Neurobiologie von Stress und Depression Detlef E. Dietrich Bernd Brüggemann AMEOS Klinikum Hildesheim
Stress Depression Was sind mögliche Ursachen einer Depression? 2 Prof. Dr. Detlef Dietrich 10.02.2013
Der Begriff Stress Stress als belastende Situation oder von außen kommender Schädigungsprozess sollte besser als Stressor bezeichnet werden. Die Reaktion des Körpers auf Stressoren und die Verhaltensmuster des Betroffenen können als Stressreaktion beschrieben werden. Stressoren und Stressreaktionen können aber nicht unabhängig voneinander betrachtet werden. Belastungen und Ereignisse können nur in Bezug zur Anpassungsfähigkeit eines Systems oder Individuums beschrieben werden. Nach Shonkoff können 3 Stressarten unterschieden werden: - Positiver Stress (adaptive Stressverarbeitung mit erhöhter Gesundheit) - Tolerierbarer Stress (zeitlich begrenzt, physiologische Stressreaktion) - Toxischer Stress mit häufiger oder langer Aktivierung führt zu einer Übersensibilisierung des Stresssystems.
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Konzepte der Stresswirkungen Generelles Adaptationssyndrom (Selye) 3 Phasen: - Alarm- oder Lernphase - Widerstandsphase - Erschöpfungsphase (nur bei chronischem Stress) Heutige Stresskonzepte: Kurzzeitfolgen: überlebensnotwendig Langzeitfolgen: oft pathophysiologisch 5
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Physiologie der Kurzzeit-Stressreaktion 7
Physiologie der Langzeit-Stressreaktion 8
Auswirkungen einer Prüfung 9
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Was sind Stressoren? Mason (1968) untersuchte im Tierexperiment situationsspezifische Merkmale, die eine Stressreaktion auslösen: Neuheit Unvorhersagbarkeit Antizipation negativer Ereignisse Unkontrollierbarkeit 12
Mögliche Stressoren am Arbeitsplatz Arbeits- und Zeitdruck Arbeitsverdichtung Konflikte mit Vorgesetzten / Kollegen/innen qualitative Überforderung geringe Wertschätzung (auch pekuniär) geringer Entscheidungsspielraum geringe Beeinflussbarkeit fehlende Karriereperspektive Ungewissheit / Umstrukturierung 13 Prof. Dr. Detlef Dietrich 10.02.2013
Chronischer Stress Cortisolerhöhung Sympathikusaktivierung Entzündungsreaktion Metabolisches Syndrom/ Diabetes Muskel-Skelett- Erkrankungen Kognitive Störungen (Gedächtnis/ Lernen) Immunsuppression Hypertonie KHK Herzinfarkt Schlafstörungen Angst Depression 14 Prof. Dr. Detlef Dietrich 10.02.2013
Stress und Depression Gold 1988 15
Stress Depression Was sind mögliche Ursachen einer Depression? Was ist ein Burnout-Syndrom? 16 Prof. Dr. Detlef Dietrich 10.02.2013
Wittchen & Jacobi (2006) 17 Prof. Dr. Detlef Dietrich 10.02.2013
Haupt- und Nebenkriterien der Depression nach ICD-10 Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit Suizidgedanken / Suizidale Handlungen Verlust von Interesse u. Freude Depressive Stimmung Schlafstörungen Verminderter Antrieb Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Appetitminderung, somatische Beschwerden Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit 18
Depression hat viele Gesichter! Reaktive Depression (Anpassungsstörung, verlängerte Trauerreaktion) Dysthymia (chronische depressive Entwicklung ohne definierbare Episoden) Rezidivierende depressive Störung (leichtgradig, mittelgradig, schwer) Begleitdepression bei anderen psychischen Erkrankungen Bipolare Störung (Manie/Depression) Somatisierte Depression 19
Das Burn-out-Syndrom Ist ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit, das als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet werden kann, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefährdung führt. (www.wikipedia.org) Es ist keine definierte Erkrankung (taucht aber in ICD-10 auf: Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung ) 20 Prof. Dr. Detlef Dietrich 10.02.2013
Stress Depression Was sind mögliche Ursachen einer Depression? 21 Prof. Dr. Detlef Dietrich 10.02.2013
Multifaktorielle Ätiologie / Vulnerabilitätshypothese Genetische Prädisposition Somatische Faktoren Soziale Unterstützung Externe Faktoren Entwicklungsfaktoren Belastende Lebensereignisse / Traumata Chronische Belastungen / Konflikte Verhalten Persönlichkeit Krankheitsausbruch 22 Prof. Dr. Detlef Dietrich 10.02.2013
Biologische Erklärungsansätze depressiver Störungen Aktuell stehen zahlreiche biologische Erklärungsansätze depressiver Störungen z. T. unverbunden nebeneinander. Häufig können nur Teilaspekte der Pathogenese depressiver Störungen erklärt werden. Die vorliegenden Befunde sprechen für ein komplexes Zusammenspiel der diskutierten biologischen Faktoren untereinander (Gene, Genexpression, Neurotransmitter, Hormone, Neuroplastizität) und mit der Umwelt des Organismus. Trotz intensiver biologisch-psychiatrischer Forschung in den letzten 50 Jahren ist bisher jedoch kein wirklich überzeugendes biologisches Erklärungsmodell der Depression vorgelegt worden (Hautzinger, 2006)
Neurobiologische Erklärungsansätze der Depression Neurochemische Dysfunktionen - Serotonergen System - Noradrenerges System - Dopaminerges System - Cholinerges System Neuroendokrinologische Dysfunktionen - Hypothalamisch-hypophysär-adrenale System - Hypothalamisch-hypophysär-thyreoidale System - Hypothalamisch-hypophysär-somatotrope System - Hypothalamisch-hypophysär-gonadale System Neuroplastizität und Neurogenese Genetische Faktoren
Neurobiologie der Depression 25 Prof. Dr. Detlef Dietrich 10.02.2013
Therapiemöglichkeiten Psychotherapie Pharmakotherapie Sozio-/Ergotherapie Körpertherapie Lichttherapie Wachtherapie Elektrokrampftherapie 26 Prof. Dr. Detlef Dietrich 10.02.2013
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Herzlichen Dank für Ihre Achtsamkeit! Prof. Dr. med. Detlef E. Dietrich PD Dr. med. Bernd Brüggemann 30