Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (Nr. 23/10) "Das Handwerk in der Kultur- und Kreativwirtschaft" Kurzfassung.



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Transkript:

KWF Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (Nr. 23/10) "Das Handwerk in der Kultur- und Kreativwirtschaft" Kurzfassung vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen e.v. (ifh Göttingen) (Dr. Klaus Müller, Sebastian Markworth) und dem Büro für Kulturwirtschaftsforschung (KWF) Köln (Michael Söndermann) ifh Göttingen und KWF Köln, 2011

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Inhalt 1. Einleitung 1 2. Das Konzept der Kultur- und Kreativwirtschaft 3 3. Kultur- und kreativwirtschaftliche Aktivitäten im Handwerk 7 4. Quantifizierung der kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten im Handwerk 9 4.1 Methodische Vorbemerkungen 9 4.2 Ergebnis Ziel 1: Ermittlung einer Größenordnung für das Handwerk innerhalb des Kernbereichs der Kultur- und Kreativwirtschaft 11 4.3 Ergebnis Ziel 2: Ermittlung der gesamten kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten im Handwerk 14 4.4 Merkmale der Handwerksunternehmen mit kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten 18 5. Beschreibung des kultur- und kreativwirtschaftlich tätigen Handwerks 21 6. Aktivitäten der Handwerksorganisationen zur Förderung von kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten bei Handwerksunternehmen 28 7. Auswirkungen auf die wirtschaftspolitische Debatte 31 8. Ergebnisse auf einen Blick 34 Literaturverzeichnis 36

Verzeichnis der Abbildungen, Tabellen und Übersichten Abbildungen Abbildung 1: Das 3-Sektoren-Modell des Kultur- und Kreativsektors 3 Abbildung 2: Abbildung 3: Abbildung 4: Abbildung 5: Abbildung 6: Tätigkeitsfelder innerhalb des kultur- und kreativwirtschaftlichen Spektrums im Handwerk 7 Vergleich Erwerbstätige in den Teilmärkten der Kultur- und Kreativwirtschaft mit den Erwerbstätigen im kultur- und kreativwirtschaftlichen Handwerk (Ziel 1) 13 Vorgehensweise zur Ermittlung des kultur- und kreativwirtschaftlich tätigen Handwerks 14 Vergleich Zahl der Unternehmen in den Handwerksgruppen mit den Handwerksunternehmen, die zur Kultur- und Kreativwirtschaft zählen 17 Geschlecht Inhaber von Handwerksunternehmen mit kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten 20 Tabellen Tabelle 1: Daten zum Handwerk (2010) 9 Tabelle 2: Handwerk im Kernbereich der Kultur- und Kreativwirtschaft 2010 12 Tabelle 3: Tabelle 4: Tabelle 5: Tabelle 6: Daten zum Handwerk im Kernbereich der Kultur- und Kreativwirtschaft 12 Handwerksunternehmen mit kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten und deren tätige Personen und deren Umsatz 2010 15 Daten zum kultur- und kreativwirtschaftlich aktiven Handwerk im Vergleich zum Gesamthandwerk 2010 16 Unternehmensgrößenklassen der Handwerksunternehmen mit kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten 18 Übersichten Übersicht 1: Branchengliederung der Kultur- und Kreativwirtschaft 4 Übersicht 2: Charakteristika kultur- und kreativwirtschaftliche Handwerksunternehmen: Beste-Praxis-Beispiele 22

1 1. Einleitung Die Kultur- und Kreativwirtschaft wird allgemein als eine der Zukunftsbranchen angesehen. Vor allem gilt sie als Motor bei der Entwicklung neuer Produkte und innovativer Leistungen. Schon heute ist die wirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft beträchtlich. Im Jahr 2009 erzielten rund 237.000 Unternehmen mit rund 1 Mio. Erwerbstätigen zusammen ein Umsatzvolumen von insgesamt 131,4 Mrd. Euro. Zwar war die Kultur- und Kreativwirtschaft schon Gegenstand zahlreicher Untersuchungen, das Handwerk als ein wichtiger Bereich der deutschen Volkswirtschaft wurde jedoch bislang nicht explizit berücksichtigt. Ziele der Untersuchung Hier liegt der Ansatz dieser Studie. Dabei wurden bei der Quantifizierung der handwerklichen Aktivitäten zwei unterschiedliche Projektziele verfolgt: Ziel 1: Ziel 2: Ermittlung einer Größenordnung für das Handwerk innerhalb des durch die Wirtschaftsministerkonferenz festgelegten statistischen Kernbereichs der Kultur- und Kreativwirtschaft, Ermittlung aller kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten im Handwerk, die über diesen formalstatistischen Kernbereich hinaus reichen, um die Bandbreite der kultur- und kreativwirtschaftlichen Wirklichkeit im Handwerk zu erfassen. Darüber hinaus soll durch eine qualitativ-inhaltlichen Beschreibung ein konkreter Einblick in die Tätigkeitsstrukturen des kultur- und kreativwirtschaftlich relevanten Handwerks gegeben werden. Dies geschieht unter anderem dadurch, indem kulturund kreativwirtschaftlich tätige Handwerksunternehmen in Form von Beste-Praxis- Beispielen näher vorgestellt werden. Finanzierung Die Finanzierung der Untersuchung erfolgte aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie im Rahmen der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung zusammen mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks und elf Handwerkskammern unterstützten das Vorhaben inhaltlich und operativ.

2 Begleitung des Projektes Zur Begleitung des Projektes wurde ein Beirat eingesetzt, dem neben Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums, des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Bundesländer und der Handwerksorganisationen Experten aus dem Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft angehörten. Durchführung Die Studie wurde vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Büro für Kulturwirtschaftsforschung in Köln erstellt.

3 2. Das Konzept der Kultur- und Kreativwirtschaft Die Grundlage für das Konzept der Kultur- (WMK), die auf ihren Sitzungen im und Kreativwirtschaft basiert auf den Empfehlungen der Wirtschaftsministerkonferenz Juni und Dezember 2009 einen Kernbereich der Kultur-- zur Erstellung einer statistischen Datengrundlage für die Kulturwirtschaft und einer länderübergreifender Auswertung kulturwirtschaftlicher Daten konkretisiert. Im Folgenden werden die zentralen Begriffe erläutert, die für das Konzept der Kul- und Kreativwirtschaftt fest- gelegt hat. Diese Empfehlungen sind im Leitfaden tur- und Kreativwirtschaft konstitutivv sind. Definitionskern Die Wirtschaftsministerkonferenz definiert den Kern der Kultur- K und Kreativwirtschaft wie folgt: Unter Kultur- und Kreativwirtschaft werden diejenigen Kultur-- orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen. und Kreativunternehmen erfasst, welche überwiegend erwerbswirtschaftlich Abbildung 1: Das 3-Sektoren-Modell des Kultur- und Kreativsektorss Quelle: Weckerle, C. u. a. (2003), S. 8. KWF Köln

4 Das wesentliche Kriterium der Definition ist der erwerbswirtschaftliche Charakter der Unternehmen (vgl. Abbildung 1). Zu diesem Kreis der Unternehmen gehören demnach alle Kultur- und Kreativunternehmen, die sich über den Markt finanzieren oder vereinfacht ausgedrückt die mit Kunst, Kultur und Kreativität Geld verdienen wollen. Branchenorientierung Um das Wirtschaftsfeld der Kultur- und Kreativwirtschaft nach empirischen Aspekten beschreiben und eingrenzen zu können, wurden von der Wirtschaftsministerkonferenz folgende elf Teilmärkte oder Teilbranchen zu einem Branchenkomplex zusammengefasst (vgl. Übersicht 1). Übersicht 1: Branchengliederung der Kultur- und Kreativwirtschaft 11 Teilmärkte I. Kulturwirtschaft 1. Musikwirtschaft 2. Buchmarkt 3. Kunstmarkt 4. Filmwirtschaft 5. Rundfunkwirtschaft 6. Markt für Darstellende Künste 7. Designwirtschaft 8. Architekturmarkt 9. Pressemarkt II. Kreativbranchen 10. Werbemarkt 11. Software / Games-Industrie I. + II. Kultur- und Kreativwirtschaft KWF Köln Die Gliederung nach Teilbranchen ermöglicht eine genaue statistische Zuordnung von Wirtschaftszweigen. Zugleich können damit für jeden der elf Teilbranchen die Wertschöpfungsstufen der schöpferischen Originärproduktion, der Verwerter- und der Verbreiterstufen eindeutig fixiert werden.

5 Schöpferischer Akt Mit der Auflistung der elf Teilbranchen der Kultur- und Kreativwirtschaft hat die Wirtschaftsministerkonferenz ein verbindendes Element eingeführt, den Begriff des schöpferischen Aktes. Mit diesem Begriff soll die Einheit des Wirtschaftsfeldes Kultur- und Kreativwirtschaft abgesteckt und umschrieben werden: Alle schöpferischen Akte, gleichgültig ob als analoges Unikat, Liveaufführung oder serielle bzw. digitale Produktion oder Dienstleistung vorliegend, zählen dazu. Ebenso können die schöpferischen Akte im umfassenden Sinne urheberrechtlich (Patent-, Urheber-, Marken-, Designrechte) geschützt sein. Sie können jedoch auch frei von urheberrechtlichen Bezügen (zum Beispiel bei ausübenden Künstlern) sein. Mittels dieser Umschreibung des schöpferischen Aktes sind alle jene Inhalte- oder Kreativproduktionen verbunden, die einen ästhetischen Kern oder Bezug aufweisen. Ohne diese ästhetische Bindung verliert sich der Kern der Kultur- und Kreativwirtschaft ins Uferlose. Umgekehrt ist der schöpferische Akt im Konzept der Kultur- und Kreativwirtschaft auch wesentlich als eine wirtschaftliche Kategorie zu verstehen. Denn die ästhetische Inhalteproduktion muss mit einem wirtschaftlichen Prozess einhergehen oder zu diesem hinführen. Zur Bewertung des Begriffes schöpferischer Akt ist darauf hinzuweisen, dass es sich um einen komplizierten Begriff handelt. Als Schlüsselbegriff der Kultur- und Kreativwirtschaft stellt er eine abstrakte, idealtypische Bezugskategorie dar, die empirisch nur schwer konkret zu erfassen ist. Binnensegmentierung Innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft wird nach verschiedenartigen Unternehmenstypen unterschieden, da eine große Bandbreite der Unternehmen vom kleinsten Künstleratelier bis zum globalen Musikkonzern vorliegt. Die Kenntnis der jeweiligen funktionalen Strukturen und der Entwicklungsbedingungen der verschiedenen Unternehmenstypen ist von großer Bedeutung. Die Binnensegmentierung unterscheidet in idealtypischer Form drei Unternehmenstypen: die Kleinstunternehmen, die klein- und mittelständischen Unternehmen sowie die Großunternehmen. Zu den Kleinstunternehmen (bis zu 10 Beschäftige) zählen die Künstler-, Kulturund Kreativberufe in freiberuflicher Tätigkeit oder als selbstständige Unternehmer. Die Büros, Ateliers, Agenturen oder Kleinbetriebe werden in der Regel als Einzelunternehmen, als GbR oder als loses Netzwerk organisiert. Sie arbeiten oftmals in experimenteller Form und entwickeln die Prototypen der Kultur- und Kreativitätsproduktion. Die Kleinstunternehmen sind der erste Akteurstypus, der innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft gleichwertig zu den beiden anderen Unternehmenstypen betrachtet wird.

6 Die klein- und mittelständischen Unternehmen (ab 10 bis 49 sowie ab 50 bis 249 Beschäftigte) bilden das Rückgrat der Kultur- und Kreativwirtschaft. Sie sind meist in GmbH-Form gewerblich organisiert. Es handelt sich meist um etablierte Unternehmen innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft, deren Produktions- und Kommunikationsprozesse weitestgehend in normierten Strukturen ablaufen. In Abgrenzung zum ersten Akteurstypus gewinnen Geschäftsprinzipien wie Stabilität, Langfristigkeit oder Zuverlässigkeit an Gewicht. An die Stelle von Experiment und Entwicklung von Prototypen treten meist überschaubare Produkte und Dienstleistungen. Die klein- und mittelständischen Unternehmen sind vielfach der wichtigste Träger hinsichtlich Wertschöpfung und Beschäftigung innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft. Zum dritten Akteurstypus zählen die Großunternehmen (ab 250 Beschäftigte) oder die sogenannten Majors (Konzerne), welche die Leistungen der Kultur- und Kreativwirtschaft aufnehmen, meist weltweit vermarkten und dadurch Einkaufs- und Vertriebsmacht erlangen. Es handelt sich um etablierte große oder sehr große Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft, die nach meist vertrauten Geschäftsmodellen auf Standards basierende Reproduktionen schaffen und global verbreiten. Im Vergleich zu den beiden erstgenannten Akteurstypen nimmt die Refinanzierungsstrategie eine erheblich größere Rolle ein.

7 3. Kultur- und kreativw wirtschaftliche Aktivitätenn im Hand- werk Um gemäß der zwei unterschiedlichen Projektziele sowohl Daten zum Handwerk in- zu nerhalb des statistischen Kernbereichs der Kultur- und KreativwirtscK chaft als auch den handwerklichen Aktivitäten, diee über diesen Kernbereich hinausgehen, ermitteln zu können, musste das Handwerkk in der Kultur- und Kreativwirtschaft operationali- betrachtet, d.h. Merkmale herausgearbeitet, die für das Handwerk H inn der Kultur- und siert werden. Dazu wurde das Handwerk aus einer funktionalen Perspektive heraus Kreativwirtschaft bestimmend sein könnten. Auf diese Weise wird das Handwerk mit der Kultur- und Kreativwirtschaft in einen Kontext gestellt, kurz: eine kultur-- Analyse zu- und kreativwirtschaftliche Sichtweise auf das Handwerk für eine empirische gänglich gemacht. Für die Identifizierung kultur- und kreativwirtschaftlichh relevanter Aktivitäten im Handwerk wurden die funktionalen Eigenschaften und Charakteristika des Hand- werks mit den Bestimmungsmerkmalen der Kultur- und Kreativwirtschaft in eine konsistente und nachvollziehbare Verbindung gebracht. Es ging darum, das für die Kultur- und Kreativwirtschaft verbindende abstrakte Element des schöpferischen Aktes für das Handwerk empirisch in Form des kultur- und kreativhandwerk- lichen Schöpfers/Urhebers bzw.. seines Werkes zu erfassen. Abbildung 2: Tätigkeitsfelder innerhalb des kultur- und u kreativwirtschaftlichen Spektrums im Handwerk Quelle: Eigene Darstellung ifh Göttingen

8 Für das Handwerk ließen sich funktionale Eigenschaften wie z.b. ein hoher Anteil der Handarbeit, ein hoher Anteil von Einzelanfertigungen oder die Umsetzung individueller Konzeptionen beschreiben. Dazu wurden einzelne handwerkliche Tätigkeitsprofile im Hinblick auf ihren Anteil an der kulturellen Wertschöpfungskette untersucht. Auf diese Weise wurden sieben Tätigkeitsfelder ermittelt, in denen das Handwerk kultur- und kreativwirtschaftlich hauptsächlich in Erscheinung tritt (vgl. Abbildung 2). Mit Hilfe dieser Tätigkeitsfelder ist es möglich, das Handwerk in der Kultur- und Kreativwirtschaft zu charakterisieren, zu strukturieren und damit letztlich besser zu beschreiben. Die sieben Tätigkeitsfelder sind aber nicht als fest umrissene, sich gegenseitig ausschließende Bereiche zu verstehen. Die Tätigkeitsfelder dienen dazu, die Mehrschichtigkeit kultur- und kreativwirtschaftlichen Schaffens im Handwerk differenziert zu beschreiben und einzuordnen. Zur Differenzierung des Handwerks im Hinblick auf seine Bedeutung für die Kulturund Kreativwirtschaft wurden die 151 Handwerkszweige auf Grundlage der ermittelten Eigenschaften und Tätigkeitsfelder analysiert und bewertet. Somit konnten die einzelnen Handwerkszweige unter Berücksichtigung der kultur- und kreativwirtschaftlichen Intensität des Tätigkeits- und Leistungsspektrums ihrer Unternehmen vier Gruppen zugeordnet werden. Um eine Verwechslung mit den üblicherweise verwendeten Handwerksgruppen zu vermeiden, wurden diese Gruppen mit römischen Ziffern (I bis IV) belegt: Gruppe I: Handwerkszweige, bei denen alle Unternehmen (vollständige Zuordnung), Gruppe II: Handwerkszweige, bei denen ein Teil der Unternehmen (teilweise Zuordnung), Gruppe III: Handwerkszweige, bei denen vereinzelte Unternehmen, die jedoch statistisch nicht erfassbar sind, oder Gruppe IV: Handwerkszweige, bei denen keine Unternehmen zur Kultur- und Kreativwirtschaft gezählt werden. Diese Gruppenzuteilung ermöglichte unter anderem, die empirische Untersuchung auf die Gruppen I und II zu konzentrieren und damit auf ein noch zu bewältigendes Maß zu reduzieren. Über die Bestimmung der relevanten Handwerkszweige hinaus wurde eine Zuordnung der Handwerkszweige zu den einzelnen Tätigkeitsfeldern vorgenommen. Damit wurde überprüft, ob die kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten in den Handwerkszweigen der für die empirische Erhebung relevanten Gruppen I und II durch die gewählten Tätigkeitsfelder tatsächlich abgedeckt sind.

9 4. Quantifizierung der kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten im Handwerk 4.1 Methodische Vorbemerkungen Als Quelle für die Ermittlung des kultur- und kreativwirtschaftlich tätigen Handwerks wird die Handwerkszählung des Statistischen Bundesamtes herangezogen. Die Handwerksrollenstatistik des ZDH ist nicht verwendbar, da hier einerseits keine Daten über Erwerbstätige und Umsätze enthalten sind und da es sich andererseits um eine Betriebs- und keine Unternehmensstatistik handelt. Die Ergebnisse der Handwerkszählung müssen allerdings für Zwecke dieser Studie noch korrigiert werden, indem die Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 17.500 Euro und die handwerksähnlichen Gewerbe, die nicht in der Handwerkszählung enthaltenden sind, addiert werden. Außerdem werden die Zahlen von 2008 nach 2010 fortgeschrieben. Auf diese Weise wurden zum 31.12.2010 für das gesamte Handwerk etwa 825.000 Handwerksunternehmen mit 5,3 Mio. Erwerbstätigen, die in 2010 einen Umsatz von knapp 468 Mrd. Euro erwirtschafteten, ermittelt (vgl. Tabelle 1). Aufgrund der erwähnten Korrekturen weichen diese Zahlen von den veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes ab. Tabelle 1: Daten zum Handwerk (2010) darunter Handwerk gesamt Gruppe I Gruppe II Handwerksunternehmen 825.340 21.531 288.192 Erwerbstätige in Handwerksunternehmen Handwerksumsatz (ohne MwSt., in 1.000 Euro) 5.273.958 68.130 1.601.210 467.601.065 4.799.645 147.114.902 ifh Göttingen Tätige Personen per 31.12. Quellen: Statistisches Bundesamt 2011; DHKT-Handwerksrollenstatistik, ZDH-Strukturerhebung, eigene Berechnungen Um Informationen über die kultur- und kreativwirtschaftlichen Unternehmen innerhalb des gesamten Handwerks zu erhalten, fand eine empirische Erhebung mit Hilfe von 11 Handwerkskammern statt. Bei der Auswahl der Kammern wurde Wert darauf gelegt, dass sie das gesamte Handwerk möglichst wirklichkeitsgetreu abbilden. Der Fragebogen wurde in einem mehrstufigen Prozess zusammen mit dem Projektbeirat entwickelt. Insgesamt konnten über 16.000 Handwerksbetriebe befragt werden. Der auswertbare Rücklauf lag bei 13,4 % (knapp 2.200 Unternehmen), was für die Erreichung der Untersuchungsziele ausreichend ist.

10 Die Ermittlung der kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten im Handwerk geschah über die Ergebnisse der empirischen Erhebung, indem für jedes Handwerksunternehmen geprüft wurde, ob entsprechende Aktivitäten vorhanden sind. Da hierbei nicht alle sieben Tätigkeitsfelder des kultur- und kreativwirtschaftlichen Leistungsspektrums im Handwerk einbezogen werden konnten, wurden diese Tätigkeitsfelder zu zwei relativ homogenen Bereichen zusammengefasst: KKW-historisch und KKW-zeitgenössisch. Der Bereich KKW-historisch enthält die beiden Tätigkeitsfelder Restaurierung/Erhalt des Kulturerbes und Bewahrung traditioneller Kulturtechniken. Hier bezieht sich das kultur- und kreativwirtschaftliche Werk auf eine bereits vorhandene historische Konzeption. Dagegen setzt sich der Bereich KKW-zeitgenössisch aus den Tätigkeitsfeldern Design/Gestaltung, Baukultur, Kunsthandwerk/Angewandte Kunst, Musikinstrumentenbau und kreative Dienstleistungen zusammen. Hier beruht das kultur-/kreativhandwerkliche Werk auf einer neuen Konzeption. Die Zugehörigkeit der befragten Unternehmen zu diesen beiden Bereichen wurde aufgrund eines komplexen Berechnungsverfahrens anhand der Ergebnisse der empirischen Erhebung ermittelt. Dabei waren bspw. für die Zuordnung zum Bereich KKW-historisch in erster Linie die Umsatzanteile maßgebend, die mit der Restaurierung/ Pflege von historischen Gebäuden erzielt wurden. Dagegen war im Bereich KKW-zeitgenössisch u.a. von Bedeutung, ob bei der Arbeit ein besonderer Wert auf Design, Inspiration und offene Gestaltungsmöglichkeiten gelegt wird. Auf der Unternehmensebene waren die Fragen der empirischen Erhebung so angelegt, dass die Antworten eine Differenzierung nach dem Umfang der kultur- und kreativwirtschaftlichen Tätigkeiten im Geschäftsalltag der Unternehmen erlauben. Es lassen sich vier Gruppen von Unternehmen unterscheiden: Kategorie 1: Kategorie 2: Kategorie 3: Kategorie 4: überwiegend kultur- und kreativwirtschaftliche Aktivitäten, erhebliche kultur- und kreativwirtschaftliche Aktivitäten, geringfügige kultur- und kreativwirtschaftliche Aktivitäten oder keine kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten.

11 4.2 Ergebnis Ziel 1: Ermittlung einer Größenordnung für das Handwerk innerhalb des Kernbereichs der Kultur- und Kreativwirtschaft Die Berechnung der Zahl der Handwerksunternehmen im Kernbereich der Kulturund Kreativwirtschaft (Ziel 1) kann nicht über die Wirtschaftsklassifikation 1 erfolgen, da keine Handwerksstatistik nach dieser Klassifikation vorliegt. Da jedoch bekannt ist, welche Handwerkszweige den kultur- und kreativwirtschaftlich relevanten Wirtschaftszweigen zugeordnet werden, ist es möglich, eine Berechnung über Ergebnisse für diese Handwerkszweige vorzunehmen. Berechnet wurde für das Jahr 2010 eine Zahl von etwa 15.700 Unternehmen aus 22 Gewerbezweigen (vgl. Tabelle 2). Diesen gehören fast 48.000 Erwerbstätige an, die einen Umsatz von etwa 3,4 Mrd. Euro erwirtschafteten. Die meisten Handwerksunternehmen sind in den Wirtschaftszweigen Fotografie (74.20.1) und Herstellung von Schmuck, Gold- und Silberschmiedewaren (32.12) tätig. Die erwähnten Zahlen wurden vorsichtig berechnet; sie stellen daher eine Untergrenze dar. Dies gilt auch deshalb, weil viele Unternehmen, die nach ihrem Tätigkeitsspektrum eindeutig dem Handwerk zugeordnet werden können (vor allem Kunsthandwerker), nicht einbezogen sind, da sie nicht bei einer Handwerkskammer registriert sind und daher in der empirischen Erhebung (ebenso wie in der Handwerkszählung) nicht berücksichtigt werden konnten. Für einen Vergleich mit der gesamten Kultur- und Kreativwirtschaft dürfen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 17.500 Euro nicht berücksichtigt werden, damit eine gleiche Datenbasis vorliegt. Dadurch reduziert sich die Zahl der Handwerksunternehmen auf 12.773 mit ca. 45.000 Erwerbstätigen. Der Umsatz ändert sich nicht wesentlich (ebenfalls rund 3,4 Mrd. Euro). Damit stellt das Handwerk innerhalb des Kernbereichs der Kultur- und Kreativwirtschaft 5,4 % aller Unternehmen mit 4,4 % aller Erwerbstätigen und 2,6 % des Umsatzes (vgl. Tabelle 3). 1 Dieser Untersuchung liegt die Wirtschaftszweigklassifikation 2008 zugrunde.

12 Tabelle 2: Handwerk im Kernbereich der Kultur- und Kreativwirtschaft 2010 WZ 2008 18.14.0 32.12 47.78.3 WZ 2008: Bezeichnung Binden von Druckerzeugnissen und damit verbundene Dienstleistungen Herstellung von Schmuck, Gold- und Silberschmiedewaren (ohne Fantasieschmuck) 32.20.0 Herstellung von Musikinstrumenten 47.59.3 Einzelhandel mit Kunstgegenständen, Bildern, kunstgewerblichen Erzeugnissen, Briefmarken, Münzen und Geschenkartikeln Daten zum Handwerk im Kernbereich der Kultur- und Kreativwirtschaft Unternehmen 2) Erwerbstätige 2) Umsatz (in 1.000 Euro) Buchbinder 711 4.313 233.737 Metallbildner 376 2.138 186.346 Edelsteinschleifer und -graveure 91 208 10.629 Gold- und Silberschmiede 3.265 8.349 873.397 Bogenmacher 55 137 6.056 Geigenbauer 444 738 47.831 Handzuginstrumentenmacher 43 84 4.940 Holzblasinstrumentenmacher 188 579 44.510 Klavier- und Cembalobauer 541 1.246 114.449 Metallblasinstrumentenmacher 209 696 68.400 Orgel- und Harmoniumbauer 381 1.603 89.773 Zupfinstrumentenmacher 201 326 17.128 Schlagzeugmacher 31 123 15.877 Holzblasinstrumentenmacher 1) Klavier- und Cembalobauer 1) Zupfinstrumentenmacher 1) Schlagzeugmacher 1) Vergolder 210 550 30.812 73.11.0 Werbeagenturen Schilder- und Lichtreklamehersteller 1.978 10.555 802.587 74.20.1 Fotografie Fotografen 6.087 14.536 853.070 90.01.4 Einzelhandel mit Musikinstrumenten und Musikalien Selbstständige Bühnen-, Film-, Hörfunk- und Fernsehkünstlerinnen und -künstler sowie sonstige darstellende Kunst 90.02 Erbr. v. Dienstleistungen f. d. darstellende Kunst Maskenbildner 220 260 1.531 Theaterplastiker 28 55 2.721 Theaterkostümnäher 172 251 4.323 Theater- und Ausstattungsmaler 172 330 4.416 Requisiteure 81 104 1.420 Holzbildhauer 259 452 17.113 90.03 Künstlerisches und schriftstellerisches Schaffen Metallbildner 1) Vergolder 1) Summe Handwerk 15.743 47.633 3.431.066 1) bereits unter anderer WZ aufgeführt 2) Ergebnisse der Handwerkszählung 2008 korrigiert. Quelle: Statistisches Bundesamt 2011; eigene Berechnungen Handwerkszweig ifh Göttingen Tabelle 3: Kernbereich der Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt 2009 Handwerk im Kernbereich der Kultur und Kreativwirtschaft 2010 Anteil an der Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt Unternehmen Erwerbstätige Umsatz absolut jeweils ohne Unternehmen mit weniger als 17.500 Euro Umsatz in 1.000 Euro 236.837 1.023.535 131.407.000 12.773 45.152 3.431.066 5,4% 4,4% 2,6% ifh Göttingen Quellen: Statistisches Bundesamt (2011): Handwerkszählung 2008; Befragung kultur- und kreativwirtschaftliches Handwerk 2011; Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2010; eigene Berechnungen

13 Stellt man die Erwerbstätigen aller r Handwerksunternehmen 2 mit kultur- und kreativ- wirtschaftlichen Aktivitäten den einzelnen Teilmärkten der Kultur- und Kreativ- wirtschaft gegenüber, liegt das Handwerk etwa in der Größenordnung der Rund- funkwirtschaft (vgl. Abbildung 3). Der Markt für darstellende Künste, die Musik- wirtschaft und der Kunstmarkt weisen dagegen weniger BeschäftigteB e auf. Der größte Anteil an den über 1 Mio. Erwerbstätigen in der Kultur- und Kreativwirtschaftt geht zurück auf nur wenigee Teilmärktee wie die Software- und Games-Industrie, den Werbemarkt, den Pressemarkt undd die Designwirtschaft. Abbildung 3: Vergleich Erwerbstätige in den Teilmärkten der Kultur- und Kreativ- wirtschaftt mit den Erwerbstätigen im kultur- und kreativwirtschaft- lichen Handwerk (Ziel 1) ifh Göttingen Betrachtet man einzelne Strukturkennziffern, zeigt sich, dass in einem Hand- werksunternehmen mit kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitätenn im Durchschnitt 3, 0 Erwerbstätige tätig sind, je Unternehmen 218.000 Euro Umsatzz und je Erwerb- stätigen 72.000 Euro Umsatz erzielt werden. Damit sind diese Handwerksunter- nehmen kleiner als die Unternehmen aus der Kultur- und u Kreativwirtschaft insge- 2 Bei dieser Betrachtung berücksichtigt. werden die Unternehmenn mit einem Umsatz U unterr 17.500 Euro nicht

14 4.3 samt. Sie erwirtschaften auch weniger Umsatz je Unternehmen und der Umsatz je Erwerbstätigen ist ebenfalls geringer. Um die Bedeutung des Handwerks innerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft noch zu konkretisieren, wird ein Blick darauf geworfen, welchen Anteil die Hand- Kernbereichs der Kultur- und Kreativwirtschaft aufweisen. Die vorliegenden Informa- tionen lassen erkennen, dass die Wirtschaftszweige 32.123 (Herstellung von Schmuck, Gold- und Silberschmiedewaren) und 32.20 ( Herstellungg von Musik- instrumenten) von Handwerksunternehmen dominiert werden. werksunternehmen an allen Unternehmen in den einzelnen Wirtschaftszweigen des Ergebnis Ziel 2: Ermittlung g der gesamten kultur- und kreativwirt- schaftlichen Aktivitäten im Handwerk Die zweite Zielsetzung der Studie bestand darin, Daten zuu kultur- und kreativwirt- Kernbereich hinaus reichen, wobei diee Handwerksunternehmen im Kernbereich eine Teilmenge bilden. Die Zahl dieser Unternehmen wird durch d die Addition der Unternehmen, die zu den Zweigen der Gruppe I zählen, und den Unternehmen, die zu den Handwerkszweigen der Gruppe II gehören und die zu z einem überwiegenden Teil kultur- und kreativwirtschaftliche Aktivitäten ausüben, ermittelt. Das Vorgehen ist übersichtsmäßig in Abbildung 4 dargestellt. schaftlichen Aktivitäten im Handwerk zu ermitteln, die überr den formalstatistischen Abbildung 4: Vorgehensweise zur Ermittlung des kultur- tätigen Handwerks und kreativwirtschaftlich ifh Göttingen

15 Nach den Ergebnissen der empirischen Erhebung sind insgesamt 55.232 Handwerksunternehmen überwiegend kultur- und kreativwirtschaftlich tätig (vgl. Tabelle 4), also etwa 40.000 Unternehmen mehr als den elf Teilmärkten bei Ziel 1 zugeordnet werden können Von diesen etwa 55.000 Unternehmen gehören 21.000 (39 %) zu den Handwerkszweigen, die mit allen Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft zugerechnet werden (Gruppe I), und knapp 34.000 (61 %) zu den Handwerkszweigen, in denen nur ein Teil der Unternehmen kultur- und kreativwirtschaftlich aktiv ist (Gruppe II). Da die gesamte Berechnung vorsichtig angelegt worden ist (so konnten bspw. die kultur- und kreativwirtschaftlich aktiven Handwerksunternehmen aus Zweigen der Gruppe III ebenso wie die nicht in die Handwerksrolle eingetragenen Kunsthandwerker nicht berücksichtigt werden), dürften diese Zahlen die Untergrenze darstellen. Tabelle 4: Handwerksunternehmen mit kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten und deren tätige Personen und deren Umsatz 2010 Unternehmen davon mit KKW-Aktivitäten überwiegend erheblich geringfügig Summe keine Aktivitäten Unternehmen vollständig Kultur- und Kreativwirtschaft 21.531 21.531 21.531 teilweise Kultur- und Kreativwirtschaft 288.192 33.701 58.466 58.954 151.121 137.071 GESAMT Gruppe I + II 309.723 55.232 58.466 58.954 172.652 137.071 Tätige Personen vollständig Kultur- und Kreativwirtschaft 68.130 68.130 68.130 teilweise Kultur- und Kreativwirtschaft 1.601.210 170.686 315.545 318.876 805.107 796.103 GESAMT Gruppe I + II 1.669.340 238.816 315.545 318.876 873.237 796.103 Umsatz (in 1.000 Euro) vollständig Kultur- und Kreativwirtschaft 4.799.645 4.799.645 4.799.645 teilweise Kultur- und Kreativwirtschaft 147.114.902 14.605.439 29.091.022 28.585.897 72.282.358 74.832.544 GESAMT Gruppe I + II 151.914.546 19.405.083 29.091.022 28.585.897 77.082.003 74.832.544 Unternehmen und tätige Personen per 31.12. Quellen: Statistisches Bundesamt 2011; Befragung kultur- und kreativwirtschaftliches Handwerk 2011; eigene Berechnungen ifh Göttingen Die Zahl der Erwerbstätigen in den überwiegend kultur- und kreativwirtschaftlich tätigen Handwerksunternehmen beträgt knapp 240.000, wobei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bei etwa 180.000 liegt. Von diesen kommen über 70 % (170.686) aus Unternehmen, die zu Handwerkszweigen der Gruppe II gehören; die restlichen 70.000 stammen aus Unternehmen der Gruppe I.

16 Insgesamt wurden von den überwiegend kultur- und kreativwirtschaftlich tätigen Handwerksbetrieben im Jahr 2010 knapp 20 Mrd. Euro Umsatz erzielt. Der größte Teil hiervon (75 %) stammt von Unternehmen aus Zweigen der Gruppe II. Differenziert man nach einzelnen Handwerkszweigen, so gibt es in der Gruppe I am meisten kultur- und kreativwirtschaftlich aktive Unternehmen bei den Fotografen und den Gold- und Silberschmieden und in der Gruppe II bei den Malern und Lackierern, den Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern, den Maurern und Betonbauern. Betrachtet man auch die Zahl der Erwerbstätigen und die erzielten Umsätze sind zusätzlich zu den genannten Zweigen noch die Schilder- und Lichtreklamehersteller und die Metallbauer hervorzuheben. Um die Bedeutung des kultur- und kreativwirtschaftlichen Handwerks innerhalb des Handwerks besser ermessen zu können, wurde ein Vergleich mit den Daten für das Gesamthandwerk durchgeführt. Es zeigt sich, dass von den 151 Handwerkszweigen 74 (also knapp 50 %) in die Gruppen I und II fallen, also den Gewerben, deren Unternehmen ausschließlich oder teilweise der Kultur- und Kreativwirtschaft angehören. Insgesamt weist das kultur- und kreativwirtschaftlich tätige Handwerk einen Anteil von knapp 7 % an allen Handwerksunternehmen auf. Diese Unternehmen stellen 4,5 % aller tätigen Personen im Handwerk und erwirtschaften 4,1 % des handwerklichen Umsatzes (vgl. Tabelle 5). Tabelle 5: Daten zum kultur- und kreativwirtschaftlich aktiven Handwerk im Vergleich zum Gesamthandwerk 2010 Unternehmen Erwerbstätige Umsatz absolut in 1.000 Euro Handwerk insgesamt 825.340 5.273.958 467.601.065 Kultur- und kreativwirtschaftlich tätiges Handwerk (inkl. Unternehmen mit weniger als 17.500 55.232 238.816 19.405.083 Umsatz) Anteil am Handwerk insgesamt 6,7% 4,5% 4,1% ifh Göttingen Quellen: Statistisches Bundesamt: Handwerkszählung 2008; Befragung kultur- und kreativwirtschaftliches Handwerk 2011; eigene Berechnungen Korrigierte und aktualisierte Daten der Handwerkszählung 2008 Stellt man die ca. 55.000 kultur- und kreativwirtschaftlich tätigen Handwerksunternehmen in Vergleich zu den einzelnen Handwerksgruppen, wird deutlich, dass es im Gesundheits- und im Lebensmittelgewerbe weniger Unternehmen gibt als in der Kultur- und Kreativwirtschaft (vgl. Abbildung 5). Die Zahl der Unternehmen im Kfz- Gewerbe liegt nur unwesentlich höher. Dies zeigt, dass innerhalb des gesamten Handwerks die in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätigen Unternehmen eine beachtliche Größenordnung aufweisen.

17 Abbildung 5: Vergleich Zahl der Unternehmen in den HandwerksgH gruppen mit den Handwerksunternehmen, die zur Kultur- und Kreativwirtschaft zählen ifh Göttingen Zieht man für einen weiteren Vergleich bestimmte Strukturkennziffern heran, so zeigt sich, dass in einem Handwerksunternehmen mit kultur- und kreativwirtschaft- lichen Aktivitäten im Durchschnitt 4,3 Personen tätig sind, der Umsatz je Unterneh- men im Schnitt 351.0000 Euro beträgt und der Umsatz jee Erwerbstätigen bei 81.000 Euro liegt. Diese Kennziffern sind niedriger als beim Handwerk insgesamt, was auf eine kleinstbetrieblichee Struktur der Handwerksunternehmen mit kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten hindeutet. Zusätzliche Berücksichtigung von Handwerksunternehmen mit geringenn bis erheblichen kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten Bislang wurden nur Handwerksunternehmen betrachtet, deren d Umsatz überwiegend in den Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft fällt. Berücksichtigtt man zusätzlich die Handwerksunternehmen aus Gruppe II, die nur mit m einem erheblichen oder geringfügigenn Teil ihres Umsatzes mit kultur- knapp 118.000. Insgesamt weisen damit ca. und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten erzielen, so erhöht sich die Zahl um 175.000 Handwerksunternehmen einen Bezug zur Kultur- und Kreativwirtschaft auf. Dies sind etwa 22 % aller Handwerksunternehmen. Diese Unternehmenn be- schäftigen rund 900.0000 Erwerbstätige, die einen Umsatz von 77 Mrd. Euro erzie- len. Die Zahlen deuten indirekt darauf hin, dass dass Potential für kultur-- Wie bereits erwähnt, lassen sich die kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten der Handwerksunternehmen nach den Bereichen KKW-historisch und KKW-zeit- und kreativwirtschaftliche Aktivitäten im Handwerk relativ hochh ist. Bereiche der kultur- und kreativwirtschaftlich tätigen Handwerksunternehmen