Pressekonferenz: Arbeit, Einkommen, Partner & Kind Was die Berliner krank macht und gesund hält

Ähnliche Dokumente
Gesundheitsreport. Preview Fehlzeiten

Schon Berufsstarter haben gesundheitliche Probleme

Gesundheitsreport Auszubildende (15 bis 19 Jahre)

DAK-Gesundheitsreport 2013 für Mecklenburg-Vorpommern

Unternehmen unterschätzen gesundheitliche Folgen des demografischen Wandels in Thüringen

Psychische Erkrankungen rücken in NRW erstmals auf Platz 2 vor

Bedeutung psychischer Gesundheit im Arbeitsleben aus Sicht der Ersatzkassen

Krankenstand weiter gestiegen Zunahme der Krankheitsfälle

Länderübergreifender Gesundheitsbericht Berlin-Brandenburg 2015

DAK-Gesundheitsreport 2014 für Brandenburg. Potsdam, 13. März 2014

DAK-Gesundheitsreport 2013 für Sachsen-Anhalt

TK Gesundheitsreport 2015

DAK-Gesundheit fordert sachliche Debatte über psychische Krankheiten

Gesundheitsreport 2012

Krankenstand erneut gestiegen Psychische Erkrankungen verursachen die längsten Ausfallzeiten

DAK-Gesundheitsreport 2013 für Baden-Württemberg

Krankheitsgeschehen im Überblick

DAK-Gesundheitsreport 2014 für Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf, 02. April 2014

BARMER GEK Report Krankenhaus 2016

Zahlen, Daten Fakten Die Highlights aus dem BKK Gesundheitsreport 2013

Pressemitteilung. Städte im Ruhrgebiet mit den höchsten Fehlzeiten

DAK-Gesundheitsreport Salzlandkreis und Bundesland Sachsen-Anhalt

Krankenstand gestiegen Hessen knapp über Bundesniveau Erwerbstätige leiden unter schweren Schlafstörungen

BPtK-Hintergrund. Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Erkrankungen. 22. Juni Seite 1 von 5

Entwicklung psychischer Erkrankungen bei Erwerbstätigen

Ergebnisse der bundesweiten Umfrage im Bodenverkehrsdienst (BVD)

Psychische Belastungen

DAK-Gesundheitsreport 2016

Krankenstand gestiegen - 28 Prozent mehr Fehltage durch psychische Krankheiten als im Bund

BARMER GEK Arztreport 2016

Krankenstand weiter stabil

Statement Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse zur Vorstellung des TK-Gesundheitsreports 2016 am 29. Juni 2016 in Berlin

Krankenstand gestiegen

DAK-Gesundheitsreport 2016

AOK Die Gesundheitskasse Heilbronn-Franken Gesundheitsbericht 2013

Pressemappe. Wenn Schmerzen selbst zur Krankheit werden. Vorstellung des Arztreports 2016

Arbeiten trotz Krankheit

Fehlzeiten-Report 2012

DAK-Gesundheitsreport 2011 für Baden-Württemberg

Pressemappe. Betriebliches Gesundheitsmanagement in den EDEKA Minden-Hannover Logistikzentren Mittenwalde und Freienbrink

DAK-Gesundheitsreport 2012 für Sachsen-Anhalt

Die Zunahme der psychischen Erkrankungen - welche Gruppen sind besonders betroffen? Erika Zoike, Janett Ließmann München,

Info Psyche und Arbeit

AOK AZUBI-FIT GESUNDHEITSMONITOR 2014 SAARLAND

Steigende Krankenstände in fast allen Branchen

DAK-Gesundheitsreport 2013 für Berlin

Gesundheitsreport 2016 Der große Unterschied warum Frauen und Männer anders krank sind. Hans-Dieter Nolting, IGES Institut

i-branchenreport Gesundheitswesen Die Beschäftigten IK-Branchenreport 2007 Seite 1 von 9 INHALTSVERZEICHNIS

DAK-Gesundheitsreport 2012 für Sachsen

DAK-Gesundheitsreport 2012 für Mecklenburg-Vorpommern

DAK-Gesundheitsreport 2014 für Bayern. München, 20. März 2014

Gesundes Arbeiten von Mann und Frau Eine Auswertung von Arbeitsunfähigkeitsdaten. Aspekt der Erkrankungen von Männern und Frauen

DAK-Gesundheitsreport 2014

Seelische Störungen Kernproblem betrieblichen Gesundheitsmanagements

APEIRON AKADEMIE Forschung & Beratung für Leadership, Achtsamkeit, Ethik und Meditation

Pressemitteilung. Burnout auf dem Vormarsch

Burnout-Prävention - ein Element des Betrieblichen Gesundheitsmanagements

DAK-Gesundheitsreport 2015

Gesundheitsreport 2010 der AOK Heilbronn-Franken

Start frei für Ihre Betriebliche Gesundheitsförderung

Arbeitsunfähigkeitsanalyse. für die Musterbranche

10. Landespsychotherapeutentag. Statement zur Zukunft der psychotherapeutischen Versorgung im Gesundheitssystem. Berlin,

Faktenblatt BKK Gesundheitsreport 2014

R+V-Studie: Thüringer sind die ängstlichsten Deutschen Angstniveau vor Landtagswahl in Bayern leicht gestiegen

Psychische Störungen in der Arbeitswelt - Einblicke und Hintergründe -

Mitarbeitergesundheit leidet unter schlechter Unternehmenskultur

1 ǀ Gesundheitsreport 2015 Sachsen-Anhalt

Psychische Störungen. Wie Unternehmen sie vermeiden oder mit ihnen umgehen können

DATEN & FAKTEN LEIHARBEIT MACHT KRANK. Leasingfirmen wälzen Kosten auf Allgemeinheit ab. ooe.arbeiterkammer.at. Stand: Oktober 2013

AXA DEUTSCHLAND-REPORT 2017 RUHESTANDSPLANUNG UND -MANAGEMENT KERNERGEBNISSE. Köln,

Fehlzeiten 1. Halbjahr 2015

DAK-Gesundheitsreport 2013

DATEN & FAKTEN PSYCHISCHE LEIDEN VERURSACHEN LANGE AUSFÄLLE UND HOHE KOSTEN

Grippewelle am Jahresanfang lässt den Krankenstand der AOK-Versicherten im Rheinland deutlich ansteigen

Länderreport. Hier erfahren Sie mehr. Gesundheit von Auszubildenden Niedersachsen

Kurarztverträge - Kurärztliche Behandlung

Stressbelastung der Hessen am Arbeitsplatz

Angst vor Krankheiten

Fehlzeitenmanagement Krankenstand, Burnout und innere Kündigung

Psychische Belastungen und Arbeitswelt: eine Einführung. Kompetenztandem Vernetzte Versorgung Innovations-Inkubator Lüneburg

Angst vor Krankheiten

Die Europäische Sicht: Arbeitsfähigkeit fördern Wettbewerbsfähigkeit stärken

Erwerbsminderung: Gesundheitliche und soziale Risiken für Beschäftigte in Bremen Carola Bury, Referentin für Gesundheitspolitik

Start frei für Ihre Betriebliche Gesundheitsförderung

Gesunde Mitarbeiter sind leistungsfähiger

AOK AZUBI-FIT GESUNDHEITSMONITOR 2014 RHEINLAND-PFALZ

6. Demografie-Kongress Best Age Berlin Fachforum III Mit Prävention den Wandel begleiten

Wenn Schönheitsideale krank machen Essstörungen in Brandenburg

FIRMENANGEBOT GESUNDHEIT

Krankenstand in der Metall- und Elektroindustrie

Fehlzeitenreport 2011

Presseinformation. Wenn der Beruf krank macht. AOK Niedersachsen stellt neue Fehlzeiten-Analyse vor

Ärztliche Psychotherapie Vier-Ebenen-Modell einer Personalisierten Medizin. Heuft ß Freyberger ß Schepker

Gemeinsam mehr bewegen. Das betriebliche Gesundheitsmanagement Regionalgeschäftsführerin Maritta Goll

> Wer wir sind > Was wir machen > Wo Sie uns finden

Präventionsleistungen der gesetzlichen Rentenversicherung

Auszubildende fühlen sich häufig körperlich und psychisch belastet

Argumentation. Gesundheits- und Krankenstand Überblick für Deutschland und Bayern. Stand: November 2012

Fortbildung für Mitarbeitervertretungen Aufbauseminare 2016

Transkript:

Pressekonferenz: Arbeit, Einkommen, Partner & Kind Was die Berliner krank macht und gesund hält Vorstellung des BARMER Gesundheitsreports 2017 Berlin, 29. November 2017 Landesvertretung Berlin Brandenburg Gabriela Leyh Landesgeschäftsführerin der BARMER Berlin/Brandenburg Markus Heckmann Pressesprecher der BARMER Berlin/Brandenburg Axel-Springer-Straße 44 10969 Berlin www.barmer.de/p006131 www.twitter.com/barmer_bb Markus Heckmann Tel.: 0800 332060 44 4006 markus.heckmann@barmer.de

Pressemitteilung Angst um Arbeitsplatz macht Berliner krank Berlin, 29. November 2017 - Arbeitnehmer in Leiharbeit und befristeten Beschäftigungsverhältnissen leiden stärker an psychischen Erkrankungen als ihre Kollegen in normalen Arbeitsverhältnissen. Dies belegt der Gesundheitsreport der BARMER Berlin/Brandenburg, der heute vorgestellt wurde. Demnach lagen im Jahr 2015 die Krankenstände wegen psychischen Störungen bei Arbeitnehmern in Leiharbeit und befristeten Beschäftigungsverhältnissen um rund 30 Prozent höher als bei Arbeitnehmern in unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen. Unser Gesundheitsreport zeigt, dass gesellschaftliche Faktoren, wie zum Beispiel Arbeitsplatzunsicherheit, die Gesundheit der Menschen massiv beeinflussen. Gerade in Berlin sind Arbeitnehmer häufiger und länger krankgeschrieben als im Bundesdurchschnitt. Es ist an der Zeit, dass Arbeitgeber Aspekte der seelischen Gesundheit stärker in ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement aufnehmen, sagte Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der BARMER Berlin/Brandenburg. Höherer Arzneimittelkonsum, längere Krankenhausaufenthalte Hinweise für psychische Belastungen durch Arbeitsplatzunsicherheit sieht die BARMER auch in einem höheren Arzneimittelkonsum und längeren Krankenhausaufenthalten. So lag bei Arbeitnehmern mit befristetem Beschäftigungsverhältnis das Verordnungsvolumen von Psychopharmaka im Jahr 2015 um 20 Prozent höher als bei Arbeinehmern mit unbefristeten Arbeitsverträgen. Psychische Erkrankungen sorgen bei Leiharbeitern im Jahr 2015 für 60 Prozent höhere Krankenhaustage als bei Kollegen der Stammbelegschaft. Betriebe müssen Prävention zu psychischen Erkrankungen verbessern Ungeachtet des Beschäftigunsverhältnisses sorgen psychische Erkrankungen neben Muskel-Skelett-Erkrankungen für hohe Krankenstände. So waren in Berlin mehr Versicherte wegen psychischen Belastungen krankgeschrieben als wegen einer Bronchitis. Wegen psychischen Belastungen fehlten im vergangenen Jahr von 100 Beschäftigten 3,0 Arbeitnehmer, wegen einer akuten Bronchitis 2,6. Wenn in den Betrieben mit psychischen Erkrankungen genauso selbstverständlich umgegangen würde, wie mit somatischen Erkrakungen, wäre für den Betroffenen schon einiges erreicht, forderte Leyh. Landesvertretung Berlin Brandenburg Axel-Springer-Straße 44 10969 Berlin www.barmer.de/p006131 www.twitter.com/barmer_bb Markus Heckmann Tel.: 0800 332060 44 4006 markus.heckmann@barmer.de

Statement von Gabriela Leyh Landesgeschäftsführerin der BARMER Berlin/Brandenburg anlässlich der Pressekonferenz Arbeit, Einkommen, Partner &Kind Was die Berliner krank macht und gesund hält Vorstellung des BARMER Gesundheitsreports 2017 Berlin, 29. November 2017 Landesvertretung Berlin Brandenburg Axel-Springer-Straße 44 10969 Berlin www.barmer.de/p006131 www.twitter.com/barmer_bb Markus Heckmann Tel.: 0800 332060 44 4006 markus.heckmann@barmer.de

In der Überschrift unserer heutigen Pressekonferenz Arbeit, Einkommen, Partner & Kind liegen die gesellschaftlichen Faktoren, die unsere Gesundheit wesentlich mit beeinflussen. Doch bevor wir dazu kommen, möchte ich Ihnen einen Überblick über das Krankheitsgeschehen der Deutschen und der Berliner im Besonderen geben. Unser Gesundheitsreport hat hierfür die Krankschreibungen von rund 3,55 Mio. Versicherten ausgewertet. Der Krankenstand in Berlin lag im vergangenen Jahr bei 5,2 Prozent. Das heißt, dass an einem durchschnittlichen Kalendertag des Jahres 2016 von 1.000 Beschäftigten in Berlin rund 52 krankgeschrieben waren; im Bundesdurchschnitt waren es rund 48. 19 Tage war ein Arbeitnehmer in Berlin im vergangenen Jahr im Durchschnitt krankgeschrieben. Berlin reiht sich hier in einen Trend zwischen neuen und alten Bundesländern ein. Am längsten waren Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern mit durchschnittlich 21,6 Tage krankgemeldet. Es folgen Brandenburg und Thüringen mit 21,3 Tage, Sachsen-Anhalt mit 21,2 Tagen und das Saarland mit 20,1 Tagen. Auch im Vergleich mit Hamburg, München, Köln und Frankfurt fällt Berlin durch hohe Fehlzeiten insbesondere bei Atemwegserkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen auf. Wenn wir auf die Ursachensuche gehen, warum manche Menschen häufiger krank sind als andere, kommen wir oft auf individuelle Faktoren zu sprechen. Wer regelmäßig Sport treibt und sich im Alltag ausreichend bewegt, leidet seltener an Muskel-Skelett-, Herz-Kreislauf- und psychischen Erkrankungen. Auch ein gesünderer Ernährungsstil, der Verzicht auf Alkohol und Tabak würden die Krankenstände senken. Dies sind alles keine Neuigkeiten. Wir möchten mit dem diesjährigen Gesundheitsreport weniger auf das individuelle Gesundheitsverhalten eingehen, sondern vielmehr gesellschaftliche Faktoren thematisieren, die sich auf die Gesundheit der Menschen auswirken. Ein ganz ausschlaggebender Faktor für die Gesundheit von Arbeitnehmern ist die Art der Beschäftigung. Gemessen an den Faktoren Krankenstand, Krankenhausbehandlungen, ambulant-ärztliche Behandlungen und verordnetem Arzneimittelvolumen stellen wir in unserem Gesundheitsreport fest, dass Arbeitnehmer in Leiharbeit und befristeter Beschäftigung deutlich häufiger mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, als Arbeitnehmer in normalen Beschäftigungsverhältnissen. So verbrachten Leiharbeiter wegen psychischen Erkrankungen im Jahr 2015 rund 60 Prozent mehr Tage im 2

Krankenhaus als ein Kollege der Stammbelegschaft. Ähnlich eklatant sind die Unterschiede zwischen befristetet und unbefristet Beschäftigten. Das Volumen der verordneten Psychopharmaka gemessen in Daily Defined Doses lag bei befristet Angestellten im Jahr 2015 bei knapp 20 Prozent über dem Durchschnitt, bei unbefristet Angestellten knapp drei Prozent unter dem Durchschnitt. Die Krankenhaustage wegen psychischen Erkrankungen lagen bei befristet Beschäftigten rund 30 Prozent über dem Durchschnitt, bei unbefristet Beschäftigten mehr als fünf Prozent darunter. Der Krankenstand wegen psychischen Erkrankungen lag bei befristet Beschäftigten rund 25 Prozent über dem Durchschnitt, bei unbefristet Beschäftigten knapp fünf Prozent unter dem Durchschnitt. Aber nicht nur psychische Erkrankungen, auch somatische Erkrankungen belasten Leiharbeiter und befristet Beschäftigte stärker. Bei Leiharbeitern lag der Krankenstand wegen somatischer Erkrankungen mehr als 30 Prozent, bei befristet Beschäftigten bei mehr als fünf Prozent über dem Durchschnitt. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse scheinen zu prekären Gesundheitszuständen zu führen. Dies ist umso besorgniserregender, als dass Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit und befristete Anstellungen seit Jahren zunehmen. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes arbeiten in Berlin zurzeit rund 39.800 Menschen in Leiharbeit, so viele wie nie zuvor. Vor drei Jahren waren es noch rund 33.900. In den Branchen, in denen Leiharbeiter besonders stark eingesetzt werden, verzeichnen wir besonders hohe Krankenstände. Dies betrifft zum Beispiel die Arbeitnehmer der Branche Verkehr und Logistik. Hier ist die Beschäftigung von Leiharbeitern allein in Berlin seit dem Jahr 2014 um 34 Prozent gestiegen und lag im Jahr 2016 bei 6.551 Leiharbeitern. In dieser Branche verzeichnet der BARMER-Gesundheitsreport mitunter die höchsten Fehlzeiten von 21,1 Fehltagen und rund 1,4 Krankschreibungen je Arbeitnehmer. Die Sorge um den Arbeitsplatz und die damit verbundenen Unsicherheiten für die Lebensplanung scheinen bei den Betroffenen so stark zu sein, dass sie zu psychischen Erkrankungen führen. Gesundheitliche Belastungen der Arbeitnehmer sind die Kehrseite flexibler Beschäftigungsmöglichkeiten der Arbeitgeber. Wirtschaft und Politik sollten diese gesundheitlichen Auswirkungen prekärer Beschäftigungsverhältnisse zur Kenntnis nehmen. Da Leiharbeiter für Unternehmen oft unverzichtbare Fachkräfte sind, lohnt es sich in jedem Falle, im Rahmen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements für möglichst gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen zu sorgen. 3

Psychische Erkrankungen sind jedoch nicht nur ein Problem bei prekär Beschäftigen. Ungeachtet der Beschäftigungsform gehören psychische Erkrankungen neben Muskel-Skelett- und Atemwegserkrankungen zu den Krankheitsarten, die zu den häufigsten und längsten Krankschreibungen führen. Unter den Top10-Diagnosen, die in Berlin am häufigsten zu einer Krankschreibung führen, liegen psychische Belastungen auf Platz sechs. Von 100 Beschäftigten in Berlin waren im vergangenen Jahr 3,0 wegen psychischen Belastungen krankgeschrieben. Im Bundesdurchschnitt, waren es mit 2,3 Fällen je 100 Beschäftigten deutlich weniger. Anders als im Bundestrend, sind Arbeitnehmer in Berlin häufiger wegen einer psychischen Belastung krankgeschrieben als wegen einer akuten Bronchitis, die im vergangenen Jahr in Berlin 2,6 von 100 Beschäftigten traf. Unter den Top- 10-Diagosen, die in Berlin im vergangenen Jahr für die längsten Krankschreibungen führten, finden sich vier Diagnosen aus der Gruppe der Psychischen Erkrankungen. Namentlich sind dies Depressive Episoden (ICD10 F32) mit 1,09 Fehltagen je Versichertem in Berlin, Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (ICD10 F43) mit 0,87 Fehltagen je Versichertem, Rezidivierende depressive Störung (ICD10 F33) mit 0,47 Fehltagen je Versichertem und Andere Neurotische Störungen (ICD10 F48) mit 0,38 Fehltagen je Versichertem. All diese Diagnosen lagen in Berlin höher als im Bundesdurchschnitt. Ich betone die hohe Bedeutung von psychischen Erkrankungen nicht, um die Lage zu dramatisieren. Vielmehr geht es mir darum, Verständnis für die Betroffenen zu wecken. Wie gesagt ist die Wahrscheinlichkeit in Berlin höher, wegen einer psychischen Belastung krankgeschrieben zu werden, als wegen einer Bronchitis. Niemand würde bezweifeln, dass eine Bronchitis ärztlich behandelt und auskuriert werden muss. Bei psychischen Belastungen hingegen wird oft angenommen, man müsse diese Krise einfach durchstehen und es würde einem schon bald wieder besser gehen. Diese Fehlannahme führt dazu, dass psychische Leiden stärker werden, der Arzt zu spät aufgesucht wird und die Behandlung unter Umständen erschwert wird. Die Folge sind lange Fehlzeiten, unter denen dann auch die Unternehmen und Mitarbeiter leiden, die die Arbeit des erkrankten Kollegen übernehmen müssen. Es wird also Zeit, dass Unternehmen die seelische Gesundheit ihrer Mitarbeiter stärker in ihrem Betrieblichen Gesundheitsmanagement verankern. Wir wissen ziemlich genau, welche Faktoren am Arbeitsplatz psychische Probleme verursachen oder verstärken können. Lang 4

anhaltender Stress, Mobbing und fehlende Wertschätzung seien hier nur als Stichworte genannt. Als gesetzliche Krankenkasse stehen wir Unternehmen, die in die gesundheitliche Prävention ihrer Mitarbeiter investieren wollen, gerne zur Seite. Unsere Firmenberater bieten maßgeschneiderte Programme und Projekte zur seelischen Gesundheit am Arbeitsplatz an. Dazu gehören Führungskräfteschulungen, Workshops für Mitarbeiter zur Erlernung von Achtsamkeits- und Entspannungstechniken, individuelle Check-Ups zur Stressbelastung und Stressbewältigung und evidenzbasierte Online-Trainings, bei denen die gleichen Methoden zum Einsatz kommen, wie bei klassischen psychologischen Trainings und Psychotherapien. 5

Arbeit, Einkommen, Partner & Kind Was die Berliner krank macht und gesund hält Vorstellung des Gesundheitsreports 2017 Berlin, 29. November 2017 29.11.2017 Seite 1 Gesundheitsreport 2017

Gesundheitsreport 2017 Übersicht und Kernbotschaften 1. Krankschreibungen im Bundes- und Ländervergleich Die Berliner sind häufiger und länger krankgeschrieben als der durchschnittliche Bundesbürger 2. Die Top 10 Diagnosen in Berlin Drei Viertel aller Krankschreibungen entfallen auf Muskel-Skelett-Erkrankungen, Psychische Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und Verletzungen 3. Gesellschaftliche Faktoren für Wohlbefinden und Gesundheit Sozioökonomischer Status, Partnerschaft und Familie sowie Arbeitsplatzzufriedenheit haben entscheidenden Einfluss auf Gesundheit 29.11.2017 Seite 2 Gesundheitsreport 2017

Krankschreibungen im Bundes- und Ländervergleich Berliner sind häufiger und länger krankgeschrieben als der Bundesschnitt Betroffenheitsquote: 54,7% Krankenstand: 5,20% Krankschreibungen je Arbeitnehmer: 19,0 Tage Dauer einer Krankschreibung: 14,5 Tage Betroffenheitsquote: 56,1% Krankenstand: 4,84% Krankschreibungen je Arbeitnehmer: 17,7 Tage Dauer einer Krankschreibung: 13,7 Tage 29.11.2017 Seite 3 Gesundheitsreport 2017

Krankschreibungen im Bundes- und Ländervergleich Nur die Bewohner Mecklenburg-Vorpommerns sind länger krankgeschrieben 25,0 Krankschreibungen je Versichertem in Tagen 20,0 15,0 15,214,9 15,715,6 19,0 19,0 21,3 21,3 16,3 16,6 15,8 16,2 17,217,1 21,321,6 17,517,7 17,417,3 17,8 17,8 20,420,1 19,0 19,0 21,021,2 18,118,0 21,121,3 10,0 5,0 0,0 2015 2016 29.11.2017 Seite 4 Gesundheitsreport 2017

Krankschreibungen im Bundes- und Ländervergleich Die gesündesten Großstädter wohnen in München 4,5 Fehltage nach Krankheitsart in Tagen je Versichertem (2016) 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 3,8 4,1 2,9 3,5 2,9 3,0 2,2 1,9 2,2 3,8 3,0 2,7 2,3 2,4 2,4 2,2 1,8 1,5 1,6 1,5 0,5 0,0 Psyche Atemwege Muskel-Skelett Verletzungen Berlin Hamburg München Köln Frankfurt 29.11.2017 Seite 5 Gesundheitsreport 2017

Die Top 10 Diagnosen Erkältungen und Rückenschmerzen häufigster Grund für Krankschreibungen Krankschreibungen: Fallzahl je 100 Versicherten nach Diagnose (2016) J06 Akute Infektionen der oberen Atemwege M54 Rückenschmerzen A09 Sonstige nicht näher bez. Gastroenteritis und Kolitis B34 Viruskrankheit nicht näher bezeichneter Lokalisation K08 Sonstige Krankheiten d. Zähne/ d. Zahnhalteapparates F43 Reaktionen a. schw. Belastungen, Anpassungsstörungen K52 Sonstige nichtinfektionöse Gastroenteritis und Kolitis J20 Akute Bronchitis J03 Akute Tonsillitis J40 Bronchitis, nicht als akut oder chronisch bezeichnet 2,3 3,0 3,2 2,6 1,8 2,1 3,2 2,9 2,4 2,1 3,4 4,6 4,2 4,4 7,4 6,9 7,1 6,2 Bundesweit Berlin 18,2 21,4 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 29.11.2017 Seite 6 Gesundheitsreport 2017

Die Top 10 Diagnosen Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Erkrankungen sorgen für die längsten Krankschreibungen A09 Sonstige und nicht näher bez. Gastroenteritis und Kolitis Krankschreibung je Versichertem in Tagen im Jahr 2016 J06 Akute Infektionen der oberen Atemwege M54 Rückenschmerzen F32 Depressive Episode F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und F33 Rezidivierrnde depressive Störung F48 Andere neurotische Störungen M51 Sonstige Bandscheibenschäden M75 Schulterläsionen M23 Binnenschädigung des Kniegelenks 0,45 0,47 0,32 0,38 0,38 0,34 0,30 0,32 0,31 0,24 0,25 0,22 0,62 0,87 1,04 1,02 1,10 1,08 1,09 Bundesweit Berlin 1,42 0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00 1,20 1,40 1,60 29.11.2017 Seite 7 Gesundheitsreport 2017

Gesellschaftliche Faktoren für Gesundheit Sozioökonomischer Status, Familie und Arbeitsplatzsicherheit Sozioökonomischer Status Schulbildung, Berufsabschluss, Einkommen Familie Hinweise auf mitversicherte Partner und Kinder Arbeitsplatzsicherheit Leiharbeit, befristete Beschäftigung 29.11.2017 Seite 8 Gesundheitsreport 2017

Gesellschaftliche Faktoren für Gesundheit Sozioökonomischer Status entscheidend für Wohlbefinden und Gesundheit Schulabschluss Berufsabschluss Einkommen 29.11.2017 Seite 9 Gesundheitsreport 2017

Gesellschaftliche Faktoren für Gesundheit Partnerschaft und Kinder halten gesund Partnerschaft Familie 29.11.2017 Seite 10 Gesundheitsreport 2017

Determinanten der Gesundheit Arbeitsplatzsicherheit sorgt für weniger Erkrankungen Leiharbeit Befristete Beschäftigung 29.11.2017 Seite 11 Gesundheitsreport 2017

Firmenangebot Gesundheit der BARMER Maßgeschneiderte Module zur Förderung seelischer Gesundheit am Arbeitsplatz Online-Trainings Evidenzbasierte Online-Trainings zur Verbesserung und Erhaltung der psychischen Gesundheit von Mitarbeitern. Check-Ups BARMER Balance- Check zur Analyse der individuellen Stressbelastung und Regenerationsfähigkeit Check-Up zur Stresstypbestimmung Workshops und Impulsvorträge Achtsamkeit am Arbeitsplatz Entspannungstechniken Gesund führen 29.11.2017 Seite 12 Gesundheitsreport 2017

Vielen Dank 29.11.2017 Seite 13 Gesundheitsreport 2017

Berufsgruppen mit auffälligen Krankmeldungen < 12 Fehltagen pro Arbeitnehmer > 25 Fehltagen pro Arbeitnehmer Bauplanungs-, Architektur- und Vermessungsberufe Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologieberufe Führer/innen von Fahrzeug- und Transportgeräten Schutz-, Sicherheits-, und Überwachungsberufe Reinigungsberufe 29.11.2017 Seite 14 Gesundheitsreport 2017