendenz zu geben, dass ängstliche Fahranfänger dem BF 17 eher zögerlich gegenüber stehen. Durch diese mögliche Binnendifferenzierung 36, bei der vor allem hoch motivierte, fahrbegeisterte Jugendliche am Projekt BF 17 teilnehmen, könnten die statistischen Erfolge ein klein wenig besser erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind. Unabhängig von der bestehenden Tendenz der sinkenden Unfallzahlen bringt das BF 17 aber nachweislich eine deutliche Entlastung in der kritischen Altersgruppe der 18- bis 19-Jährigen. Das zeigt sich in der 9 %-igen Reduktion der Unfälle mit Personenschaden. Für die ersten 14 Monate des selbstständigen Fahrens nach dem BF 17 ergibt sich eine Reduktion um 19 % bei den Unfallbeteiligungen und 18 % bei den Verkehrsverstößen 37 Um eine Aussage über die Fahrkompetenz machen zu können, werden diese Zahlen kilometerbezogen betrachtet. Auf eine Million 36 Zitat aus BAST, "Mensch und Sicherheit", 2011, Band M 218, Seite 125 37 Zitat aus BAST, "Mensch und Sicherheit", 2011, Band M 218, Seite 124 37

PKW Kilometer bezogen fällt das Ergebnis noch klarer aus eine Reduktion von 23 % bei den Unfallbeteiligten und 22 % weniger bei den Verstößen. Für das Jahr 2009 wird errechnet, dass etwa 1.700 Unfälle mit Personenschaden verhindert werden konnten. Die von manchen befürchtete Katastrophe im Straßenverkehr ist also ausgeblieben. Das System der Beaufsichtigung lässt sich in den Alltag einbinden, ohne dass Verkehrsverstöße zunehmen. Die Teilnehmer beurteilen diese Zeit fast einstimmig positiv. Die Politik hat mit der Einführung des BF 17 unserer Meinung nach eine sinnvolle Veränderung im deutschen Straßenverkehr verankert. Die Nachfrage nach einer Fahrerlaubnis ist im Untersuchungszeitraum von 2005 bis 2009 um ca. 5 % angestiegen, dieser Effekt wurde dem BF 17 zugeschrieben, scheint aber vorübergehend gewesen zu sein. Kritisch zu betrachten ist der negative Einfluss der wirtschaftlichen Situation. Immer noch zu häufig verhindert fehlendes Geld die Teilnahme am BF 17. Auch das fehlende Auto ist ein Ausschlusskriterium. Selbst für 2 % der Teilnehmer des BF 17 stand in der begleiteten Zeit kein Auto zur Verfügung. Fast 25 % sind nur einmal pro Woche und damit deutlich zu selten gefahren, 10 % der Befragten haben keine Autobahnerfahrung während ihrer gesamten BF 17 - Zeit sammeln können. Verbesserungswürdig ist auch die Quote der 60 % weiblichen und 50 % männlichen Teilnehmer, die während der begleiteten Zeit weniger als 1000 Kilometer gefahren sind. Das Wissen über kostengünstige Kfz-Versicherungen könnte manche Eltern, die aus Kostengründen gegen das Projekt eingestellt sind, umstimmen. Hier müssen die Interessensverbände und Versicherungen mehr in Aufklärung investieren. Die positive Entwicklung des Projekts sollte zu weiteren Vergünstigungen für Teilnehmer am BF 17 führen. Ein früher Beginn der Fahrausbildung ermöglicht eine lange Begleitphase und damit mehr Sicherheit und Erfolg beim selbstständigen Fahren. Bereits die 16-Jährigen sollten in der Schule über Verkehrssicherheit und die Möglichkeiten des BF 17 aufgeklärt werden. Da der Wunsch nach Mobilität häufig Grund für eine Teilnahme am BF 17 ist, verhindert ein bereits vorhandener Moped- oder Leichtkraftrad - Führerschein eher eine Entscheidung pro BF 17. Es wäre zu überlegen, ob sich Veränderungen in der Kostenstruktur oder der Altersgrenzen 38

bei diesen Führerscheinarten positiv auf eine Teilnahme am BF 17 auswirken könnte. Wenn wir unsere persönliche Entwicklung mit den beiden Negativ - Fällen vergleichen, scheint es uns für den langfristigen Erfolg beim Autofahren ziemlich egal zu sein, ob man den Führerschein mit 17, 18 oder 19 Jahren erwirbt. 38 Ähnlich wie bei der Berufswahl ist ausschlaggebend, dass man seine Sache mit Interesse und Engagement macht. Angst ist auf jeden Fall ein schlechter Begleiter. Das BF 17 ist ein guter Ansatz, um Fahranfänger sicherer auf die Straßen zu bringen aber von Seiten der Fahrschulen könnte mehr getan werden, um besonders schwierige Fälle zu bewältigen. Eine Selbstevaluation vor Beginn der Ausbildung könnte dem verantwortlichen Ausbilder Einblick in die Erwartungen oder Ängste seiner Schüler geben. Das Gespür für Gefahren könnte noch mehr geschult werden. Kritische Verhaltensmuster wie Risikobereitschaft oder Angeberei müssen frühzeitig unterbunden werden. Je mehr der Fahrlehrer über seinen Schüler und dessen Beweggründe weiß, desto besser kann er auf ihn eingehen. Um besonders in Risikogruppen noch mehr Erfolg in der Unfallverhütung zu erreichen, ist eine größere Anstrengung in der Sensibilisierung für die Gefahren im Straßenverkehr erforderlich. Spezielle Schulungen oder verstärkte Sicherheitstrainings könnten besonders gegen die Selbstüberschätzung der Fahranfänger wirken. Die Altersgruppe der 16- bis 19-Jährigen lässt sich sicher spielerisch an die Themen Gefahren im Straßenverkehr, Sicherheit und Unfallvermeidung heranführen (ähnlich wie der Fahrradunterricht der Grundschule). Das Bewusstsein für die Materie zu sensibilisieren bedeutet, Verantwortung zu wecken. Die Erfolge - weniger verletzte oder sogar tote junge Erwachsene - rechtfertigen die zusätzlichen Kosten. Unser Straßenverkehr wird immer komplexer und stressiger, dem sollte die Gesellschaft mit einer verbesserten Schulung ihrer Kinder Rechnung tragen. Das Begleitete Fahren mit 17 Jahren ist ein richtiger und wichtiger Beitrag auf diesem Weg. Es muss nicht das letzte Projekt zur Verbesserung der Ausbildung sein. 38 Siehe 6.2. Persönliche Erfahrungen 39

8. Anhang 8.1. Fragebogen Fragebogen Mehrfachnennungen sind möglich! 1. Geschlecht: männlich weiblich 2. Wie alt sind Sie? Jahre 3. Welchen Schulabschluss haben Sie, bzw. streben Sie an? Abitur Realschulabschluss Hauptschulabschluss 4. Wohnen Sie in städtischem ländlichem Gebiet? 5. Nehmen Sie am Begleiteten Fahren mit 17 teil oder machen Sie den Führerschein auf herkömmliche Weise? Führerschein mit 17 herkömmlicher Führerscheinerwerb 6. Wenn Sie ihn auf herkömmliche Weise erwerben wollen, aus welchen Gründen haben Sie sich gegen das Begleitete Fahren mit 17 entschieden? Ich wusste nicht über die Möglichkeit Bescheid Ich wollte damals noch keinen Führerschein machen Es war für mich nicht interessant / es brachte mir keine Vorteile Meine Eltern waren dagegen Ich konnte damals noch keinen Führerschein machen, weil: Ich hatte noch kein Geld Es stand kein Auto zur Verfügung Ich fand keine geeignete Begleitperson 7. Wenn Sie Ihren Führerschein mit 17 erwerben wollen, aus welchen Gründen haben Sie sich für das Begleitete Fahren entschieden? Ich war dadurch mobiler Ich hatte Lust auf Autofahren / Autofahren fasziniert mich Ich wollte Fahrpraxis (mit Begleitung) sammeln und sicherer werden Viele in meinem Umfeld nahmen auch daran teil Damit sich meine Probezeit verkürzt Meine Eltern sahen darin Vorteile 8. War oder ist es für Sie von Bedeutung, dass Sie bei der Teilnahme am Begleiteten Fahren später einen besseren Tarif für die Kfz-Versicherung erhalten? Ja Nein War mir nicht bekannt 40

9. Wie oft sind Sie mit einem Begleiter gefahren (nur begleitetes Fahren)? täglich mehrmals pro Woche einmal in der Woche alle zwei Wochen einmal im Monat seltener 10. Welche Strecke haben Sie in der Zeit des Begleiteten Fahrens ungefähr zurückgelegt? (möglichst genaue Schätzung) Km 11. Gab es in der Zeit des Begleiteten Fahrens Auffälligkeiten? Verwarnungsgeld Bußgeld Unfall keine 12. Worin sehen Sie den Nutzen des Begleiteten Fahrens für sich selbst? Ich fühle mich allein sicherer bei der Bedienung des Fahrzeuges Ich fühle mich allein sicherer in kritischen Verkehrssituationen Ich habe mehr Erfahrung in kritischen Situationen gesammelt Meine Eltern haben jetzt mehr Vertrauen in mich Ich fahre allein mit weniger Angst Mein Verhalten im Straßenverkehr ist geschulter 13. Denken Sie persönlich, dass die Teilnahme am Begleiteten Fahren sinnvoll war oder Ihnen von Nutzen war? Ja Nein kann ich nicht einschätzen Wir danken Ihnen für die Beantwortung des Fragebogens und wünschen unfallfreie Fahrt. 8.2. Graphiken und Tabellen Alle Graphiken und Tabellen wurden von uns selbstständig erstellt. Zusätzliche Graphiken zum Fragebogen unserer Seminarfacharbeit von 2012 41

Geschlechtsverteilung 74 86 männlich weiblich Graphik 1 zu Frage 1: Geschlechtszugehörigkeit der Probanden, n=160 Schulbildung Abitur 63 63 Realschule 10 20 Hauptschule 1 3 weiblich männlich Graphik 2 zu Frage 3: Schulabschluss der Probanden, n=160 Lebensumfeld Land 23 29 Stadt 63 45 0 50 100 150 männlich weiblich Graphik 3 zu Frage 4: Lebensumfeld der Probanden, n=160 42

Prozent Art des Führerscheins 120 100 80 60 40 20 0 53 61 21 25 BF 17 mit 18 männlich weiblich Graphik 4 zu Frage 5: Art des Führerscheinerwerbs der Probanden, n=160 20 15 10 5 Gründe Nichtteilnahme an BF 17 0 Gesamt männlich weiblich Graphik 5 zu Frage 6: Gründe für die Nichtteilnahme an BF 17, n = 46 Mehrfachnennungen möglich Gründe für Teilnahme an BF 17 70 60 50 40 30 20 10 0 Gesamt männlich weiblich Graphik 6 zu Frage 7: Gründe für die Teilnahme an BF 17, n = 114 Mehrfachnennungen möglich 43

Prozent Verkehrsverstöße Keine 40 45 Unfall 1 5 Bußgeld 2 3 weiblich männlich Verwarnung 6 12 Graphik 7 zu Frage 11: Auffälligkeiten während des BF 17, n = 114 Subjektiver Nutzen von BF 17 70 60 50 40 30 20 10 0 Gesamt männlich weiblich Graphik 8 zu Frage 12: Subjektive Einschätzung des Nutzens vom BF 17, n = 114 Ergänzende Tabellen zu den Kapiteln 3.1., Seite 14, 4.3., Seite 24, 5.3., Seite 30 Begleitender Elternteil Probanden männl. Probanden weibl. gesamt Vater 44,9 % 29,4 % 36,2 % Mutter 50,6 % 66,3 % 59,4 % Eltern 1,6 % 1,4 % 1,5 % andere männliche Begleiter 1,8 % 1,4 % 1,5 % andere weibliche Begleiter 0,7 % 1,2 % 1,0 % keine Angaben 0,4 % 0,3 % 0,4 % n = 9.521 Probanden Tabelle Anhang 1: Verteilung der häufigsten Begleitpersonen während des BF 17 (KBA-Umfrage) 44