Vorträge der Hochschulen der

Ähnliche Dokumente
Der Hund, der Eier legt

Mammographie-Screening in der Diskussion um Nutzen und Schaden: Was glauben wir und was wissen wir über den Nutzen?

Täuschung und Manipulation mit Zahlen Teil 1

Medizinische Biometrie (L5)

Biomathematik für Mediziner

Förderprojekt ALTER UND TRAUMA Unerhörtem Raum geben

Täuschung und Manipulation mit Zahlen

Biomathematik für Mediziner, Klausur SS 2001 Seite 1

WIE SICHER IST DIE DIAGNOSE?

Der Barthel-Index zur Messung von Alltagskompetenzen bei Demenz

Prüfung aus Statistik 1 für SoziologInnen

Modul 8: Vierfeldertafel und Baumdiagramm (bedingte Wahrscheinlichkeit)

2. Übung Diagnostik. Ein erfundenes Beispiel (H.P.Beck-Bornholt und H.-H.Dubben)

Prüfung aus Statistik 1 für SoziologInnen

Ein Wirkstoff ist ein Stoff der Krankheiten heilen oder lindern kann. Er kann natürlicher oder künstlicher Herkunft sein.

die Präsenzveranstaltungen innerhalb des weiterbildenden Fernstudiums M. Sc. Facility Management sind nach dem

Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung

die Präsenzveranstaltungen innerhalb des weiterbildenden Fernstudiums M. Sc. Facility Management sind nach dem

EbM-Splitter 10 Sensitivität und Spezifität: Auswirkung der Wahl des Trennpunktes

Vier-Felder-Tafel und bedingte Wahrscheinlichkeit

MaReCum Klausur in Biomathematik WS 2006 / 2007 Freitag, den 27. Oktober 2006

Abschlussbericht jetzt veröffentlicht

Irren ist menschlich!

Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin. Seminar

Medizinische Psychologie. Bewertung wissenschaftlicher Ergebnisse, Evidenzbasierte Medizin, Anwendung statistischer Information

Epidemiologie und HIV-Tests

Eike Fittig, Johannes Schweizer & Udo Rudolph Technische Universität Chemnitz/ Klinikum Chemnitz. Dezember 2005

Biomathematik für Mediziner, Klausur WS 1999/2000 Seite 1

Was bedeutet p<0.05?

Prüfung aus Statistik 1 für SoziologInnen

P (A B) P (B) = P ({3}) P ({1, 3, 5}) = 1 3.

Anerkennung der Präsenzveranstaltungen im Rahmen des Fernstudiums Bachelor of Science: Sozialinformatik an der HS Fulda

BSc Bioinformatik Wintersemester 2013/2014 Nachklausur zur Statistik I Freie Universität Berlin

Studien im Darmzentrum Oberhavel

Wachsam bleiben und nächste Schritte

PatientInneninformation zum Projekt

Evaluation des TTT-Grundlagenseminars Rheumatologie

In unserer Befragung geht es um graphische Darstellungsmöglichkeiten von Studienergebnissen.

Unabhängiger Arzneimittelberatungsdienst für Patienten

Kombinatorik. 1. Beispiel: Wie viele fünfstellige Zahlen lassen sich aus den fünf Ziffern in M = {1;2;3;4;5} erstellen?

Prüfung aus Statistik 1 für SoziologInnen

Modul 203: Stochastische Unabhängigkeit!

Errangen die Informationen dieser beiden Ärztinnen die Aufmerksamkeit, die sie verdienten? Nicht annähernd! Medien honorieren Frauen, die Tabus

!(Die Vorlage wurde von Dr. Norbert Preetz, Institut für Klinische Hypnose, Magdeburg erstellt. Ich bedanke

Was ist normal? ao.univ.prof.dr. Michael Krebs

startfaq BAG Beobachtungsstudie Bias

Diagnostische Verfahren

Hans Walser Mathematik 2 für Naturwissenschaften Frühjahrssemester Übung März 2014

Pflege-Thermometer 2009 Start der bundesweiten Befragung von Pflegekräften zur Situation der Pflege und Patientenversorgung im Krankenhaus

Ergebnisse. Umfrage Kurz-Statistiken Umfrage 'Feedback zum Brückenkurs: Mathe Auffrischung'

Ergänzende Informationen: Klinische Fälle - Rollenspiel

BUGA Region Mittelrhein. ZFH Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen. Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar

Früher Schwäche zeigen

Die Psychologie des Schlafs

1 Einleitung 1. 2 Symptomatik, Epidemiologie, Klassifikation. 3 Theoretischer Handlungsrahmen 23. Inhalt. und Diagnostik 7

Vermittlung der Kenntnisse von unterstützenden Maßnahmen zur Medikamentenadhärenz

Es gibt Risikogruppen, die vor einer Schwangerschaft eine Beratung in Anspruch nehmen sollten:

Ma 13 - Stochastik Schroedel Neue Wege (CON)

Auftaktworkshop PiBaWü*

Übungsblätter zu Methoden der Empirischen Sozialforschung III: Inferenzstatistik. Lösungsblatt zu Nr. 1

Anerkennung der Präsenzveranstaltungen im Rahmen des Fernstudiums Bachelor of Arts: Frühkindliche inklusive Bildung an der HS Fulda

KLASSENARBEIT MATHEMATIK G9

Bitte lesen Sie die folgende Musteraufgabe konzentriert durch. Musteraufgabe I

Index wird nicht angezeigt

Epidemiologie 10. Thomas Kohlmann Maresa Buchholz. Institut für Community Medicine Abteilung Methoden Universitätsmedizin Greifswald

Statine für alle? Wann Cholesterinsenker gerechtfertigt sind

Der Hund, der Eier legt

1.4 Der Binomialtest. Die Hypothesen: H 0 : p p 0 gegen. gegen H 1 : p p 0. gegen H 1 : p > p 0

Schule für psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege. Verfasserin: Frick Jacqueline. Betreuungsperson: Hipp Gerhard

Meine persönliche Checkliste

Aussagenlogik, Mengenlehre, Wahrscheinlichkeit und Prüfstatistik sind eng miteinander verknüpft.

BARMER GEK Report Krankenhaus 2014

2016 brachte einen Rückgang der Klinischen Prüfungen in Österreich im Vergleich zu 2015, obwohl das Minimum von 2014 nicht erreicht wurde.

Prüfung nicht bestanden. Die gleiche Tabelle kann man auch mit den entsprechenden Wahrscheinlichkeiten (relative Häufigkeit) erstellen.

Schriftlicher Test Teilklausur 2

Unfälle älterer Radfahrerinnen und Radfahrer

Klassische Homocystinurie

Rumpfskript. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung. Prof. Dr. Ralf Runde Statistik und Ökonometrie, Universität Siegen

WENN SOGAR UMARMUNGEN WEHTUN DIE NÄCHSTEN SCHRITTE. Informationen für Patienten. besuchen Sie

lässt sich besser bewältigen, wenn man ein paar allgemeine Hinweise berücksichtigt, die auch von vielen Angehörigen immer wieder an andere Angehörige

Sitzung 4: Übungsaufgaben für Statistik 1

Bildung & Erziehung plus (B.A.) Praktisch akademisch. Beitrag zur DGWF Tagung am in Wien Dr. Julian Löhe & Dr.

Darstellung von Häufigkeitsverteilungen

NRLP12-Assoziiertes Periodisches Fieber

«zurück Übersicht vor»

Schizophrenie. Informationen für Angehörige

Zusammenhänge zwischen Übergewicht / Gewichtszunahme und Stoffwechselerkrankungen

Statistische Überlegungen: Eine kleine Einführung in das 1 x 1

Statistical Coaching. Thomas Forstner

Abschlussprüfung Berufliche Oberschule 2015 Mathematik 12 Nichttechnik - S I - Lösung

Epidemiologie des Schlaganfalls in Stuttgart Informationen zur Häufigkeit des Auftretens, zur Krankenhausbehandlung und zur Sterblichkeit

Ernährungstherapie. Krebs. Informationsbroschüre der Diätologie

Borrelien-Serologie. Kriterien analytischer Leistungsfähigkeit am Beispiel kommerziell erhältlicher Testsysteme (ELISA)

Anerkennung der Präsenzveranstaltungen im Rahmen des Fernstudiums Pädagogik der frühen Kindheit (B.A.) an der HS Koblenz

Medikamenteneinnahme. Tägliche Medikamenteneinnahme. Es nehmen täglich Medikamente ein und mehr *) % % % % % % insgesamt

Der Hund, der Eier legt

TB , 1865, 1943 TB

Vorlesung - Medizinische Biometrie

Transkript:

BUGA 2011 Vorträge der Hochschulen der Region Mittelrhein Prof. Dr. Albert Brühl Philosophisch Theologische Hochschule Vallendar Pflegewissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl Statistik und standardisierte Verfahren Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar ZFH Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen

Hurra: Gesunde gesünder als Kranke! PTHV Zwei Beispiele für methodisch fundiertes Querdenken 1. Hurra: Gesunde gesünder als Kranke! 2. Ohne Panik positiv Literatur: Der Hund der Eier legt von Hans-Peter Beck-Bornholdt und Hans- Hermann Dubben, rororo Sachbuch 61154 Prof. Dr. Brühl Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar ZFH Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen 2

Langzeitbehandlung coronarer Herzerkrankungen Alle Patienten 20,0 5-Jahres-Sterblichkeit in Prozent Clofibrate Regelmäßige Einnahme 15,0 Unregelmäßige Einnahme 24,6 Was kann das bedeuten? 3

Langzeitbehandlung koronarer Herzerkrankungen 5-Jahres- Sterblichkeit in Prozent Clofibrate Alle Patienten 20,0 Regelmäßige Einnahme 15,0 Unregelmäßige Einnahme 24,6 Was kann das bedeuten? 24,6 15,0 = 1,64 4

Langzeitbehandlung koronarer Herzerkrankungen 5-Jahres-Sterblichkeit in Prozent Clofibrate Placebo Alle Patienten 20,0 20,9 Regelmäßige Einnahme Unregelmäßige Einnahme 15,0 15,1 24,6 28,2 5

Entscheidende Frage: Was unterscheidet die Gruppe der unregelmäßig das Medikament Einnehmenden von den anderen? Sie haben keine Wirkung festgestellt Sie haben die Nebenwirkungen nicht vertragen Ihr Allgemeinzustand war schlechter 6

Langzeitbehandlung koronarer PTHV Herzerkrankungen 5-Jahres-Sterblichkeit in Prozent Clofibrate Placebo Alle Patienten 20,0 20,9 Regelmäßige Einnahme = Gesünder Unregelmäßige Einnahme = Kränker 15,0 15,1 24,6 28,2 7

Konsequenz: Intention to treat 5-Jahres-Sterblichkeit in Prozent Clofibrate Placebo Alle Patienten 20,0 20,9 Man sollte alle in der Studie lassen, bei denen man beabsichtigt hatte, sie zu behandeln. 8

Beispiel Zwei: Ohne Panik positiv

Beispiel zwei Sie kommen aus dem Urlaub zurück und erfahren, dass es in ihrem Urlaubsland eine ansteckende Krankheit gibt. Sie entschließen sich, einen Test zu machen, der Test ist positiv. 10

Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie tatsächlich erkrankt sind wenn.. der Test mit 99%iger Sicherheit die Erkrankten identifiziert? der Test mit 98%iger Sicherheit die Gesunden identifiziert? Die Erkrankung bei 100 000 Touristen 100 mal vorkommt? 11

Was trifft zu? Ca.98% Ca.10% Ca. 5% Ca.100% Ca.99% 12

Schritt für Schritt: Von 100 000 sind 100 krank, also sind 99 900 gesund Test identifiziert 99 der 100 Kranken als krank (99%) ein einziger Kranker wird als gesund eingestuft 13

Schritt für Schritt: Von den 99 900 Gesunden werden 97902 auch als gesund identifiziert (98%) Also werden 1998 Gesunde als krank bezeichnet 14

Positiver Test und krank? 99 (Test positiv und tatsächlich krank) dividiert durch die Gesamtzahl derjenigen, die einen positiven Test haben also 99 Kranke plus die 1998 Gesunden, die falsch positiv sind = 2097 das ergibt: 99 99 + 1998 = 99 2097 = 0,0472 15

Wahrscheinlichkeit bei positivem Test auch erkrankt zu sein: Personen Test positiv Test negativ Krank 100 99 1 Gesund 99 900 1998 97 902 Summe 100 000 2097 97 903 99 99 + 1998 = 99 2097 = 0,0472 16

Praktische Möglichkeit bei seltenen Erkrankungen: Zweiter Test

2. Test: Wahrscheinlichkeit bei positivem Test auch erkrankt zu sein Personen Test positiv Test negativ Krank 99 98 1 Gesund 1998 40 1958 Summe 2097 138 1959 98 98 + 40 = 98 138 = 0,71 18

Zusammenfassung Testgüte: Testgüte und Häufigkeit von Erkrankungen verbinden Zweiter Test bei seltenen Erkrankungen und geringem Aufwand immer zu empfehlen Falsch Positiven fallen stark ins Gewicht Gesunde als Gesund zu identifizieren ist eine wichtige Kompetenz 19

Schwerpunkte Statistik an der PTHV PTHV: Klinische Studien Methodenentwicklung Instrumentenentwicklung: Pflegebedürftigkeit Pflegequalität Pflegekompetenz Personalbemessung 20

HERZLICHEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Zum Weiterlesen: Literatur: Der Hund der Eier legt von Hans-Peter Beck-Bornholdt und Hans- Hermann Dubben, rororo Sachbuch 61154 21