Branchenbericht Obstbau

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Transkript:

Branchenbericht Obstbau Der Anbau von Obst ist in Deutschland ein wichtiger Wirtschaftszweig und erfolgt bundesweit. Auf einer Fläche von 45.600 ha produzieren 7.455 Betriebe Baumobst. Anbauzentren mit intensivem Anbau von Kernobst liegen in Niedersachsen und Hamburg an der Niederelbe (Altes Land) und in Baden-Württemberg (Bodenseegebiet). Weitere kleinere Zentren findet man in NordrheinWestfalen (Rhein-Sieg-Kreis), Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und am südlichen Rhein (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz). Obstbaumerhebung 2012 Anbauflächen 2012 wurde in Deutschland eine Baumobsterhebung durchgeführt. Sie ergab eine Anbaufläche von fast 45.600 ha mit ca. 81 Mio. Bäumen. Erfasst wurden in dieser Erhebung 7.455 Betriebe mit einer Baumobstfläche von mehr als 0,5 ha. Die Anbaufläche von Äpfeln umfasst rund 32.000 ha; dies sind über zwei Drittel der Baumobstanbaufläche (70%). Gegenüber 2007 ist die Zahl der Apfelbäume um fast 6% auf 72 Mio. angestiegen. Ursache dafür ist eine Verschiebung des Anbaus zu intensiverer Bewirtschaftung der Flächen mit kleineren Bäumen. Das meiste Baumobst wird in spezialisierten Vollerwerbsbetrieben produziert. So bewirtschafteten 2012 16% der Betriebe (mit einer Fläche von über 10 ha) 67% der gesamten Baumobstflächen. Je spezialisierter die Betriebe sind, desto vorherrschender ist die intensive Bewirtschaftung. In Betrieben über 10 ha standen 2012 im Durchschnitt fast 1.950 Bäume auf einem Hektar, während es in Betrieben mit kleinerer Anbaufläche (2-3 ha) nur knapp 1.150 Bäume auf einem Hektar waren. Im Durchschnitt standen in Deutschland auf einem Hektar Baumobstfläche 1.775 Bäume. Große Unterschiede gibt es in der Struktur der Betriebe. Während der Anbau in BadenWürttemberg, (u.a. Bodenseegebiet), klein strukturiert ist und die durchschnittliche Baumobstfläche je Betrieb bei 4 ha liegt, wird in Norddeutschland (Niederelbe) in größeren Strukturen Obst erzeugt. In Niedersachsen liegt die durchschnittliche Baumobstfläche je Betrieb bei 14 ha, in Hamburg bei 11 ha und in Schleswig-Holstein bei 7 ha. In Ostdeutschland dominieren dagegen wenige Großbetriebe den Erwerbsobstanbau. In Thüringen liegt die durchschnittliche Baumobstfläche je Betrieb bei 40 ha, in Mecklenburg-Vorpommern bei 46 ha und in Sachsen sogar bei 64 ha. ZBG-Branchenbericht Obstbau, Januar 2014, 1/6

Erntemengen schwanken stark Die Hauptapfelsorten im deutschen Anbau sind Elstar mit 19% und die Jona-Sortengruppe (mit der wichtigsten Sorte Jonagold ) mit 18% der Apfelanbaufläche. Die Sorten Braeburn (8%), Gala (6%) sowie Idared, Golden Delicious und Boskoop mit jeweils 3% der Anbaufläche folgen. An zweiter Stelle der bedeutenden Baumobstarten stehen Kirschen, gefolgt von Pflaumen und Birnen. Die Erntemengen im Obstbau schwanken von Jahr zu Jahr, da der Anbau stark witterungsabhängig ist. Spätfröste im Frühjahr sorgen immer wieder für starke Schäden an den Blüten und vermindern den Fruchtansatz, kalte Temperaturen im Sommer für geringen Massezuwachs und kleine Kalibergrößen. In der Grafik sind die Erntemengen der Jahre 2010 bis 2012 dargestellt. Gerade Kirschen mit ihrer frühen Blüte sind besonders frostanfällig und hohe Verluste wie 2012 kommen trotz Frostschutzmaßnahmen immer wieder vor. Im Apfelanbau ist die Alternanz eine Ursache für schwankende Erträge. 2012 wurden mit 972.000 t 8% mehr Äpfel geerntet als im Jahr zuvor. In ertragreichen Jahren (Vollernten) sind Erntemengen von weit über 1 Mio. t Äpfeln möglich. (2009 : 1,07 Mio. t). ZBG-Branchenbericht Obstbau, Januar 2014, 2/6

Markt für Baumobst Für die Preisentwicklung auf dem deutschen Markt sind nicht nur die heimischen Erntemengen bestimmend, sondern auch die Erntemengen in den anderen wichtigen Produktionsländern in der EU und in den Überseegebieten. 2012 wurden laut Prognosfruit EU-weit mit rund 9,74 Mio. t eine der schwächsten Apfelernten der vergangenen Jahre eingefahren. 2011 lag die Erntemenge mit 10,66 Mio. t deutlich höher, während sie 2010 mit 9,70 Mio. t noch unter der Menge von 2012 lag. So ist auch zu erklären, dass die Erzeugerpreise für Tafeläpfel seit Mitte 2012 wieder steigen, trotz der höheren Erntemengen in Deutschland (siehe Grafik). 2013 wurde in Deutschland eine der kleinsten Erntemengen seit Jahrzehnten erzielt. Mit nur dieser Zahlen ist ein Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung über einen Zeitraum von drei Kalender- bzw. drei Wirtschaftsjahren möglich. Die teilnehmenden Betriebe wiesen im Mittel eine Betriebsfläche von 35 ha auf, wovon 94% für den Anbau von Obstkulturen genutzt wurden. Im Vergleich zur Vorperiode erweiterten die Betriebe ihren Flächen leicht (+ 4% bzw. um 1,3 ha). Der größte Teil der Flächen befand sich im Eigentum, der Pachtflächenanteil lag bei knapp 40%. Die Betriebe beschäftigten im Durchschnitt 7,11 Vollzeitarbeitskräfte, wovon 1,5 Arbeitskräfte aus der Unternehmerfamilie stammten Die Obstbaubetriebe der ZBG-Stichprobe beschäftigten neben den Arbeitskräften aus der Familie 1,3 weitere ständige Vollrund 800.000 t (2. Ernteschätzung des Stat. Bundesamtes von August 2013: 797.500 t) liegt der Ertrag um fast 20% niedriger als im Vorjahr. Die Ursache für die niedrigen Erträge war die kühle und regenreiche Witterung während der Blüte und zur Zeit des Fruchtansatzes. Besonders betroffen ist das Gebiet der Niederelbe (Altes Land), wo 30 bis 40% weniger Äpfel als im Vorjahr geerntet wurden, deutlich weniger betroffen ist der Bodenseeraum. Die kalte Witterung führte ebenfalls dazu, dass die Kalibergrößen im Durchschnitt relativ klein ausfallen. Die europäische Tafelapfelernte wird auf rund 10,8 Mio. t geschätzt, allerdings soll der Anteil an Verarbeitungsware (Schäden durch Schorf, Hagel etc.) höher ausfallen, so dass der Anteil an Tafelware auf dem Vorjahresniveau liegen dürfte. Die kleinere Erntemenge hat auf dem deutschen Markt Einfluss auf den Preis, für beliebte Sorten lagen die Preise zum Jahresende 2013 im Durchschnitt deutlich über dem Niveau der Vorjahre. ZBG-Betriebsvergleich 2011/12: Einbußen durch niedrigere Preise Höhere Erntemengen an Äpfeln in Deutschland und der EU 2011 führten in der Saison 2011/12 zu niedrigeren Erzeugerpreisen. Ein geringer Betriebsertrag gleichzeitig aber fast unverändert hohe Aufwendungen hatten wirtschaftliche Einbußen zur Folge. Insgesamt verschlechterte sich die Lage der Kernobstbetriebe, die am ZBG-Betriebsvergleich teilgenommen haben im Vergleich zur Vorperiode deutlich. Kernobstbetriebe: Betriebsergebnisse hinter Vorjahr Am Betriebsvergleich für das Kalenderjahr 2011 und das Wirtschaftsjahr 2011/12 haben deutschlandweit 146 Obstbaubetriebe mit dem Schwerpunkt Kernobstproduktion teilgenommen. Wie in anderen Jahren auch, stammt die überwiegende Zahl der Betriebe aus Niedersachsen (Altes Land). Die Betriebe vermarkten ihre Produktion zu einem großen Teil (mehr als 75% der Einnahmen) indirekt d. h. über Erzeugerorganisationen oder über Großmärkte bzw. Großhändler. In der nachfolgenden Auswertung werden die Daten von 107 Kernobstbetrieben einbezogen, von denen aus den vorangegangenen drei Jahren Daten vorlagen. Diese Gruppe bildet die sogenannten identischen Betriebe. Anhand zeitkräfte. Den zusätzlichen Bedarf an Arbeitskräften deckten sie zu mehr als 60% mit saisonal beschäftigten Arbeitskräften ab. Insbesondere in der Erntezeit ist der Bedarf an flexibel einsetzbaren Arbeitskräften hoch. Dass es sich dabei überwiegend um geringer qualifizierte Aushilfskräfte handelt, ist an der Höhe der Lohnaufwendungen abzulesen. Sie lagen 2011/12 mit knapp 17.300 Euro im unteren Bereich. In anderen Gartenbausparten ist der Anteil an gut qualifizierten Fachkräften höher, was höhere Lohnaufwendungen zur Folge hat. ZBG-Branchenbericht Obstbau, Januar 2014, 3/6

Niedrige Erzeugerpreise lassen Ergebnisse einbrechen Nach der vergleichsweise guten Saison 2010/11 mit relativ hohen Erzeugerpreisen verlief die Saison 2011/12 für viele Betriebe weniger erfolgreich. Ursache waren vor allem niedrigere Erzeugerpreise infolge der höheren Ernte in Europa (siehe Grafik, Erzeugerpreisindex). Dadurch fiel der Betriebsertrag im Durchschnitt mit rund 444.000 Euro 4,2% niedriger aus. Dementsprechend sank der Betriebsertrag pro Arbeitskraft um 9% auf 62.500 Euro. Der Rückgang wurde verstärkt durch den höheren Einsatz von Arbeitskräften (+6%). Der Aufwand erhöhte sich um 1,5% auf durchschnittlich 356.000 Euro. Die größten Aufwandsposten stellten der allgemeine Aufwand (40% des Betriebsertrages) und der Lohnaufwand für die angestell- ZBG-Branchenbericht Obstbau, Januar 2014, 4/6

ten Arbeitskräfte (22% des Betriebsertrages) dar. Der Spezialaufwand für die Eigenproduktion fiel dagegen mit nur 17% spartenbedingt relativ gering aus (Dauerkulturen). Insgesamt mussten die Betriebe durchschnittlich 94% des Betriebsertrages für Sachaufwand und Löhne (inklusive Lohnansatz für Familienarbeitskräfte) aufwenden und damit deutlich mehr als in der Vorperiode (89%). Dadurch sind auch die Einbrüche beim Betriebserfolg zu erklären. Der Gewinn pro Familienarbeitskraft brach im Vergleich zu den guten Ergebnissen der Vorperiode um 30% auf rund 51.500 Euro ein. Bei der Arbeitsproduktivität gab es deutliche Rückgänge. Das Betriebseinkommen je Arbeitskraft sank um 13% auf 26.000 Euro. Im Durchschnitt erwirtschafteten die Obstbaubetriebe einen Reinertrag von 6,1% des Betriebsertrages, d.h. dass eine angemessene Verzinsung des eingesetzten Kapitals nicht erreicht wurde. Dafür wäre ein Reinertrag von über 12% notwendig. Pro Arbeitskraft lag der Reinertrag bei knapp unter 3.800 Euro. Der Rentabilitätskoeffizient von 0,86 zeigt, dass die Betriebe im Durchschnitt keine volle Faktorentlohnung erreichten. Die Familienarbeitskräfte konnten zwar vollständig entlohnt werden, der Faktor Kapital jedoch nicht. In den teilnehmenden Obstbaubetrieben besteht generell eine konstante Investitionsbereitschaft, die zeigt, dass die Mehrzahl der Betriebsinhaber ihre Zukunftsperspektiven positiv einschätzen. In der wirtschaftlich etwas schwierigeren Periode 2011/12 lagen die Nettoinvestitionen sogar höher als in der Vorperiode. Auf eine regelmäßige Investitionstätigkeit weisen auch die relativ hohen Abschreibungen hin, die gemessen am Betriebsertrag bei 12 bis 13% liegen. Erfolgreiche Betriebe etwas kleiner Wie in allen Gartenbausparten ist die Heterogenität der Betriebe im Hinblick auf den Betriebserfolg sehr groß. In der Grafik sind die Kennzahlen für das Kalenderjahr 2011 und das Wirtschaftsjahr 2011/12 für die jeweiligen Drittel dargestellt. Während das erfolgreiche erste Drittel einen Gewinn pro Familienarbeitskraft von fast 98.000 Euro erreichte, lag dieser in Betrieben des dritten Drittels bei nur 5.800 Euro. Die schwierige Lage dieser Betriebe verdeutlicht auch das niedrige Betriebseinkommen je Arbeitskraft, das unter den gezahlten Lohnaufwendungen je Arbeitskraft liegt. Das bedeutet, dass die Betriebe mehr pro Arbeitskraft aufwenden als sie durch sie einnehmen. Ein Grund für die wirtschaftliche Lage dieser Betriebe ist in der Flächenproduktivität zu finden. Aus Daten aus dem Alten Land geht hervor, dass dort die Betriebe des dritten Drittels weniger Ertrag pro ha Anbaufläche ernten als die des ersten Drittels. Während 2011/12 die Betriebe des ersten Drittels einen durchschnittlichen Hektarertrag von 380 dt erzielten, lag dieser bei Betrieben des dritten Drittels mit 348 dt um 9% niedriger. Zudem erzielten diese Betriebe einen niedrigeren Durchschnittspreis (33 Euro zu 36,60 Euro), was eventuell auf Qualitätsprobleme oder auf die Sortenstruktur der Anlagen zurückzuführen werden kann. Eventuell ist auch die technische Ausstattung nicht so gut wie in den Betrieben des ersten Drittels, so dass eine rationelle Produktion nicht in dem Maße möglich ist wie in den Betrieben des ersten Drittels. Neben dem geringeren Betriebsertrag weisen die Betriebe des dritten Drittels jedoch auch einen deutlich höheren Aufwand auf. Für die Löhne der angestellten Arbeitskräfte, aber auch für die Eigenproduktion und den allgemeinen Aufwand mussten die Betriebe mehr aufwenden, da diese Betriebe im Durchschnitt größer sind und mehr Arbeitskräfte beschäftigen. Ihre Flächen- und Arbeitsproduktivität liegt aber deutlich unter dem Durchschnitt und sehr deutlich unter den Ergebnissen der Betriebe des ersten Drittels. Eine volle Faktorentlohnung erreichen die Betriebe des dritten Drittels nicht, was der Rentabilitätskoeffizient von 0,72 zeigt. Die Betriebe des ersten Drittels können alle Produktionsfaktoren voll entlohnen (Rentabilitätskoeffizient 1,38) sowie ein Entgelt für die unternehmerische Leistung erwirtschaften. Ausblick 2013 Kleine Apfelernte in Deutschland und Österreich, mehr in Polen 2013 wurden in Deutschland und Österreich die kleinesten Apfelernten der vergangenen zehn Jahre verzeichnet. Ausgeglichen wird das kleinere Angebot jedoch durch höhere Erträge in Polen und Tschechien. Insgesamt wurden nach Schätzungen von Prognosfruit 2013 mit 10,8 Mio. t etwa 7% mehr Äpfel in den 28 EU-Ländern geerntet als im Vorjahr. Die Preise lagen zum Jahreswechsel 2013 für viele Sorten über dem Vorjahresniveau. Der relativ große Anteil an kleinen Kalibern erfordert jedoch zum Teil Preiszugeständnisse. Inwieweit die höheren Preise die doch zum Teil deutlich geringeren Erntemengen in den Betrieben ausgleichen können, ist die Frage. Betriebe, die durchschnittliche Erntemengen verzeichneten, dürften auf jeden Fall vom höheren Preisniveau profitieren. Ob das Preisniveau höhere Importe von der Südhalbkugel anzieht, ist ebenso fraglich. Ware aus Neuseeland hat in den vergangenen Jahren gute Abnehmer im asiatischen Raum gefunden, nach Europa gelangte dadurch weniger Ware. ZBG-Branchenbericht Obstbau, Januar 2014, 5/6

Fakten Kernobstbetriebe Hektarertrag und Preise niedriger als im Vorjahr Betriebsertrag gesunken Alle Erfolgsgrößen im Vergleich zur Vorperiode zurückgegangen, aber höher als 09/10 Reinertrag positiv, reicht aber nicht zur Entlohnung des Faktor Kapitals (Zinsansprüche) Gewinn/Familienarbeitskraft auf 51.500 Euro gesunken (-30%) Lohnaufwendungen für entlohnte Arbeitskräfte am niedrigsten in Gartenbausparte (hoher Anteil an Saisonarbeitskräften) Rentabilitätskoeffizient 0,86, keine vollständige Faktorentlohnung Hohe Nettoinvestitionen (3.500 Euro je Arbeitskraft), mehr als in Vorperiode Hohe Abschreibungen (13% des Betriebsertrages) deuten auf regelmäßige Investitionstätigkeit hin Quellen BMELV (2013): Der Gartenbau in Deutschland - Daten und Fakten BMELV (2013): Ertragslage Garten- und Weinbau 2013 Dirksmeyer, W., Fluck, K. (2013): Wirtschaftliche Bedeutung des Gartenbausektors in Deutschland, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Thünen Report 2, Braunschweig Prognosfruit (2013): European Apple and Pear Forecast, August 2013, www.prognosfrit.eu Stat. Bundesamt (2013): Baumobsterhebung 2012 Stat. Bundesamt (2013): Genesis-Datenbank, Erzeugerpreisindex, Abfrage 6.12.2013 ZBG (2013): Kennzahlen für den Betriebsvergleich im Gartenbau 2013, 56. Jahrgang, Hannover Impressum Herausgeber: Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau e. V., Herrenhäuser Str. 2, 30419 Hannover Website: www.zbg.uni-hannover.de E-Mail: zbg@zbg.uni-hannover.de Telefon: 0511-762-5409 Telefax: 0511-762-19245 Redaktion: Sabine Hübner Der Nachdruck auch auszugsweise ist nur mit vorheriger Genehmigung durch das ZBG zulässig. Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie weitere Exemplare dieser Publikation benötigen. ZBG-Branchenbericht Obstbau, Januar 2014, 6/6