Optische Halluzinationen - -
Optische Halluzinationen - - Dr. med. Matthias Elling, FEBO Leitender Oberarzt Universitäts-Augenklinik Donnerstag, 23. November 2017 Seite 2
Optische Halluzinationen Wahrnehmung nicht vorhandener Objekte Häufig kleine und bewegliche Objekte Wahrnehmung kann Angst auslösen z.b. im Rahmen eines Deliriums Teilweise erleben von ganzen Szenen Seite 3
Illusionen = falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit Ein realer Sachverhalt wird verändert wahrgenommen, z.b.: Ein feststehender Gegenstand scheint sich zu bewegen In Mustern werden Gesichter erkennbar Seite 4
Optische Täuschung / visuelle Illusion = Wahrnehmungstäuschung Kann nahezu alle Aspekte des Sehens betreffen: Tiefenillusionen Farbillusionen Geometrische Illusionen Bewegungsillusionen, usw. Sehsystem trifft falsche Annahmen über das Gesehene Seite 5
Optische Täuschung / visuelle Illusion Untersuchung in der Wahrnehmungspsychologie Rückschlüsse über die Verarbeitung von Sinnesreizen im Gehirn Optische Täuschungen die Wahrnehmung ist subjektiv und wird vom Gehirn beeinflusst Seite 6
Das menschliche Auge......ist ein Produkt der Evolution Entwicklung innerhalb von Millionen von Jahren Sehen heißt nicht, die "Realität" eins zu eins in das Gehirn zu spiegeln Sehen Prozess - das Auge filtert, strukturiert und sortiert Manchmal Verlust von Informationen - oder es werden welche "hinzugedacht Nachvollziehbar anhand von optischen Täuschungen veranschaulichen die Funktionsweise des Auges Seite 7
Was sehen Sie? Seite 8
Relativität von Linien Seite 9
Relativität von Linien Schachbrettartig angeordnete helle und dunkle Teilquadrate Bei einigen dunklen Teilquadraten sind die Ecken durch kleine helle Quadrate gestört Eindruck, als seien die nachweislich geraden Trennlinien zwischen den Teilquadraten wellenförmig gekrümmt Dabei Helligkeit und Dicke von Bedeutung Seite 10
Relativität von Linien Seite 11
Relativität von Linien Die Querbalken scheinen keilförmig zu sein Wahrheit: alle horizontalen Linien sind exakt parallel, die Querstreifen sind Rechtecke Erstbeschreibung 1874 durch Hugo Münsterberg Münsterberg-Täuschung Seite 12
Relativität von Linien Seite 13
Relativität von Linien Diagonale Linien im Verlauf zueinander geneigt Realität: Linien exakt gerade und parallel Zöllner-Täuschung Seite 14
Überbetonung von Kontrasten Seite 15
Überbetonung von Kontrasten Erstvorstellung des Hermann- Gitters im Jahr 1870 Gitternetz der Betrachter glaubt, in den Schnittpunkten des Liniengitters schattenartige Flecken zu sehen Die Flecken flackern und sind nur wahrzunehmen, solange man seinen Blick nicht darauf konzentriert Seite 16
Relativität von Größe Seite 17
Relativität von Größe Die linke blaue Kugel ist kleiner als die umgebenden roten Kugeln, bei der rechten ist es umgekehrt Beide blauen Kugeln sind gleich groß Ebbinghaus-Illusion Seite 18
Relativität von Größe Seite 19
Relativität von Größe Die Paare erscheinen unterschiedlich groß (vorne kleiner als hinten) Alle drei Paare sind gleich groß Zweidimensionales Bild Auge kann räumliche Tiefe erzeugen Gehirn zieht Rückschluss über die Größe Seite 20
Penrose-Dreieck Seite 21
Penrose-Dreieck = unmögliche Figur Drei Balken, die jeweils im rechten Winkel zueinander scheinen zu einem Dreieck verbunden Kippbild Je nachdem, auf welche Ecke man schaut, hat man einen dreidimensionalen Körper vor Augen, aber schon an der nächsten Ecke stimmt es nicht mehr Seite 22
Fokussieren Sie den Punkt in der Mitte und bewegen Sie den Kopf vor und zurück! Seite 23
Pinna Illusion Bewegung der Kreise, die man gerade nicht anschaut Funktioniert durch das periphere Sehen Seite 24
Bewegen sich die Kreise? Seite 25
Akiyoshi Kitaoka Optische Täuschung des japanischen Künstlers und Professors Akiyoshi Kitaoka NEIN, die Kreise bewegen sich nicht! Seite 26
Wie viele Beine hat der Elefant? Seite 27
Visuelle Phänomene / optische Täuschungen Entwurf vom amerikanischen Psychologie-Professor Roger Shepard Die Beine des Elefanten enden im Nichts Fünf Füße in den Zwischenräumen Seite 28
Der Gemüsetopf Seite 29
Der Gemüsehändler Seite 30
Drehbilder Keine optischen Täuschungen besondere Bilder Giuseppe Arcimboldo Der Gemüsehändler Seite 31
Alte oder junge Frau? Seite 32
Wie funktionieren Kippbilder? Kippbilder auf mehrere Arten interpretierbar Meistens zwei verschiedene Motive in einem Kippbild Das bekannteste Beispiel ist die alte oder junge Frau Seite 33
Ist die vordere Seite eher links oder rechts? Seite 34
Der Necker-Würfel Benannt nach dem Schweizer Geologen Louis Albert Necker (1786 1861) Zeigt die visuell instabile Form bzw. die Zweideutigkeit der Sichtweise Seite 35
Was sehen Sie? Seite 36
Nicht vorhandene Objekte Bei manchen Sinneseindrücken glaubt der Betrachter Objekte wahrzunehmen, die nicht vorhanden sind Muster aus durchbrochenen Linien der Betrachter glaubt an den Schnittstellen weiße Scheiben zu sehen Seite 37
Was sehen Sie? Seite 38
Nicht vorhandene Objekte Der Betrachter sieht einen Würfel Die Kanten, die auf dem Bild gar nicht vorhanden sind, werden bei der Bildverarbeitung im Gehirn ergänzt Seite 39
Was sehen Sie? Seite 40
Nicht vorhandene Objekte Kanizsa-Dreieck der Betrachter glaubt, ein weißes Dreieck zu entdecken, obwohl das Bild nur Linien und Kreissegmente zeigt Gedachten Linien = kognitive Konturen Seite 41
Ente oder Hase? Ludwig Wittgenstein (1889-1951) Seite 42
Was sehen Sie? Seite 43
Kippbild Mexikaner oder altes Paar?! Dinge können in groß und klein unterschiedlich wahrgenommen werden Zusammenhänge springen dadurch schneller ins Auge Octavio Ocampo (mexikanischer Künstler, geb. 1943) Seite 44
Mögliche Erklärungen für optische Täuschungen Theorie des Amerikaners Mark Changizi Blick in die Zukunft, die das Gehirn jede Sekunde vornimmt Die visuellen Informationen der Außenwelt gelangen über die Netzhaut und die Sehnerven in das Gehirn Nur mit einem kleinen Teil der Netzhaut ist scharfes Sehen möglich (Macula) Aus den verschiedenen Seheindrücken gelangen die Impulse in das Sehzentrum Auf diesem Weg findet eine Verarbeitung der Signale aufgrund biologischer Parameter und Vorerfahrungen statt Seite 45
Mögliche Erklärungen für optische Täuschungen Das Gehirn erschafft die visuelle Repräsentation des Gesehenen aus relativ schwachen Signalen selbst Dieser Mechanismus ist störanfällig, was die optischen Täuschungen verdeutlichen Das Gehirn wertet die Informationen dann weiter aus und errechnet die erwartete Veränderung für die Zukunft Laut Changizi lassen sich so bis zu 50 Täuschungen erklären Seite 46
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum In der Schornau 23-25, 44892 Bochum www.kk-bochum.de matthias.elling@kk-bochum.de Seite 47