KURZUMTRIEBSPLANTAGEN - EIGNUNG ALS KOMPENSATIONSMAßNAHME? - Dipl.-Ing. Referendarin Fachrichtung Landespflege (NRW) Energieholz auf dem Acker zwischen Eingriff und Ausgleich Fachveranstaltung des BfN Internationale Naturschutzakademie Insel Vilm 01.09. bis 04.09.2008 Foto: Pappelplantage 8-jährig bei Methau in Sachsen (, 2005)
Methodisches Vorgehen Auswirkungen auf Natur und Landschaft Ermittlung der positiven und negativen Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter Flora/ Fauna/ Biotope Grundwasser Oberflächengewässer Klima Landschaftsbild/ Erholung Formulierung von Handlungsempfehlungen die auf eine weitest mögliche Vereinbarkeit von KUP mit den Belangen von Natur und Landschaft abzielen
Methodisches Vorgehen Auswirkungen auf Natur und Landschaft Aufwertung von Schutzgutfunktionen Bewertung des Aufwertungspotenzials auf Grundlage der ermittelten Auswirkungen auf Natur und Landschaft funktionsbezogen für jedes Schutzgut
Methodisches Vorgehen Auswirkungen auf Natur und Landschaft Aufwertung von Schutzgutfunktionen Eignung als Kompensationsmaßnahme Beurteilung ob und für welche Schutzgutfunktionen KUP als Ausgleichs- und/ oder Ersatzmaßnahmen geeignet sein könnten
Methodisches Vorgehen Auswirkungen auf Natur und Landschaft Aufwertung von Schutzgutfunktionen Eignung als Kompensationsmaßnahme
Auswirkungen auf Natur und Landschaft Biotope Entstehung eines völlig neuen Lebensraumtyps Wandel von einem Offenlandbiotop (Acker) zu einem flächig mit Gehölzen bestandenen Lebensraum (KUP) Veränderung der kleinklimatischen Verhältnisse und der Lichtverhältnisse grundlegend veränderte Lebensraumbedingungen Verlust von Offenland (ggf. negative Auswirkungen auf Biotoppotenzial - abhängig vom Wald-Offenland-Verhältnis des betreffenden Landschaftsraumes sowie der Flächengröße und Anzahl der KUP)
Auswirkungen auf Natur und Landschaft Biotope Bewirtschaftungszyklen (Umtriebszeiten) immer wiederkehrende Zerstörung von (Teil)lebensräumen KUP fehlen die Dauerhaftigkeit, die vertikale Schichtung und Vielgestaltigkeit des Bestandes (KUP Wald) extensivere Bewirtschaftung als bei Acker Ernte nur alle paar Jahre reduzierter Einsatz von Dünger und PSM
Auswirkungen auf Natur und Landschaft Flora verglichen mit Acker artenreichere Bodenvegetation, höherer Deckungsgrad, ausdauernde z.t. holzige Arten Entwicklung von Florengesellschaften deren Artenzusammensetzung keinem anderen Lebensraumtyp entspricht (bunte Mischung Ruderalgesellschaften mit hohem Anteil an Ackerwildkräutern typologisch vorherrschend) Pappel - Risiko der Hybridisierung indigener Arten durch die Klone (bei Umtriebszeiten > 10 Jahre)
Auswirkungen auf Natur und Landschaft Fauna verglichen mit Acker insgesamt höhere Artenvielfalt und Besiedlungsdichten Änderung der Artenzusammensetzung bzw. Faunengesellschaft Rückgang bis hin zum Verschwinden von Offenlandarten Zunahme gehölztypischer Arten, insbes. Arten der Feldgehölze, Hecken und Waldränder (hier jedoch keine Repräsentation des gesamten Artenspektrums, typische Waldarten fehlen oder nur in geringer Anzahl)
Auswirkungen auf Natur und Landschaft Boden insgesamt Verbesserung der Bodenstruktur und Aufwertung der ökologischen Stabilität durch Beschattung, mehrjährige Durchwurzelung und Streuauflage hinsichtlich Bodentemperatur und Bodenfeuchte ausgeglichenere Verhältnisse als unter Acker- und Grünlandnutzung Verbesserung des Wasserspeicher-, Filter- und Puffervermögens auf Flächen baut sich Humusauflage auf durch Abbau des Humus effiziente Rückführung der in der Streu gebundenen Elemente in den Boden
Auswirkungen auf Natur und Landschaft Boden Verringerung des Bodenerosionspotenzials und des Risikos der Schadverdichtung Rekultivierung jedoch starker Eingriff in die Bodenstruktur partielle Bodenverdichtung/ Zerstörung der Bodenhorizonte
Auswirkungen auf Natur und Landschaft Wasserhaushalt in Abhängigkeit vom Standort möglicherweise Beanspruchung der Grundwasserreserven und Verringerung der Grundwasserneubildungsrate (höherer Wasserverbrauch der Kurzumtriebsgehölze im Vergleich zu Feldfrüchten) reduzierter Einsatz von Dünger und PSM Reduzierung des Stoffeintrages in Grundwasser Reduzierung der Belastung von Oberflächengewässern durch laterale Stoffflüsse Erhöhung des Wasserrückhalts auf der Gehölzfläche Reduzierung des oberirdischen Abflusses
Auswirkungen auf Natur und Landschaft Klima positive Auswirkungen auf Mikro- und Mesoklima Reduzierung der Windgeschwindigkeiten, Minderung von Temperaturextremen und Erhöhung der Luftfeuchtigkeit Funktion als Frischluftentstehungsgebiete (abhängig von Lage und Größe der KUP) Entstehung von Kalt- und Frischluftstaus (abhängig von standörtlichen Gegebenheiten)
Auswirkungen auf Natur und Landschaft Landschaftsbild und Erholung sehr hochwüchsige Kulturen mit hoher Bestandsdichte können selbst auf weitere Distanz noch als Sichthindernisse wirken KUP können in ausgeräumten Agrarlandschaften bis zu einem gewissen Grad zur strukturellen Bereicherung der Landschaft beitragen in waldreichen Regionen jedoch problematisch, wenn das Verhältnis von Wald und Offenland spürbar verändert wird
Auswirkungen auf Natur und Landschaft Landschaftsbild und Erholung ggf. Fremdkörper in der Kulturlandschaft durch monotones und strukturarmes Erscheinungsbild sowie die meist geometrischen Feldbegrenzungen Ernte hat Auswirkungen auf das Landschaftsbild plötzliches Abernten großer und über mehrere Jahre gewachsener Bestände kann sich als spürbare Veränderung der gewohnten Umgebung und damit als Veränderung von Beständigem auswirken
Methodisches Vorgehen Auswirkungen auf Natur und Landschaft Aufwertung von Schutzgutfunktionen Eignung als Kompensationsmaßnahme
Aufwertung von Schutzgutfunktionen Aufwertungspotenzial funktionsbezogen je Schutzgut ermittelt Formulierung naturschutzfachlich orientierter Bewirtschaftungsauflagen die zu einer Erhöhung des Aufwertungspotenzials führen könnten Maß des Aufwertungspotenzials kein = keinerlei Aufwertung / negative Auswirkungen gering = positive Auswirkungen, denen aber zugleich deutlich negative Auswirkungen entgegenstehen / keine bedeutsame Aufwertungen aufgrund der verhältnismäßig geringen Flächengröße (4-13 ha) der KUP mittel = insgesamt Aufwertung, jedoch auch negative Auswirkungen hoch = eindeutige Aufwertung, der keine nennenswerten negativen Auswirkungen entgegen stehen
Aufwertung von Schutzgutfunktionen Am Beispiel des Schutzgutes Boden Produktions- und Nutzungsfunktion Aufwertung der Schutzgutfunktion infolge des Anbaus Erhöhung des Aufwertungspotenzials durch: hohes Aufwertungspotenzial denn: Aufbau einer biologisch aktiven Humusform (Mull) durch Abbau des Humus Rückführung der in der Streu gebundenen Elemente in den Boden aber: vorübergehende Erhöhung des Erosionspotenzials infolge der Ernte abschnittsweise Ernte Reduzierung des Bodenerosionspotenzials und somit Verringerung des Verlusts an durchwurzelbarer Bodensubstanz Ertragsfähigkeit und Fruchtbarkeit des Bodens erhöht
Aufwertung von Schutzgutfunktionen Am Beispiel des Schutzgutes Klima bioklimatische Ausgleichsfunktion Aufwertung der Schutzgutfunktion infolge des Anbaus Erhöhung des Aufwertungspotenzials durch: mittleres Aufwertungspotenzial denn: Reduzierung der Windgeschwindigkeiten, Minderung von Temperaturextremen und Erhöhung der Luftfeuchtigkeit im Bereich der KUP positive Auswirkungen auf Mikro- und Mesoklima aber: wiederkehrende Ernte und somit zumindest zeitweiser Verlust der klimatisch ausgleichenden Wirkung abschnittsweise Ernte
Aufwertung von Schutzgutfunktionen Am Beispiel der Schutzgüter Arten und Biotope Arten- und Lebensraumsfunktion Aufwertung der Schutzgutfunktion infolge des Anbaus Erhöhung des Aufwertungspotenzials durch: geringes Aufwertungspotenzial denn: keine Aufwertung des ökologischen Potenzials des Offenlandbiotopes Acker, sondern Wandel zu Gehölzbiotoptyp KUP mit grundlegend von Offenlandbiotopen abweichenden Standorteigenschaften Verdrängung von Offenlandarten periodische Ernte Zerstörung von Lebensräumen KUP sind keine natürlichen Zielbiotope Anzahl wertbestimmender Arten nimmt nicht zu aber: Entstehung von Rückzugsgebieten (Deckung, Unterschlupf) für verschiedene gehölzliebende Arten in ausgeräumten Agrarlandschaften und eher waldarmen Gebieten in denen gliedernde Gehölzstrukturen fehlen, können KUP auch positive Effekte auf das Biotoppotenzial erzielen Ernte erfolgt i.d.r. in den biologisch weniger aktiven Wintermonaten Eingrünung der KUP mit indigenen Gehölzen bzw. Beimischung anderer Baumarten in die KUP Anteil der Plantagenfläche für Kleinstrukturen wie Altgrasstreifen, Hecken, Feldgehölze reservieren (die Aufwertung erfolgt demnach nicht durch die KUP selbst) bei Ernte Berücksichtigung der Lebenszyklen der angesiedelten Fauna (Berücksichtigung des Brutzeitaspektes etc.) abschnittsweise Ernte Gehölzbestand mit verschiedenen Altersstadien
Aufwertung von Schutzgutfunktionen Am Beispiel des Schutzgutes Grundwasser Grundwasserneubildungsfunktion Aufwertung der Schutzgutfunktion infolge des Anbaus kein Aufwertungspotenzial denn: in Abhängigkeit vom gewählten Standort Beanspruchung der Grundwasserreserven und Verringerung der Grundwasserneubildungsrate durch höheren Wasserverbrauch der Kurzumtriebsgehölze im Vergleich zu Feldfrüchten _ Erhöhung des Aufwertungspotenzials durch: _
Aufwertung von Schutzgutfunktionen Gesamtübersicht Aufwertungspotenzial Arten/ Biotope Boden Wasserhaushalt (Grundwasser und Oberflächengewässer) Klima Landschaftsbild/ Erholung hoch 2 mittel 2 2 2 1 gering 3 4 kein 1 1 2 1 2
Aufwertung von Schutzgutfunktionen Schwierigkeiten bei der Bewertung Standortbezug (Abhängigkeit des Aufwertungspotenzials von den jeweiligen naturräumlichen und standörtlichen Bedingungen) Aufwertungspotenzial abhängig vom Bezugssystem (intensiv bewirtschafteter Acker extensives Grünland) Aufwertungspotenzial abhängig von Pflanzgut (Art, Zusammensetzung) Bewirtschaftungsform, Flächengröße, Struktur z.t. fehlen langjährige umfassende Untersuchungen erheblicher Forschungsbedarf (z.b. bei welcher Umtriebszeit ist KUP floristisch und faunistisch am wertvollsten, Untersuchung weiterer Artengruppen)
Methodisches Vorgehen Auswirkungen auf Natur und Landschaft Aufwertung von Schutzgutfunktionen Eignung als Kompensationsmaßnahme
Eignung als Kompensationsmaßnahmen pauschale Antwort nicht möglich Einzelfallbezug der Eingriffsregelung
Eignung als Kompensationsmaßnahmen generelle Anforderungen an Kompensationsflächen Aufwertungsfähigkeit und Aufwertungsbedürftigkeit generelle Anforderungen an Kompensationsmaßnahmen zeitlicher, räumlicher und funktionaler Wirkzusammenhang zwischen Eingriff und Maßnahme Aufwertung der Fläche durch die Maßnahme Dauerhaftigkeit der Maßnahme Nutzung Eignung als Kompensationsmaßnahme
Eignung als Kompensationsmaßnahmen Aufwertung insgesamt recht durchwachsene Bilanz für einige Funktionen der Schutzgüter Boden und Klima Kompensation denkbar nur bei Beachtung streng naturschutzfachlich orientierter Bewirtschaftungsauflagen für die übrigen Schutzgutfunktionen keine Eignung als Kompensationsmaßnahme als Ersatzmaßnahme z.t. denkbar, als Ausgleichsmaßnahme fraglich nur in Ergänzung zu anderen Kompensationsmaßnahmen
Eignung als Kompensationsmaßnahmen Eignung nur bei Anlage auf zuvor intensiv landwirtschaftlichen bewirtschafteten Flächen (Acker), keine Umwandlung naturschutzfachlich hochwertiger Flächen sonst Aufwertungspotenzial unzureichend bzw. sogar ökologische Abwertung
Eignung als Kompensationsmaßnahmen Dauerhaftigkeit der Maßnahme ist nicht sichergestellt denn: regelmäßige Ernte macht, zumindest vorübergehend, das Kompensationsziel zu Nichte (Rotation, dann aber größerer Kompensationsflächenbedarf) was passiert bei Aufgabe der KUP? (neue Maßnahme mit gleicher ökologischer Wertigkeit?, ist Rekultivierung der Fläche dann ein Eingriff?)
Eignung als Kompensationsmaßnahmen betriebsintegrierte Kompensationsmaßnahmen auf Nutzung ausgerichtete Maßnahme Problem? für formale Eignung als Kompensationsmaßnahme unerheblich, aus welcher Motivation heraus eine Maßnahme durchgeführt wird Nutzung und Eignung als Kompensationsmaßnahme schließen einander nicht zwangsläufig aus keine Dauerpflegefälle dennoch: KUP werden mit dem Ziel der Biomasseproduktion angebaut, die konsequente Einhaltung einer naturschutzfachlich orientierten Bewirtschaftung ist fraglich (Problem der Kontrolle)
Eignung als Kompensationsmaßnahmen betriebsintegriert nicht betriebsorientiert Kompensationsmaßnahmen = Maßnahmen für Natur und Landschaft an KUP als Kompensationsmaßnahme sind folglich andere bzw. höhere naturschutzfachliche Anforderungen zu stellen als dies beim Energieholzanbau sonst der Fall ist Hauptaugenmerk kann nicht auf einem möglichst hohen Biomasseertrag und somit auf dem ökonomischen Gewinn liegen wenn KUP als Kompensationsmaßnahme, dann geben Naturschutz und Landschaftspflege Rahmen bzw. Regeln vor und nicht die Ökonomie
Eignung als Kompensationsmaßnahmen Darüber hinaus ist folgendes zu bedenken: Art und Weise der Bewirtschaftung muss über die Standards der guten fachlichen Praxis hinausgehen gibt Vielzahl an geeigneteren Maßnahmen deren Wirksamkeit zudem durch Praxiserfahrungen belegt ist KUP bisher nicht erschöpfend untersucht rotierende Kompensation in Landesnaturschutzgesetzen nicht vorgesehen (Ausnahme: LG NRW)
Eignung als Kompensationsmaßnahmen naturschutzfachlich erforderliche Anbau- und Bewirtschaftungsauflagen (wie Eingrünung mit einheimischen Gehölzen, Anlage von Kleinstrukturen und Altgrasstreifen, Beimischung anderer Baumarten) wie viel bleibt da von der eigentlichen KUP noch übrig? betriebsintegrierte Ansatz ad absurdum geführt? Biomasseanbau steht ohnehin bereits in starker Konkurrenz mit Naturschutzinteressen Vertragsnaturschutz rückläufig Wegfall der Pflicht zur Flächenstilllegung
Diskussionsbedarf??? Dipl.-Ing. Referendarin Fachrichtung Landespflege (NRW) Energieholz auf dem Acker zwischen Eingriff und Ausgleich Fachveranstaltung des BfN Internationale Naturschutzakademie Insel Vilm 01.09. bis 04.09.2008 Foto: Pappelplantage 8-jährig bei Methau in Sachsen (, 2005)