Christine Brandt Wintersemester 2004/2005 Abteilung Wirtschaftspolitik Helmholtzstr. 20, Raum E 01 Tel. 0731 50 24266 UNIVERSITÄT CURANDO DOCENDO ULM SCIENDO Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften Universität Ulm christine.brandt@mathematik.uni-ulm.de Mittwoch, 14-16 Uhr in H13 Übung 4 Das Mundell-Fleming-Modell 1 Einführung 2 Die Märkte des Mundell-Fleming-Modells 3 Das Mundell-Fleming-Modell 4 Zusammenfassung 1
1 Einführung keynesianische Grundmodell einer offenen Volkswirtschaft. Annahmen des Modells: konstantes Preisniveaus im In- und Ausland Beschränkung auf den Fall des kleinen Landes Der Devisenmarkt wird neben Güter- und Geldmarkt betrachtet. Der Devisenmarkt wird beeinflusst von: internationalen Güterströmen und internationale Kapitalbewegungen. Wechselkuränderung werden in die Überlegungen mit einbezogen. 2
2 Märkte des Mundell-Fleming-Modells 2.1 Gütermarkt und Geldmarkt Nachfrage, Wechselkurs und Ex- und Importe Nachfrage: Y d = C(Y )+I(r)+G+EX(Y a, w) IM(Y, w) Was ist der Wechselkurs w? Preisnotierung Mengennotierung Als Außenbeitrag NX wird Ex-Im bezeichnet. Wann wird der Außenbeitrag NX steigen bzw. sinken? Bei Wechselkursänderungen Bei Änderungen des Inlandseinkommen Bei Änderungen des Auslandseinkommen 3
Gütermarkt und IS-Kurve Nachfrage: Y d = C(Y )+I(r)+G+EX(Y a, w) IM(Y, w) Zusammenhang zwischen Zinssatz r und Einkommen Y negativer Verlauf der IS-Kurve, weil eine Zinssenkung die Investitionen anregt und damit das Gleichgewichtseinkommen ansteigen lässt. Lageparameter sind: Staatsausgaben G, Auslandseinkommen Y a, Wechselkurs w. Erhöhung der Staatsausgaben G: Erhöhung des Gleichgewichtseinkommens Y bei gegebenen Zinssatz r. Erhöhung des Auslandseinkommens Y a : Außenbeitrag steigt. Erhöhung des Gleichgewichtseinkommens Y bei gegebenen Zinssatz r. Erhöhung des Wechselkurses w (= Abwertung der heimischen Währung): Außenbeitrag steigt. Erhöhung des Gleichgewichtseinkommens Y bei gegebenen Zinssatz r. 4
Geldmarkt und LM-Kurve Keine Veränderung durch die Übetragung auf die offene Volkswirtschaft. 2.2 Devisenmarkt und die Z-Kurve Annahme: Es existiert nur eine ausländische Währung und nur ein Devisenmarkt. Marktteilnehmer: Exporteure, Importeure, Kapitalanleger und Zentralbank. Devisenangebot ergibt sich aus Wert der Güterexporte und der Kapitalimporte. Devisennachfrage ergibt sich aus dem Wert der Güterimporte und der Kapitalexporte. Saldo der Devisenbilanz Z = NX + NFI Außenbeitrag NX = Güterexporte - Güterimporte Nettokapitalimporte NFI = Kapitalimporte - Kapitalexporte Bestimmgrößen des Saldos der Devisenbilanz: Z = NX(w, Y, Y a ) + NF I(r, r a ) 5
Wann sinkt/steigt der Außenbeitrag NX? Wann sinkt/steigt der Nettokapitalimport NFI? Exkurs: Die Zahlungsbilanz Die Zahlungsbilanz: Als Zahlungsbilanz bezeichnet man die wertmäßige Aufstellung aller ökonomischen Transaktionen zwischen Einwohnern, Regierungen und Institutionen des Inlandes mit denen des Auslandes für eine Periode. Die Zahlungsbilanz setzt sich aus mehreren Teilbilanzen zusammen (bspw. Devisenbilanz, Handelsbilanz...) Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt Außenwirtschaftliches Gleichgewicht besteht dann, wenn die Devisenbilanz ausgeglichen ist. (Z=0) Die Z-Kurve bildet diese Gleichgewichtssituation ab. Z = 0 = NX(w, Y, Y a ) + NF I(r, r a ) Die Z-Kurve hat eine positive Steigung im r-y-diagramm. Die Steigung der Z-Kurve wird von der Zinsabhängigkeit der Kapitalbewegungen bestimmt. Eine Erhöhung der Lageparameter w und Y a verschieben die Z-Kurve nach rechts. 6
Eine Erhöhung des Lageparameters Y verschieben die Z- Kurve nach oben. 3 Das Mundell-Fleming-Modell Das vollständige Gleichgewicht im Mundell-Fleming-Modell ist erreicht, wenn sich alle drei Märkte im Gleichgewicht befinden. Gütermarkt: Y = C(Y ) + I(r) + G + NX(w, Y, Y a ) Geldmarkt: M P = L(Y, r) Devisenmarkt: Z = NX(w, Y, Y a ) + NF I(r, r a ) endogene Variablen: r, Y, (M), Z, (w) exogene Variablen:r a, Y a, G, P, (M), (w) Feste Wechselkurse mit Neutralitätspolitik Neutralisierungspolitik: Auswirkungen von Devisenbilanzdefiziten oder -überschüssen auf die Geldmengenentwicklung werden neutralisiert. Gleichgewichtseinkommen und Gleichgewichtszins werden durch IS- und LM-Kurve bestimmt. Z-Kurve dient zur Beschreibung des Devisenbilanzsaldos. 7
Im Gleichgewicht bei festen Wechselkursen kann ein Überschuss, ein ausgeglichener Saldo oder ein Defizit in der Devisenbilanz vorliegen, sofern die Zentralbank Neutralitätspolitik betreibt bzw. betreiben kann. Interventionen der Zentralbank auf den Devisenmarkt: Das Saldo der Zahlungsbilanz Z entspricht der Veränderung der Währungsreserven der Zentralbank R. Ankauf von Devisen Verkauf von Devisen Feste Wechselkurse ohne Neutralitätspolitik Zentralbank lässt zu, dass Devisenbilanzüberschüsse die Geldmenge M erhöhen, bzw. Devisenbilanzdefizite die Geldmenge M verringern. Änderungen des Geldangebotes M führen zu einer Verschiebung der LM-Kurve. Ein langfristiges Gleichgewicht ist erreicht, wenn der Schnittpunkt der LM- und IS-Kurve auf der Z-Kurve liegt. 8
Flexible Wechselkurse Ausgleich zwischen Devisenangebot und Devisennachfrage über Wechselkursänderungen. Die Zahlungsbilanz ist ausgeglichen. Das Saldo der Zahlungsbilanz Z = 0. 4 Zusammenfassung Außenwirtschaftliches Gleichgewicht wid im r-y-diagramm durch eine ansteigende Z-Kurve dargestellt, die umso flacher verläuft je zinsabhängiger die internationalen Kapitalbewegungen sind. Bei festen Wechselkursen wird das Gleichgewicht auf dem Geld- und Gütermarkt bei Devisenzu- und -abflüssen nur dann nicht gestört, wenn ed der Zentralbank gelingt, die Auswirkungen von Devisenbewegungen auf das Geldangebot zu neutralisieren. In einem System fester Wechselkurse werden bei fehlender Neutralisierungspolitik auf Dauer Ungleichgewichte in der Devisenbilanz auch ohne gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen beseitigt. Völlig freie Wechselkurse bewirken einen ständigen Ausgleich der Devisenbilanz. Die dazu erforderlichen Anpassungsvorgänge beschränken sich nicht auf Wechselkursänderungen, sondern schließen auch Einkommens- und Zinsänderungen ein. 9