Labordiagnostik im Rahmen einer Infektion mit Borrelia burgdorferi s.l.

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Transkript:

Labordiagnostik im Rahmen einer Infektion mit Borrelia burgdorferi s.l.

Möglichkeiten der indirekten Diagnostik: serologische Verfahren, zelluläre Stimulation Direktnachweis Statistische Grundbegriffe Einflüsse auf das Testergebnis INSTAND (externe Qualitätskontrolle)

Vorspann Blutbild: Rote Blutkörperchen: Erythrozyten Weisse Blutkörperchen: Leukozyten Thrombozyten Unterteilung der Leukozyten: Granulozyten Lymphozyten eosinophile Granulozyten basophile Granulozyten Monozyten

Humorale und zelluläre Parameter Lymphozyten B-Zellen Antikörper T-Zellen NK-Zellen CD3, CD4, CD8, HIV, Funktion im Rahmen des LTT Unspezifische Abwehr - CD16, CD56, CD57

Unterteilung von T-, B-, NK-Lymphozyten CD 16, 56, 57 NK-Zellen B-Zellen T-Zellen CD 3

Serologie als Routine- Untersuchung bei der LB- Diagnostik Übersicht der serologischen Verfahren

Antikörperklassen Alt-Infektion Schleimhaut Allergie Frisch-Infektion

ELISA Enzyme linked immuno sorbent assay a

Häm- (Partikel)-Agglutinationstest

Komplement-Bindungs-Reaktion Positive Reaktion Negative Reaktion Lyse

indirekter-immunfluoreszenztest

Western-Blot

Lymphozyten-Transformations-Test Kulturmedium Antigensuspension 3 H-Thymidin Lymphozyten Zentrifugieren Vollblut und Kochsalzlösung Glasfiberfilter Abgetrenntes Blut Inkubation Messung der Radioaktivität

PCR + Kultur+ Mikroskop: Direktnachweise

Mikroskopie

Richtlinie (Empfehlung) für die LB-Diagnostik: MIQ 12/2000 Stufendiagnostik : Suchtest ( ELISA, KBR, HAT, IFT) und -wenn dieser positiv ausfällt- sensitiv Bestätigungstest (Western- Blot) spezifisch

Beispiel: Haussicherung Bewegungsmelder sensitiv mit falsch-positiven Ergebnissen Fenstersicherung oder Kamera: Spezifisch mit Lücken: z.b. Dachfenster

Sensitivität" und "Spezifität" Die Sensitivität eines Testes gibt Auskunft über die Anzahl der positiv-getesteten unter den Kranken Die Spezifität eines Testes gibt Auskunft über die Anzahl der negativ-getesteten unter den Gesunden

Negativer Vorhersage-Wert: Wahrscheinlichkeit, daß eine Test-negative Person nicht erkrankt ist. Verhältnis der gesund-negativen zu allen Test-Negativen=> g,n / n Positiver Vorhersage- Wert: Wahrscheinlichkeit, daß eine Test-positive Person erkrankt ist. Verhältnis der krank - Positiven zu allen Test-Positiven => k,p / p

Problembereich Goldstandard (Grundlage für die Testsicherheit): wie kann wirklich erfasst werden, ob jemand krank oder gesund ist? Die Bestimmung der relativen Häufigkeit im Laborversuch für eine kleine Anzahl von Probanden läßt sich nicht auf die Wahrscheinlichkeiten im täglichen Leben übertragen.

Beispiel Sensitivität 52 % Spezifität 98 % (Anzahl der Gesunden = Anzahl der Kranken ) K G P 52 2 N 48 98 Negativer Vorhersagewert: 98 / 146 = 67% falsch-negativ: 33% Positiver Vorhersagewert: 52 / 54= 96 % falsch-positiv: 4%

Test Sensitivität % ELB (n=26) LLB (n=13) IgM IgG IgM IgG Behring EIA 77 69 62 92 Boehringer EIA 35 38 46 54 DAKO EIA 65 50 68 77 Genzyme Virotech EIA 81 54 62 92 IBL EIA 65 46 62 69 Milenia EIA 31 31 69 69 Genzyme Virotech WB 50 27 62 46 MRL WB 46 4 54 46 Evaluation of Fifteen Commercialy Available Serological Tests for Diagnosis of Lyme Borreliosis; Goossens et al.; Eur J Clin Microbiol Infect Dis (1999) 18:551-560

Stufendiagnostik Test Sensitivität % ELB (n=226) LLB (n=13) IgM IgG IgM IgG Behring EIA + GV WB 46 23 38 46 + MRL WB 46 4 46 38 Boehringer EIA + GV WB 31 15 31 46 + MRL WB 35 4 46 38 DAKO EIA + GV WB 35 19 38 38 + MRL WB 42 4 46 38 GV EIA + GV WB 50 19 38 38 + MRL WB 46 4 46 38 IBL EIA + GV WB 35 15 31 31 +MRL WB 46 4 38 31 Milenia EIA + GV WB 12 12 46 46 + MRL WB 4 4 46 46 Evaluation of Fifteen Commercialy Available Serological Tests for Diagnosis of Lyme Borreliosis; Goossens et al.; Eur J Clin Microbiol Infect Dis (1999) 18:551-560

Einflüsse auf das Testergebnis

Technische Einflüsse Welche Antigene werden eingesetzt? Kreuzreaktivität der Stämme begrenzt Wie werden die Borrelia-Stämme gewonnen? - Langezeit "prozessierte" - d.h. in Kultur gehaltene Stämme verlieren ihre Antigenität (Attenuierung) Reinigung der Antigene kann die Reaktivität im Test beeinflussen

Möglicherweise ist noch ein "falscher" Pko- / B.afzelii-Stamm in Gebrauch, der von der Stammsammlung in Braunschweig vertrieben worden sein soll. Mit welcher Verdünnung (Titer) wird untersucht (1:32; 1:64; 1: 128..)? Welche Probenmengen werden eingesetzt? Welche Adsorbentien werden verwendet, z.b. RF-Adsorbensoder TP-Adsorbens?

Wie lange wird inkubiert? Wo / wie ist der "cut (Grenzwert) gesetzt? Wie ist beim Western-Blot die Auswerteschablone gestaltet: -Muss sie vom Anwender erst erstellt werden? -Oder stellt die Firma ein fertig laminiertes Exemplar? -Enthält die Blot-Schablone alle relevanten Banden? Präanalytik: Probentransport, Lagerung: Hämolyse, Erwärmung..

z.b. Art des Waschpuffers und der Konjugat-Gegenfärbung Daneben sind Teste auch von Rezepten abhängig, die nicht offensichtlich sind: z.b. Menge des auf den Reaktionsträger aufgebrachten Antigens, Aufbereitung des Antigens, sonstige Präparation des Reaktionsträgers.

Individuelle Durchführung Wurden Kontrollen (positiv, negativ, cut) mitgeführt? Ist beim Western-Blot der "cut" entwickelt? Wieviel Konjugat wird beim IFT eingesetzt? Nach welchen Kriterien wird der IFT ausgewertet? "Cut" gleich positiv-kontrolle oder wird eine abgeschwächte Fluoreszenz noch gewertet? Alter der Proben: zelluläre Teste

Ausbleichen beim IFT

Einstellung eines Testes Woran wird die Grundeinstellung eines Testes vorgenommen? andere Serologie? klinische Daten? Kultur- und PCR- positive Patientenseren? Resultat der Einstellung z.b. : Wo liegt der cut / Grenzwert?

58-jähriger Forstarbeiter, multiple Zeckenstiche (IgG-Blotbefunde)

IgG - drei Patienten 34 41 80, 58, 43, 41, 17, 14 60, 41, (25), (22) 83, 60, 34, 30/31 75, 41, (34), (31)

Es gibt keine Standardisierung im Bereich der Bb- Serologie. Die Stufendiagnostik ist unsicher und...

Gesamtzahl der einbezogenen Patienten mit Anamnese und Serologie 53 Frisch infizierte Patienten < 8 Monate 23 Chronisch erkrankte Patienten > 8 Monate 30 IgM positiv 22 IgG positiv 9 IgM + IgG positiv 8 IgM positiv 24 IgG positiv 20 IgM + IgG positiv: 14 CD57 normal: 4 CD57 erniedrigt: 10 isoliert IgM positiv 14 isoliert IgG positiv 1 Isoliert IgMpositiv: 10 CD57 erniedrigt:10 isoliert IgGpositiv: 6 CD57 normal: 1 CD57 erniedrigt: 5...der Antikörperstatus bietet keine zuverlässige Hilfe bei der Unterteilung in Frisch- und Alt- Infektion sowie krank und gesund!

INSTAND Institut für Standardisierung im medizinischen Labor Quality of Lyme disease serology Lessons from the German Proficiency Testing Program 1999-2001 A preliminary report Hunfeld, Stanek et al. Wiener Klinische Wochenschrift (2002) 114/13: 591-600

Referenz-Laboratorien Erlangen Probenauswahl: Routine-Diagnostik Blutbank Herford Würzburg Referenz-Laboratorium Frankfurt / Main Jena Wien INSTAND e.v. Düsseldorf Teilnehmende Laboratorien

Abspann Die Routine-Serologie ist als indirektes Verfahren nur dazu geeignet, um eine stattgehabte Bb-Infektion nachweisen. Die Serologie kann nur Anhaltspunkte zum Infektionszeitpunkt (IgM-Persistenz) geben. Sie kann keine Unterscheidung zwischen gesund und krank leisten.