Osteoporose Wenn der Knochen brüchig wird

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Transkript:

Osteoporose Wenn der Knochen brüchig wird Dr. med. Jürgen Müller Facharzt für Orthopädie, Physikalische und Rehabilitative Medizin Brechtener Str. 57 59, 44536 Lünen-Brambauer

Was bedeutet Osteoporose? Bei der Osteoporose kommt es zu einer Verminderung der Knochenmasse mit Verschlechterung der Knochenqualität Der Volksmund spricht auch von Knochenschwund Osteoporose befällt das gesamte Skelett

Permanenter Knochenumbau Der Knochen unterliegt einem ständigen Aufund Abbauprozess Bei der Osteoporose ist der Knochenabbau (Osteoklasten) größer als der Knochenanbau (Osteoblasten), zusätzlich sind die Steuerzellen für den Knochenumbau (Osteozyten) und die Mineralisierung gestört.

Veränderung der Knochenfeinstruktur Gesunder Knochen Osteoporotischer Knochen

Veränderung der Mikrostruktur Gesunder Knochen Osteoporotischer Knochen

Welche Folgen hat Osteoporose? Bei der Osteoporose ist die Knochenfestigkeit herabgesetzt Das Risiko von Knochenbrüchen steigt, so dass bereits ein banaler Sturz zu einem Bruch führen kann Es kann sogar spontan zu Knochenbrüchen kommen

Folgen der Osteoporose Anfangs kaum Beschwerden Später kommt es durch Einbrüche von Wirbeln zur Abnahme der Körpergröße Ausbildung eines schmerzhaften Rundrückens Vorgewölbter Bauch Bei geringen Verletzungen oder spontan können auch andere Knochen brechen

Wirbelbrüche bei Osteoporose Wirbelbrüche im anatomischen Präparat

Wirbelbrüche bei Osteoporose Keilwirbel Plattwirbel Fischwirbel

Kyphoplastie bei Wirbelkörperfraktur

Oberschenkelhalsbruch bei Osteoporose

Versorgung von Oberschenkelhalsbrüchen Dynamische Hüftschraube Duokopfprothese Totalendoprothese

Häufigkeit der Osteoporose bei Frauen Frauen > 50 Jahre 16,6 Mio. 39 % Osteoporose 6,5 Mio. 39 % diagnostiziert 2,5 Mio. 37 % behandelt (BP, SERM, HRT, etc.) 925.000 (aus Bone-Eva-Studie 2/06) Quelle: IMS, Statistisches Bundesamt, GFD, IGES

Häufigkeit der Osteoporose bei Männern

Gesamthäufigkeit der Osteoporose ca. 7-8 Mio. Deutsche leiden an Osteoporose (davon ca. 80% Frauen) = ¼-tel der Bevölkerung > 50. Lebensjahr > jede 3. Frau nach den Wechseljahren ca. jeder 8. Mann nach dem 50. Lebensjahr Osteoporoserisiko bei > 75-Jährigen = ca. 60 %

Volkswirtschaftliche Bedeutung Ca. 500.000 Frakturen/Jahr (300.000 durch Osteoporose), davon erleiden ca. 80.000 Frauen sowie ca. 20.000 Männer einen Hüftgelenksbruch und > 200.000 eine Wirbelfraktur > 6 % der Osteoporosepatienten erleiden jährlich eine Fraktur 25 % sterben an den Folgen und weitere 25% bleiben dauerhaft behindert

Volkswirtschaftliche Bedeutung Zweitteuerste Erkrankung mit jährl. Gesamtkosten von > 9 Mrd. (Herz-Kreislauf: > 10 Mrd. ) (Zuckererkrankung: > 7,5 Mrd. ) > 60% der Kosten werden durch osteoporotische Brüche verursacht >55% der Kosten werden durch stat. Behandlungsbedürftigkeit bedingt Patient ohne Fraktur = 250 /Jahr Patient mit Fraktur = 10000 /Jahr

Was ist die Ursache für Osteoporose? In der Mehrzahl der Fälle findet sich keine Ursache für die Osteoporose Primäre Osteoporose => Idiopathische Form (Ursache ist nicht bekannt) Zwei Typen: 1. Nach Ausbleiben der Regelblutung (sog. Postmenopausale Osteoporose) 2. Natürlicher Abbau des Knochens im Alter (sog. Senile Osteoporose oder Altersosteoporose)

Was ist die Ursache für Osteoporose? In einigen Fällen wird die Osteoporose durch andere Umstände oder Erkrankungen verursacht: Sekundäre Osteoporose => Ursache ist bekannt Vitamin D-Mangel (Osteomalazie, beim Kind Rachitis) Blut- und Lymphdrüsenkrankheiten (z.b. Leukämie) Leber- oder Nierenschäden (Vitamin D-Stoffwechsel) Chronische Magen-Darmerkrankungen (Kalziumverlust) Medikamentös (z.b. Cortison, Abführmittel) Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenerkrankungen

Welche Risikofaktoren gibt es? Höheres Alter, weibliches Geschlecht, niedriges Körpergewicht (BMI < 20) Osteoporose bei nahen Verwandten Kurzer Zeitraum zwischen erster und letzter Regelblutung der Frau (niedriger Östrogenschutz) Langzeit-Kortisonbehandlung (z.b. bei rheumatischen Erkrankungen oder Asthma) Kalzium- und Vitamin D-Mangel Bewegungsarmut, Immobilisation, Sturzneigung Alkohol-/Nikotinmissbrauch

Wie wird Osteoporose diagnostiziert? Befragung (Beschwerden, Größenabnahme, Knochenbrüche, Risikofaktoren, Begleiterkrankungen etc.) Körperliche Untersuchung Röntgen (besonders Wirbelsäulenaufnahmen) Knochendichtemessung Laboruntersuchung (zur Abgrenzung einer sekundären Osteoporose)

Knochendichtemessung Mit einer Knochendichtemessung kann die Mineraldichte (BMD) des Knochens bestimmt werden Die Knochendichtemessung ist die Grundlage für Diagnose, Therapie und Verlaufskontrolle der Osteoporose Die Messung sollte in Regionen mit der Gefahr relevanter Frakturen, also an der Wirbelsäule oder dem Oberschenkelhals durchgeführt werden

Knochendichtemessung mittels DXA-Verfahren => Von der WHO als Goldstandard anerkannte Meßmethode => Empfohlen vom Dachverband für Osteologie (DVO) => Hohe Meßgenauigkeit bei sehr geringer Strahlenbelastung => Therapieempfehlungen richten sich nach den DXA-Messwerten

Wie kann man der Osteoporose vorbeugen?

Vorbeugung durch Kalzium Kalzium macht den Knochen hart Junge Menschen benötigen täglich 800 mg Kalzium, ältere Menschen 1200 mg Kalzium Natürliche Kalziumquellen mit guter Bioverfügbarkeit sind Milchprodukte Ein Liter Milch deckt den Tagesbedarf!

Die wichtigsten Kalziumspender Nahrungsmittel Kalzium/100g (100ml) Vollmilch 120 Fettarme Milch 123 Vollmilch-Joghurt 120 Magermilch-Joghurt 125 Weichkäse 230-700 (je nach Sorte) Schnittkäse 700-900 ( ) Hartkäse 800-1200 ( ) Mineralwasser 20-65 ( ) Schnittlauch 165 Grünkohl 212

Vorbeugung durch Vitamin D Vitamin D fördert die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm und den Einbau in den Knochen Vitamin D verbessert die Muskelfunktion und führt so zu einer Senkung des Sturzrisikos Vitamin D wird unter Sonneneinwirkung in der Haut hergestellt und in der Leber und Niere in die aktive Form umgewandelt Die empfohlene Vit. D-Tagesdosis liegt bei 800-1000 I.E. (Internationale Einheiten) Vitamin D ist in Seefisch und Hering enthalten

Vorbeugung durch Bewegung Knochen leben von Bewegung Regelmäßige Bewegung hemmt den Knochenabbau und fördert den Einbau von Kalzium in den Knochen Kräftigung der Muskulatur und Schulung der Koordination senkt das Sturzrisiko Geeignet sind Gymnastik, Radfahren, Walking, Schwimmen

Zusätzliche Risikofaktoren vermeiden Bewegungsmangel Übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum Falsche Ernährung (Phosphat-/ Oxalatreich, z.b. Cola, Schokolade)

Verminderung des Sturzrisikos: Gefahren im Haushalt Treppen mit rutschsicheren Belägen ausstatten Teppichkanten am Boden fixieren Haltegriffe an Badewanne und Dusche anbringen Auf Haustiere achten

Medikamentöse Therapie der Osteoporose Wenn bei der Knochendichtemessung eine Osteoporose mit deutlichem Kalksalzmangel festgestellt wurde (T-Wert < -2,5) und weitere Risikofaktoren vorliegen, reichen vorbeugende Maßnahmen alleine nicht mehr aus und es wird eine medikamentöse Behandlung notwendig Maximale Knochendichte Normal Osteopenie Osteoporose 0-1 -2-2,5 T-Score

Knochendichtemessung mittels DXA-Verfahren

Medikamentöse Therapie der Osteoporose Klassifikation im Sinne der EBM* Östrogene B Fluoride Calcitonin Vitamin-D-Met. Etidronat C Pamidronat Clodronat Testosteron Alendronat Risedronat Ibandronat Zoledronat Raloxifen Strontium-Ranelat Prolia Teriparatid Calcium/Vitamin D * nach DVO-Leitlinien 2006

Medikamentöse Therapie der Osteoporose Basistherapie Kalzium und Vitamin D => notwendige Baustoffe für die Mineralisierung des Knochens

Osteoporosegymnastik - Übungen zum Aufbau von Knochenmasse - Muskelaufbautraining - Aktive Rumpfhaltungsübungen - Koordinationstraining zur Steigerung der Bewegungssicherheit => Vorbeugung von Stürzen

Airbags Hüftprotektoren => schützen wirksam vor Hüftfrakturen und sind vor allem bei erhöhter Sturzgefahr sinnvoll

Orthesen Vorteil: Verbesserung der Stabilität besonders bei bereits vorhandenen Wirbelbrüchen Nachteil: Schwächung der Rumpfmuskulatur